Namens-/Sachregister

Frauenbios

Klothilde Gollwitzer-Meier

( Klothilde Gollwitzer-Meier, standesamtlich Clothilde Meier )
(29.10.1894 Wolznach – 2.3.1954 Hamburg)
Medizinerin
Universität Hamburg: Martinistraße 52 (Wirkungsstätte)
Harvestehuder Weg 39 (Wohnadresse)
Ein Jahr nach ihrem Tod wurde in Bad Oeynhausen die Gollwitzer-Meier-Klinik, ein medizinisches Rehabilitationszentrum für Herz- und Kreislauferkrankungen eröffnet.
Warum wurde dort eine Klinik nach einer Hamburger Professorin benannt? Das Staatsbad Bad Oeynhausen hatte seit 1930 enge Beziehungen zu Hamburg. „Auf Initiative des damaligen Kurdirektors Jordan wurde in enger Kooperation mit der Universität Hamburg ein balneologisches Institut errichtet. Es sollte sich der wissenschaftlichen Erforschung der Wirkung von Kurmitteln auf den menschlichen Organismus widmen. Nach dem Tode des ersten Direktors des Instituts, dem Pharmakologen Prof. Dr. Bornstein von der Universität Hamburg, wurde Frau Prof. Dr. med. Klothilde Gollwitzer-Meier (1932) mit der Leitung des balneologischen Instituts betraut. Als wissenschaftlich ausgewiesene Schülerin berühmter Kreislaufforscher galt ihr Interesse vor allem der Erforschung der Physiologie des Herz-Kreislauf-Systems. Durch zahlreiche Publikationen erwarb sich das Institut unter ihrer Leitung einen hervorragenden wissenschaftlichen Ruf.
Nach dem Kriege entwickelte Frau Prof. Gollwitzer-Meier ein neues Konzept für einen geplanten Neubau des Instituts auf dem Gelände des alten Badehauses II. Hier sollte klinische, physiologische und balneologische Forschung im Verbund unter einem Dach betrieben werden,“ heißt es auf der Website der Gollwitzer-Meier-Klinik. Hierfür hatte sie 1952 den Auftrag von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen bekommen.
Klothilde Gollwitzer-Meier war die Tochter des Hals-Nasen-Ohren-Arztes Dr. Hinrich Meier und seiner Frau Rosa. Nach dem Abitur 1913 wollte Klothilde Gollwitzer-Meier Medizin studieren, doch ihr Vater, der sich inzwischen von seiner Ehefrau getrennt hatte, weil sie ihm nur Mädchen geboren hatte (3 Kinder), kam diesem Wunsche nicht nach. „In der Hoffnung, ihn doch noch umstimmen zu können, folgte sie seiner Weisung und erlernte für einige Monate Nähen und Haushaltsführung. Der Vater gab schließlich ihrem Studienwunsch nach, doch gewährte er ihr als Unterstützung nur die häusliche Unterkunft und Verpflegung. Mittels Stipendien war es Klothilde Gollwitzer-Meier noch im Jahre 1913 möglich, in München mit dem Medizinstudium zu beginnen.“ [1] 1919 promovierte sie. Es folgten nun wissenschaftliche Arbeiten und Versuche. So konnte sie nachweisen, dass die Venen zu einer rhythmischen Bewegung fähig sind. Außerdem ermittelte sie die vasomotorische Breite der Herzkranzgefäßreaktionen. „Ihr fachlicher Ruf war bald so gut, dass die medizinischen Fakultäten in Göttingen, Rostock, Prag und Granz sie gerne an einen Lehrstuhl berufen hätten, aber keines der zuständigen Ministerien gab die Zustimmung für die Berufung einer Frau.“ [1]
1924 habilitierte sie sich mit einer Arbeit über die Hyperventilationsapnoe. 1928 wurde sie endlich zum außerplanmäßigen Professor ernannt, einen ordentlichen Lehrstuhl gab man ihr jedoch nicht. Zu dieser Zeit war sie seit 1927 kurze Zeit Oberärztin in Frankfurt a. M. 1929 nahm sie die Leitung der Inneren Abteilung am St. Hildegard-Krankenhaus in Berlin an. Wegen Heirat schied sie aus dieser Position aus. 1932 erhielt sie, allerdings auch nur als außerplanmäßige Professorin einen Lehrstuhl für Pathologische Physiologie und Pharmakologie an der Universität Hamburg und übernahm die Leitung des Instituts für experimentelle Pathologie und Balneologie. Gleichzeitig hatte sie noch die Leitung des balneologischen Instituts in Bad Oeynhausen inne, welches dem Institut in Hamburg angegliedert war.
In erster Ehe war Klothilde Gollwitzer-Meier mit dem Mediziner Dr. Hans Gollwitzer verheiratet gewesen. Die Ehe wurde 1924 geschlossen und hielt acht Jahre. 1932 heiratete sie Prof. Dr. med. Christian Kroetz, Chefarzt für Innere Medizin am Altonaer Krankenhaus. Klothilde Gollwitzer-Meier war Mitglied im Zonta-Club, Club der berufstätigen Frauen in Führungspositionen.
In der NS-Zeit wurde sie 1934 Mitglied im NS-Lehrerbund [2] und 1937/38 Mitglied der NSDAP. Zu ihrer Mitgliedschaft in der NSDAP schrieb sie in ihrem Entnazifizierungsfragebogen: „Anmeldung [zur Mitgliedschaft] Nov. 37, Aufnahme Februar 38, unfreiwillige Vordatierung 1.5.37.“ [3] Über den Grund ihrer Mitgliedschaft gab sie am 6.6.1945 an: „Die allgemeine Feindschaft des Nationalsozialismus gegen die Akademikerin auf einem planmäßigen Lehrstuhl war ein mögliches Hindernis für eine Berufung. Im Jahre 1934 stand ich auf der Vorschlagsliste der medizinischen Fakultät der Deutschen Uni Prag als Nachfolgerin von Prof. Biedl.“ [4] In der NSDAP Mitgliederkartei, die sich im Bundesarchiv befindet, steht allerdings, dass sie nur: L, war, was bedeutet: nur Mitglied Lehrerbund, nicht NSDAP. [5] Warum Gollwitzer-Meyer in ihrem Entnazifizierungsfragebogen eine Mitgliedschaft in der NSDAP angab und darüber hinaus diese auch noch begründet hat, lässt sich nicht klären.
Eva Brinkschulte schreibt über den weiteren Werdegang von Klothilde Gollwitzer-Meier:“1939 erhielt sie die apl. Professur, 1947 wurde sie in ein planmäßiges Extraordinariat ihres Faches, das einzige seiner Art für eine Frau in dieser Zeit, berufen. Ab 1952 wurde in Bad Oeynhausen ein großes neues Forschungsinstitut gebaut, welches ihrer Forschungstätigkeit endlich auch den verdienten größeren Rahmen geben sollte. Die Anerkennung kam zu spät, sie hat die Fertigstellung nicht mehr erlebt.“ [6]
Text: Rita Bake
Quelle:
1 Traute Hoffmann: Der erste deutsche ZONTA-Club. Auf den Spuren außergewöhnlicher Frauen. Hamburg 2002, S. 51f.
2 Bundesarchiv Mitgliederkartei NSLB
3 Staatsarchiv Hamburg 221-11 Ed 4245
4 ebenda
5 BArch (Bundesarchiv) R 9361-IX Kartei 11471302
6 Eva Brinkschulte: Die ersten habilitierten Frauen und eine Professorin 1919-10960, in: Spurensuche – erste Ärztinnen in Hamburg und am UKE. Hamburg 2014, S.63.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae

Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons

März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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