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Helga Stödter

( Dr. Helga Stödter, geb. Kloninger )
(9.3.1922 Berlin – 29.5.2011 Hamburg)
Juristin, Frauenrechtlerin
Helga Stödter-Stiftung – Frauen für Führungspositionen, errichtet 1988
Golfstraße 7 (Wentorf/Aumühle) (Wohnadresse und Sitz der Stiftung)
Dr. Helga Stödter, Quelle: Helga Stödter Stiftung
Seit März 2012 zeichnet die Helga Stödter-Stiftung mit dem bundesweit einmaligen Helga-Stödter-Preis der Handelskammer Hamburg für Mixed Leadership Mitgliedsunternehmen aus, die sich vorbildlich für ein ausgewogenes Verhältnis von Frauen und Männern in Führungspositionen einsetzen und das Prinzip des „Mixed Leadership“ in ihrer Personalstruktur realisiert haben.
Die Auszeichnung wird jährlich verliehen in Zusammenarbeit mit der Handelskammer Hamburg. Als Sponsoren treten auf: Europeans Women’s Management Development International Network– EWMD Deutschland e.V.; FIM e.V. Vereinigung für Frauen im Management; Verband deutscher Unternehmerinnen VdU sowie ZONTA – die Zonta-Clubs Hamburg, Hamburg-Elbufer, Hamburg-Alster, Hamburg-Hanse, Hamburg Hafen.
Helga Stödter gründete ihre Helga Stödter Stiftung 1988 mit einem Stiftungskapital von 50.000 Euro. Das Ziel der Stiftung ist, Frauen in Führungspositionen zu fördern, Informationen, Beratung, Ermutigung und Unterstützung zu geben. Die inhaltliche Schwerpunktsetzung betrifft Information und Forschung zum Thema Frauen und Karriere, Veranstaltungen von Seminaren und Kongressen.
Vier Jahre vor dieser Gründung hatte Helga Stödter 1984 mit anderen Frauen und Männern zusammen in London das EWMD (European Women’s Management Development Network) ins Leben gerufen und war zur ersten Präsidentin gewählt worden. 1987 hatte Helga Stödter die Gründung von FIM, der Vereinigung von Frauen im Management initiiert.
Vor all diesen Gründungen von Verbänden und der Stiftung hatte sich Helga Stödter der Situation alleinstehender Mütter gewidmet. Als sich 1972 der „Verband für alleinstehende Mütter Landesverband Hamburg e.V.“ gründete, wurde sie dessen Vorsitzende. Die größten Erfolge des Verbandes bereits wenige Monate nach seiner Gründung waren: Familien, die aus alleinerziehenden Müttern bestanden, erhielten bei der Wohnungsvergabe durch die Sozialämter nun einen Anspruch auf ein Zimmer pro Person. Bis zu dieser Neuerung hatte eine alleinerziehende Mutter mit einem Kind nur eine Einzimmerwohnung beanspruchen dürfen. Außerdem erreichte der Verband, dass die Wohnungsbaugenossenschaft „Neue Heimat“ im Hamburger Stadtteil Lohbrügge-Nord ein Service-Haus baute, in dem 96 Wohnungen für alleinerziehende Mütter mit Kindern vorgesehen wurden. Es gelang Helga Stödter darüber hinaus gemeinsam mit dem Landesverband Hamburg und einem hamburger Amtsvormund die Unterhaltsvorschusskasse als Modellversuch in Hamburg einzuführen, die sich dann später bundesweit durchsetzte. Durch diese Kasse können alleinerziehende Mütter Gelder für ihre Kinder bekommen, wenn die Väter keinen Unterhalt zahlen.
In einem Portrait über sie, welches in dem Buch „Stifterinnen. Frauen erzählen von ihrem Engagement“ abgedruckt ist, äußert sich Helga Stödter über ihre Motivation für ihr außerordentliches Engagement: „ ‚Ich arbeite am besten, wenn ich begeistert oder empört bin. (…) Das hat mich mein Leben lang aktiviert. (…) Ich war immer unbequem, ich habe immer genau nachgefragt, wenn ich etwas wissen wollte. (…) Wie kann eine Wirtschaftsnation es sich leisten, so mit dem ‚Humankapital Frauen‘ umzugehen und das Potenzial zu vergeuden?‘ (…) Weiterhin werden Frauen benachteiligt, die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Karriere ist keine gelebte Realität. Auf diesen Missstand hinzuweisen, hier zu informieren, zu kämpfen, zu fordern – das hat sich Helga Stödter mit ihrer Stiftung auf die Fahnen geschrieben, um in der Politik, bei Unternehmen, Institutionen und Betroffenen die Diskussion voranzutreiben.“ 1)
Helga Stödter entstammte einer Berliner Familie des Bildungsbürgertums. Die Eltern förderten sie und erzogen sie zu „einer kritischen Haltung gegenüber dem nationalsozialistischen System, als Einzige ihrer Klasse war sie nie im BDM oder im Arbeitsdienst. Sie wurde kosmopolitisch erzogen – noch 1939 schickten ihre Eltern sie nach England.“ 2)
Helga Stödter studierte Auslandswissenschaften, wechselte dann zur Volkswirtschaft. „Mit 20 Jahren, während ich an meiner Doktorarbeit in Berlin saß, studierte ich nebenbei Jura und erfuhr in einem familienrechtlichen Seminar, dass das Schmerzensgeld als vermögensrechtlicher Anspruch nach damaligem Recht nur ein Mann einklagen konnte (…). Das empörte mich so sehr, dass ich mich entschloss, wegen solcher Ungerechtigkeiten Juristin zu werden. Das war eher ungewöhnlich, denn im Dritten Reich gab es für Frauen keine Möglichkeit, einen juristischen Beruf zu ergreifen.“ 3)
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde Helga Stödter zur Verteidigerin beim Generalgericht in Rastatt bestellt, „das dem sogenannten Kriegsverbrechergericht in Nürnberg entsprach“. 4)
Helga Stödter war zweimal verheiratet: 1949 heiratete sie in erster Ehe einen Arzt und bekam mit ihm eine Tochter. Vera Bloemer schreibt über den weiteren Lebensweg von Helga Stödter: „(…) besonders (..) nach Kriegsende hielt sie Vorträge über Frauenrechte, engagierte sich im Club berufstätiger Frauen und wurde aktiv in der Stuttgarter Bürgerrechtsgesellschaft. (…) Nach bestandenem Assessorexamen und einer abgekürzten Anwaltsassessorenzeit arbeitete sie als Anwältin in Stuttgart.“ 5) Später ging sie als Anwärterin in den höheren diplomatischen und konsularischen Dienst. Nach Abschluss dieser Ausbildung kam sie nach London, wo sie „in der Rechtsabteilung arbeitete. Dabei fielen ihr vor allem die juristischen Aufgaben zu, die mit der Verfolgung der deutschen, nach England emigrierten Juden zu tun hatten. (…) Ihre politische Unbelastetheit machte es möglich, dass sie als stellvertretende Leiterin der juristischen Abteilung mit 40 Mitarbeitern der deutschen Botschaft in London im Bereich Wiedergutmachung arbeitete. (…) Helga Stödter bat mit Rücksicht auf ihren damaligen Gesundheitszustand um die Entlassung aus dem Auswärtigen Dienst und wurde in Hamburg als Anwältin zugelassen.“ 6) Sie heiratete in zweiter Ehe den Hamburger Reeder und Juristen Rolf Stödter (1909-1993). Dieser war 1933 sowohl in die NSDAP als auch in die SS eingetreten.
Helga Stödter führte nun ein Leben als Mutter von drei Töchtern, Ehefrau und Anwältin. Hinzu kamen Ehrenämter, die sie wahrnahm.
Für ihr Engagement erhielt sie mehrere Auszeichnungen, so z. B. das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Text: Rita Bake
Quelle:
1) Vera Bloemer; Stifterinnen. Frauen erzählen von ihrem Engagement – ein Lesebuch. Hrsg. vom Bundesverband Deutscher Stiftungen. Berlin 2010, S. 219.
2) Vera Bloemer, a. a. O., S. 220.
3) Zit. Nach Vera Bloemer, a. a. O., S. 220.
4) Ebenda.
5) Vera Bloemer, a. a. O., S. 221.
6) Ebenda.

Weblinks:
de.wikipedia.org/wiki/Helga_Stödter
www.helga-stoedter-stiftung.de/stiftung/stifterin/
www.ewmd.org
www.fim.de
www.vdu.de
www.zonta.org
 

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Datenbank Hamburger Frauenbiografien

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Zuletzt eingetragene Namen

Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann
Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

Wie nutzen Sie die Datenbank?

  • Sie kennen den Namen einer Frau – und möchten mehr wissen?
    Dann geben Sie den Namen ein. Sie finden: Wohn- bzw. Wirkungsstätte und mehr oder weniger ausführlich biografische Daten, ggf. mit Hinweisen auf weitere Veröffentlichungen, Webseiten.
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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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