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Bella Spanier

(25.2.1884 in Burg-Lesum - am 25.10.1941 nach Lodz, am 10.5.1942 nach Chelmno deportiert und ermordet)
Lehrerin, rassisch Verfolgte
Rosenallee 11 (Schule: Wirkungsstätte, Stolperstein)
Tegetthoffstraße 9 (Wohnadresse, Stolperstein)
Bella Spanier wurde 1884 in Lesum geboren. Burg-Lesum ist heute ein Stadtteil von Bremen, war aber bis zur Gebietsreform am 1. November 1939 preußisch. Bellas Eltern waren der jüdische Kaufmann Jacob Spanier und seine Ehefrau Caroline, geb. Neumark. Jacob Spanier, Sohn des Kaufmanns Ruben Spanier aus Hamburg und seiner Ehefrau Karoline, geb. Fränckel, starb 1916 in Hamburg.
Bella hatte eine ältere Schwester Rebecca, die 1881 in Burgdamm (auch zum Standesamt Lesum gehörend) geboren wurde. Vermutlich zog Familie Spanier nach Hamburg, als die Mädchen noch Kinder waren. Bella Spanier wurde Lehrerin und unterrichtete viele Jahre an der Volksschule für Mädchen in der Rosenallee 11. Sie hatte ihre Ausbildung im Lehrerinnenseminar in Altona erhalten und nahm ihre Berufstätigkeit im Alter von 22 Jahren im Juni 1906 in Hamburg auf. Sie war Sozialdemokratin, Mitglied in der „Gesellschaft der Freunde des Vaterländischen Schul- und Erziehungswesens“ und Anhängerin der Reformpädagogik. Bei ihren Schülerinnen war sie sehr beliebt. Gerne fuhr sie mit ihren Klassen in die Stadtkolonie Moorwerder an der Bunthäuser Spitze, die noch heute als Freiluftschule existiert. Bella Spanier war klein und zierlich. Ihre dunklen Haare trug sie als „Bubikopf“ mit einem Mittelscheitel. Nach 27 Berufsjahren entließ man sie aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 zum 22. Juli 1933, da sie Jüdin und SPD-Mitglied war. In einem Schreiben des Staatsamtes an die Gestapo vom 6. Mai 1934 hieß es: „Die Spanier wurde am 22.7.33 entlassen, weil sie keine Gewähr dafür bietet, rückhaltlos für den nationalen Staat einzutreten.“
Bella Spanier wohnte in der Tegetthoffstraße 9 im dritten Stock. Einen Stock darunter lebten ihre Eltern. Im dritten Stock wohnten außerdem Frl. T. und M. Hubert, mit denen sich Bella Spanier eine Wohnung geteilt haben könnte. Anfang der 1930er Jahre – wahrscheinlich nach ihrer Entlassung aus dem Schuldienst – zog sie mit ihrer verwitweten Mutter in die Bismarckstraße 6 um, wo sie bei Bellas Schwester Rebecca wohnten, die in Hamburg im Februar 1911 den Kaufmann Iwan Selke geheiratet hatte. Iwan Selke war 1876 in Hamburg geboren worden. Er besaß ein Exportgeschäft. Bellas und Rebeccas Mutter Caroline starb im August 1937. Ihr Grabstein befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Langenfelde.
Wir wissen nicht, wie es Bella Spanier zwischen 1933 und Oktober 1941 erging, als sie den Deportationsbefehl erhielt. Sie musste mit der ersten Hamburger Deportation nach Lodz reisen, wo sie in die Richterstraße 9/11 (heute Tokarska) eingewiesen wurde. Die Wohnung bestand aus höchstens zwei Zimmern, in denen zehn weitere Personen untergebracht waren. Es gab nicht einmal eine Wasserleitung im Haus. Hier lebte sie zusammen mit der Hamburger Lehrerin Else Rauch, für die ein Stolperstein in der Grindelallee 152 liegt und an die in Eimsbüttel der Else-Rauch-Platz erinnert. Auch Betty Holstein und ihre Schwester Ellen Kämpfer (s. dort) wohnten dort. Alle vier wurden am 10.5.1942 im Vernichtungslager Chelmno ermordet.
Schwester Rebecca und Schwager Iwan Selke wurden kurz nach Bella Spanier am 6. Dezember 1941 nach Riga deportiert.
Text: Susanne Lohmeyer, aus: www.stolpersteine-hamburg.de
Quellen: 1; Standesamt Bremen-Nord, Geburtseintrag 32/1884 und 55/1881; StaH 131-10 Senatskanzlei – Personalabteilung I, 1933 Ja 13 c; StaH 332-5 Standesämter, 8677 + 94/1911; StaH 332-5, 8148 + 385/1937; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden, 992 e 2, Band 1 (Deportationslisten); HAB II 1926; HAB II und IV, 1912, 1919; Deportationsliste Litzmannstadt, Gedenkstätte Lodz Radegast; Ursel Hochmuth und Peter de Lorent (Hrsg.), Schule unterm Hakenkreuz, S. 316; Arthur Riegel, Else Rauch, S. 36f., S.131. Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen unter www.stolpersteine-hamburg.de.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae

Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons

März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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