Namens-/Sachregister

Frauenbios

Hedwig Voegt

(28.7.1903 Hamburg – 14.3.1988 Leipzig)
Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus, Literaturwissenschaftlerin. Hochschullehrerin, Direktorin des Instituts für Literarische Publizistik und Stilistik in Leipzig
Kurt-Schumacher-Allee 16 (heute Sitz: des Arbeitsamtes/Agentur für Arbeit, damals: Neuer Jungfernstieg 18 und Ferdinandstraße 5) (Wirkungsstätte in Hamburg)
Bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof Ehrenhain der Geschwister Scholl Stiftung
Vita, siehe: de.wikipedia.org/wiki/Hedwig_Voegt
Hedwig Voegt war die Tochter von Elisabeth und Gustav Voegt. Ihr Vater war Klempner im Stadtteil Sankt Pauli.
In ihrem Lebenslauf anlässlich ihrer Inauguraldissertation zur Erlangung des Doktorgrades von der Philosophischen Fakultät der Friedich-Schiller-Universität Jena schrieb Hedwig Voegt 1952: „Die schlechte soziale Lage meiner Eltern erlaubte es nicht, mich in die Oberschule zu schicken. Ich kam deshalb in die Seminarschule und besuchte acht Klassen. Es war mein Wunsch, von der Seminarschule gleich ins Lehrerinnenseminar hinüberzuwechseln, doch auch diesen Wunsch mußte ich aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben. Ich kam sodann in die Kaufmännische Lehre, besuchte die vorgeschriebene Handelsschule und trat siebzehnjährig in den Dienst der Deutschen Reichspost ein, arbeitete als Telegraphengehilfin im Fernsprechamt und im Postscheckamt Hamburg.“ [1]
1988 wird Hedwig Voegt in der Trauerrede von dem Redner zitiert: „Diese Tatsache des Ausgeschlossenseins von jedem höheren Bildungsweg machte mich bald zur Rebellin gegen die Gesellschaft überhaupt und gegen jede kleinbürgerliche Enge. … Ich spürte, Bildung und Wissenschaft waren nur für Geld zu haben, sie waren käuflich im doppelten Sinne. Ich hatte kein Geld, und so lernte ich begreifen, was es bedeutet, wenn die herrschende Klasse das Bildungsmonopol besitzt.“ [2]
1918 war ein wichtiges Jahr für sie. Ihre Schulzeit war zu Ende. Sie berichtete: „Natürlich spielten auch die großen Ereignisse dieser Zeit eine Hauptrolle. In meine früheste Jugend fielen die Oktoberrevolution in Russland und die deutsche Novemberrevolution. Das sind die historischen Kulissen, vor denen sich meine ersten politischen Einsichten entwickelten.“ [3]
In der Familienwohnung lebte ein Schauspieler als Untermieter. Er deklamierte Texte aus Don Carlos von Schiller. Dieses Erlebnis wirkte ebenfalls auf sie. Sie entdeckte in seinem Zimmer Schriften von Karl Marx und Gedichte von Heinrich Heine. Sie berichtete: „Schon früh hatte mich ein großer Bildungshunger erfasst, ein Hunger nach Wissen, der genauso schmerzte wie gewöhnlicher Hunger.“ [4]
1919 las sie im Hamburger Anzeiger eine kurze Nachricht über die Ermordung Rosa Luxemburgs. Sie bewahrte den Zeitungsausschnitt in einem Schulheft auf [5] und nahm wahr, dass ihre kleinbürgerliche Umwelt Rosa Luxemburg geringschätzig betrachtete.
1925 wurde Hedwig Voegt Mitglied der KPD-Wasserkante. Ihrer Familie war diese Entscheidung fremd.
Sie bekam zwei Aufträge von der Partei. Sie schrieb als Arbeiterkorrespondentin Berichte für die Hamburger Volkszeitung über die Situation im Fernsprechamt. Es ist nicht feststellbar, welche Berichte von ihr verfasst worden sind, weil die Berichte bis 1933 nur nach Jahrgängen nummeriert erschienen. Und sie gab eine illegale Betriebszeitung heraus.
Nachdem Hedwig Voegt eine Begabtenprüfung abgelegt hatte, besuchte sie die Hamburger Verwaltungsschule drei Semester, um sich auf das Studium der Volkswirtschaft vorzubereiten.
1931 wurde sie verhaftet. Jedoch konnte man ihr die Mitarbeit an der Betriebszeitung nicht nachweisen. Die Postdirektion versetzte sie mehrmals.
Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten erhielt sie im September 1933 Berufsverbot (Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums). Sie wurde entlassen und sie arbeitete weiter für die KPD im Untergrund.
1934 wurde sie von der Gestapo verhaftet. Ihr wurde Vorbereitung zum Hochverrat vorgeworfen. Das Urteil lautete zwei Jahre Zuchthausstrafe im Frauengefängnis Lübeck-Lauerhof.
1938 wurde sie wieder von der Gestapo verhaftet, sie war bis Ende März 1939 im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert.
1941 wurde sie in Geiselhaft genommen, als die deutschen Truppen in die Sowjetunion einmarschierten. [6]
Auf die Frage, ob sie während der Verfolgungen und Inhaftierungen von Verzweiflung erfasst wurde, antwortete sie 1983 in einem Interview, das die Wochenpost Berlin mit ihr führte: „Nein, davor hat mich mein historischer Optimismus bewahrt. Das klingt vielleicht hochtrabend, aber es ist so. Ich habe 22 Wochen in strengster Einzelhaft gesessen. Ich habe sie ertragen. Im Kopf hatte ich genug geistige Konterbande mit in die Zelle schmuggeln können. Ich sprach mir die rebellische Ode von Goethes ´Prometheus´ vor. Und ich spürte in mir die moralische Kraft, die von dieser Dichtung ausgeht. Ich zitierte Verse aus dem `Faust´. Aus dem `Kommunistischen Manifest´ kannte ich ganze Passagen auswendig und wiederholte mir immer wieder die Schlusssätze: Wir haben eine Welt zu gewinnen.“ [7]
1945 nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bekam sie nicht die Zulassung zu einem Studium an der Universität Hamburg. Sie bekam statt dessen eine Stelle im Landesarbeitsamt Hamburg und arbeitete weiter für die KPD, Bezirk Wasserkante.
Die Hamburger Volkszeitung erhielt 1946 die Erlaubnis wieder zu erscheinen. Hedwig Voegt schrieb Artikel, die nun unter ihrem Namen veröffentlicht wurden. „Dann hatte ich das große Glück, durch die Partei im Dezember 1948 von Hamburg aus in den östlichen Teil Deutschlands zu einem Sonderstudium delegiert zu werden. Hier war das Bildungsmonopol gebrochen worden, eine der bedeutendsten Errungenschaften der befreiten Arbeiterklasse. Mein großes Interesse für die Literatur führte mich ins Goethe- und Schiller-Archiv nach Weimar und hier wurde ich zur Literaturwissenschaftlerin ausgebildet… Mein Hobby wurde zu meinem Beruf.“ [8] Sie war wissenschaftliche Assistentin bei Prof. Gerhard Scholz, der die Ausstellung Gesellschaft und Kultur der Goethe-Zeit aus Anlass des 200. Geburtstags von Goethe am 29. August 1949 vorbereitete. „Er nahm sich vor, mit dem musealen Material, das zur Verfügung stand, das Leben und künstlerische Schaffen Goethes und der anderen deutschen Dichter dieser Epoche im engen Wechselverhältnis mit den gesellschaftlichen Bewegungen und revolutionären Kämpfen ihrer Zeit darzustellen.“ [9] Als `wissenschaftliche Aspirantin´ wurde Hedwig Voegt an der Universität Jena immatrikuliert und schloss ihr Studium 1952 mit der Dissertation: Der demokratische Patriotismus in der deutschen jakobinischen Literatur 1790 – 1800 ab. Sie hatte nun den Doktortitel und bekam 1953 eine Stelle als Dozentin im Institut für Publizistik und Zeitungswissenschaft an der Universität Leipzig. Ein Jahr lang pendelte sie zwischen Leipzig und Weimar, 1954 konnte sie eine Wohnung in Leipzig beziehen. Es war ihre erste Wohnung, bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie als Untermieterin in Zimmern gelebt.
1955 erschien ihre Dissertation als Buch unter dem Titel: Die deutsche jakobinische Literatur und Publizistik (1790 – 1800). [10] 1959 wurde Hedwig Voegt Professorin für Literarische Publizistik und ab 1963 Direktorin des Instituts für Literarische Publizistik und Stilistik.
1961 bekam sie einen Brief von ihrem Vetter, dem Professor Dr. H. Voegt aus Giessen an der Lahn, der ihr zu ihrer Professur gratulierte. Er hatte die Information im Deutschen Gelehrten-Kalender gefunden. Von ihren Brüdern, ihrer Schwester und ihren Neffen wurde sie nicht anerkannt. Sie war die einzige Kommunistin in ihrer Familie und hörte 1987 bei einem Besuch in Hamburg, dass sie es nur der Partei zu verdanken habe, so weit gekommen zu sein. Es kränkte sie, dass ihre Leistung von ihren Angehörigen nicht gewürdigt wurde. Für ihre Verdienste erhielt sie einige Medaillen, u. a. die Medaille Kämpfer gegen den Faschismus, die sie zu ihrer Geburtstagsfeier trug, als sie 80 Jahre alt wurde.
Hedwig Voegt blieb in Kontakt mit ihren ehemaligen MitstreiterInnen in Hamburg, sie bekam die Erlaubnis der DDR-Behörden am 15. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus mit ihnen zusammen einen Kranz am ehemaligen Konzentrationslager Fuhlsbüttel nieder zu legen. Und sie sagte 1962 als Zeugin im Dusenschön-Prozess aus. Dusenschön war SS-Sturmführer und Chef der SS-Wachkompanie im KZ Fuhlsbüttel gewesen. Ihm wurden Verbrechen gegen die inhaftierten Antifaschisten vorgeworfen, er wurde jedoch freigesprochen.
1963 wurde Hedwig Voegt in Rente geschickt, da nach einem DDR-Gesetz die Frauen mit 60 und die Männer mit 65 Jahren aus ihrem Amt als HochschulprofessorInnen bzw. –dozentInnen ausscheiden mussten. Sie bedauerte es sehr, richtete dann jedoch ihre Aktivität auf ihre Forschung und gab im Laufe der Jahre bis zu ihrem Tod 1988 die Werke von Johann Heinrich Voß, Adolph Freiherr Knigge, Georg Friedrich Rebmann, Johann Heinrich Merck und Georg Kerner heraus.
1986 erhielt sie von Prof. Dr. Inge Stephan vom Literaturwissenschaftlichen Seminar der Universität Hamburg die Einladung, einen Vortrag über die jakobinische Reiseliteratur zu halten. Nun erfüllte sich Hedwig Voegts Wunsch, an der Universität Hamburg zu lesen.
Trotz zunehmender gesundheitlicher Probleme arbeitete sie weiter. Sie bekam Einladungen, über ihre Forschungsergebnisse zu berichten und erhielt endlich Anerkennung.
Am 14. März 1988 starb Hedwig Voegt. Sie wurde auf dem Südfriedhof Leipzig im Ehrenhain der Antifaschisten bestattet. Ihre Urne wurde nach Hamburg überführt, als in Leipzig der Ehrenhain aufgehoben wurde. Hedwig Voegt wurde am 5.3.2011 im Ehrenfeld der Geschwister-Scholl-Stiftung auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt. [11]
In Leipzigs Neue erschien am 8. August 2003 zur Erinnerung an Hedwig Voegt ein Artikel, in dem sie gewürdigt wurde: „Die zehnjährige Tätigkeit an der Fakultät von 1953 bis 1963 ist neben der intensiven wissenschaftlichen Forschung von einer umfangreichen Lehrtätigkeit und einem aktiven gesellschaftlichen Wirken im Rahmen der Universität und der Stadt geprägt. In ihren Lehrveranstaltungen lässt Hedwig Voegt die Studenten nicht nur an der eigenen Forschung teilhaben, sondern durch die enge Verbindung von Forschung und Lehrgegenstand weckt und befördert sie bei den Hörern auch das Interesse für die selbständige Beschäftigung mit Literatur und Kunst. Auch außerhalb der Universität versteht es Hedwig Voegt, literarisch interessierte Studenten um sich zu scharen. In einer Art `literarischen Salon´, den sie in ihrer Wohnung nahe dem Rosental durchführte, debattierte sie bei Tee und Keksen mit den Studenten über Kunst und Literatur und deren erste Versuche literarischer Publizistik… .Die reichen wissenschaftlichen und politischen Erfahrungen Hedwig Voegts fanden ihren Niederschlag auch in dem Amt als Prodekan für den wissenschaftlichen Nachwuchs an der Fakultät und als Vorsitzende im Disziplinarausschuss der Universität. Nicht nur als Mitglied des Kulturbundes und Vorsitzende der Ortsgruppe der Goethe-Gesellschaft, sondern auch als Mitglied der SED-Bezirksleitung und als Stadtverordnete stritt sie für die Durchsetzung ihrer kulturpolitischen Interessen und Überzeugungen. Für ihr Schaffen wurde sie hoch geehrt. Die für sie wohl wertvollste Auszeichnung – neben dem vaterländischen Verdienstorden in Gold – war die Verleihung der Medaille `Kämpfer gegen den Faschismus´, mit der ihr politisches und antifaschistisches Wirken als junge Frau und Kommunistin in ihrer Heimatstadt Hamburg gewürdigt wurde.“ [12]
Text: Ingeborg Brusberg
Quellen:
1 Ursula Suhling, Rebellische Literatur – Quelle moralischer Kraft, Hedwig Voegt (1903 – 1988), Willi-B redel-Gesellschaft Geschichtswerkstatt e.V., 2007, Seite 23
2 Ursula Suhling, a.a.O., Seite 20, Auszug aus der Trauerrede vom 14.4.1988, S. 2f
Der Autor der Trauerrede war Prof. Dr. Siegfried Schmidt, ein ehemaliger Student Hedwig Voegts. Ich fand die Information im Rundbrief 2009 der Willi-Bredel-Gesellschaft, Seite 47
3 Ursula Suhling, a.a.O., S. 20
4 Ursula Suhling, a.a.O., S. 20
5 Ursula Suhling, a.a.O., S. 22 - 23
6 Wikipedia: Hedwig Voegt, https://de.wikipedia.org/wiki/Hedwig_Voegt, (abgerufen: 23.7.2021)
7 Ursula Suhling, a.a.O., S. 27, Wochenpost Berlin, Juli 1983, S. 16 f.
8 Ursula Suhling, a.a.O., S. 29
9 Eva Nahke in Ursula Suhling, a.a.O., S. 30 – 37
10 Brockhaus Band 11, 2001, S. 91: „Die Bezeichnung Jakobiner wurde außerhalb Frankreichs für entschiedene Anhänger der Französischen Revolution und für radikale Demokraten verwendet.“ „Jakobinerliteratur, Bezeichnung für das publizistische Wirken der deutschen Jakobiner…Zentrale Inhalte waren die Menschenrechtsforderungen, Propagierung demokratischer Gedanken, scharfe Adels- und Tyrannenkritik und die Rechtfertigung der Französischen Revolution, auch noch - im Gegensatz zu den Liberalen – nach den Gewaltakten der jakobinischen Diktatur.“
11 Wikipedia: Hedwig Voegt, https://de.wikipedia.org/wiki/Hedwig_Voegt, (abgerufen 27.4.2023
12 Ursula Suhling, a.a.O., S. 52 f.: Prof. Gerhild Schwendler, Der Wahrung und Vermittlung humanistischer Traditionen ganz ergeben. In: Leipzigs Neue, 8. August 2003, Seite 10
 

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(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
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