Namens-/Sachregister

Frauenbios

Isa Vermehren

(21.4.1918 Lübeck - 15.7.2009)
Sängerin, Kabarettistin, Schauspielerin, Ordensfrau, Pädagogin, Schulleiterin
Sophie-Barat-Schule, Warburgstraße 39 (Wirkungsstätte)
1969 wurde Schwester Isa Vermehren Direktorin des katholischen Mädchengymnasiums Sophie-Barat-Schule, welches ab 1982 auch Jungen aufnahm.
Isa Vermehren war in Lübeck in einem protestantischen Elternhaus aufgewachsen. Sie war das zweite von drei Kindern des Rechtsanwaltes Dr. jur. Kurt Vermehren und der Journalistin Petra Vermehren, geb. Schwabroch.
Nachdem sie nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 aus Solidarität mit einer jüdischen Mitschülerin den „deutschen Gruß“ verweigert hatte, musste Isa Vermehren das Lübecker Realgymnasium verlassen. Im selben Jahr zog sie mit ihrer Mutter nach Berlin, „weil man dort als politisch Verfolgter sehr gut untertauchen konnte. Ich wollte aus der Kleinstadt heraus.“ [1]
Isa Vermehren nahm zwischen 1933 und 1950 Gesangs- und Schauspielunterricht und erhielt Engagements im Rundfunk, Film und auf der Bühne.
Im Alter von 15 Jahren führte sie ihr Weg in Werner Fincks regimekritisches Berliner Kabarett „Katakombe“, auf dessen Bühne Isa Vermehren als hanseatische Deern im Matrosen-Look auftrat und zu den Klängen einer Ziehharmonika z. B. das Lied „Eine Seefahrt, die ist lustig, einen Seefahrt, die ist schön…“ vortrug. „Ich hatte früh einen sehr guten Musikunterricht und spielte Geige. Mit elf Jahren wünschte ich mir von meinen Eltern eine Ziehharmonika zu Weihnachten. Sie waren auch so einsichtig, sie mir zu schenken.“ [2] Isa Vermehren, die unter dem Künstlerinnennamen Hanna Dose auftrat, machte Karriere, nahm viele Schallplatten auf und trat auch in einigen Kinofilmen auf. Im Mai 1935 wurde das Kabarett von der Gestapo geschlossen. Isa Vermehren wechselte zum Kabarett „Der Tatzelwurm“. „Bald gab die als ‚Mädchen mit der Knautschkommode‘ bekannte Kabarettistin auch Gastspiele in Varetés und Kleinkunstbühnen außerhalb Berlins. 1936 kam es zu einem Eklat, nachdem sie wegen ihres Erkennungsschlagers ‚Eine Seefahrt, die ist lustig‘ von den Nazi-Presse, die in diesem Lied versteckte Anspielungen auf Minister Joseph Goebbels erkannt haben wollte, angegriffen worden war. Daraufhin wurde ein geplanter Auftritt in ihrer Heimatstadt Lübeck verboten.“ [3]
1938 konvertierte Isa Vermehren „auf der Suche nach einer religiösen Wahrheit“ [4] zum katholischen Glauben. Ein Jahr später legte sie in Berlin ihr Abitur ab. Zwischen 1939 und 1944 wurde sie gelegentlich zur musikalischen Wehrmachtsbetreuung eingesetzt.
Nachdem ihr jüngerer Bruder Erich, ein Beamter im diplomatischen Dienst, der als Agent für die deutsche Abwehr tätig war, im Februar 1944 zu den Alliierten übergegangen war, wurde Isa Vermehren mit ihren Eltern und ihrem älteren Bruder Michael in „Sippenhaft“ genommen. Zwischen 1944 und 1945 wurde Isa Vermehren in den Konzentrationslagern Ravensbrück, Buchenwald und Dachau interniert. Ihre Familie wurde ins KZ Sachsenhausen gebracht. „Ende April 1945 wurde sie gezwungen, sich mit anderen prominenten Häftlingen, darunter Pastor Niemöller, der ehemalige Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht und der österreichische Ex-Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, unter SS-Bewachung auf einen Transport in die Tiroler Berge zu begeben. Dort wurden sie im Pustertal von Einheiten der 5. Amerikanischen Armee befreit, wurde aber weiter interniert. Über Neapel ging es Mitte Juni dann per Flugzeug nach Paris und von dort dann zurück nach Deutschland, wo Vermehren Ende Juni 1945 zu ihrem Vater nach Hamburg entlassen wurde.“ [5]
Über diese Zeit schrieb sie das Buch „Reise durch den letzten Akt, Ravensbrück, Buchenwald, Dachau – Eine Frau berichtet“, welches 1946 erschien. „Ihre humanistisch-literarisch geprägte Vorstellung vom ‚guten Menschen‘ sei, so erinnert sie sich, durch die Nazi-Zeit verändert und realistisch geworden. Damals sei ihr aufgegangen, daß der Mensch in einem radikalen Sinne fähig zum Bösen sei.“ [6]
Zwischen 1948 und 1951 studierte Isa Vermehren in Bonn Deutsch und Englisch und schloss das Studium mit dem Ersten Staatsexamen ab. Um ihr Studium zu finanzieren, trat sie hin und wieder im Kabarett auf – auch in Werner Fincks „Mausefalle“.
Nach dem Examen trat sie 1951 in die Gesellschaft der Ordensfrauen vom Heiligen Herzen Jesu in Bonn ein.
„Der (..) Eintritt in den Orden geschah nicht aus einer persönlichen Erfahrung heraus oder durch die Erlebnisse im KZ Ravensbrück, in dem ich 14 Monate in Sippenhaft war, sondern es war die Konsequenz meiner Konversion. Ich wollte mich von der Wahrheit: Christi ganz ergreifen lassen und ein Leben aus einem Guß führen.“ [7]
Zwischen 1951 und 1969 war Isa Vermehren Mitglied der Ordenskommunität „Herz-Jesu-Kloster Bonn“; 1954 legte sie ihr zeitliches Gelübde ab, vollzog zwischen 1954 und 1959 ihre Referendariatszeiten, machte ihr zweites Staatsexamen in Deutsch und Englisch, studierte Geschichte und Philosophie, welches sie mit dem Ersten Staatsexamen abschloss und war dann von 1959 bis 1961 Lehrerin am Sankt-Adelheid-Gymnasium in Bonn, von 1961 bis 1969 auch dessen Direktorin.
1959 legte Isa Vermehren ihr ewiges Gelübde in der Gesellschaft der Ordensfrauen vom Heiligen Herzen Jesu in Rom ab.
1969 wurde Isa Vermehren Mitglied der Ordenskommunität „Sophie-Barat-Haus Hamburg“ und bis 1983 Direktorin sowie Lehrerin an der Sophie-Barat-Schule.
Nach ihrer Pensionierung im Alter von 65 Jahren widmete sie sich neuen Aufgaben in ihrem Orden Sacre Coeur (vom Heiligen Herzen Jesu). Isa Vermehren wurde für ein Jahr (1983-1984) Leiterin des Halbinternats beim Sankt-Adelheid-Gymnasium Bonn, wurde dann von 1983 bis 1986 Mitglied der Ordenskommunität „Herz-Jesu-Kloster Bonn“ und von 1986 bis 2004 Mitglied und Oberin der Ordenskommunität „Sophie-Barat-Haus Bonn“. Von 2004 bis zu ihrem Tod 2009 war sie wieder Mitglied der Ordenskommunität „Herz-Jesu-Kloster Bonn“.
Isa Vermehren war schriftstellerisch tätig und trat mit Vorträgen an die Öffentlichkeit. In den 1980er- und 1990er-Jahren war sie die erste Frau im deutschen Fernsehen, die in der ARD das „Wort zum Sonntag“ sprach.
Text: Rita Bake
Quellen:
1 „Die Welt“ vom 6.9.1975.
2 Ebenda.
3 Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit. Hrsg. von Claudia Maurer und Peter Petersen unter Mitarbeit von Sophie Fetthauer. http://www.lexm.uni-hamburg.de
4 Hamburger Abendblatt vom 18.4.1978.
5 Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen, a. a. O.
6 Hamburger Abendblatt vom 19.5.1983
7 „Die Welt“, a.a.O.
 

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(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Januar 2024: Astrid Matthiae
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Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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