Namens-/Sachregister

Frauenbios

Adele Bornstein

( Dr. med. Olga Adele Bornstein, geb. Brunstein )
(7.07.1881 Odessa - 24.01.1912 Hamburg)
Ärtztin
Birkenau 26 (Wohnadresse)
Bei den St. Pauli-Landungsbrücken, alter Elbtunnel (Wirkungsstätte)
Namensgeberin für: Bornsteinplatz, Steinwerder, benannt seit 2016
Dr. med. Olga Adele Bornstein (1881–1912) und Dr. med. Arthur Bornstein (1881–1932); 1909 wurde das Ärzteehepaar, das sich mit der Caissonkrankheit beschäftigt hatte, als Druckluftärzte auf die Tunnelbaustelle des St. Pauli Elbtunnels berufen; mit ihren sorgfältigen Untersuchungen und neuen Behandlungsmethoden mit der Druckkammer wurden über 700 Arbeiter behandelt und vor gesundheitlichen Schäden bewahrt; dies Wirken galt als Geburtsstunde der Druckluftmedizin.
Arthur Bornstein (14.4.1881 Berlin–25.1.1932 Bad Oeynhausen) war der Sohn von Jenny Bornstein, geborene Barth (13.7.1859 Berlin–1951 Herrin/USA), eine der ersten Frauen, die in Marburg ein Staatsexamen in Medizin abgelegt hatten. Das war im Jahre 1902. Vier Jahre zuvor hatte sie 1898 in Zürich promoviert. Damals war ihr Sohn Arthur 17 Jahre alt gewesen.
Jenny Bornstein, die mit dem Kaufmann Philipp Bornstein verheiratet war, wurde 1891 im Alter von 32 Jahren Witwe. Neun Jahre später begann sie 1900 eine Tätigkeit als Vereinsärztin bei der Hilfskasse des „Kaufmännischen und gewerbl. Hilfsverein f. weibl. Angestellte“ in Berlin; von 1903 bis 1912 arbeitete sie als niedergelassene Ärztin in der Halleschen Straße 1 in Berlin.
„Ihr Name taucht in der Auseinandersetzung um die Zulassung der im Ausland approbierten Ärztinnen zur Kassenpraxis auf. Nach der negativen Entscheidung des Berliner Polizeipräsidenten (1900) scheint die Hilfskasse des ‚Kaufmännischen und gewerblichen Hilfsvereins für weibliche Angestellte‘ das Verbot umgangen zu haben. Im Juli 1900 tauchen zwei der bisherigen Kassenärztinnen, Agnes Hacker und Pauline Ploetz als ‚Vereinsärztinnen‘ auf. Jenny Bornstein wird als dritte Ärztin anstelle von Agnes Bluhm genannt. November 1901 wurde sie vom Hilfsverein beurlaubt, wahrscheinlich um sich auf das deutsche Staatsexamen vorzubereiten, das sie 1902 in Marburg ablegte. Danach war sie wieder im Hilfsverein tätig. Am 21.6.1902 hält sie vor dem Neuen Volksschullehrerinnenverein in Berlin einen Vortrag über ‚Erholungsreisen‘. (Lt. Auskunft der Urenkelin soll J. B. in Berlin an der Charité und im Krankenhaus Moabit mit Prostituierten gearbeitet haben).“ [1]
Sohn Arthur studierte ebenfalls Medizin und bestand ein Jahr vor seiner Mutter das Physikum. Er promovierte an der Universität Kiel, war dann von 1903 bis 1905 am Tierphysiologischen Institut der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin tätig, danach Assistent an der Psychiatrischen Klinik Basel, am Physiologischen Institut in Berlin und an der Universität Genf. Von 1907 bis 1909 arbeitete er im Stoffwechsellabor der Psychiatrischen Klinik in Göttingen. Hier habilitierte er sich.
„1905 beschloss die Hamburger Bürgerschaft, einen Tunnel unter der Elbe zu bauen. Dieser sollte Arbeitern, die nördlich der Elbe wohnten, einen einfachen und ungefährlichen Weg zu ihren Arbeitsstätten im Hafen ermöglichen. Nach Beginn der Ausschachtung traten bei Druckluftarbeiten innerhalb von drei Monaten mehr als 200 Fälle einer Krankheit [Taucherkrankheit] auf, die therapeutisch nicht beherrschbar war. Scharfe Kritik an den Behörden, gar ein kurzfristiger Streik der Arbeiter waren die Folge. Daher wurde ein Arzt gesucht, der die Baustelle betreuen und gleichzeitig wissenschaftliche Untersuchungen durchführen sollte.“ [2] Arthur Bornstein bekam die Stelle.
Anfang 1909 zog er mit seiner Frau Olga Adele in eine Wohnung in der Nähe der Baustelle des Hamburger Elbtunnels. Das Ehepaar führte gemeinsam Untersuchungen durch, die die „Grundlage für die auch heute noch angewendete Rekompressions- und Sauerstoffüberdrucktherapie der Caissonkrankheit“ [3] lieferte.
Das Paar hatte ein Kind, den Sohn Friedrich (Fritz, 9.2.1910–1978). Auch er wurde später Mediziner.
Adele Bornstein starb 1912 im Alter von 31 Jahren bei der Geburt ihres zweiten Kindes. [4] Nach ihrem Tod kümmerte sich Jenny Bornstein, damals Mitte 50 Jahre alt, um den Enkel Fritz und den Haushalt des Sohnes, der 1910, nach Abschluss der Bauarbeiten des Elbtunnels, Leiter des neu eingerichteten Chemischen Laboratoriums am Allgemeinen Krankenhaus St. Georg geworden war.
Nach dem Tod seiner Frau teilte Arthur Bornstein die Ergebnisse ihrer Untersuchungen über Plethora mit, die sie in der biologischen Abteilung des ärztlichen Vereins in Hamburg durchgeführt hatte.
Adele Bornstein veröffentlichte zu Lebzeiten folgende Publikationen: Ueber Salvarsan in der Milch (Münch. Med. Wschr. 1911, Nr. 33); Über den Einfluß komprimierter Luft auf die Blutbildung. In: Pflügers Archiv 138 (1911), S. 609–616.
1919 wurde Arthur Bornstein ordentlicher Professor für Pharmakologie an der neu eröffneten Hamburger Universität und 1930/31 Dekan der medizinischen Fakultät. Er widmete sich in seinen Forschungen dem Hormonstoffwechsel und nahm gefährliche Selbstversuche mit Insulinpräparaten vor.
1931/32 gründete er eine balneologische Forschungseinrichtung in Bad Oeynhausen. Hier erforschte er den Einfluss von Bädern auf den menschlichen Organismus. So verfasste er 1931 eine Untersuchung mit dem Titel „Aenderung der sensiblen und motorischen Erregbarkeit in Bädern“. 1932 verstarb er.
Der gemeinsame Sohn des Ehepaares Adele und Arthur Bornstein emigrierte nach 1933 in die USA, wahrscheinlich mit seiner Großmutter Jenny Bornstein, da diese in den USA verstarb.
Text: Rita Bake
Quellen:
1 geschichte.charite.de/aeik/biografie.php?ID=AEIK00157
2 Kai Sammet: Arthur Bornstein. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Personenlexikon. Bd. 4. Göttingen 2008, S. 61.
3 Ebenda.
4 Siehe unter: geschichte.charite.de/aeik/biografie.php?ID=AEIK00893
 

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(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
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