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Ilse Grumm

(14.3.1910 Kiel – 21.9.1980 Hamburg)
Reformpädagogin, Dozentin
Lokstedter Steindamm 76 (HHer Telefonbuch 1955, Bd.I, S. 215)
Ottersbekallee 29 (Wohnadresse in: HHer Adressbuch v. 1969)
Grasweg 72 (Besuch der Lichtwarkschule ab 1926)
Platz der Republik/ Museumstraße 19 (Wirkungsstätte = Pädagogische Akademie Altona v.10. 5. 1930 - 12. 3. 1932,; Heute Staatl. Gewerbeschule G 10 Energietechnik; gegründet als „Haus der Jugend“ am Platz der Republik)
llse Grumm kam als 16Jährige an die Lichtwarkschule. „Sie war als Pflegekind bei befreundeten Familien in Hamburg und Flensburg aufgewachsen. Ihre Mutter hatte sie verloren, als sie noch Kleinkind war, der Vater zog 1914 als Offizier in den Krieg. In einem 1920 aus Flensburg an ihre Freundin Minna Ellerbrock geschriebenen Brief fällt auf, daß sie schon damals aufmerksam politische Vorgänge registrierte. Anfang der zwanziger Jahre kehrte sie zu ihrem Vater nach Reinbek zurück. Schon als sehr junges Mädchen selbständig handelnd, war es ihre Entscheidung, den Gymnasiumbesuch 1926 an der Lichtwarkschule fortzusetzen. Als sie sich in dieser Zeit auch von der Kirche löste und sich stark nach links entwickelte, kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit ihrem deutschnational gesinnten Vater, der ihr schließlich sein Haus verbot. Sie zog mit einer Freundin zusammen, hat sich aber später mit ihrem Vater, an dem sie sehr hing, wieder versöhnt.
Das Abitur legte Ilse Grumm im Februar 1930 ab und war danach, da sie für ihren Lebensunterhalt selbst aufkommen mußte, für einige Zeit bei den Hamburger Beiersdorf-Werken als Arbeiterin tätig. Im Mai begann sie das Volksschullehrerstudium an der gerade gegründeten Pädagogischen Akademie in Altona. Mit vier anderen jungen Frauen, fast alle Werkstudentinnen wie sie, lebte sie in einer Wohngemeinschaft in Bahrenfeld. An der Akademie wurde sie zur Vorsitzenden des AStA (Allgemeiner Studenten-Ausschuss) gewählt. Ihr damaliger Lehrer, Helmuth Kittel, schrieb 1973 in seinen Erinnerungen, daß die Akademie bei der Wahl der ersten Studentenschaftsvorsitzenden ‚großes Glück’ hatte, ‚als sie eine Frau an die Spitze stellten, die sich später als eine wirklich überlegene politische Begabung erweisen sollte: Ilse Grumm, eine betont links stehende Angestelltentochter. Helmuth Kittel ebenso wie der Gründer und Leiter der Akademie, Prof. Ernst Weniger, waren auch später ihre Ratgeber und Freunde.
Als die preußische Staatsregierung 1931 die ‚allgemeine Finanzlage’ zum Anlaß nahm, die Schließung von fünf pädagogischen Akademien anzukündigen, war auch die junge Altonaer Akademie betroffen [1]. In einer von Ilse Grumm verantworteten Erklärung vom 25. November wird dagegen Protest erhoben:‚Gerade heute müßte die Volksschule aufgebaut werden. Statt dessen schaltet man alle jüngeren Jahrgänge der Lehrerschaft aus der Volksschularbeit aus und gefährdet die Volksschularbeit überhaupt ... Wenn ein Staat (das) zugibt, so (ist er) zu einer schlecht funktionierenden Rechenmaschine herabgesunken. Helmuth Kittel hebt im Hinblick auf diese Erklärung ihre Zivilcourage hervor, denn sie wollte ‚ja in vier Monaten von dem angegriffenen Staat angestellt werden!’ Unter den Ansprachen, die am 12. März 1932 auf der Abschiedsfeier der Akademie gehalten wurden, ragt die des ‚Fräulein stud. paed. Ilse Grumm’ heraus, auch, weil sie es wagte, an der Schulpolitik des preußischen Staates Kritik zu üben. Zehn Tage nach der Abschlußfeier bestand sie ihre ‚erste Prüfung für das Lehramt an Volksschulen’. Keiner der Absolventen der Akademie wurde in den Schuldienst berufen; auch Ilse Grumm traf die Arbeitslosigkeit, unterbrochen durch Anstellungen als Hauslehrerin, als Hilfsfürsorgerin beim AItonaer Wohlfahrtsamt, als Vertretung für einen erkrankten Lehrer in Teckelsdorf bei Kiel. Im März 1933 hatten
Erich Weniger und Helmuth Kittel ihre Aufnahme in die ‚Studienstiftung des deutschen Volkes’ erreicht. Am Weltwirtschaftsinstitut in Kiel studierte sie Nationalökonomie und Soziologie und unterrichtete gleichzeitig an der Volksschule im nahegelegenen Heikendorf. Im Sommersemester 1934 ging sie an die Universität Berlin und wählte als weitere Fächer Pädagogik, Philosophie und Geschichte. Ein Jahr später wurde sie von der Studienstiftung ersucht, an der Universität Heidelberg zu promovieren. Auf Anraten Erich Wenigers wählte sie als Dissertationsthema die ‚Stiehl’schen Regulative von 1854’, eine Untersuchung des Verhältnisses von Staat, Kirche und Schule in der Schulgesetzgebung des 19. Jahrhunderts [2]. Der Konflikt war vorprogrammiert, als Ernst Krieck ihr Doktor’vater’ wurde. Kriecks Hochschulkarriere hatte im Juli 1933 mit seiner Ernennung zum Professor und Direktor des Philosophischen und Pädagogischen Seminars an der Universität Frankfurt/Main begonnen, 1934 war er an die Universität Heidelberg gegangen (1942 wurde er in Knaurs Lexikon als ‚nationalsozialistischer Pädagoge und Kulturphilosoph’ vorgestellt). In seinem Nachruf auf Ilse Grumm geht ihr Kollege Ekkehard Eichberg auf ihre wissenschaftlich-politische Kontroverse mit Krieck ein: ‚Es stellte sich heraus, daß die Ergebnisse, zu denen sie kam, von ihrem Hochschullehrer, an den sie verwiesen war, aus weltanschaulichen Gründen nicht akzeptiert wurden’. Ilse Grumm war nicht bereit, sich anzupassen und verzichtete auf die Promotion.
Im Sommer 1938 ging sie wieder in den Schuldienst, übernahm zunächst eine Vertretungsstelle in Almdorf (Kreis Schleswig), wechselte im August zur zweiklassigen Volksschule der Landgemeinde Ahrenviöl bei Husum und bestand im März 1939 die zweite Prüfung ‚für das Lehramt an Lyzeen und Mittelschulen einschließlich Volksschulen in Preußen’.
Anschließend arbeitete sie als Dozentin am ‚Reichsseminar für Volkspflegerinnen’ in Blumberg bei Berlin und lehrte Pädagogik, Volkswirtschaft und Soziologie. Auf eigenen Wunsch schied sie im dritten Kriegsjahr aus dem Lehrberuf aus und ging im Mai 1941 in die Wirtschaftsgruppe Maschinenbau des ‚Vereins deutscher Maschinenbau-Anstalten e. V.’ nach Berlin. Erich Weniger (früher Gründer und Rektor der Päd. Akademie Altona, C.G.) schreibt 1951, daß sie ihre Stellung am Reichsseminar aufgegeben habe, weil wiederum ‚politische Schwierigkeiten’ sie dazu zwangen; in der Industrie sei sie schnell Abteilungsleiterin geworden und habe ‚in dieser Zeit auch Fühlung mit Berliner Widerstandskräften’ gewonnen [3]. Ilse Grumm arbeitete als Referentin in der Statistikabteilung der Wirtschaftsgruppe Maschinenbau, einer Organisation der gewerblichen Wirtschaft, die durch Reichsgesetz von der Wehrwirtschaft ins Leben gerufen worden war. Gleichzeitig war sie eine Kampfgefährtin ihrer kommunistischen Kameraden im Widerstand und stand über Otto Marquardt in Verbindung zur Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation [4]. Ihre Freundschaften zu Menschen, die wie sie konsequente Antifaschisten waren, hatte sie immer aufrecht erhalten (...).
Ilse Grumms langjährige Freundin Anne Marquardt-Libnau, mit ihr durch die gleiche Passion für Pädagogik verbunden, berichtet, daß ihr Schwiegervater Otto Marquardt und dessen Hamburger Familie, seine frühere Frau Hanna und ihre beiden Söhne, mindestens seit Mitte der dreißiger Jahre mit llse Grumm befreundet waren. Otto Marquardt hatte bis 1929 als Sekretär der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH) für den Bezirk Wasserkante gearbeitet und danach im Reichsmaßstab in Berlin. Während des Krieges war er kaufmännischer Angestellter bei der Wissenschaftlichen Forschungsgesellschaft in Berlin und seit 1944 im Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion (wodurch auch gemeinsame beruflich-politische Bezugspunkte zwischen ihm und llse Grumm erwuchsen). Otto Marquardt übergab wichtige Schriftstücke aus dem Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion, amtliche Erlasse und zwei Geheimdokumente an Franz Jacob und Anton Saefkow, die diese u. a. für politische und ökonomische Analysen in ihren Schriften und Flugblättern auswerteten. Nach Bernhard Bästleins Anfang 1944 geglückter Flucht aus dem Zuchthaus Plötzensee war es Otto Marquardt, der ihn wieder mit Franz Jacob und Anton Saefkow zusammenführte“ (Zitat aus Hochmuth/de Lorent 1985, S. 94-95).
Die Historikerin und Publizistin Ursel Hochmuth war in den 1950er Jahren Schülerin Ilse Grumms am Pädagogischen Institut, dem PI – in Hamburg gewesen (vgl. Hochmuth/de Lorent 1985, S. 105, Anm. 60). 1965 führte sie im Zusammenhang mit ihrer Forschungsarbeit für das Buch „Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand“ [5] ein längeres Gespräch mit llse Grumm über deren politische Zusammenarbeit mit Otto Marquardt. Wie bereits früher erwähnt, bestätigte ihr Ilse Grumm „daß sie an seiner Seite im Berliner Widerstand gestanden und auch einige seiner Kampfgefährten gekannt habe. Sie berichtete u.a., daß Otto Marquardt zu den Hamburger Kommunisten Bernhard Bästlein und Franz Jacob in Verbindung gestanden habe, nachdem diese aus dem Konzentrationslager entlassen worden waren (1940 aus dem KZ Sachsenhausen). Ilse sagte weiter, daß ‚in Berlin ständige Kontakte zu Franz Jacob, Anton Saefkow und Bernhard Bästlein, besonders nach den Großangriffen 1943’ bestanden haben. Ihre aktive solidarische Hilfe setzte ein, als nach den britischen Großangriffen 1943 auf Hamburg für eine Reihe haftbeurlaubter Widerstandskämpfer eine kritische Situation entstanden war. Diese Männer, denen schwere Strafen bis zum Todesurteil drohten, waren nach Ablauf ihres zweimonatigen ‚Bombenurlaubs’ nicht ins Hamburger Untersuchungsgefängnis zurückgekehrt, sondern bei Freunden untergetaucht. Sie brauchten Kleidung, Lebensmittel und mußten häufig ihre Quartiere wechseln, da die Gestapo ihnen auf den Fersen war. Auf Bitte Otto Marquardts fuhr Ilse Grumm 1943 und 1944 nach Hamburg, um Informationen über die Flüchtlinge einzuholen, auch um Hilfe leisten zu können, falls eine illegale Übersiedlung nach Berlin notwendig sein sollte. Ihre AnlaufsteIle in Hamburg war die Wohnung Hanna Marquardts ( Rothenbaumchaussee 207, vgl. Hochmuth/de Lorent 1985, S. 105, Anm. 60), deren Besuch sie auch bei etwaiger Befragung durch die Gestapo immer mit langjähriger Freundschaft hätte begründen können. (...) Noch im Sommer 1944 hatte sie durch Martha Kowalewski von der Verhaftung Otto Marquardts erfahren, und sie dankte es seiner und der in Hamburg festgenommenen Hanna Marquardt Standhaftigkeit, daß die Gestapo ihren Namen nicht erfuhr.
Fünf Jahre nach Kriegsende kehrte Ilse Grumm nach Hamburg zurück. Ihre Dienststelle in Berlin war noch ausgebombt und 1945 nach Thüringen verlagert worden. Bevor die sowjetische Armee, wie unter den Alliierten vereinbart, in das westliche Thüringen kam, hatte die amerikanische Besatzungsmacht die Wirtschaftsgruppe im Juni nach Bad Nauheim verlegt und sie in ‚Office of Military Government for Germany (US), Industry Division, Statistical Office of German Industries’ umbenannt. Hier arbeitete llse Grumm bis Ende 1945. Ein Jahr später ging sie zu Prof. Erich Weniger an das Pädagogische Seminar der Universität Göttingen und war gleichzeitig Lehrerin an der dortigen Herbartschule. Sie wirkte noch zwei Jahre an der Pädagogischen Hochschule in Celle, bevor sie zum 1. April 1951 nach Hamburg als Dozentin ans Pädagogische Institut berufen wurde“ (Zitat aus: Hochmuth/ de Lorent 1985: S. 94-96). Seit 1971 Wissenschaftliche Rätin und Professorin, vertrat Ilse Grumm am PI in Hamburg im Fachbereich Erziehungswissenschaft das Arbeitsgebiet „Erziehungswissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Soziologie der Erziehung (Hochmuth/de Lorent 1985, S. 105, Anm. 66).
Am Ende ihres Lebens griff sie noch einmal auf ihren Beginn zurück und gab zusammen mit anderen Schulkameraden 1979 eine große Dokumentation über die Lichtwarkschule heraus. Im September 1980 erschien die von ihr und Ursula Lehmann zusammengestellte Dokumentation mit dem Titel „Die Pädagogische Akademie Altona – Ein Rückblick nach 50 Jahren. Überreicht auf der Tagung Frensche v. 29.9.-2.10.1980“. Diese Publikation enthält folgende Anmerkung: „Die Bearbeiterin dieses Heftes, Ilse Grumm, ist kurz vor dem Erscheinen am 21.9.1980 gestorben. Die Angabe ihres Namens auf dem Titelblatt erfolgte entgegen ihrer Absicht auf Wunsch ihrer Freunde (Hochmuth/de Lorent 1985, Anm. 67, S. 105).
Diese Kurzbiografie stellte Dr. Cornelia Göksu zusammen
Hauptsächlich genutzte Quelle:
Hochmuth/de Lorent 1985 = Textauszüge zitiert aus dem Beitrag von Ursel Hochmuth, Kapitel „Ilse Grumm. Im Rahmen des Abschnitts dies.: Lichtwarkschule/Lichtwarkschüler. Hitler führt ins Verderben – Grüßt nicht!. In: Ursel Hochmuth/Hans-Peter de Lorent (Hg.): Hamburg: Schule unterm Hakenkreuz. Beiträge der ‚Hamburger Lehrerzeitung (Organ der GEW) und der Landesgeschichtskommission der VVN/Bund der Antifaschisten. Mit einem Geleitwort von Professor Joist Grolle. Hamburg 1985, S. 94-96; dort auch ein Porträt vom Ilse Grumm um 1945. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von Dr. Hans-Peter de Lorent.

Anmerkungen:
1 Pädagogische Akademien nannten sich die zwischen 1926 und 1933 bestehenden Pädagogischen Hochschulen zur Ausbildung der Volksschullehrer. „So kam es, daß einzelne Länder den Volksschullehrern die Universitäten öffneten. Preußen machte diesen Schritt nicht mit, sondern trug den stetigen Forderungen der Lehrer insoweit Rechnung, als es ‚Pädagogische Akademien’ schuf, die nicht als Volluniversitäten galten“ (Ernst Weniger in: Altonaer Nachrichten v. 15.5.1930, Nr. 112, 78. Jg.; Nachdruck in: Ilse Grumm: Die pädagogische Akademie Altona. Ein Rückblick nach 50 Jahren. Hamburg 1980.
2 Anton Wilhelm Ferdinand Stiehl (1812-1878) war Beamter im Preußischen Kulturministerium. 1854 veröffentlichte er die „Regulative für das Volksschul-, Präparanden- und Seminarwesen“
3 Vgl. Hochmuth/de Lorent 1985, S. 104, Anm. 55
4 Vgl. de.wikipedia.org/wiki/Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation
5 Ursel Hochmuth, Gertrud Meyer: Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand. 1933 - 1945. Frankfurt/Main 1980, Nachdruck der Ausgabe 1969.
 

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(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

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stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
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