Namens-/Sachregister

Frauenbios

Tatjana Iwanow

(14.5.1925 Berlin – 6.10.1979 Hamburg)
Schauspielerin und Sängerin
Oddernskamp 9 (Wohnadresse, gefunden im Hamburger Fernsprechverzeichnis v. 1969)
Die „First Lady“ des Musicals wurde Tatjana Iwanow genannt. Im Oktober 1979 verklang ihre von Leidenschaft beflügelte Stimme .Nach sechs Jahren „mit unerhörter Willensstärke geführtem Kampf gegen den Krebs“, war die Schauspielerin und Sängerin in Hamburg verstorben. In seinem Nachruf resümierte der Schriftsteller und Journalist Eberhard von Wiese: „Noch Im April stand Tatjana lwanow ln dem Musical ‚Gypsy’ als Mamma Rose auf den Brettern des Theaters in Münster. Das Publikum klatschte Beifall. als der ‚Mamma’, der Mutter Courage einer Artistengruppe, die Tränen über die Wangen strömten. Jeder glaubte: Bühnentränen. Aber es waren Tränen eines fast unerträglichen Schmerzes. Tatjana Iwanow stand die Vorstellungen durch. Sie wollte sich nicht von der Krankheit unterkriegen lassen. Noch einmal begegneten wir ihr beim Hamburger ‚Theater der Nationen’ im Mai, als sie Professor Towstonogow, den Intendanten des Maxim-Gorkl-Theaters In Leningrad, dolmetschte. Dann wurde das Eppendorfer Krankenhaus Endstation für die bemerkenswerte Karriere einer großartigen Frau.
In Berlin wurde sie als Kind russischer Eltern geboren, der Vater zaristischer Offizier, die Mutter Opernsängerin. In Berlin ging sie zur Schule. In Berlin entdeckte Heinz Hilpert, Intendant des berühmten Deutschen Theaters, die Siebzehnjährige. (...) Erst ein Aufenthalt in Australien, wohin sie ihrem Jugendfreund und zweiten Mann, dem russischen Sprachen-Professor Boris Sorokin folgte, brachte die Begegnung mit dem Musical, die Entdeckung ihrer großen, dunkel gefärbten Stimme. Doch sie zog es zurück nach Europa. Zurück zu Hilpert, damals an sein Deutsches Theater in Göttingen. Wieder schien die Schauspielbühne zu siegen. Künstler von Rang waren ihre Partner: Martin Held, Bernhard Minetti, Heinz Reincke. Und dann geschah 1967 in Düsseldorf so etwas wie die Explosion in ihrer Laufbahn. Als Heiratsvermittlerin In "Hello Dolly" erspielte, ersang sie sich einen unwahrscheinlichen Erfolg, der wegbestimmend für ihre zweite Karriere wurde. Wir erinnern uns an die brillante, kurz darauf folgende Aufführung im Hamburger Thalia Theater. Das Temperament der Iwanow riss damals Publikum und Kollegen mit.
(...) Doch ihre Dolly und auch ihre russischen Volkslieder, sie werden nicht so rasch in Vergessenheit geraten. Tatjana Iwanow, die in dritter Ehe mit Gerd Fröbe verheiratet war, heiratete 1975 den Hamburger Filmproduzenten Walter Koppel (nach ihm ist seit 1985 der Walter-Koppel-Weg in Poppenbüttel benannt. Siehe dazu das PDF Ein Gedächtnis der Stadt, Band 3. Tatjana Iwanow entströmte so etwas wie künstlerische Urgewalt. Eine Frau von Bedeutung" (1). Ihr Sohn Andreas aus der Verbindung mit dem tödlich verunglückten Schauspieler Wilfried Seyferth arbeitet als Theater- und Filmschauspieler. Einen weiteren Sohn Alexei hatte sie aus der Ehe mit Prof. Sorokin.
Tatjana Iwanow hatte die Schauspielschule des Deutschen Theaters in Berlin besucht; eine ihrer Lehrerinnen dort war Agnes Windeck. Und weiter heißt es dort: „Ihre Ausbildung schloss sie 1943 ab. Am Deutschen Theater Berlin erhielt sie auch ihr erstes Theaterengagement im Rollenfach ‚Jugendliche Heldin’ und ‚Jugendliche Naive’ Ihr Bühnendebüt als Theaterschauspielerin gab sie 1944, kurz vor der kriegsbedingten Schließung aller Theater, am Deutschen Theater Berlin als Perdita in Shakespeares Spätwerk ‚Das Wintermärchen’. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sie Engagements an den Münchner Kammerspielen (Spielzeit 1946/1947), am Schauspielhaus Frankfurt (Spielzeit 1947/1948) und am Stadttheater Koblenz (1948–1950), wo sie als Anfängerin unter anderem, unter der Regie von Heinz Hilpert, als Rosalinde in Shakespeares Komödie ‚Wie es euch gefällt’ auftrat; mit dieser Produktion gastierte Iwanow 1949 auch im Theater am Besenbinderhof in Hamburg.
1966 übernahm sie am Düsseldorfer Schauspielhaus die Titelrolle in der deutschsprachigen Erstaufführung des Musicals ‚Hello, Dolly!’, wo sie die Rolle jedoch nicht, wie in der ursprünglichen Fassung als Amerikanerin Dolly Levi darstellte, sondern in einer ihr auf den Leib geschneiderten Fassung als Russin Dolly Wassiljewa. 1967 wurde mit der deutschen Originalbesetzung des Musicals auch eine Schallplattenaufnahme produziert. 1977 trat sie bei den Gandersheimer Domfestspielen in Bad Gandersheim auf und erhielt den „Roswitha-Ring“.
In den 1950er Jahren war Iwanow in einigen Nachkriegsfilmen, meist in kleineren Rollen, zu sehen. In dem Kriegsdrama ‚Nacht fiel über Gotenhafen’ spielte sie 1959 unter der Regie von Frank Wisbar das Dienstmädchen Meta. Weitere Rollen hatte sie in der Kriminalkomödie ‚Nick Knattertons Abenteuer – Der Raub der Gloria Nylon’ (1959) und in dem Kriegsfilm ‚Hunde, wollt ihr ewig leben’ (1959). 1967 war sie bei der DEFA in der deutsch-deutschen Gemeinschaftsproduktion ‚Die Heiden von Kummerow und ihre lustigen Streiche’ (Produzent Walter Koppel ) in der Rolle der Frau Düker zu sehen. Später übernahm Iwanow hauptsächlich das Rollenfach der Salondame, unter anderem als Komtesse Beate von Treuenfels in der Hedwig Courths-Mahler-Verfilmung ‚Griseldis’ (1974) oder, an der Seite von Erika Pluhar, als Prudence Duvernoy, der Freundin der weiblichen Titelrolle, in der Verfilmung des Romans ‚Die Kameliendame’ (1978), unter der Regie von Tom Toelle.
Ab Ende der 1960er Jahre arbeitete Iwanow als Schauspielerin, Sängerin und Moderatorin hauptsächlich für das Fernsehen, wodurch sie große Bekanntheit erlangte. 1970 entstanden mit Iwanow Musikaufnahmen aus der heute vergessenen Operette ‚Kaiserin Katharina’ von Rudolf Kattnigg; diese Aufnahmen, die als Raritäten gelten, wurden später bei EMI Electrola auf CD wiederveröffentlicht. Für das ZDF spielte sie 1971 in zwei Operettenverfilmungen mit: an der Seite von Heinz Erhardt als nicht mehr ganz junge, sittenstrenge Madame Palmira Beaubuisson in ‚Der Opernball’ und an der Seite von Horst Niendorf als lebenslustige russische Gräfin Olga in ‚Die Dollarprinzessin’. Die Verfilmung der Operette ‚Der Opernball’ wird heute noch regelmäßig im ZDFtheaterkanal wiederholt. Sie wirkte in mehreren Fernsehshows mit (Musik durch drei, ARD 1969; Scala heute, ZDF 1971 (...) Mehrfach trat sie gemeinsam mit Iwan Rebroff auf und interpretierte russische Folklore; es entstanden auch gemeinsame Schallplattenaufnahmen" (2).
Am 6. Oktober 1979 erlag Tatjana Iwanow in Hamburg ihrem langjährigen Krebsleiden. Am 12. Oktober nahmen Freunde und Fans von ihr Abschied in Halle B auf dem Friedhof Ohlsdorf (vgl. Quelle 1 und 2).
Text: Dr. Cornelia Göksu (CG)
Quellen
(1) Eberhard von Wiese: Als Dolly blieb sie in Hamburg unvergessen. Zum Tod von Tatjana Iwanow.In: Hamburger Abendblatt v. 9.10.1979 online LINK:
abendblatt.de/archiv/1979/article203149435/Als-Dolly-bleibt-sie-in-Hamburg-unvergessen.html
(2) de.wikipedia.org/wiki/Tatjana_Iwanow; dort auch Filmographie und zahlreiche weitere Quellen.
 

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(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
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