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Zeichenschule für Mädchen

Trostbrücke (Patriotische Gesellschaft)
1790 hatte die Patriotische Gesellschaft, die damals noch „Hamburgische Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe“ hieß und 1765 gegründet worden war, die Idee, eine Zeichenschule für Mädchen einzurichten. Es blieb allerdings nur bei der Idee. Das Vorhaben wurde nicht in die Tat umgesetzt.
In der Zeichenschule sollten Mädchen eine qualifizierte Berufsausbildung erhalten, indem sie im Musterzeichnen für Kattundruckereien ausgebildet werden sollten.
In dieser Zeit, als die Idee aufkam, hatte die Patriotische Gesellschaft ihre Aufmerksamkeit auf die Hebung der Kattundruckereien in Hamburg gelegt, denn in Hamburg waren die Kattundruckereien damals eine der bedeutendsten Industriezweige. Die Hamburger Kattundruckereien, die Aufträge aus Holland und Frankreich bekamen, aber auch aus England, weil infolge des Krieges in den Niederlanden England gezwungen war, in Hamburg drucken zu lassen, beschäftigten in dieser Zeit ca. 6000 Arbeiter, darunter ca. 1000 Arbeiterinnen als Schilderinnen und Schildermädchen.
In der Deliberationsversammlung der Patriotischen Gesellschaft am 10.6.1790 machte Joh. Friedrich Behrens den Vorschlag, Mädchen als Musterzeichnerinnen ausbilden zu lassen, um damit dieses Gewerbe zu fördern. [1] „Man erwog zunächst die Angliederung einer Mädchenklasse an die bestehende Zeichenschule (wie es eine Klasse für männliche Musterzeichner dort schon gab), doch bezeichnete deren Vorsteher dies als untunlich und riet seinerseits zur Errichtung einer besonderen Anstalt, nachdem man sich mit den Fabrikanten und sonstigen Sachkennern ins Benehmen gesetzt haben werde. Es wurden eine Blumenmalerin namens Mathes und ein Berliner Zeichenmeister als erste Lehrkräfte in Vorschlag gebracht. Später lehnte J. V. Meyer die Zeichenlehrerin als nach dem Urteil von Kunstsachverständigen ungeeignet ab, brachte auch ‚im Hinblick auf die Sicherung der Moralität der Lehrlinge‘ Bedenken gegen sie vor. Nach erneuter Ermunterung durch den Antragsteller legte Meyer schließlich der Deliberationsversammlung vom 28. Oktober 1790 ein Gutachten des Zeichenmeisters Schallehn vor (…), worauf die Gesellschaft sich zur Errichtung der Schule entschloß, falls die Fabrikanten sich zur Aufbringung einer Subskriptionssumme von jährlich 400 M. bereitfänden.“ [2]
Es sollten jeweils 30 Mädchen in diesem Fach bis zur Entwurfsfertigkeit in einen Unterricht von wöchentlich vier Stunden ausgebildet werden. Dabei sollten die Mädchen zuerst im Blumenzeichnen und dann in der Farbenmischung unterrichtet werden. Außerdem sollten sie mit Kattunmustern und deren Erfordernissen bekanntgemacht und schließlich zur Ausführung eigener Ideen angeleitet werden. Die Patriotische Gesellschaft wollte sich an dieser Ausbildung mit einem Unkostenbeitrag von einem Viertel beteiligen, die restliche Summe sollte von den Kattundruckereibesitzern aufgebracht werden.
Mit Ausnahme eines Kattundruckereibesitzers äußerten alle anderen jedoch Bedenken, und zwar befürchteten sie, dass die ausgebildeten Frauen aus Hamburg weggehen könnten, um bei der auswärtigen Konkurrenz zu arbeiten.
Durch eine qualifizierte Berufsausbildung stieg also die Mobilität der Arbeiterinnen, und auch die Aufstiegsmöglichkeiten und die Chance, einen höheren Lohn zu bekommen, waren größer. So gab es z. B: eine Hamburgerin mit Nachnamen Friedrich, die wegen ihrer hohen Qualifikation, die sie sich selbst angeeignet hatte, nach Augsburg zur Konkurrenz abgeworben worden war.
Die Befürchtung der Kattundruckereibesitzer schien also zu recht bestanden zu haben. So beschäftigten sie lieber weiterhin Mädchen und Frauen als Schilderinnen, die nur angelernt und dementsprechend auch nur gering entlohnt zu werden brauchten.
Auch der Vorschlag eines Kattundruckereibesitzers, die Mädchen „nicht nur zum Musterzeichnen, sondern auch beim Drucken zu beschäftigen, sie dafür in einer Lehranstalt vorzubereiten und die begabtesten Schülerinnen danach als Zeichnerinnen auszubilden“, [2] scheiterte. Denn es bestand bei diesem „Versuche die Gefahr einer scharfen Gegnerschaft der männlichen Arbeiter, sei doch ein ähnliches Unternehmen in Wandsbek an der Aufsässigkeit der männlichen Arbeiter gescheitert. Man beschloß Einholung weiterer Sachverständigengutachten und Einladung der Wandsbeker Fabrikanten zur Mitbeteiligung an dem Unternehmen. Die Wandsbeker Fabrikherren rieten sämtlich ab ‚wegen der zu erwartenden Aufsässigkeit der Arbeiter‘ und weil genug Zeichner und Zeichnerinnen zu haben seien.“ [2]
Da sich also kaum ein Manufakturbesitzer für eine Unterstützung einer Berufsausbildung für Mädchen im Musterzeichnen aussprach, wurde der Vorschlag der Patriotischen Gesellschaft verworfen. Die Bemühungen der Patriotischen Gesellschaft wurden aber fortgeführt. Nach Ostern 1794 wurde z. B. eine Ausstellung von Kunstwerken, worunter auch Musterzeichnungen ausgestellt wurden, eröffnet. Einige Musterzeichnungen waren dabei von einer Frau namens Angelika Kaufmann (österreichische Malerin des 18. Jhds.) angefertigt worden.
Text: Rita Bake
Quellen:
1 Rita Bake: Vorindustrielle Frauenerwerbsarbeit. Arbeits- und Lebensweise von Manufakturarbeiterinnen im Deutschland des 18. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung Hamburgs. Köln 1984, S. 181.
2 Olga Essig: Von den Anfängen des hamburgischen Mädchenberufsschulwesens. Hamburg 1926, S. 3f.
 

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(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

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stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
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