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Lili Wertheimer

( Lili Wertheimer, geb. Reich )
(21.6.1901 Neu Bidschow (heute: Novy Byzov) – 16.5.1945 KZ Bergen-Belsen)
Zwangsarbeiterin, Opfer des Nationalsozialismus
Frauenaußenlager Neugraben am Falkenbergsweg 62 (Unterkunft)
Stolperstein am Falkenbergsweg 62 (Harburg, Neugraben-Fischbek)
Lili Wertheimer-Weg, Neugraben-Fischbek, seit 2020
Als Lili Reich das Licht der Welt erblickte, gehörte die kleine ostböhmische Stadt, in der ihre jüdischen Eltern Isidor und Malvina Reich, geb. Fischman, damals lebten, noch zum Territorium der Donaumonarchie Österreich-Ungarn. Sie waren nicht die einzigen Juden in diesem Ort am südöstlichen Rand des Riesengebirges, in dem es bereits seit 1559 eine Synagoge gab. Der jüdische Friedhof in Neu Bidschow wurde um 1520 angelegt und gehört zu den ältesten Böhmens. Die Größe der jüdischen Gemeinde schwankte im Laufe der Jahrhunderte, aber ihre Existenz war ungeachtet dieser Schwankungen bis zum Untergang der ersten Tschechischen Republik im März 1939 nie ernsthaft in Gefahr. Hier verbrachten Lili Reich und ihre Geschwister Marta, Leo und Victor ihre ersten Kinderjahre, und hier gingen sie auch zur Schule.
Das Ende der Schulzeit bedeutete für Lili Reich den Aufbruch zu neuen Ufern. Davon zeugen ihre Studienjahre an der Pariser Sorbonne, wo sie Kurse in Philologie und Philosophie belegte, und ihre vielen Reisen in die nahe und ferne Umgebung. Oft war sie dabei mit ihrem eigenen Auto unterwegs, was damals alles andere als selbstverständlich war.
Im April 1925 heiratete sie Fritz Wertheimer (*1.5.1894) aus Znaim (heute: Znojmo) in Südmähren, der ebenfalls aus einer jüdischen Familie stammte. Er arbeitete als Kaufmann in der Konservenfabrik seines Vaters Johann Wertheimer, in der Gurken und Sauerkraut eingelegt und in alle Welt exportiert wurden.
Das junge Ehepaar bezog eine Wohnung in dieser südmährischen Stadt an den Ufern der Thaya (heute: Dyje), und hier kamen 1926 und 1929 ihre beiden Töchter Miriam (Marie) und Chana (Hanka) zur Welt. Religiöser Mittelpunkt der jüdischen Gemeinde und ihrer ca. 790 Mitglieder (1928) war die im Jahre 1888 errichtete Synagoge der Stadt. Unter den Gläubigen waren – außer Johann und Fritz Wertheimer – auch noch einige andere erfolgreiche Geschäftsleute und Unternehmer, die nicht unwesentlich zum Wohlstand der Stadt beitrugen. Insgesamt gesehen, stellten die Znaimer Juden aber nur eine verschwindende Minderheit im Vergleich zu den Angehörigen der beiden großen Volksgruppen dar. 1930 waren 61% Stadtbevölkerung Tschechen und 37% Deutschstämmige.
Für Miriam und Hanka Wertheimer war es eine glückliche Zeit, in der sie als wohlbehütete Kinder und Mädchen in dieser Landschaft an der tschechisch-österreichischen Grenze im Kreise ihrer Familie aufwuchsen. Das gilt auch noch – allerdings mit leichten Abstrichen – für die ersten Wochen und Monate nach der Scheidung ihrer Eltern im Jahre 1934. Doch je mehr die Spannungen zwischen den beiden großen Volksgruppen zunahmen, desto weniger blieben die Kinder davon unberührt. Die heile Welt endete für sie mit einem gewaltigen Schock, als deutsche Truppen nach dem Münchener Abkommen im September 1938 die Grenzgebiete der Tschechoslowakischen Republik besetzten und ihr Vater kurz danach auf der Straße am helllichten Tage verhaftet wurde und auf für immer verschwand.
Lili Wertheimer floh daraufhin Hals über Kopf mit ihrer inzwischen verwitweten Mutter und den beiden Töchtern zunächst zu ihrem Bruder Leo und seiner Familie nach Prossnitz (heute: Prostejov) und dann – ohne ihre Mutter – weiter nach Prag. Znaim wurde am 1. Oktober 1938 dem Deutschen Reich einverleibt und Teil des Reichsgaus Niederdonau. Im November 1938 zerstörten Nationalsozialisten die Synagoge der Stadt.
Lili Wertheimer erkannte sehr schnell, dass sie und ihre Kinder auch weiterhin akut bedroht waren, doch die Suche nach einer sicheren Zuflucht wurde immer schwieriger. Einige Freunde und Verwandte hatten sich von heute auf morgen zur Auswanderung entschlossen, andere waren noch dabei, entsprechende Pläne zu schmieden, während ihnen die Zeit davon rannte und die Hürden immer unüberwindbarer wurden. Viele Hoffnungen konzentrierten sich auf Palästina als erreichbares Ziel. Das dürfte auch für Lili Wertheimer gegolten haben, und das umso mehr, nachdem sie wusste, dass ihr Bruder Victor sich dorthin hatte retten können. Auch die dreizehnjährige Tochter Miriam und ihre drei Jahre jüngere Schwester Hanka träumten immer intensiver von Palästina und drangen immer tiefer in die Ideenwelt Theodor Herzls ein.
Dass diese Träume für Miriam Wertheimer trotz aller Widrigkeiten auch wahr wurden, grenzt an ein Wunder. Im Sommer 1939 gelangte sie mit einem der letzten Kindertransporte, die ihre Heimat noch rechtzeitig vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verlassen konnten, nach Palästina. Dort wartete sie in den folgenden Wochen und Monaten vergeblich auf ein Wiedersehen mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester. Alle Hoffnungen, dass dies in naher Zukunft geschehen könnte, zerplatzten endgültig, als das Auswanderungsverbot für Juden am 23. Oktober 1941 auch im "Protektorat Böhmen und Mähren" zur Geltung kam. Dies und die kurz zuvor auch hier verfügte Anordnung zum Tragen des Judensterns waren deutliche Zeichen einer Verschärfung der Judenverfolgung.
Lili Wertheimer musste sich auf die neuen Gegebenheiten einstellen und fand nach einiger Zeit bei der Prager Jüdischen Gemeinde eine Anstellung als Sekretärin, so konnte sie die Miete für eine bescheidene Wohnung in der Zitná 38 in unmittelbarer Nähe des Wenzelsplatzes bezahlen. Doch als ihr Arbeitgeber sie eines Tages aus finanziellen Gründen entlassen musste und sie danach trotz aller Anstrengungen keinen neuen Arbeitsplatz fand, wurde die Lage für sie immer kritischer. In diesen schweren Stunden wurde Maschka, das nichtjüdische Kindermädchen, das ihr seit einiger Zeit treu zur Seite stand, zum rettenden Engel. Sie half ihr nicht nur bei der täglichen Hausarbeit, sondern kümmerte sich auch um das Wohlergehen ihrer Tochter Hanka, die sie bald fest in ihr Herz schloss. Als Lili Wertheimer nun nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes nicht mehr wusste, wie es weitergehen sollte, mietete Maschka die Wohnung umgehend in ihrem Namen an und erklärte Lili Wertheimer mit ihrer Tochter zu ihrer Untermieterin. Überwältigt von Gefühlen tiefer Dankbarkeit, ergriff die bisherige Mieterin den rettenden Anker, wohlwissend, dass sie andernfalls mit ihrer Tochter auf der Straße gestanden hätte und obdachlos geworden wäre.
Die Luft zum Atmen wurde für Juden im "Protektorat Böhmen und Mähren" immer dünner. Sie mussten nicht nur weitere Kürzungen ihrer Lebensmittelrationen mit immer größeren Unterschieden gegenüber anderen Teilen der Bevölkerung hinnehmen, sondern in schneller Folge auch mit weiteren Einschränkungen zurechtkommen, die ihre Freizeitgestaltung, ihre Mobilität vor Ort und nicht zuletzt auch ihre wirtschaftliche Existenzgrundlage betrafen.
Im Herbst 1941 begann die Deportation der tschechischen Juden, die anfangs nach Lodz und bald darauf in das Getto Theresienstadt verschleppt wurden, das inzwischen in der einstigen österreichischen und später tschechischen Garnisonsstadt errichtet worden war.
Am 8. Juli 1942 mussten sich zunächst Malvina Reich und die Familie ihres Sohnes Leo auf den Weg in dieses neue Quartier begeben. Ihre Tochter und ihre Enkelin folgten ihr neun Monate später – am 6. März 1943. Als sie ihre Mutter und Großmutter dort wiedersahen, war sie bereits halb verhungert und kaum noch ansprechbar. Bald erkannten Lili und Hanka Wertheimer die Ursache dieser Veränderung. Hunger, Erschöpfung und Krankheiten gehörten zum Alltag der Menschen. Die hygienischen Verhältnisse waren mehr als katastrophal, und auch die medizinische Versorgung ließ viel zu wünschen übrig, so dass sie nur wenig an dem stets hohen Krankenstand und an der extrem hohen Todesrate der Einwohnerschaft dieses Gettos ändern konnte.
Dass Hanka Wertheimer hier im Mädchenheim L 410 Unterschlupf fand, war für sie ein kleiner Lichtblick in der Dunkelheit des Gettolebens. Im Zimmer 28 traf sie auf einige Freundinnen aus ihren Prager Tagen und knüpfte sie schnell Freundschaft mit anderen Mädchen, die Zuversicht ausstrahlten. Im Schutze dieses Kinderheims und in der Obhut der hier wirkenden Betreuerinnen führten die Mädchen vorübergehend ein fast normales Leben, das von einem guten Miteinander und einer starken Solidarität getragen war, gepaart mit der Hoffnung auf bessere Zeiten.
Von den insgesamt ca.60 Mädchen, die eine Zeitlang im Zimmer 28 untergekommen waren, überlebten nur fünfzehn. Theresienstadt war für die meisten seiner Bewohnerinnen und Bewohner nur eine Zwischenstation. Die Transporte in die Vernichtungslager im Osten gehörten zum Alltag dieses Ortes und wurden erst eingestellt, als die Front immer näher rückte.
Am 18. Mai 1944 mussten auch Malvina Reich und Lili und Hanka Wertheimer die Reise in Richtung Osten antreten. Erst als sie das Endziel erreicht hatten, sahen sie, dass sie in Auschwitz waren, einem Ort, der alles übertreffen sollte, was sie bisher an Elend und Leid erlebt hatten. Gleich nach ihrer Ankunft wurden sie erst einmal in ein "Sonderlager für Juden aus Theresienstadt" geführt, ohne dass sie sich vorher – wie bei der Abfertigung anderer Transporte – einer Selektion unterziehen mussten, bei der Malvina Reich angesichts ihres Alters keine Überlebenschance gehabt hätte. Dies wurde dann im Sommer 1944 bei der Auflösung des Familienlagers mit dem Ergebnis nachgeholt, dass der größte Teil der Betroffenen – alle Kinder und alle älteren Menschen – den Weg in die Gaskammern antreten musste und nur wenigen dieses Schicksal erspart blieb.
Lili und Hanka Wertheimer gehörten zu denen, die für noch arbeitsfähig gehalten und in einem Transport mit 1.000 anderen Frauen in das KZ-Außenlager Dessauer Ufer im Hamburger Hafen geführt wurden, das dem Konzentrationslager Neuengamme unterstand.
Zwei Monate später wurden sie von dort in das Frauenaußenlager Neugraben am Falkenbergsweg im Hamburger Süden verlegt. Hier hatten sie zwar keine Ermordung durch Gas zu befürchten, aber das Prinzip der Vernichtung durch Arbeit, das hier praktiziert wurde, verbreitete kaum weniger Angst und Schrecken. Im Umfeld des Lagers kamen die Frauen beim Bau von Behelfsheimen, beim Ausheben eines Panzergrabens, bei der Trümmerbeseitigung und beim Schneeschieben zum Einsatz.
Anfang Februar 1945 wurden sie noch einmal verlegt, bevor sie zwei Monate später – nach einem Zwischenaufenthalt im KZ-Außenlager Tiefstack – im Zuge der Räumung der Hamburger Außenkommandos des KZ Neuengamme in das KZ Bergen-Belsen gebracht wurden. Als sie dieses Lager betraten, bot sich ihnen ein Bild des Grauens. Seit dem Beginn der Evakuierung der frontnahen Konzentrationslager im Dezember 1944 war ein Häftlingstransport nach dem anderen hier eingetroffen, ohne dass das Lager auf diesen Zustrom vorbereitet war. Tausende Häftlinge starben in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs infolge völlig mangelhafter Verpflegung und unzureichender Krankenversorgung. Das Massensterben endete auch nicht am 15. April 1945, als britische Truppen das Lager befreiten. Unter denjenigen, die nicht mehr gerettet werden konnten, befand sich auch Lili Wertheimer, die am 16. Mai 1945 für immer die Augen schloss.
Neben ihrer Mutter Malvina Reich gehören auch ihr Mann Fritz Wertheimer und seine beiden Brüder Alfred und Richard Wertheimer sowie ihre Schwester Marta Reich, ihre Schwägerin Lotte Parnass und ihr Bruder Leo Reich mit seiner Frau Klara und ihrem Sohn Thomas zu den Opfern des Holocaust.
Ihre Tochter Hanka kehrte im Sommer 1945 zunächst in die tschechoslowakische Hauptstadt zurück. Angesichts ihres schlechten Gesundheitszustandes verbrachte sie anschließend drei Jahre in einem Sanatorium in der Schweiz, bevor sie dann 1949 nach Israel auswanderte.
Stand Dezember 2015
Text: Klaus Möller, aus: www.stolpersteine-hamburg.de
Quellen:
Yad Vashem. The Central Database of Shoa Victims´ Names: www.yadvashem.org. Häftlingsliste des Lagers Theresienstadt. Theresienstädter Gedenkbuch.
Archiv der KZ-Gedenk-stätte Neuengamme.
Hannelore Brenner-Wonschick: Die Mädchen von Zimmer 28: Freundschaft, Hoffnung und Überleben in Theresienstadt. München 2004.
Ludmila Chládková: Getto Theresienstadt. Prag 2005.
Danuta Czech: Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz- Birkenau 1939–1945. Reinbek 1989.
Zeitzeugenbericht und Gespräch mit Hanka Weingarten, geb. Wertheimer, am 4.5.2015 in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme.
Karl-Heinz Schultz: Das KZ-Außenlager Neugraben, in: Jürgen Ellermeyer, Klaus Richter, Dirk Stegmann (Hrsg.): Harburg. Von der Burg zur Industriestadt. Hamburg-Harburg 1988, S. 493ff.
The Encyclopedia of Yewish Life before and during the Holocaust, edited by Shmuel Spector and Geoffry Wigoden. New York 2001.
Walfried Blaschka, Gerald Frodl: Der Kreis Znaim von A bis Z. Geislingen 2009. Hans Ellger: Zwangsarbeit und weibliche Überlebensstrategien. Die Geschichte der Frauenaußenlager des Konzentrationslagers Neuengamme 1944/45. Berlin 2007. Karl-Heinz Schultz: Das Barackenlager am Falkenbergsweg 1936–1976. Entstehung – Nutzung – Ende, in: Peter de Knegt: Olinka. Eine Freundschaft, die im Krieg begann. Hamburg 2012.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

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Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
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