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Toni Neufeld

( Toni Neufeld, geb. Katzenstein )
(20.12.1867 Harburg – deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, weiter deportiert am 21.9.1942 nach Treblinka, ermordet)
Opfer des Nationalsozialismus
Neue Straße 52 (Wohnadresse)
Stolperstein vor dem Wohnhaus Neue Straße 52 (Harburg)
Toni-Neufeld-Weg, Neugraben-Fischbek, seit 2020
Toni Katzenstein war das sechste Kind ihrer jüdischen Eltern Jacob (1834–1905) und Friederike Katzenstein, geb. Freudenthal, (1836–1908), die am 16. Juni 1858 in Harburg geheiratet hatten. Zu den sechs älteren Geschwistern Toni Katzensteins gesellten sich anschließend noch sechs jüngere. Als Produktenhändler dürfte Jacob Katzenstein es nicht leicht gehabt haben, diese Kinderschar zu ernähren. Die Katzensteins wohnten zusammen mit drei anderen Familien in einem Haus in der Neuen Straße 52 in unmittelbarer Nähe der 1652 erbauten Ev.-Luth. Dreifaltigkeitskirche, der Harburger Stadtkirche. Über Tonis Kindheit und Jugendzeit ist uns nichts weiter bekannt.
Als junge Frau heiratete Toni Katzenstein den jüdischen Tabak- und Zigarrenhändler Siegfried Neufeld (*30.12.1868). Die beiden Eheleute wurden Mitglied der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg. In den folgenden Jahren wechselten sie aus nicht näher bekannten Gründen erstaunlich oft ihre Privat- und ihre Geschäftsanschrift.
Am 8. November 1897 kam ihre Tochter Erna zur Welt und am 20. Dezember 1902 ihr Sohn Herbert.
Die finanzielle Situation der Familie war alles andere als rosig. Das Geschäft lief nicht immer so, wie Siegfried Neufeld es sich sicherlich gern gewünscht hätte. Wenigen sorgenfreien Zeiten folgten lange Durststrecken. Die Finanzprobleme wuchsen in den Jahren der Weltwirtschaftskrise. 1929 wurden sie für Siegfried Neufeld unlösbar. Er musste den Offenbarungseid leisten.
Das Geschäft übernahm sein Sohn, dessen hoffnungsvoller Neubeginn schnell zum Erliegen kam, als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen. Er überließ das Geschäft seiner Schwester, die die rückläufige Entwicklung angesichts der zunehmenden staatlichen Verdrängung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben auch nicht mehr aufhalten konnte.
Am 1. Februar 1934 wurde Toni Neufeld Besitzerin des hochverschuldeten Tabak- und Zigarrengeschäfts in der Hamburger Altstadt. Doch auch sie konnte das Blatt nicht wenden. Die Aufgabe wurde für sie noch schwerer, als am 25. September 1935 ihr Mann im Alter von 66 Jahren starb. Am 30. März 1937 übergab sie das Geschäft angesichts "ihres hohen Alters und der veränderten Lage auf dem Markt" einem Nachfolger.
Auf große Ersparnisse konnte sie nicht zurückgreifen. Sie waren so gering, dass sie keine Kultussteuer zu zahlen brauchte, und als schließlich auch die letzten Reserven verbraucht waren, musste Toni Neufeld sich sogar an die Wohlfahrtsstelle der Jüdischen Gemeinde wenden.
Auch ihre Kinder Erna Dobriner, geb. Neufeld, und Herbert Neufeld konnten diesen sozialen Absturz nicht aufhalten. Mittellos hatten sie nach dem Novemberpogrom 1938 fluchtartig ihre Heimat verlassen und in England und Bolivien Zuflucht gesucht. Hilflos nahmen sie wenig später die Nachricht zur Kenntnis, dass ihre hochbetagte Mutter ihre Unterkunft als Untermieterin in der Grindelallee 9 räumen und in das jüdische Wohnstift Bundesstraße 35 umziehen musste.
Dieses Haus war einst im 19. Jahrhundert von der Samuel-Levy-Stiftung erbaut worden, um "rechtschaffenen, friedliebenden und bedürftigen" Mitgliedern der Deutsch-Israelitischen und der Portugiesischen Gemeinde freien Wohnraum zu bieten. Die Antragsteller mussten das 50. Lebensjahr überschritten haben. 1909 gab es in dem Haus 25 Zweizimmerwohnungen mit Küche und 22 Einzimmerwohnungen mit Küche. Nach 1933 wurde die wachsende Wohnungsnot der Juden auch in diesem Hause spürbar. Der steigende Bedarf erforderte eine immer strengere Regelung der Wohnraumvergabe. Am 1. Januar 1941 lebten 105 Personen in dem Wohnstift, und im Juli 1942 waren es mehr als 130.
Allein 104 Bewohnerinnen und Bewohner dieses Stifts wurden am 15. Juli 1942 in das `Altersgetto´ Theresienstadt deportiert. Zu ihnen gehörte auch Toni Neufeld. In den folgenden Wochen und Monaten traf ein Transport nach dem anderen an diesem Ort ein, an dem vor dem Zweiten Weltkrieg ca. 7.000 Menschen gelebt hatten. Allein im September 1942 nahm die Zahl der Bewohnerinnen und Bewohner, die neu untergebracht werden mussten, um 18.693 Personen zu. Mehr als 13.000 dieser Menschen wurden in den nächsten Wochen und Monaten in die nationalsozialistischen Vernichtungslager im Osten weiter deportiert.
Auch für Toni Neufeld war Theresienstadt nur eine Durchgangsstation auf der Reise in den Tod. Am 21. September 1942 wurde sie zusammen mit über 2.000 anderen Menschen in das Vernichtungslager Treblinka abtransportiert und dort ermordet.
Auch ihre Schwestern Henny Andrade und Selma Wolff überlebten den Holocaust nicht (siehe: www.stolpersteine-hamburg.de).
Stand: April 2019
Text: Klaus Möller, aus: www.stolpersteine-hamburg.de
Quellen:
Staatsarchiv Hamburg, 992b Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg, 351-11_1197, 351-11_48084, 351-11_44520, 351-11_26675, Amt für Wiedergutmachung, 332-5 Standesämter.
Harburger Adressbücher.
Hamburger jüdische Opfer des Nationalsozialismus. Gedenkbuch, Jürgen Sielemann, Paul Flamme (Hrsg.). Hamburg 1995.
Theresienstädter Gedenkbuch. Die Opfer der Judentransporte aus Deutschland nach Theresienstadt 1942–1945. Prag 2000.
Yad Vashem. The Central Database of Shoa Victims´ Names: www.yadvashem.org. Gedenkbuch. Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945, Bundesarchiv (Hrsg.). Koblenz 2006.
Harburger Opfer des Nationalsozialismus, Bezirksamt Harburg (Hrsg.). Hamburg 2003. Alfred Gottwald, Diana Schulle: Die `Judendeportationen´ aus dem Deutschen Reich 1941–1945. Wiesbaden 2005.
Matthias Heyl: Vielleicht steht die Synagoge noch. Ein virtuelles Museum zur Geschichte der Harburger Juden, CD-ROM. Hamburg 1999.
Wegweiser zu den ehemaligen Stätten jüdischen Lebens oder Leidens in Hamburg, Heft 2, Deutsch-Jüdische Gesellschaft Hamburg (Hrsg.). Hamburg 1985.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Zuletzt eingetragene Namen

März 2023: Traute Lafrenz, Astrid von Beckerath, Melanie Weist, Heike Mundzeck, Charlotte March

April 2023: Liesel Deidesheimer, Anny Breer, Meta Stölken

Wesentlich aktualisiert im Mai 2023: Hedwig Voegt

Juni 2023: Lea Manti, Erna Nakoinzer
August 2023: Gertrud Troplowitz, Irma Wulff, Isa von der Goltz, Minna Plambeck, Amtsvormundschaften für Frauen, Gisela Litz-Finkemeier, Christa Knauer
September 2023: Margarete Schweichler
Oktober 2023: Lore Peschel-Gutzeit, Maria Holst, Marianne Schuller, Mary Kid
Wesentlich aktualisiert im Oktober 2023: Gisela Trowe, Eva Maria Bauer

Dezember 2023: Helga Schwarz

Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae

Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons

März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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