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Frauenbios

Emma Alessandra gen. Henriette Lazarus

( Dr. Emma Alessandra gen. Henriette Lazarus, geb. Schiff )
(14.8.1834 Alexandrien – 13.9.1903 Hamburg)
Salonnière
Esplanade 37 (Wohnadresse)
„... zwischen klingelnden Straßenbahnen surrten elektrische Automobile ohne Kühler vorüber, Equipagen mit klackenden Pferdehufen und lackierte Kastenwagen strebten im Strom mit tretenden Radlern ... auf die breite, wimmelnd belebte Lombardsbrücke“, [1] so beschrieb im Jahre 1901 der Hamburger Kaufmannssohn und Schriftsteller Joachim Maass die elegante, nach dem Vorbild der Berliner Prachtstraße Unter den Linden mit zwei doppelten Lindenreihen bepflanzte Esplanade. Von der von Carl Ludwig Wimmel mit klassizistischen Gründerzeithäusern einheitlich bebauten Nordseite ist einzig die Nummer 37 erhalten. Hier führte Henriette Lazarus, die zusammen mit ihren unverheirateten Schwestern Schiff in der Hamburger Gesellschaft scherzhaft „der Dreimaster“ genannt wurde, ein offenes Haus. Ein lebendiges Bild dieses Salons vermittelt der Kritiker der „Hamburger Nachrichten“ Ferdinand Pfohl, der durch Gustav Mahler dort eingeführt wurde, in seinem Erinnerungsbuch: „Im ersten Monat meiner Anwesenheit in Hamburg, im November 1892, begegnete ich Mahler einmal auf dem Jungfernstieg, er sagte zu mir: ‚Haben Sie schon Beziehungen zur Hamburger Gesellschaft? Es wird Sie sicherlich ebenso interessieren, wie es Ihnen erwünscht sein muß, Fühlung mit den gebildeten Kreisen dieser Art zu finden. Ich werde Sie bei einigen dieser Familien einführen. Zuerst bei Frau Dr. Lazarus, der ich schon von Ihnen gesprochen habe. Ich habe der außerordentlich geistvollen und klugen Frau den Mund nach Ihnen schon wässrig gemacht. Sie werden da ein entzückendes Haus auf der Esplanade kennen lernen. Sie werden dort die geistvollsten Menschen von Hamburg treffen: Hans von Bülow, Julius Rodenberg aus Berlin, der Schwager der Frau Dr. Lazarus, einer verwitweten Dame, die aus Triest stammt, in der Sie also eine österreichische Landmännin finden werden; auch # Toni Petersen ist regelmäßig dort, eine alte überaus geistvolle Freundin Hans von Bülows, die Tochter des Bürgermeisters von Hamburg, die in dieser Republikstadt fast die Ehren einer Fürstin genießt. Fast alle großen durchreisenden Künstler pflegen im Salon der schöngeistigen Frau und ihrer beiden unverheiratet gebliebenen Schwestern Schiff einzukehren.‘ (...) Nachdem ich in dem ebenso reichen wie gastfreien Haus auf der Esplanade Nr. 37 den Damen meinen Besuch gemacht hatte, war ich dort zusammen mit Mahler ständiger Gast der opulenten Gastmahle und der lebendigen und temperamentvollen Abendgesellschaften, jederzeit mit größter echt österreichischer Liebenswürdigkeit aufgenommen, immer willkommen.
Ich pflegte nach Opernaufführungen, denen ich beigewohnt hatte, Mahler am Bühneneingang in Empfang zu nehmen und dann wandelten wir hinüber auf die Esplande, erschienen bei den Damen und erquickten uns mit einer Tasse Tee, entzückenden Kaviar- und Lachsbrötchen und ähnlichen Leckerbissen, mehr noch an dem geistvollen Gespräch, das dort das österreichische Temperament der drei Damen immer fesselnd, immer geistreich zu führen wußte. Mehr als einmal geschah es, daß sich Mahler im Musiksalon an den Flügel setzte und die ‚Hammerklavier Sonate‘ Beethovens oder eine der letzten Sonaten in der ihm eigentümlichen sachlichen Darstellung zum Vortrag brachte.
Ich habe in diesen Räumen unter anderen den bissigen Theodor Kirchner, den liebenswürdigen Anton Rubinstein, den funkelnd witzigen Moritz Rosenthal, später den Baron von Berger, den berühmten Germanisten Erich Schmidt aus Berlin, Träger bekannter Namen und andere bedeutende Männer kennen gelernt. Unter ihnen den liebenswürdigen Schauspieler Karl Wagner, die hochgefeierte Franziska Ellmenreich. Auch mit den ‘Liedern eines fahrenden Gesellen’ wurden in diesen Räumen, die eine hochkultivierte Gesellschaft zu versammeln pflegten, die teils überzeugten und die teils noch zögernden Freunde Gustav Mahlers bekannt gemacht.“ [2]
Text: Brita Reimers
Zitate:
1 Zit. nach: Knaus Kulturführer in Farbe. Hrsg. V. Marianne Mehling. München 1994.
2 Ferdinand Pfohl: Gustav Mahler. Eindrücke und Erinnerungen aus den hamburger Jahren. Hrsg. Von Knud Martner. Hamburg 1973.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann
Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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