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Frauenbios

Margarete Braun

(15.12.1893 Hamburg – 22.4.1966 Hamburg),
Pastorin
Hopfenmarkt, St. Nikolai Kirche (Heute: Mahnmal St. Nikolai) (Wirkungsstätte)
Neue Burg 24 (Wohnadresse)
Flemingstraße 9 (Wohnadresse)
Garten der Frauen, Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756 (Erinnerungsstein)
(Ausschnitt aus dem szenischen Rundgang zu den drei Hauptkirchen, Sprecherinnen: Rita Bake, Herma Koehn, Dieter Schmitt)
Am Hopfenmarkt steht die Ruine der ehemaligen Hauptkirche St. Nikolai. 1195 als Kapelle errichtet und bis 1353 zu einer Hallenkirche ausgebaut, wurde sie während des Zweiten Weltkriegs zerstört und später nicht wieder aufgebaut, um als Mahnmal zu dienen.
Margarete Braun, Foto aus: "Die Theologinnen Sophie Kunert, Margarete Braun, Margarete Schuster." Rainer Hering, Hamburg 1997.
1928 geschah an der St. Nikolai Kirche etwas für damalige Verhältnisse Außergewöhnliches. Margarete Braun, Tochter eines Oberpostinspektors, wurde in Hamburg als erste Frau zur Pfarramtshelferin ordiniert. „Zur Einsegnung von Margarete Braun am 19. Februar 1928 war die Nikolai Kirche am Hopfenmarkt dicht gefüllt: neben den Gemeindemitgliedern und Kirchenvorstehern waren Vertreter des Kirchenrates, der Synode und der Bürgervereine erschienen. ‚Man hatte den Eindruck, daß man an einem von den Augenblicken stand, wo man Geschichte wirklich erlebt‘, hieß es in einem Zeitungsartikel unter der Überschrift ‚Frauenleben – Frauenwirken‘ über das Ereignis.“ [1]
Obwohl Margarete Braun beide theologische Prüfungen abgelegt hatte und damit die Voraussetzung erfüllte, um sich Pastorin zu nennen, wurde ihr dies verwehrt. Zu stark war der Widerstand gegen Frauen auf der Kanzel. Der Hauptpastor von St. Michaelis und spätere Bischof Simon Schöffel vertrat vehement die Auffassung, Frauen hätten als Pfarrerinnen in der Kirche nichts zu suchen. An der Spitze der Gemeinde müsse der Mann stehen.
Frauen war zwar das Studium der Theologie, das Vikariat und das Ablegen der theologischen Prüfungen erlaubt, doch sie erhielten nur eine Anstellung als Pfarramtshelferin. Laut damaligem Kirchengesetz wurden sie „(...) Anstalten oder Pfarrämtern ‚mit Berücksichtigung der besonderen Aufgaben an Frauen und Mädchen angegliedert‘ (§ 7). (...) Ihr Aufgabenbereich lag (...) in der Wortverkündigung in Andachts- und Bibelstunden vor Frauen und Jugendlichen, im Abhalten von Kindergottesdiensten oder Religionsunterricht, in der Vorbereitung und Mitarbeit (!) am Konfirmationsunterricht sowie in der seelsorgerlichen und sozialen Gemeindearbeit an Frauen und Mädchen (§ 8). (...) die Amtstracht der Helferinnen bestand ‚in einem geschlossenen schwarzen Kleide‘. (...) Im Falle der Eheschließung schied sie ohne Anspruch auf Ruhegehalt aus dem Dienst der Kirche aus (§ 18). Die Tätigkeit der Pfarramtshelferin wurde nicht als geistliches Amt verstanden, sie wurde zum Dienst eingesegnet (§ 12), nicht ordiniert!“ [2] schrieb der Historiker und Experte auf diesem Gebiet Rainer Hering.
Margarete Braun wurde das Seitenschiff der St. Nikolai Kirche zugewiesen, wo sie Jugendliche und Frauen kirchlich betreute, mit ihnen Bibelstunden abhielt und vor ihnen predigte. Außerdem wanderte sie mit ihnen und organisierte die Jugendfreizeit. Als 1934 eine Pfarramtsgehilfin für die Betreuung der Frauenabteilung am Krankenhaus Hamburg-Eppendorf und an der Mädchenanstalt in der Feuerbergstraße fehlte, wurde Margarete Braun dorthin beordert. Nun war die Kirche wieder frauenfrei, was ganz im Sinne des Nationalsozialismus war, der keine Theologinnen an Kirchen duldete, sondern die Frauen zurück an Heim und Herd schickte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Margarete Braun von 1947 bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1957 in Frauen- und Mädchenheimen. Erst 1968 bekamen die Theologinnen mehr Rechte. Bis dahin waren sie in Hamburg ausgeschlossen von der Mitarbeit in allen führenden und leitenden Gremien der Landeskirche wie Synoden und Kirchenrat. Weil Theologinnen in der Öffentlichkeit keine pfarramtlichen Aufgaben leisten durften, erhielten sie nur Anstellungen in einem Sonderpfarramt wie Krankenhaus, Gefängnis etc.. Gottedienste durften sie nur innerhalb ihres durch ihren Auftrag bestimmten Arbeitsgebietes abhalten. Erst 1968 entschied sich auch die Hamburger Landeskirche, Frauen zum Pfarramt zuzulassen. Aber es dauerte noch weitere zehn Jahre bis endlich 1978 die rechtliche Gleichstellung der Pastorin für alle Gliedkirchen geltendes Recht wurde.
Text: Rita Bake
Zitate:
1 Zit. Nach: Rainer Hering: Die Vorkämpferin für das Pastorinnenamt Margarete Braun. In: Festschrift 800 Jahre Hauptkirche St. Nikolai. Hamburg 1995.
2 Rainer Hering: Frauen auf der Kanzel? Internet: www.fachpublikationen.de/dokumente/01/07/01008.html
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann
Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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