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Irma Keilhack

(25.1.1908 Hamburg – 3.6.2001)
Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft (SPD), Senatorin
Hamburger Rathaus, Rathausmarkt (Wirkungsstätte)
St. Jürgenstraße 32 (Wohnadresse)
Bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756, Grab: AF 34, 383-384
Irma-Keilhack-Ring, benannt Mai 2017 in Hamburg Rahlstedt
Irma Keilhack, Foto: privat
„Bei den letzten Wahlen im März 1933 wollte mich meine Partei noch als Kandidatin aufstellen, weil viele Genossen nicht mehr auf einer sozialdemokratischen Liste kandidieren mochten, aus Angst, dadurch ihre Existenz zu verlieren. Sie haben an meine Kameradschaft appelliert und gesagt: ‚Du mußt jetzt einfach rein, Du bist Parteiangestellte, Dir kann nichts passieren‘. Ich hab mich aber nicht aufstellen lassen. Ich hatte zwar keine Angst, aber auf diese Weise wollte ich nicht gerne Kandidatin werden“, [1] erzählte Irma Keilhack.
Über ihr Elternhaus berichtete sie: „Ich stamme aus einer Arbeiterfamilie. Meine Eltern waren beide um die Jahrhundertwende aus Mecklenburg nach Hamburg gekommen. Es war die Zeit der Landflucht. Gelernt hatten sie auf dem Lande nichts. Der Vater ging erstmal in den Hafen. Er erlebte den Hafenarbeiterstreik von 1897 mit. Von daher gerieten beide voll in die Konfrontation zwischen den Arbeitern und Unternehmern hinein.
Mein Vater war überzeugter Sozialdemokrat, meine Mutter ebenfalls, wenn auch in der Partei nicht so aktiv. Da wuchs ich hinein. Ich hatte keinen anderen politischen Spielraum.“ [2]
Irma Keilhack erlernte den Beruf der Bürokauffrau. „Ich wollte eigentlich Lehrerin werden, konnte aber keine weiterführende Schule besuchen, da mein Vater derzeit arbeitslos war. Ich kam deshalb mit 14 Jahren aus der Schule und durchlief eine kaufmännische Lehre, damals eine qualifizierte Ausbildung.“ [3]
Mit Beginn ihrer Erwerbstätigkeit wurde sie Mitglied im Zentralverband der Angestellten (ZdA). 1924 schloss sie sich den Kinderfreunden an, dann der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), später den Jungsozialisten und trat 1926 der SPD bei.
Beruflich qualifizierte sich Irma Keilhack weiter. „Zur Weiterbildung besuchte ich Kurse in der Handelsschule, in der Volkshochschule und ein halbes Jahr die Internatsvolkshochschule in Tinz (Thüringen). So kam man auch zu einer angestrebten Qualifizierung.“ [4]
Irma Keilhack arbeitete bis zum Verbot der SPD im Juni 1933 vier Jahre lang hauptamtlich in der Landesgeschäftsstelle der SPD als Sekretärin des SPD-Vorsitzenden Karl Meitmann. Nachdem die Nationalsozialisten die SPD verboten hatten, wurde Irma Keilhack: „ (…) in einer Zusammenkunft für kurze Zeit verhaftet.“ [5] Sie wurde von der SA in die Großen Bleichen 23, dem Sitz des Kommandos zur besonderen Verwendung, gebracht und dort im Keller verhört und misshandelt. „Dort verhörte und traktierte man uns die ganze Nacht. Ich hatte Adressenmaterial von Vertrauensleuten bei mir. Ich kann mich entsinnen, daß wir es – weil wir es anders nicht verstecken konnten – aufaßen, um weitere Verhaftungen zu verhindern. Am anderen Vormittag landeten wir dann im Hamburger Untersuchungsgefängnis und waren jedenfalls aus den Fängen der SA. Nach ständigen Verhören entließ man dann uns Frauen nach etwa einer Woche und die Männer nach sechs Wochen mit der allseitigen Androhung eines Hochverratsprozesses und verordnete Polizeiaufsicht für längere oder kürzere Zeit.“ (zit. Nach: Frauen im Faschismus, Frauen im Widerstand. Hamburger Sozialdemokratinnen berichten. Hrsg. Von der ASF Hamburg. Hamburg 1983.) „Zu dieser Gruppe gehörte auch mein späterer Ehemann. Wir heirateten 1935. Er war Sekretär in der SPD-Zentrale in Hamburg. Als ich aus der Haft entlassen wurde und natürlich arbeitslos war, versuchte ich zunächst mit ambulantem Wäscheverkauf bei Freunden und Bekannten durchzukommen. Das diente zugleich der Aufrechterhaltung von politischen Verbindungen.“ [5] So ging Irma Keilhack mit ihrem Koffer voller Wäsche von Wohnung zu Wohnung und konnte gleichzeitig als Nachrichtenüberbringerin fungieren. Als ehemalige Mitarbeiterin der nun verbotenen SPD war es sehr schwer, Arbeit zu finden. Schließlich erhielt sie eine Anstellung in einer jüdischen Firma für Autozubehör.
„Mein Mann bekam nach seiner Haftentlassung Arbeitsverbot für Hamburg und konnte erst nach unserer Heirat wieder zurück. Er erhielt eine Anstellung als Grundstücksverwalter in einer jüdischen Firma, die ihm nach Erlaß der Rassegesetze 1935 anbot, die Grundstücke in eigener Firma als selbständiger Verwalter zu übernehmen. Dann wurde er 1939 Soldat, und ich übernahm die Geschäftsführung unserer Firma bis zur Ausbombung 1943, während der fast alle in unserer Verwaltung befindlichen Häuser zerstört wurden.“ [6]
1943 bekam das Ehepaar ein Kind. Im selben Jahr, im Juli 1943, wurde die Wohnung der Keilhacks ausgebrannt. Irma Keilhack zog in ihre Laube im Schrebergarten, den „wir uns 1933 – wie etliche unserer Jugendfreunde, die auch durch die Nazis ihre Arbeit verloren – gepachtet hatten. Mit unserem letzten Geld hatten wir uns kleine Holzhäuschen gebaut und verbrachten dort – auch um uns weiteren Nazinachstellungen zu entziehen – zunächst die Sommer. Sie wurden dann 1943 unsere letzte Bleibe. So hielten wir zugleich untereinander Kontakt. Sonntags trafen sich viele Freunde aus unserer alten Jungsozialistengruppe bei uns. Im Garten hatten wir Tische aufgebaut; jeder brachte ein bißchen zu essen mit. Dann lästerten wir, wie junge Menschen es tun: sogar vergnügt. Völlig klar, man kann ja nicht nur trauern. Den Nazis einen Streich zu spielen, ihnen etwas vorzutäuschen, bei polizeilichen Vernehmungen nicht die Wahrheit zu sagen, sie auf falsche Wege zu bringen, das war unsere Genugtuung, der Spaß der Bedrohten und Unterdrückten. (…) Viele Antinazigruppen retteten sich auf ähnliche Weise. Und auf der Straße ging man scheinbar aneinander vorbei. Doch ein kurz zugerufenes Wort bedeutete: ‚Aha, in Ordnung. Das mußt du machen, oder da gehst du hin. Man durfte kein Aufheben machen. Das war auch damals das Allerwichtigste, um nicht unterzugehen, sich nicht auseinandertreiben zu lassen, zu verhindern, daß man in die Vereinzelung geriet. Das änderte sich leider während des Krieges, weil viele Soldaten wurden oder nach den Ausbombungen mit ihren Kindern geflüchtet waren.
Am Kriegsende lebte ich (…) mit anderen Freunden in Bergstedt in unserem Schrebergarten mit den von unseren Männern winterfest gemachten Holzlauben. Wir hatten fast alle kleine Kinder. Wir mußten in den letzten Kriegsjahren Nacht für Nacht raus, auch weil Flaksplitter bei Bombenangriffen durch unsere Holzdächer schlugen. Wir mußten in Erdstollen, die wir ausgehoben hatten und die mit Grasstollen abgedeckt waren, kriechen. Mit schreienden Kindern, ungefähr jede Nacht! (…) Nach der Kapitulation Hamburgs am 3. Mai 1945 standen wir dann oft vor unseren Holzlauben und überlegten, was für uns wohl dann noch kommen würde. Für unsere Kinder hatten wir Identitätskarten für den Fall, daß wir unsere Häuschen räumen müßten. (…) Wir dachten, die Sieger würden bei uns alles beschlagnahmen und uns wegjagen. (…)
Mein Mann war im Krieg vorwiegend in Rußland. Er wurde dort auch verwundet und kam 1944 nach Lübeck ins Lazarett. Anfang 1945, kurz vor der Kapitulation, war er gerade wieder dienstfähig geschrieben worden -, er sollte ein zweites Mal nach Rußland. Da setzte er sich nachts von seiner Truppe ab, schlug sich durch das noch militärische Kampfgebiet durch und kam so um den 1. oder 2. Mai herum bei uns an, zerfledert und kaputt. Er hatte große Angst gehabt, daß ihn die Engländer schnappten oder die Deutschen noch zuletzt als Fahnenflüchtigen zu fassen kriegten. Aber kaum hatte er sich quasi ausgeschlafen, begannen schon im Mai 1945 die ersten politischen Fühlungsnahmen. Wir mußten nach dieser Niederlage der Nazis in Aktion treten! Als früherer hauptamtlicher Mitarbeiter der SPD hatte mein Mann natürlich noch viele Personenkenntnisse. Er wußte, wo alte SPD-Leute zu finden waren. So kam es relativ schnell zu ersten Besprechungen mit der Militärregierung nach der Kapitulation (…). Ich selbst konnte nicht voll an diesen Vorarbeiten teilnehmen, da ich eine Familie – eine kranke Mutter und ein kleines Kind – hatte und somit ziemlich gebunden war. “ [7]
1947 wurde Irma Keilhack Mitglied der Jugenddeputation der Jugendbehörde und später Mitglied im Aufsichtsrat der Hamburger Gaswerke. Auf Wunsch ihres Parteidistriktes Berne, aber gegen den Widerstand der Kreisdelegiertenversammlung, die diesen Posten eher einem Mann zutraute, wurde sie 1949 für den Bundestag aufgestellt. In ihrer Kandidatenrede äußerte sie ihre Beweggründe: „(...) aus dem Pflichtgefühl heraus, das mich mit der Bewegung durch meine Erziehung, durch meine Zugehörigkeit zur Arbeiterjugend, durch meine frühere hauptamtliche und jetzt ehrenamtliche Funktion mit der Partei verbindet, habe ich zugesagt. Ihr könnt mir glauben, daß mir diese Zusage außerordentlich schwergefallen ist (...), denn ich habe einen Mann, dessen gesamte Zeit der Partei gehört. Ich habe ein kleines Kind, ein Haus und einen Garten zu versorgen. (...) Daß eine solche Entscheidung für eine Frau nicht leicht ist, könnt Ihr Euch vorstellen, und daß nicht Ehrgeiz oder vielleicht sogar materielle Gründe die Entscheidung für eine solche Zusage geben, denn das ist bei einer Hausfrau und Mutter wohl kaum anzunehmen. (...) Gegen eines wehre ich mich entschieden, und das ist, daß man meine Kandidatur mit unsauberen Bemerkungen zu kritisieren und abzuweisen sucht. Eine davon ist, daß ich seit zwei Jahren nicht mehr aktiv in der Partei arbeite. (...) Ich muß wiederholen, daß ich neben meiner Distriktarbeit als Leiterin der Frauengruppe und der allgemeinen Arbeit im Distrikt Mitglied der Jugenddeputation bin, die sehr viel Arbeit mit sich bringt, wenn man seine Arbeit ernst auffaßt; daß ich im Aufsichtsrat der Gaswerke bin und auch, wenn meine Zeit es erlaubt, Referate übernehme, allerdings nur dann und wann um längere Fristen gebeten habe. Ich sagte schon einmal, daß ich Haus und ein Kind zu versorgen habe und keine häusliche Hilfe habe, so daß ich wohl sagen darf, mehr kann ich nicht tun. Denn als Hausfrau und Mutter fühle ich mich so verantwortlich für diese Tätigkeit, sie so auszufüllen, daß man mir nicht nachher nachsagen kann, guckt Euch ihre Wohnung einmal an, sie arbeitet zwar für die Partei, aber sie läßt zu Hause alles verlottern. (...) Ich möchte jedenfalls von mir aus sagen, daß ich mir der Verpflichtung, die ich eingehe für Bonn, sehr wohl bewußt bin und daß ich sie als außerordentlich schwer empfinde und nicht gegeben hätte, wenn ich wüßte, es gäbe noch andere, deren Voraussetzungen die gleichen wären (Unruhe).“
Wahlaufruf zur Bundestagswahl 1953 von Irma Keilhack (SPD)
Rückseite Wahlaufruf zur Bundestagswahl 1953 von Irma Keilhack (SPD)
Irma Keilhack gehörte zu den ersten Hamburger Parlamentarierinnen, die in den Bundestag gewählt wurden. Dort war sie von 1949 bis 1961 tätig. Ihre Arbeitsgebiete waren Jugend-, Ernährungs- und VerbraucherInnenfragen. Sie war stellvertretendes Mitglied des Vermittlungsausschusses, Mitglied des SPD-Fraktionsvorstandes und Mitglied des Ältestenrates im Bundestag. Ihre politischen Erfolge während ihrer Bundestagszeit waren die Mitwirkung an der Gesetzgebung sowie der Neuordnung einer modernen Jugend- und Familienpolitik. Außerdem setzte sie sich für eine Verbesserung der Ernährungslage in der Zeit nach Kriegsende und für einen wirksamen VerbraucherInnenschutz ein. Um ihre politische Arbeit, den Ehealltag und die Erziehung ihres Kindes in Einklang zu bekommen, ließ sich Irma Keilhack von Hilfskräften unterstützen. 1961 wurde Irma Keilhack in den Senat gewählt und war bis 1970 Senatorin der Jugendbehörde und von Dezember 1961 bis April 1966 Präses der Behörde für Ernährung und Landwirtschaft. Im Hamburger Senat setzte sie sich erfolgreich für Maßnahmen in der Kinder- und Jugendhilfe ein, für die Förderung von Jugendorganisationen, Elternbildung und neuen Kindereinrichtungen. Die Gründung von VerbraucherInnen- und Beratungsorganisationen war eine wichtige Aufgabe für sie. Von 1962 bis 1974 war sie Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft. Wegen ihrer Zugehörigkeit zum Senat ruhte ihr Bürgerschaftsmandat acht Jahre. Nach ihrem Ausscheiden aus der Bürgerschaft übernahm sie ehrenamtlich den Vorsitz in der Hamburger Verbraucherzentrale. Unter ihrer Leitung wurde dort der telefonische Ansagedienst „Tipps für Konsumenten“ eingerichtet.
Text: Rita Bake
Zitate:
1 Zit. nach: Frauen im Faschismus. Frauen im Widerstand – Hamburger Sozialdemokratinnen berichten. Hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen Hamburg, Hamburg 1983.
2 folgende Zitate aus: Manuskript vom Deutschen Frauenring zur Publikation „Lebensbilder“, S. 77. Das Manuskript befindet sich im FrauenStadtArchivHamburg.
3 ebenda.
4 ebenda.
5 Manuskript, a. a O., S. 78f.
6 Manuskript, a. a. O., S. 79.
7 Manuskript, a. a. O., S. 79ff.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
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Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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