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Frauenbios

Rosemarie Clausen

( Rosemarie Clausen, geb. Kögel )
(05.03.1907 in Groß-Ziethen bei Berlin - 09.01.1990 in Hamburg)
Theaterfotografin
Hamburger Schauspielhaus, Kirchenallee (Wirkungsstätte)
Wittspark 14 (Wohnadresse)
Fuhlsbüttler Straße 756, Ohlsdorfer Friedhof Grab Nr. 0 8, 236
„Eigentlich wollte ich nicht Fotografin werden, sondern Malerin. Ich bin richtige Berlinerin. Mein Vater ist auch in Berlin geboren, und mein Großvater ist seinerzeit nach Berlin berufen worden, er war Oberhofprediger bei Wilhelm I.
Wir hatten einen prächtigen Vater und waren vier Kinder. Die Schwester meines Vaters war Malerin, religiöse Malerei hat sie gemacht und mit Käthe Kollwitz zusammen studiert. Als mein Vater nun Bilder von mir meiner Tante schickte, hat sie die wieder an die Kollwitz geschickt. Beide haben dann gesagt, ich müsste mich mit Malerei beschäftigen. Eine Wiener Malerin interessierte sich für das, was ich tat und sagte, sie würde mich umsonst ausbilden. Meine große Leidenschaft war die Porträtmalerei. Ich fuhr also damals nach Wien und wohnte bei sehr vermögenden Freunden meines Vaters, aber zur gleichen Zeit kriegte diese Malerin einen Auftrag nach Amerika. Sie fuhr nach Amerika und sagte, ich sollte solange warten, sie käme zurück, und ich wartete und wartete. Und sie kriegte einen Auftrag nach dem anderen und ich wartete und dachte, jetzt werden meine Schwestern inzwischen aus der Schule kommen. Ich war sowieso die häßlichste aus der Familie, also mir war es sehr wichtig, daß ich wenigstens tüchtig wäre. Ich schrieb an meinen Vater: ‚Du, also wenn das so weiter geht, es ist jetzt ein dreiviertel Jahr vergangen, ich male auf der Alm ab und zu einen kleinen Ziegenbock oder so etwas, was rätst Du mir?‘ Da schrieb er zurück, ob ich nicht bei Bäcker und Maas anfangen wolle. Das war ein großes Fotoatelier in der Bellevuestraße am Tiergarten. Die Chefin hieß Marie Böhm, eine ziemlich behäbige, dicke Frau mit einem sehr klugen Gesicht, die sieben Sprachen fließend sprach. Eine Jüdin. Meine Kollegen dort waren erfahrene Handwerker. Da kam ich mir natürlich mächtig verloren vor, mußte Retusche lernen und saß immer hinter halbdunklen Fenstern...
Die Lehrzeit dauerte drei Jahre und ich hab dann Examen mit Auszeichnung gemacht; das war jahrelang nicht dagewesen. Das war natürlich sehr schön, für meine Firma besonders.“ [1]
Mit diesen Worten, deren unprätentiöser Ton viel von der Natürlichkeit, Heiterkeit und Freimütigkeit der berühmten Theaterphotographin zeigt, erzählte Rosemarie Clausen 1975 in einem Interview für „Theater heute“ von den Anfängen ihrer Laufbahn. So wenig wie sie zu Beginn die Photographie überhaupt im Blick gehabt hatte, so wenig sah sie sich zunächst als Theaterphotographin: „Es war mehr oder weniger ein Zufall, daß ich mit meiner Kamera zum Theater kam. Industrie oder Werbung – ich habe mich in frühen Jahren darin versucht – waren für sich eine Welt, die mir fern war. Es war der Mensch, der mich fesselte. Und am Theater fand ich nicht nur wechselvolle Gesichter – sondern ich erlebte gleichzeitig die Entwicklung von Schicksalen – erarbeitet und sichtbar geworden durch eine künstlerische Gestaltung. In dieser Welt der Dichtung und Phantasie fühlte ich mich beheimatet. Von dieser flüchtigsten aller Künste – der Schauspielerei – hoffte ich mit meiner Photographie etwas festhalten zu können:“ [2]
Was Rosemarie Clausen an der Theaterphotographie reizte, war also weniger das Erfassen einer ganzen Szene als das des einzelnen Schauspielers in seiner individuellen Rollengestaltung und -entwicklung. Indem sie beim Photographieren ihre persönliche Sichtweise einbrachte und das Gesicht des Schauspielers in der Totale, kunstvoll beleuchtet aus dem Dunkel des Hintergrundes hervortreten ließ, entwickelte sie in wenigen Jahren einen ganz eigenen, unverwechselbaren Stil, der interpretierte, nicht dokumentierte. Eines der zentralen Hindernisse, die ihr dabei im Wege standen, war die damalige Praxis der Theaterphotographie, die es – wohl auch aufgrund der mangelhaften technischen Möglichkeiten – lediglich erlaubte, Schauspielerinnen und Schauspieler in ihren Garderoben oder nach der Hauptprobe bei Presseterminen, bei denen einzelne Szenen nachgespielt oder -gestellt wurden, zu photographieren. Da dabei die unmittelbare Wirkung verloren war, suchte Rosemarie Clausen nach anderen Wegen. Häufig stimmte sie sich durch den Besuch der Proben auf die jeweilige Inszenierung ein und photographierte die Schauspieler dann am Premierenabend während der Pausen und nach der Vorstellung, wenn sie noch ganz in ihrer Rolle lebten.
Den größten Einfluss auf ihre Entwicklung schreibt Rosemarie Clausen neben ihrem Vater, dem sozial hoch engagierten Pfarrer Rudolf Kögel, mit dem sie alles „bequatschen“ konnte, Gustav Gründgens zu, der 1934 die Intendanz des Staatlichen Schauspielhauses am Gendarmenmarkt in Berlin übernommen hatte und den sie 1936 erstmals in seiner Rolle als Hamlet photographierte. Sein Formsinn übertrug sich auf die junge Berlinerin, die von sich selbst sagt, dass sie dazu neigte, manchmal über die Stränge zu schlagen: „Seine Art, eine Rolle zu stilisieren, gefiel mir. Das hat auch auf meine Art zu photographieren großen Einfluß gehabt. Ich begriff, daß ich hier nicht einfach wild in die Gegend schießen durfte. Ich wollte auch für mich eine eigene Form der Bildgestaltung entwickeln.“ (Hamburger Abendblatt vom 06.03.1982)
Fortan arbeitete Rosemarie Clausen, die nach ihrer Gesellinnenprüfung 1928 im Lette-Haus in Berlin und einer viereinhalbjährigen Assistenz bei der Theaterphotographin Elli Marcus Ende 1933 ein eigenes Atelier gegründet hatte, kontinuierlich am Theater am Gendarmenmarkt, der damals bedeutendsten Bühne Deutschlands. Den heute üblichen Exklusivvertrag mit Theaterphotographen gab es zu jener Zeit allerdings noch nicht. Rosemarie Clausen musste sich die Arbeit mit Kolleginnen und Kollegen teilen, was zumindest in der Anfangszeit manchmal einen 36-Stunden-Tag bedeutete, da sie ihre Aufnahmen sofort nach der Entwicklung auf die Zeitungsredaktionen brachte, die neben den Theaterprogrammheft-Gestaltern die Hauptabnehmer von Theaterphotos waren.
Die Eheschließung mit dem Filmkaufmann Jürgen Clausen im Jahre 1934 und die Geburt der drei Kinder Lars (1935), Christiane (1940) und Brigitte (1941) behinderte Rosemarie Clausens Arbeit nicht über Gebühr. Ihr Mann unterstützte sie in ihrem Tun: „Ich finde es sehr schön, wenn eine Frau ihre eigene Welt hat.“ [1]
1944 zerbrach, was so glücklich begonnen hatte: Jürgen Clausen, der freiwillig zur Nachtjagd gegangen war, wurde am 20. Februar über Sachsen abgeschossen, das Atelier mit allen Negativen bei einem Bombenangriff zerstört. Eine Arbeitsmöglichkeit am Theater gab es nicht mehr. Die Berliner Staatstheater waren geschlossen. Rosemarie Clausen floh mit ihren Kindern nach Barsbüttel (Stormarn), wo die vierköpfige Familie den Sommer 1945 über in einem Raum einer Flakbaracke unterkam. Danach erreichte sie eine Einweisung nach Blankenese. Ihre Vermieterin, die Gesangslehrerin Margarete Hartmann, trug die Zwangseinquartierung der vierköpfigen Familie nicht nach und erwies sich als vortrefflicher Mensch.
Rosemarie Clausen fasste schnell Fuß und arbeitete bei Helmut Gmelin am Theater im Zimmer und bei Ida Ehre an den Hamburger Kammerspielen. Dort photographierte sie 1947 die legendäre Uraufführung von Wolfgang Borcherts „Draußen vor der Tür“. Als Gustav Gründgens 1955 die Leitung des Hamburger Schauspielhauses übernahm, arbeitete sie wieder eng mit ihm und seinem Ensemble zusammen. Sie wurde die eigentliche Chronistin der Hamburger Gründgens-Ära. Mit ihrem Bildband der Faust-Inszenierungen erhielt sie internationale Anerkennung. Wie intensiv die Zusammenarbeit mit Gründgens war, zeigt sich auch in den Zeilen des Theaterkritikers Joachim Kaiser, der angesichts ihrer Photos von Gründgens in seiner letzten Rolle, dem König Philipp im Don Carlos, den Eindruck hatte, sie bildete bereits eine Rollengestaltung ab, die Gründgens anstrebte, aber in der Premiere noch nicht erreicht hatte: „Betrachtet man die großartigen Fotos von Rosemarie Clausen, die als Theaterfotographin keine optischen Spielereien unternimmt, sondern die Spannung, das Antlitz, die Qual und die Lebendigkeit der Sekunde mit großartigem künstlerischem Takt aufzunehmen weiß, dann sieht man, wie Gründgens’ Philipp einmal sein kann.“ [3]
Rosemarie Clausen lebte ganz ihrem Beruf und dem großen Freundeskreis, der sich in erster Linie aus Theaterleuten zusammensetzte. Geheiratet hat sie nicht wieder, sie blieb ihrem Mann innerlich bis zuletzt eng verbunden. In einem Interview erläuterte die 68-Jährige: „Das ging nicht, er war ein so einmaliger Mann, ich konnte meinen drei Kindern auch keinen anderen Vater...“ und fuhr dann fort:
„Es gab in den letzten dreißig Jahren Freunde für mich, vielleicht auch welche, die ich lieb gehabt habe.“ [4] Ihr Sohn Lars ist der Überzeugung, „daß sie im Innersten das Temperament einer lieblichen und heiteren Junggesellin hatte, die heimlich schwer verheiratet nur mit einem war: mit ihrer Arbeit, wohl auch, weil sie zeitlebens trotz aller Erfolge um ihre Existenz bangte.“ Ihren Kindern war sie – so Lars Clausen – „eine sehr duldsame, leicht abgelenkte Mutter und überhaupt keine ‚Glucke’.“ Sie hingen an ihr, „waren jedoch mit zeitbedingten Varianten Kindermädchen-Kinder oder selbsterziehend“.
Die Kinder und Enkel wurden zunehmend zum Mittelpunkt ihres Lebens, als Rosemarie Clausen Ende der 70er-Jahre aufhörte zu photographieren, zum einen aufgrund der ersten Anzeichen einer Krankheit, die sich zu einem langjährigen Leiden ausdehnen sollte, zum anderen, weil sie seit der Ära Monk (1968) am Schauspielhaus mit dem Gefühl kämpfte, dass ihre Zeit vorbei war. In dem neuen Stil, der rein dokumentierenden, grob aus der Szene heraus photographierenden Darstellungsweise, konnte sie sich nicht wiederfinden. Auch saß der Schock, dass Egon Monk ihr mit Intendanzantritt ohne weiteres die Zusammenarbeit aufgekündigt hatte, tief. Das alles machte Rosemarie Clausen jedoch nicht bitter, sie blieb zeitlebens eine fröhliche Frau, die diszipliniert und hart arbeitete und kein Aufhebens um sich und ihre große Begabung machte: „Ich war meinem Vater dankbar, daß er mich beraten hatte, Fotografin zu werden und nicht Malerin. Daß ich in einer Welt leben durfte, wo schöpferische Dinge zählten.“ (Hamburger Abendblatt vom 05.03.1988)
1955 erhielt Rosemarie Clausen den Großen Preis der internationalen Ausstellung für Bühnenphotographie in Salzburg, 1976 den Kulturpreis der Deutschen Gesellschaft für Photographie. 1982 ehrte die Hansestadt Hamburg sie mit der Verleihung der Biermann-Ratjen-Medaille. Ihre Bildbände dokumentieren, was Rosemarie Clausen von der „flüchtigsten aller Künste“ festzuhalten verstand: Ihr Werk ist ein Stück deutscher Theatergeschichte.
Text: Brita Reimers

Ergänzung: In der NS-Zeit trat Rosemarie Clausen 1933 der NSDAP bei. a) Während ihres Entnazifizierungsverfahrens wurde sie zunächst in Kategorie IV eingestuft. Rosemarie Clausen ging in Berufung. Der Berufung wurde am 19.8.1949 stattgegeben und Frau Clausen in Kategorie V „unbelastet“ eingestuft. Die Begründung hierzu: “Die Belastung der Berufungsklägerin beschränkt sich darauf, dass sie PG seit dem 1.5.33 gewesen ist. Auf Grund der Entscheidung des Fachausschusses vom 28.5.48 war sie in Kategorie IV eingestuft; noch dazu mit der Einschränkung, dass sie bis 1.1.1950 keine selbständige Tätigkeit ausüben darf. Durch Zeugnisse ist dargetan, dass sie sich aktiv niemals betätigt, sondern im Gegenteil, insofern eine durchaus judenfreundliche Einstellung gehabt hat, als sie von 1928-1933 eine jüdische Prinzipalin, Frau Elli Cohn-Marcus, hatte und dass sie auch nachher mit Mischlingen (u. a. Ernst-Ludwig Brauer, Anl. 2) und einem Volljuden, Dr. Ludwig Fürst, jetzt London, Erklärung Anl.1, kameradschaftliche Beziehungen unterhalten hat.
Im übrigen rechtfertigt sich ohne weiteres auf Grund der gelockerten Richtlinien die Einstufung in Kategorie V gegenüber dieser als Photographin besonders bewährten fachlichen Könnerin, die schon im Oktober 1946 einen Antrag auf Zulassung eines Theater-Photographenbetriebes gestellt hatte.“
In einem Schreiben ihres Rechtsanwaltes vom 4.7.1949 an die Zentralstelle für Berufungsausschüsse heißt es u.a. über den Grund ihres Eintritt in die NSDAP: “Frau Clausen ist von jeher politisch uninteressiert gewesen. Sie war daher mehr als andere Menschen anfällig für die Sirenengesänge der nationalsozialistischen Propaganda. In ihrer Heimatstadt Berlin hatte Frau Clausen die soziale Not weiter Bevölkerungsschichten in den Jahren vor 1933 kennengelernt. Als nun einige Bekannte ihr versicherten, daß die Nationalsozialisten die wirtschaftliche Not und das soziale Elend beseitigen würden, und daß keiner sich von dieser Bewegung ausschliessen dürfe, ist Frau Clausen allerdings blindlings und vertrauensvoll gefolgt und ebenfalls der Partei beigetreten. Irgendein Amt hat sie in der Partei zu keiner Zeit innegehabt. (…)“ b)
Text: Rita Bake
Zitate:
1 Theatermenschen: Leben und Meinungen der Fotografin Rosemarie Clausen. In: Theater heute. Heft 8. 1975.
2 Undatiertes Zitat aus einem Typoskript von Fritz Kempe. Zitiert nach: Rosemarie Clausen. Ingeborg Sello. Zwei Hamburger Photoprahinnen. Mit Beiträgen von Rüdiger Joppien und Manfred Sack. Hamburg 1988.
3 Joachim Kaiser: Triumpf für Schiller und Gründgens. Die Aufführung des Monats: Don Carlos im Hamburger Deutschen Schauspielhaus. In: Theater heute. Januar 1963.
4 Zeitungsausschnittsammlung. Staatsarchiv Hamburg.

Quelle zur Ergänzung:
a) Bundesarchiv BArch R 9361-IX KARTEI 20500846
b) Staatsarchiv Hamburg 221-11 X 299
 

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Wesentlich aktualisiert im Oktober 2023: Gisela Trowe, Eva Maria Bauer

Dezember 2023: Helga Schwarz

Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae

Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons

März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

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