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Ilsabeen Huus

( Ilsabeen Huus (Hospital zu St. Elisabeth) )
Großer Burstah 57 (ehemals)
Heute präsentiert sich der Großer Burstah ein wenig abseits der stark frequentierten Einkaufsstraßen der Hamburger Innenstadt als eine Geschäftsstraße mit Kontorhäusern und Geschäften. Vor ca. 500 Jahren war der Großer Burstah eine mit Giebelhäusern dicht bebaute Straße. In einem dieser Häuser, deren Rückfronten an ein breites Fleet stießen, lebte im 15. Jhd. Geseke Cletzen und begründete in ihrem Haus das Hospital zu St. Elisabeth.
Das Haus am Burstah war achtzehn Jahre ihr Zuhause gewesen. Dort waren ihre Kinder aus erster Ehe gestorben; dort waren die Kinder ihres Bruders nach dessen Tod aus und eingegangen. Und vor allem: Es war das Haus ihrer zweiten Ehe gewesen, das Haus des Johann Cletzen. 1428 begann Geseke Cletzen ihr Wohnhaus in ein Haus für arme, alte und kranke Frauen umzuwandeln. 1429 nannte das Erbebuch von St. Nikolai es schon das Spital des Johann Cletzen.
Bei ihrer Geburt hätte niemand gedacht, dass sie einst ein Armenhaus gründen und leiten würde. Ihr Vater war Albert Schreye, erfolgreicher Englandfahrer, Händler und Investor. 1380 wurde er in den Rat der Stadt Hamburg gewählt. Ungefähr in dieser Zeit wurde Geseke geboren, als Nachzüglerin. Albert Schreye verheiratete seine Tochter an einen unbedeutenden Ratsherrn, Siegfried Clingspor d. Ä. Mit Sicherheit baute Albert Schreye damit seine eigene Hausmacht im Rat aus. Geseke war nicht die erste Frau des Siegfried Clingspor. Der Sohn eines Salzhändlers hatte schon einen Erben und war vermutlich doppelt so alt wie Geseke. Sie bekam von ihm zwei Kinder. Die Ehe war nur kurz, Clingspor starb 1406. Eines seiner beiden Häuser erbten Gesekes Kinder, Hinnerk und Gerborch. Die beiden blieben ihre einzigen Kinder. Sie starben vor ihr, vermutlich 1410.
Dieses Jahr war für die Stadt und für Geseke aufwühlend: Nach der unrechtmäßigen Verhaftung eines freien Bürgers, der lauthals sein an den Herzog von Sachsen verliehenes Geld zurückgefordert hatte, brodelte es in der Stadt. Fünfzehn Männer aus jedem Kirchspiel schlossen sich zu einem Sechziger-Ausschuss zusammen. Johann Cletzen, ein Gefolgsmann von Gesekes Vater, war einer der Wortführer. Er stammte aus dem ärmlichen Kirchspiel St. Jakobi, war Stadtreiter und Händler in geringen Mengen von Tuchwaren, Sohn eines Stadtreiters, der Felder pachtete und beackerte. Ihm und den Sechzigern gelang es, dem Rat eine Vereinbarung mit Gesetzeswirkung abzuringen, einen Rezess.
Am 9.8.1410 wurden darin etliche bürgerliche Vorrechte festgehalten. In Kriegs- und Steuerfragen sollte der Rat von nun ab die Bürger informieren. Auch in Verhandlungen über die Aussenbeziehungen der Stadt sollten die Bürger einbezogen werden. Kein Bürger durfte mehr ohne Urteil eingekerkert werden. Beschwerden über Übergriffe von Ratsbediensteten sollten zügig erledigt werden. Der Rat hatte die Qualität des Bieres zu überwachen. Die armen Kranken auf dem Steg zu St. Georg sollten regelmäßig versorgt werden und auch Gemüse erhalten.
Im selben Jahr heiratete Johann Cletzen Albert Schreyers Tochter Geseke. Ein Jahr später wurde Cletzen als Erster einer Reihe der Sechziger in den Rat erhoben.
Das Ehepaar Cletzen bezog das Haus am Burstah. 1417 wurde der Rezess aufgehoben. Johann Cletzen blieb dennoch im Rat. Während ihrer Ehe erwarben die Cletzens mehrere Brau- und Wohnerben. Johann übernahm Vormundschaften für Bürgerinnen. 1427 griff die Hanse auf Seiten der Schauenburger in den Krieg gegen Dänemark ein. Johann Cletzen führte das Hamburger Kontingent in den Krieg, gemeinsam mit Simon von Utrecht. Am Abend vor Himmelfahrt gaben die Führer des Hamburger Heeres Bier an ihre Truppen aus. Die Betrunkenen schossen mit Feuerpfeilen auf das belagerte Flensburg und lösten dadurch einen Alarm aus. Herzog Heinrich von Schleswig führte daraufhin einen Sturmangriff gegen die Stadt an und kam dabei ums Leben. Johann Cletzen wurde beschuldigt, den Angriff bewusst eingeleitet zu haben. Auch sagte man ihm nach, dass er ein Däne sei. Sicher ist, dass Cletzen in Hamburg im Haus des Büttels eingesperrt wurde. Nachdem eine Hamburgische Kriegsflotte im Sund eine Niederlage erlitten hatte und Bürgermeister Hein Hoyer, einige Ratsherren und Seeleute in dänische Gefangenschaft geraten waren, wurde die Hinrichtung Cletzens, als einer der Verursacher des Kriegsunglückes gefordert. Johann Cletzen, der auch unter der Folter nicht gestand, dass er ein Verräter sei und den Angriff geplant habe, erhielt dennoch das Todesurteil. Am 16. Januar 1428 wurde ihm in der Morgendämmerung auf dem Berg der Kopf abgeschlagen. Vor seiner Hinrichtung machte er sein Testament. Sein gesamter Besitz sollte in eine religiöse Stiftung fallen: Das Haus der Eheleute am Burstah, ein kleines Haus am Hahnentrapp und Anteile an Brauerben. Geseke war damit einverstanden. Im selben Jahr wandelte sie ihr Wohnhaus um, und die ersten Frauen zogen ein. Viele waren ehemalige Mägde oder verarmte Witwen. Zwanzig Bewohnerinnen beherbergte das Haus in einer der besten Gegenden Hamburgs. Es war das erste Hospital nur für Frauen! Die Frauen wurden von einer Meisterin, zwei Mägden und einem Bäcker versorgt. Die Verwaltung des Hauses oblag einer Brüderschaft – der Brüderschaft St. Elisabeth, deren Gründungsmitglied Geseke war. Sie errichtete auch eine Kapelle in der St. Nikolai Kirche. Die Brüderschaft und die Kapelle dienten in erster Linie dem Gedächtnis der Gefallenen der Feldzüge.
Noch 1440 kaufte sich Geseke einen Garten vor den Toren der Stadt. Als sie drei Jahre später ihr Testament schrieb, war ihr Vermögen beträchtlich. Sie verfügte über Haushaltsgeräte aus wertvollen Materialien, viele Kleidungsstücke, sechzehn Mark in Salzrenten, mehr als zwanzig Mark und acht rheinische Gulden Barvermögen. Geseke Cletzen versorgte ihre Nichten und einen Neffen, ihre Magd Greteke Putfarken und ihr nahestehende Frauen wie die Begine Wibke Reslevesdorf, eine Freundin namens Anneke Grise und eine Verwandte namens Mette Cordes.
1528 übernahmen die Oberalten das Ilsabeen Huus und das im Jahre 1531 fast leerstehende Marien-Magdalenen-Kloster und ließen das Hospital zu St. Elisabeth in das Kloster verlegen.
Die Biographie der Geseke Cletzen von Silke Urbanski erscheint 2004 im Verlag „Die Hanse“.
Text: Silke Urbanski
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Zuletzt eingetragene Namen

März 2023: Traute Lafrenz, Astrid von Beckerath, Melanie Weist, Heike Mundzeck, Charlotte March

April 2023: Liesel Deidesheimer, Anny Breer, Meta Stölken

Wesentlich aktualisiert im Mai 2023: Hedwig Voegt

Juni 2023: Lea Manti, Erna Nakoinzer
August 2023: Gertrud Troplowitz, Irma Wulff, Isa von der Goltz, Minna Plambeck, Amtsvormundschaften für Frauen, Gisela Litz-Finkemeier, Christa Knauer
September 2023: Margarete Schweichler
Oktober 2023: Lore Peschel-Gutzeit, Maria Holst, Marianne Schuller, Mary Kid
Wesentlich aktualisiert im Oktober 2023: Gisela Trowe, Eva Maria Bauer

Dezember 2023: Helga Schwarz

Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae

Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons

März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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