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Frauenbios

Gotteswohnungen

Eine Bleibe für verarmte Frauen
Beispiele: Spitalerstraße 31/33; 51 und 69/75; Rosenstraße; Kurze Mühren; Lilienstraße; Rademachergang
Siehe auch unter: St. Gertruden Stift; siehe auch unter: Anna Büring
Grundriss der Freiwohnungen des Anna Büring Testaments, aus: Winkelmann, F.: Wohnhaus und Bude in Alt-Hamburg. Berlin 1937, S. 163.
Die Spitalerstraße ist heute eine autofreie Fußgängerzone, austauschbar mit den Einkaufsstraßen anderer Städte. Kaum vorstellbar, dass hier einst Stiftsbauten mit Höfen und Gärten das Stadtbild beherrschten, die vor gut 450 Jahren errichtet wurden und den Namen Gotteswohnungen erhielten. Gestiftet von Hamburger Kaufleuten, Ratsherren, Senatoren, Bürgermeistern und deren Frauen, galten sie als probates Mittel, den im Laufe der Zeit angehäuften Reichtum zu legitimieren. Viele dieser Stiftungen boten ausschließlich Frauen Unterkunft, denn das Gros der Alten und Verarmten war weiblich.
Wer sich wegen Alters und Gebrechlichkeit nicht mehr allein versorgen konnte und keine Möglichkeit besaß, bei seinen Kindern unterzukommen, dem boten Gotteswohnungen Unterkunft. Arme Witwen konnten die oft hohen Eintrittsgelder jedoch meist nicht bezahlen. Auch besaßen sie keine Wertgegenstände, die anstatt eines Eintrittsgeldes der Privatstiftung, die solche Gotteswohnungen errichteten und verwalteten, übergeben werden konnten. Deshalb fanden diese Frauen ihre letzte Zuflucht in Hospitälern.
Die Bewohnerinnen von Gotteswohnungen hingegen hatten meist einmal „bessere Tage“ erlebt, gehörten dem Mittelstand an und besaßen deshalb einiges Geld, um das Eintrittsgeld zu entrichten oder verfügten über Wertgegenstände, die nach ihrem Tod an die Stiftung fielen.
Der Glockenhof. Bildquelle: Museum für Hamburgische Geschichte
1534 wurde im Glockenhof in der Spitalerstraße 69/75 die aus 24 Freiwohnungen bestehenden Dirck Koster Gotteswohnungen eröffnet. Sie boten „Jungfrauen“ und Witwen ohne Kinder gegen ein Eintrittsgeld Unterkunft. Jährlich erhielten die Frauen ein Paar Schuhe, Kohlen und etwas Geld. Ihr Nachlass fiel an die Stiftung.
48 Jahre später ließen Joachim von Kampe und Nicolaus van Wouwern in der Spitalerstraße 31/33 zwölf Freiwohnungen und 35 Buden errichten. In jeder Wohnung lebten zwei alte Frauen. Ebenfalls im 16. Jahrhundert wurde in der Spitalerstraße 51 die Tibbecke Nigel und Johann-Bockholt Stiftung mit sieben Freiwohnungen für alte Frauen gegründet.
In der Rosenstraße 12 und 13 wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts der Kellinghusen Gotteshof erreichtet. Hier gab es 12 Freiwohnungen für 12 alte Frauen, die allerdings ein hohes Eintrittsgeld zahlen mussten. Bis 1709 bestanden die Gebäude aus zwei Häusern an der Rosenstraße und aus zehn im Hofe liegenden Buden. 1747 wurden die baufälligen Wohnungen abgerissen und neue massive Häuser errichtet. Im 19. Jahrhundert befand sich die Stiftung im Raboisen 35.
In der Rosenstraße 93 wurde 1592 der Hermann-Wetken-Gotteshof errichtet. Er bestand aus zehn Buden (Buden: kleine zweigeschossige Bauten, die in den Hinterhöfen standen) und einem Vorderhaus zur Straße hin. Beim großen Brand 1842 wurden die Häuser zerstört. Vergeben wurden die Wohnungen an über 50jährige Witwen und Jungfrauen christlicher Religion zu einem hohen Eintrittsgeld vergeben. Nach dem Tod der Bewohnerinnen erhielt die Stiftung das Mobiliar der Verstorbenen.
Im Rademachergang 102 hatte Gesche Lose ein Erbgrundstück und vergab an sechs arme Witwen Freiwohnungen.
In der Lilienstraße 41 und 43 lagen im großen Karlandshof vierzehn Freiwohnungen für alte Frauen.
Text: Rita Bake
 

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Datenbank Hamburger Frauenbiografien

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Dr. Rita Bake,
Rita.Bake@hamburg.de

Zuletzt eingetragene Namen

Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann
Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

Wie nutzen Sie die Datenbank?

  • Sie kennen den Namen einer Frau – und möchten mehr wissen?
    Dann geben Sie den Namen ein. Sie finden: Wohn- bzw. Wirkungsstätte und mehr oder weniger ausführlich biografische Daten, ggf. mit Hinweisen auf weitere Veröffentlichungen, Webseiten.
  • Sie möchten wissen, wer in einer bestimmten Straße oder einem bestimmten Stadtteil/Bezirk gewohnt hat? Dann geben Sie den Straßennamen ein oder wählen einen Stadtteil oder Bezirk aus.
  • Sie interessieren sich für bestimmte Themen, Berufsgruppen, Orte/Gebäude, Vereine oder Institutionen, die im Zusammenhang mit Frauen eine Rolle spielen? Dann nutzen Sie das Schlagwortregister, die freie Suche oder das Namens-/Sachregister.

Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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