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Frauenbios

Martha Langer

( Martha Langer, geb. Bretschneider )
(6.8.1884 Altona - 5.7.1973 Hamburg)
Hotelbesitzerin
Kirchenallee 34-36 (Hotel Reichshof: Wirkungsstätte)
Elbchaussee, Nienstedtener Friedhof (Grabstätte)
Hotel Reichshof Kirchenallee 34-36; Quelle: kulturkarte.de/Hans-Jürgen Schirmer
Seit 1904 war Martha Langer, Tochter eines Hamburger Konditormeisters, mit Emil Langer (1864-1928) verheiratet. Der ehemalige Schiffskoch und Küchendirektor auf Hapag-Passagierdampfern hatte den Traum von einem eigenen Hotel. Nachdem das Ehepaar Langer 1906 auf einem Spaziergang eine zum Verkauf stehende Grünfläche an der Kirchenallee gegenüber dem sich damals im Bau befindenden Hamburger Hauptbahnhofes gesehen hatte, kauften die Langers die Grünfläche und Emil Langer ließ dort 1910 einen Hotelgroßbau errichten, der für die damalige Zeit eine Bausensation war. Das Hotel hatte 300 Zimmer mit Telefonanschlüssen. Nach seinem Tod übernahm seine Ehefrau das Hotel Reichshof und baute es weiter aus. Respektvoll wurde sie von den Mitarbeitenden „Madame“ genannt.
Martha Langer war auch Besitzerin des Travemünder Kurhauses.
In der NS-Zeit trat Martha Langer im Oktober 1937 der NSDAP bei. Seit 1934 war sie auch Mitglied der DAF und in der NS Frauenschaft, wie sie in ihrem Entnazifizierungsfragebogen angab, als zahlendes Mitglied. [1]
Die Deutsche Arbeitsfront wurde im Mai 1935 gegründet und war ein rechtlich der NSDAP angeschlossener Verband „mit ca. 23 Mio. Mitgliedern (1938) die größte NS-Massenorganisation. Als Einheitsgebilde ‚aller schaffenden Deutschen‘ konzipiert, schuf ihr Reichsleiter Robert Ley ein vielgliedriges, bürokratisch aufgeblähtes Organisationsimperium, mit dem er nahezu alle Felder der nat.soz. Wirtschafts- und Sozialpolitik einzudringen trachtete. Entscheidender Einfluß auf materielle Belange in diesem Bereich blieb der DAF jedoch verwehrt, vielmehr musste sie sich auf die allgemeine Betreuung und weltanschauliche Schulung ihrer Mitglieder beschränken.“. [2]
Die NS-Frauenschaft wurde am: „1.10.1931 als Zusammenschluß verschiedener Verbände von der NSDAP gegründet. Seit dem 293.1935 als offizielle Gliederung der NSDAP in die Partei eingeordnet, kam der N. die Aufgabe zu, Frauenarbeit im Sinne der NS-Ideologie zu leisten. (…) 1936 wurden die Bedingungen für die Aufnahme in die N. verschärft, um den Auswahlcharakter der Organisation zu erhalten. Seitdem wurden nur noch Frauen aufgenommen, die sich bereits im Sinne der Partei verdient gemacht hatten. Politisch blieb die N. ohne Bedeutung (…) und übte nur geringen Einfluß auf die NSDAP aus. Sie beschränkte sich vielmehr auf eine gezielte ideologische und praktische Schulung von Frauen innerhalb der ihnen zugeordneten häuslichen und familiären Welt.“ [3]
In ihrem Entnazifizierungsverfahren wurde Martha Langer in die Kategorie V eingestuft: unbelastet.
Obwohl Martha Langer Mitglied der NSDAP und anderer NS-Organisationen war, half sie in der NS-Zeit Jüdinnen und Juden. So schreibt Ingeborg Hecht, Tochter eines jüdischen Vaters und einer nichtjüdischen Mutter, in ihrem Buch: „Als unsichtbare Mauern wuchsen. Eine deutsche Familie unter den Nürnberger Rassegesetzen“, dass Martha Langer in die NSDAP eingetreten war, um keinen Verdacht auf sich zu lenken. Sie soll in ihrem Hotel Wände gezogen haben, wodurch geheime Räume entstanden, in denen sie verfolgte Jüdinnen und Juden versteckte, sie mit Nahrung versorgte und mit Papieren und Geld, um emigrieren zu können. [4]
Grab Emil Langer und Martha Langer (re), Quelle: kulturkarte.de/schirmer
Auch Friedrich-Paul von Groszheim, der zwischen 1950 und 1972 im Hotel Reichshofe gearbeitet hatte, berichtet in dem von Lutz van Dijk und Günter Grau verfassten Buch: „Einsam war ich nie. Schwule unter dem Hakenkreuz 1933-1945“ von diesen geheimen Räumen: „Meine Chefin (…), die gleichzeitig Besitzerin des Hotels war, war eine bemerkenswerte Frau mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und viel humanitärem Engagement. Bereits während des Krieges hatte Frau Martha Langer in einem Teil ihres Hotels geheime Wände ziehen lassen, um dahinter verfolgten Juden Zuflucht zu gewähren.“ [5] (freundlicher Hinweis zu dieser Quelle von Arndt Kohlmann).
Für ihre Courage wurde Martha Langer nach 1945 in Israel geehrt. Ingeborg Hecht schreibt, dass Martha Langer zu Ehren ein Baum in der „Straße der Gerechten unter den Völkern“ in Yad Vashem gepflanzt wurde. [6]
Text: Rita Bake
Quellen
1 Staatsarchiv Hamburg 221-11 Fa 761
2 (Marie- Luise Recker: Deutsche Arbeitsfront, in: Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiß (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus 2. Aufl., München 1998, S.418f.
3 Anja von Cysewski: NS-Frauenschaft, in: Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiß (hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. 2. Aufl., München 1998, S.617f.
4 Ingeborg Hecht: Invisible walls. A german family under the nuremberg laws, translated from the german by John Brownjohn, and
To remember ist o heal. Encounters between victims of the Nuremberg laws, translated from the german by John A. Broadwin. Illinois 1999, S. 256.
5 Lutz van Dijk, unter Mitwirkung von Günter Grau: Einsam war ich nie. Schwule unter dem Hakenkreuz 1933-1945. Berlin 2003, S.28.
6 Ingeborg Hecht, a. a. O.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae

Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons

März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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