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Frauenbios

Else Rosenbaum-Philip

( Else Rosenbaum-Philip, geb. Philip )
(12.3.1879 Hamburg - ?)
Praktische Ärztin, eine der ersten Hamburger Ärztinnen
Hammer Landstraße 59, Aufgang Krugtwiete (Stolperstein)
Else Rosenbaum-Philip, Quelle: Stadtteilarchiv Hamm
Else Rosenbaum-Philip war evangelischen Glaubens, verheiratet und Mutter zweier Töchter. „Sie bestand 1910 in Berlin als eine der ersten zehn Frauen dieser Universität das medizinische Staatsexamen. 1914 ließ sie sich als praktische Ärztin in Hamburg-Hamm in Praxisgemeinschaft mit ihrem Mann Max Rosenbeum nieder. Sie war damit eine der ersten Hamburger Ärztinnen. Während des Ersten Weltkriegs übernahm sie auch die Praxis ihres Mannes. Am 25. Oktober 1941 wurde sie zusammen mit ihrem Mann in das Ghetto Lodz deportiert. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt.“ [1]
Hildegard Thews hat über Else Rosenbaum-Philip ein Portrait verfasst, welches in der Stolperstein-Datenbank www.stolpersteine-hamburg.de aufgenommen wurde.
Hier Auszüge daraus:
„Else Emma Rosenbaum wurde am 12.3.1879 als Else Emma Philip in Hamburg in eine evangelische Familie hinein geboren. Sie erhielt die Ausbildung einer ‚höheren Tochter‘: Zehn Jahre Privatschule, anschließend vier Jahre hauswirtschaftliche Ausbildung; ein akademischer Beruf war für sie nicht vorgesehen. 1900 – mit 21 Jahren – ging sie nach Hannover aufs Gymnasium und legte am 28. Februar 1905 in Hameln die Reifeprüfung ab. Inzwischen war ihr Vater gestorben.
Else Emma Philip studierte in München, Berlin, Freiburg/Br. und Würzburg, wo sie einen ‚Verein studierender Frauen‘ gründete, Medizin. Ihr Medizinalpraktikum absolvierte sie in Kassel und lernte dabei vermutlich Max Rosenbaum kennen[1882-deportiert 1941 nach Lodz]. 1911 promovierte sie in Leipzig, erhielt ihre Approbation und heiratete bald darauf. Sie gehörte zu den ersten Ärztinnen im Kaiserreich. Am 1. Oktober 1911 ließ sie sich als Praktische Ärztin in der Hammer Landstraße 69 nieder. Kurz nach Beginn des Ersten Weltkriegs wurde dort ihre Tochter Gertrud (am 16.10.1914) geboren. Am 24.5.1920 kam die zweite Tochter, Marianne, zur Welt.
Max und Else Emma Rosenbaum sollen Mitglieder der SPD gewesen sein und sich bewusst in der Arbeitergegend Hamm niedergelassen haben. Else Emma Rosenbaum soll Frauenrechtlerin gewesen sein. Es war ihr ein besonderes Anliegen, den Arbeiterfrauen und ihren Familien helfen zu können.
Die Familie zog in die Hammer Landstraße 143, wo Wohnung und Praxis beieinander lagen. Max Rosenbaum arbeitete nun als Lungenfacharzt, seine Frau als Allgemein- und Kinderärztin. Die Arztpraxis betrieben die Eheleute gemeinsam. Max Rosenbaum war zudem Vertrauensarzt der AOK. (…)
1933 zogen Rosenbaums weiter stadteinwärts in die Hammer Landstraße 59. (…).
Wie allen Ärzten wurde den Rosenbaums per 30. September 1938 die Bestallung entzogen. 1939 mussten alle vier Mitglieder der Familie Rosenbaum anlässlich der Volkszählung endgültig erkennen, dass weder die Zugehörigkeit zur Evangelischen Kirche noch ein Austritt aus der DIGH ihnen die Klassifizierung als Juden ersparte. Sie betrieben ihre Auswanderung, was aber bei allen scheiterte.
Die Eltern Rosenbaum erlebten noch die Hochzeit ihrer Tochter Marianne mit Manfred Rendsburg am 13. März 1939 nach jüdischem Ritus und die ihrer Tochter Gertrud mit Julius Sachs 1940 sowie die Geburt ihrer Enkeltochter Tana Sachs am 8.10.1941. Am 25. Oktober 1941 sollte sich die ganze Familie zur Deportation in den Osten im Logenhaus an der Moorweide einfinden. Familie Sachs wurde wegen des Säuglings zurückgestellt.
Im Getto in Lodz wurde dem Ehepaar Rosenbaum zusammen mit dem Ehepaar Rendsburg ein Zimmer mit Küche in der Franzstraße 30/20 zugewiesen. Offiziell wohnten dort sogar sechs Personen. Rosenbaums Eltern arbeiteten in ihren Berufen im Krankenhaus im Getto von Lodz, Marianne nähte als Schneiderin Wehrmachtsuniformen, und Manfred betätigte sich bei der Feuerwehr. Da sie arbeiteten, erhielten sie Lebensmittelmarken, und sie ertauschten sich weitere Nahrungsmittel. So überlebten alle Vier bis zur Räumung des Gettos im Sommer 1944. Der Verbleib von Max und Else Emma Rosenbaum danach ist unbekannt.
Das Ehepaar Rendsburg wurde nach Auschwitz transportiert, wo sich ihre Wege endgültig trennten. Marianne Rendsburg wurde im KZ Stutthof ermordet, Manfred Rendsburg überlebte mehrere KZs und die gefährliche Rückwanderung nach Hamburg.
Text: Hildegard Thevs, aus: www.stolpersteine-hamburg.de
Quelle:
1 Anna von Villiez: Mit aller Kraft verdrängt. Entrechtung und Verfolgung „nicht arischer“ Ärzte in Hamburg 1933 bis 1945. Hamburg 2009, S. 385.
Weitere Quellen im Portait von Hildegard Thews über Else Rosenbaum-Philip, unter www.stolpersteine-hamburg.de
Hier folgende Quellenangaben: Quellen: 1; 2; 4; 5; 8; StaH, 522-1, Jüdische Gemeinden, o. Sign. Mitgliederzählung der DIGH 1928; 390 Wählerverzeichnis 1930; 992 e 2 Deportationslisten Bd. 1; BA Bln., Volkszählung 1939; Archivum Panstwowe, Lodz; HA 1911 und 1916; Persönliche Mitteilungen von Angehörigen; Stadtteilarchiv Hamm: Schriftliche Mitteilungen von E. M.; Wir zogen in die Hammer Landstraße. Leben und Sterben einer jüdischen Familie. Hrsg. vom Stadtteilarchiv Hamm. 2001, pass.; Freie Universität Berlin, Institut für die Geschichte der Medizin: Dokumentation, Ärztinnen im Kaiserreich, 2007. Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Recherche und Quellen unter www.stolpersteine-hamburg.de.
 

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(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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März 2023: Traute Lafrenz, Astrid von Beckerath, Melanie Weist, Heike Mundzeck, Charlotte March

April 2023: Liesel Deidesheimer, Anny Breer, Meta Stölken

Wesentlich aktualisiert im Mai 2023: Hedwig Voegt

Juni 2023: Lea Manti, Erna Nakoinzer
August 2023: Gertrud Troplowitz, Irma Wulff, Isa von der Goltz, Minna Plambeck, Amtsvormundschaften für Frauen, Gisela Litz-Finkemeier, Christa Knauer
September 2023: Margarete Schweichler
Oktober 2023: Lore Peschel-Gutzeit, Maria Holst, Marianne Schuller, Mary Kid
Wesentlich aktualisiert im Oktober 2023: Gisela Trowe, Eva Maria Bauer

Dezember 2023: Helga Schwarz

Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae

Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons

März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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