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Frauenbios

Ingeborg Syllm-Rapoport

( Prof. Dr. Dr. Ingeborg Syllm-Rapoport, geb. Syllm )
(2.9.1912 Kribi, damalige Kolonie Deutsch-Kamerun - 23.3.2017 Berlin)
(auch „Inge“ genannt; zur Beziehung des Familiennamens zum Namen „Sillem“ vgl. z.B. Werdegang des Hamburger Bürgermeister Garlieb Sillem = Garlev Syllm 1676 – 1732)
Professorin für Kinderheilkunde/Pädiatrie (an der Kinderklinik der Charité in Ost-Berlin/DDR; von 1969-1973 Inhaberin des ersten Lehrstuhls für Neonatologie/ Neugeborenen-Medizin in Europa)
Kleine Johannisstraße 9
Loogestieg 17 (Wohnadressen der Eltern bzw. der Mutter)
Martinistraße 52 – Hörsaal, Universitätskrankenhaus Hamburg
Ingeborg Rapoport galt – über die Grenzen der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik hinaus – als eine der renommiertesten Kinderärztinnen ihrer Zeit.
Die Traueranzeige im „Hamburger Abendblatt“ vom 1./2. April 2017 erstaunte: „Das UKE trauert um Prof. Dr. Ingeborg Syllm-Rapoport (verstorben am 23. März 2017). Die Wissenschaftlerin und Kinderärztin Ingeborg Rapoport genoss als Neonatologin ein hohes nationales und internationales Renommee. Sie hat ab 1931 erfolgreich am UKE Medizin studiert, durfte aber wegen der von den Nationalsozialisten eingeführten Rassegesetze ihre fertiggestellte Doktorarbeit nicht einreichen. Wir sind sehr dankbar, dass die Umstände es erlaubten, Frau Prof. Rapoport 2015 im Alter von 102 Jahren in Hamburg endlich die Promotionsurkunde zu überreichen. Wir werden sie als sehr beeindruckenden und außergewöhnlich liebenswerten Menschen in Erinnerung behalten. Im Namen des Vorstands, Prof. Dr. Dr. Uwe Koch-Gromus, Prof. Dr. Burkhard Göke“. Was steckt dahinter?
Ingeborg Rapoport, geb. Syllm, wurde 1912 als Tochter des Hamburger Kaufmanns Paul Friedrich Syllm (Sillem) und der Pianistin jüdischer Herkunft, Maria Feibes (23. 9. 1891 Aachen – 15. 9 1980 Madison, Wisconsin; siehe eigene Kurzbiografie in dieser Datenbank), in Kribi im heutigen Kamerun geboren, das zur damaligen Zeit eine Ansiedlung deutscher Kaufleute in der deutschen Kolonie war. Ihr Leben umspannt drei Kontinente und mehrere Epochen: „Sie war das erste weiße Kind weit und breit, wofür die kleine deutsche Kolonie anlässlich ihrer Geburt die Fahnen hisste [1]. Ingeborg Syllm wurde protestantisch erzogen.
Schon kurze Zeit später kehrte die Familie nach Deutschland zurück, wo Ingeborg Rapoport in Hamburg aufwuchs. 1928 ließen sich die Eltern scheiden. Nun musste ihre Mutter Maria Syllm für den Lebensunterhalt ihrer eigenen Mutter und ihrer beiden Kinder Inge und Hellwig (1909–2004) arbeiteten. Sie ließ sich zu einer angesehenen Pianistin und Klavierlehrerin ausbilden. Der Vater, Paul Syllm, kam nicht für den Unterhalt seiner Familie auf, nachdem er das Vermögen seiner Frau verbraucht, durch die Weltwirtschaftskrise viel Kapital verloren und seine Frau mehrere Jahre lang betrogen hatte. (Seinen deutsch-nationalen Eltern gegenüber hatte er seine Braut als „Goldfisch“, als „gute Partie“ gepriesen, denn sie entstammte wohlhabender Familie). Im September 1933 konvertierte Maria Syllm zu einem (liberalen) Judentum, auch um damit ein Zeichen gegen die politische Entwicklung in Deutschland zu setzen. „Meine Mutter war immer auf Gerechtigkeit und Toleranz bedacht. Sie erzog uns zum Mitgefühl, besonders den Armen und Schwachen gegenüber“, erinnerte sich Ingeborg später [5]. Ihre Arbeit als Musiklehrerin an der Hamburger Klavierakademie Hans Hermanns verlor Ingeborgs Mutter 1935 durch den Ausschluss aus der Reichsmusikkammer.
Ingeborg Syllm besuchte in Hamburg das private Heilwig-Lyzeum „Der Geist dieser Schule war protestantisch, großbürgerlich, großdeutsch, mit Blick auf die internationale Welt der handels- und Schifffahrtsverbindungen. Bildungs- und Erziehungsziel war, ein kultiviertes, körperlich wie geistig gewandtes deutsches Fräulein herauszubilden, eine zukünftige Ehegattin, die sich auf jedem Parkett bewegen konnte. (...). Die Mitschülerinnen spielten in teuren Clubs Hockey, Tennis, liefen Schlittschuh, ritten auf eigenen Pferden, besaßen Boote an der Alster. Sie waren untereinander befreundet oder verwandt, ihre Eltern saßen in Aufsichtsräten und Reedereien und waren geschäftlich mit einander verbunden. Während ich seit meinem dreizehnten Lebensjahr den Kindern begüterter Familien Nachhilfestunden in Latein und den naturwissenschaftlichen Fächern gab, gegen Geld, das ich für das Studium sparte“ [5].
„Danach absolvierte sie ein Medizinstudium, das sie 1937 mit dem Staatsexamen abschloss, angefertigt auf Prüfungspapier mit gelbem Randstreifen. Anschließend war sie von 1937 bis 1938 als Assistenzärztin am Israelitischen Krankenhaus Hamburg tätig“ [2], da sie als „Halb-Jüdin“ an keinem Krankenhaus hätte famulieren dürfen. „Während dieser Zeit fertigte sie bei Prof. Dr. Rudolf Degkwitz [3] ihre Dissertationsschrift über Lähmungserscheinungen infolge von Diphtherie an. Die Zulassung zur mündlichen Doktorprüfung und damit die Promotion wurde ihr jedoch 1937 von den nationalsozialistischen Hochschulbehörden in Deutschland verweigert, da sie aufgrund der jüdischen Abstammung ihrer Großeltern mütterlicherseits als ‚jüdischer Mischling ersten Grades’ eingestuft wurde. Damit wurde ihr die Studienberechtigung aberkannt. Insgesamt wurden in Hamburg 16 Professoren und Privatdozenten der Medizinischen Fakultät aus ihren Positionen entlassen, von 52 jüdischen Studenten waren 1938 nur noch vier übrig [4]. Im September 1938, kurz vor der Pogromnacht, emigrierte sie auf Veranlassung ihrer Mutter in die Vereinigten Staaten, die im Januar 1939 nachfolgte. In den USA wurde ihr Staatsexamen nicht anerkannt, so dass sie zwei weitere Jahre am Women’s Medical College of Pennsylvania in Philadelphia studierte, was sie sich nur leisten konnte, weil sie ein Hearst-Stipendium gewonnen hatte [7]. Von 48 medizinischen Hochschulen, an denen sie sich in den USA beworben hatte, hatten nur zwei geantwortet und sie zu einem Gespräch eingeladen (...).
Ingeborg Syllm war dann neben dem Studium bis 1940 als Assistenzärztin in Brooklyn und Akron, Ohio tätig, bis sie 1940 den „Medical Doctor“ erwarb, einen beruflichen Abschluss, der nicht der deutschen Promotionsleistung entspricht. Sie spezialisierte sich in der Folgezeit an verschiedenen Einrichtungen im Fachgebiet Pädiatrie/Kinderheilkunde. Damit war es Inge Syllm – wie nur wenigen geflüchteten jüdischen Medizinern – gelungen, in den Vereinigten Staaten beruflichen Erfolg zu finden“ [1]. Am Kinderkrankenhaus von Cincinnati lernte sie 1944 den renommierten Biochemiker Samuel Mitja Rapoport kennen, der über die Auswahl der Nachwuchsärzte zu entscheiden hatte. Der in Wien aufgewachsene jüdische Kommunist war 1937 dank eines Stipendiums für die USA den Nazis entkommen. Ingeborg Rapoport erinnerte sich: „Er war ein sehr anziehender und vor Intelligenz sprühender junger Mann. Eigentlich immer in guter Stimmung, oft ein wenig spöttisch. Ich habe ihn nur einmal totenblass und vollkommen fassungslos gesehen. Das war 1945 (... er) berichtete mit heiserer Stimme, dass er gerade im Radio vom Abwurf der Atombomben über Japan gehört hatte“ [5]. Ihre Blitzhochzeit war 1946, drei Monate nachdem er sich von seiner ersten Frau hatte scheiden lassen: „Seine Prioritäten setzte Mitja klar: An erster Stelle steht der Sozialismus, an zweiter die Wissenschaft und erst an dritter kommen Frau und die Familie. Inge akzeptiert dies und folgt ihm auch bei seinem politischen Engagement“ [1]. Inge Rapoport wurde später, ebenso wie ihr Ehemann, Mitglied der Kommunistischen Partei der USA. Der Eindruck der Rassentrennung in den USA habe sie nach eigenen Worten „von der gläubigen Christin zur gläubigen Kommunistin“ werden lassen. Schon in ihren Hamburger Jahren hatte sie mit Abscheu beobachtet, wie ihr Vater im Süd-Westafrika-Club verkehrte, „wo geistige Beschränktheit vorherrschte und eine tiefe Verachtung gegenüber den schwarzen Völkern. Auch schilderte er immer wieder gerne, wie einfältig doch die Eingeborenen waren, wie man sie betrogen habe, wie Häuptlingsfrauen die abgetragenen Korsetts von weißen Frauen gegen wertvolle Goldarmbänder eintauschten“ [5]. Zusammen mit ihrem Mann verteilte sie an Wochenenden die Zeitung „The Worker“. Die Presse von Cincinnati unterstellte dem Ehepaar zunehmend subversive Aktivitäten: „Jede Sonntagsnummer des Cincinnati Inquirer brachte Artikel mit Verleumdungen und Anschuldigungen gegen uns“, [5]. „Unter anderem wurde der Vorwurf erhoben, ihr Mann habe einen Anschlag auf die Wasserversorgung von Cincinnati geplant. Seine politischen Auffassungen polarisierten Mitarbeiter und Berufskollegen. Als in dieser Zeit, der McCarthy-Ära, das House Un-American Activities Committee Ermittlungen gegen sie und ihren Ehemann einleiteten, verließen sie 1950 die USA. Während eines Kongresses in der Schweiz im Jahre 1950 war ihr Mann per Telegramm darüber informiert worden, dass er Ziel der McCarthy-Kommission sei, und kehrte daher nicht in die USA zurück. Die hochschwangere Inge Rapoport holte in einer Nacht- und Nebelaktion die Kinder aus den Vereinigten Staaten nach Zürich.
Sie ließen sich zunächst in Österreich nieder. Als Antizionisten kam eine Auswanderung nach Israel für beide nicht in Frage, obwohl das Weizmann Institut in Israel Mitja eine Stelle angeboten hatte. Auch die Bundesrepublik Deutschland war für beide ausgeschlossen, da ‚zu viele Angehörige brauner Seilschaften sich trotz des Zusammenbruchs in den neuen Staat hinübergerettet und dort bereits wieder wichtige Positionen besetzt hatten’. Auch die Universität in Wien lehnte jedoch eine Professur für Mitja ab, da der CIA nach Darstellung von Rapoport über eine schwarze Liste intervenierte“ [2]. Es wurde damit gedroht, der Universität die US-Subventionen zu streichen. Am tiefsten schmerzte jedoch die Ablehnung des ersten sozialistischen Landes, der Sowjetunion, mit der Begründung, West-Emigranten wären ein Risiko.
Nach 16 Monaten Ungewissheit begann das dritte Leben der Ingeborg Rapoport: 1952 schlug die DDR Mitja die Leitung eines Forschungsinstituts mit Professur an der Charité in Berlin vor. Die sechsköpfige Familie, die untereinander nur Englisch sprach, bezog ihre erste Unterkunft im zerbombten Berlin – das Hotel Adlon“ [1]. „In den folgenden Jahrzehnten wurde Samuel Mitja Rapoport zu einem der bekanntesten Biochemiker des Landes. Ingeborg Rapoport wirkte zunächst als Oberärztin am Hufeland-Krankenhaus in Berlin-Buch, wo sie 1953 ihre Anerkennung als Fachärztin für Kinderheilkunde erhielt. Anschließend arbeitete sie in der experimentellen Forschung am Institut für Biochemie der Humboldt-Universität zu Berlin, an der sie 1959 habilitiert wurde. Von 1959 bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 1973 war sie dann an der Kinderklinik der Charité tätig, darunter ab 1960 als Dozentin, 1964 wurde sie als Professorin mit Lehrauftrag habilitiert, ab 1968 als ordentliche Professorin für Pädiatrie und ab 1969 als Inhaberin des ersten europäischen Lehrstuhls für Neonatologie. Im Nachruf der Charité heißt es: ‚Bis zu ihrer Emeritierung 1973 entwickelte Ingeborg Rapoport ihre Abteilung inhaltlich und strukturell mit dem Neuaufbau einer Station für Neugeborenen-Intensivtherapie und einer Forschungsabteilung (...) weiter. Damit gehörten auch die Forschungen in der Neonatologie und der Pädiatrie zu ihren Verdiensten. Nach ihrer Emeritierung war Prof. Rapoport noch bis in die achtziger Jahre hinein wissenschaftlich tätig und engagierte sich in der Nachwuchsförderung.’
Inge Rapoport war Mitglied der SED und verteidigte die DDR auch nach dem Fall des Kommunismus in mehreren Interviews. Ihrer Meinung (zufolge) war die DDR kein Unrechtsstaat, auch kein unmoralischer Staat. Sie beurteilte die kritische Darstellung Ostdeutschlands in den Medien und in der Forschung als Verleumdung, auch in Bezug auf die Verbrechen der Stasi. Sie vertrat die Auffassung, dass Ostdeutschland trotz seiner Defizite im Gesundheitswesen, in der sozialen Absicherung und im Bildungssystem der Weimarer Republik, den Vereinigten Staaten und der Bundesrepublik Deutschland überlegen gewesen sei Sie lobte insbesondere das Gesundheitssystem für seine Gewährleistung der Gleichbehandlung aller ohne Rücksicht auf soziale Herkunft und Wohlstand. Rapoport behauptete, dass die moderne Gesellschaft von Ostdeutschland lernen könne und äußerte, sie vermisse bestimmte Aspekte des Lebens in der DDR. Es sei die beste Gesellschaft, die sie erlebt habe. (...) Ihr war jedoch auch bewusst, dass sie mit ihrer Familie in der DDR privilegiert war, und dass es auch Schattenseiten des Lebens in der DDR gab, etwa die Benachteiligung von Kindern aus bürgerlichen Familien. Ihre Ideale sah sie eher als allgemeine sozialistische. Sie hoffe, dass es einmal einen Staat geben werde, in dem soziale Gerechtigkeit herrsche und Frieden. ‚Einer, der Ideale der französischen Revolution vertritt. Kommunistisch muss der nicht unbedingt sein.’
Sie betonte häufig, wenn die Beziehung von Arzt und Patient vom Geld geprägt ist, sei der humanistische Auftrag der Heilkunde in Gefahr. Anlässlich ihres 100. Geburtstages veranstaltete die Charité gemeinsam mit der Leibniz-Sozietät im Oktober 2012 einen akademischen Festakt zu Ehren von Ingeborg und Samuel Mitja Rapoport. Der Dekan der medizinischen Fakultät der Universität Hamburg, Prof. Dr. Dr. Uwe Koch-Gromus, erfuhr zur Zeit ihres 100. Geburtstags von ihrer Lebensgeschichte und wandte sich an die Rechtsabteilung der Universität: ‚Es war mir ein großes Anliegen, das bisschen, was man wiedergutmachen kann, zu unternehmen.’ [6]. Entgegen der Möglichkeit einer prüfungslosen Anerkennung eines Doktor honoris causa legte Rapoport Wert darauf, die Prüfung abzulegen, allerdings nicht zum Wissensstand zur Zeit ihrer Promotionsschrift, sondern zur gesamten Geschichte der Diphterieforschung bis zur Gegenwart“ [2]. Im Mai 2015 verteidigte Ingeborg Rapoport – immer noch in der Berliner Wohnung lebend, die ihrer Familie 1952 zugewiesen worden war – im Rahmen eines 45-minütigen Prüfungsgespräches vor drei Professoren der Universität Hamburg ihre Doktorarbeit, fast 80 Jahre nach deren Anfertigung und 77 Jahre nach der Ablehnung als Folge ihrer jüdischen Herkunft. Möglich war die nachgeholte Prüfung auch deshalb, weil ihr damaliger Doktorvater Rudolf Degkwitz ihr 1938 ein Schreiben ausgestellt hatte mit dem Wortlaut: Hiermit wird Fräulein Ingeborg Syllm bescheinigt, dass sie an der Universität-Kinderklink Hamburg eine Arbeit angefertigt hat und dass diese Arbeit von mir als Doktorarbeit angenommen worden wäre, wenn nicht die geltenden Gesetze wegen der Abstammung des Fräulein Syllm die Zulassung zur Promotion unmöglich machten (Zitat aus [1]). „Am 9. Juni 2015 erhielt sie die Promotionsurkunde mit der Gesamtnote magna cum laude überreicht. Mit 102 Jahren war sie damit der älteste Mensch, der ein Promotionsverfahren abgeschlossen hatte. ‚Nicht nur unter Berücksichtigung ihres hohen Alters war sie einfach brillant. Wir waren enorm beeindruckt von ihrer intellektuellen Wachheit und sprachlos über ihr Fachwissen. Auch im Bereich mordernster Medizin. Das war einfach unglaublich’, kommentierte Uwe Koch-Gromus die Prüfungsleistung. Als Motiv nannte Ingeborg Rapoport: ‚Ich habe meine Promotion für die Opfer gemacht’.
Das Leben der Familie Rapoport ist Thema der einstündigen Fernsehdokumentation ‚Die Rapoports – unsere drei Leben’ von Sissi Hüetlin und Britta Wauer, Britzka-Film. Sie wurde 2004 erstmals auf ARTE ausgestrahlt und 2005 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Der zu ihren Memoiren ‚Unsere drei Leben’ produzierte Film zeichnet den Lebensweg des Ehepaars Rapoport durch die verschiedenen politischen Systeme nach. In der Begründung der Jury zur Verleihung des Grimme-Preises heißt es: ‚... Liebevoll und zurückhaltend lässt er die ekstatische Mitgift des Lebens und der Umstände spüren – die Gefühle und Stimmungen, die Zufälle und Gelegenheiten, die verpassten und unverpassten. Virtuos verwebt er das historische Material mit der Gegenwart, die Urteile der Zeitzeugen und Kinder mit dem Selbstbildnis der Rapoports. Unaufdringlich und sensibel setzt er den Charme seiner Protagonisten frei, gibt nicht nur das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar...’“ (britzka.de/de/film/die-rapoports; Gesamtzitat aus [2].
Nicht-naturwissenschaftliche Publikationen von/über Ingeborg (Syllm-)Rapoport:
– Inge Rapoport veröffentlichte 2017 kurz vor ihrem Tod ein Kinderbuch: Eselsohren. Ein Kinderbuch weint. Illustriert wurde es von Gertrud Zucker.
– Meine ersten drei Leben: Erinnerungen. Autobiographie. Edition Ost, Berlin 1997; 2. Auflage: Berlin 2002
– mit Anita Rausch, Lothar Rohland, Horst Spaar (Hrsg.): Das Gesundheitswesen der DDR. Eine historische Bilanz für zukünftige Gesundheitspolitik. Berlin 2000 = Wissenschaftliche Arbeitstagung der Interessengemeinschaft Medizin und Gesellschaft
– Samuel Mitja Rapoport und Ingeborg Rapoport(-Syllm): Vorgelebte Überzeugungstreue. In: Lothar Jaenicke: Profile der Zellbiologie. 36 Porträts aus der deutschen Geschichte. Hirzel, Stuttgart 2010, ISBN 3-7776-1693-1, S. 273–288
– Medizin – eine Biowissenschaft. Zum 100. Geburtstag des Forscherehepaares Ingeborg und Mitja Rapoport. Mit Beiträgen von Werner Binus, Rita Gürtler, Herbert Hörz, Gisela Jacobasch, Burkhard Schneeweiß, Claus Wagenknecht. Pankower Vorträge Heft 174. Hrsg. „Helle Panke“ e. V. – Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin 2013
Text: Dr. Cornelia Göksu (CG)
Literatur (Auswahl) und Quellen
1 Igal Ividan: Späte Wiedergutmachung. 102-jährige Berlinerin verteidigt ihre Doktorarbeit. Manuskript zur Radio-Sendung auf Südwestrundfunk Stuttgart SWR 2 Tandem, Sendetermin, 18.9.2015, 10.05 Uhr.
2 Hauptsächlich genutzte und aus dem Text zitierte Quelle ist:
de.wikipedia.com/wiki/Ingeborg_Rapoport (zuletzt abgerufen 26.4.2017)
3 Er war ab 1932 Ordinarius für Kinderheilkunde an der Universität Hamburg und Chefarzt der Kinderklinik im Universitätskrankenhaus Eppendorf, wurde 1943 verhaftet und interniert; ab Juni 1945 wieder Chefarzt am UKE und als Leiter der Hamburger Gesundheitsbehörde von der englischen Militärregierung eingesetzt, vgl. z.B. de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Degkwitz_(senior)
4 Sarah Levy: Nationalsozialismus: „Ein 40-jähriges Schweigen in Eppendorf“. In: Die ZEIT, 9.6.2015; online unter: zeit.de/2015/22/uke-ns-vergangenheit-aufarbeitung-hendrik-va-den-bussche, abgerufen 26.4.2017
5 Gabriele Goettle: Lebensläufe. In die tageszeitung taz v. 28.12.2015; ausführliches Gespräch mit Inge Rapoport; online unter www.taz.de/!5264066
6 Wiebke Bromberg: Experten sprachlos. Ingeborg Rapoport. Doktor-Prüfung mit 102. In: Hamburger Morgenpost v. 15. Mai 2015
7 Phoebe Appserson Hearst (3. 12 1842 Franklin County, Missouri – 14. 4 1919 Pleasanton, Kalifornien) war eine US-amerikanische Philanthropin und galt als Förderin der Frauenbildung in Kalifornien– Bettina Frankenbach: Maria Syllm, in: Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit, Claudia Maurer Zenck, Peter Petersen (Hg.), Hamburg: Universität Hamburg, 2009 ( www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00003117) = LexM.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann
Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

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