Schlagwortregister

Frauenbios

Pflegeheim Farmsen

Pflegeheim Farmsen, August-Krogmann-Straße 100, Foto: Beate Backhaus
Früher Arbeitshaus (Zwangsanstalt), Bewahranstalt für Frauen und Männer, während der NS-Zeit wurden dort auch Zwangsterilisierungen durchgeführt.
Ab 1925: Für Prostituierte, die verurteilt wurden, weil sie sich der für Prostituierte vorgeschriebenen regelmäßigen Kontrolle durch die Polizei entzogen hatten, konnte eine Aussetzung der Bestrafung stattfinden, wenn sie sich in ein Heim begaben, wo sozial-fürsorgerisch auf sie eingewirkt wurde, mit dem Ziel die Prostituierten wieder auf den rechten Weg der Tugend zu führen. (Bielefelder System). Hierzu stellte das Wohlfahrtsamt auf dem Gelände des Versorgungsheims in Farmsen einige Baracken zur Verfügung. Dort lebten die Frauen. Sie mussten arbeiten und wurden von den übrigen Insassen getrennt.
Zwischen 1934 und 1939 wurden viele Frauen und Männer zwangssterilisiert (Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses von 1933). In Farmsen aufgenommen wurden sogenannte gefährdete Frauen und Mädchen
1942 kamen einige vorher sterilisierte Frauen in Lagerbordelle. (Siehe auch Eintrag zu Käthe Petersen)
1943 Auf Befehl der Gestapo wies das Hamburger Pflegeamt minderjährige “verwahrloste” Mädchen ins Pflegeheim Farmsen ein. Ein Jahr später wurden Insassinnen des Pflegeheimes ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert.
Georg Steigertahl (1885-1975), der von 1926 bis 1950 Leiter des Amtes für Wohlfahrtsanstalten und der Versorgungsheime in Hamburg war, siehe zu ihm in der Datenbank Die Dabeigewesenen (NS-Täter, „Mitläufer“ etc.), äußerte sich über die “Zustände” in Farmsen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg: “ (...) ein britischer Soldat stand vor ihrem Behelfsverließ [ wegen sittlicher Gefährdung ins Versorgungsheim Farmsen eingelieferte Frauen] als ich vor ihn trat. (:..) Hunderte von Frauen sahen gestikulierend aus ihren Stationsfenstern, etwa 50 junge Frauen in rot-weißgestreifter Anstaltskleidung folgten drei jungen Soldaten in die Anlage, klagend, jammernd, wirr ihre Freiheit fordernd. Als ich selbstbewußt auf sie zuging, nahmen sie Vernunft an. Im Wachlokal erfuhr ich, dass die Anstalt Farmsen ein KZ sei, in dem wie überall in KZs drakonische Maßnahmen zur Tagesordnung gehörten. (...) Als ich dann aber von Geschlechtskrankheiten zu sprechen begann, trat ein Offizier auf mich zu (...) und suchte ein sachliches Gespräch. Jetzt begriff er sichtlich betroffen, warum diese gut aussehenden Frauen über Polizei und Arzt hier eingewiesen worden waren. Dem Spuk wurde ein schnelles Ende bereitet, kein Mädchen wurde aus der Anstalt entlassen.” (Georg Steigertahl: Zwischen den Epochen der Weltgeschichte. Dienstliche Erlebnisse von 1926-1950 des Direktors der hamburgischen Wohlfahrtsanstalten Hamburg, o.J., S. 58.)
In der ersten frei gewählten Bürgerschaft nach der Befreiung vom Faschismus machte die KPD-Abgeordnete Magda Langhans auf einen „wunden“ Punkt aufmerksam, der lieber verschwiegen wurde. Junge Mädchen waren in der NS-Zeit als „schwererziehbar“ in das Heim Farmsen eingeliefert, dort als „unterwertig“ eingestuft und zwangssterilisiert worden. Anlass ihrer Einweisung in das Farmsener Heim war bei vielen von ihnen die Weigerung gewesen, in der Rüstungsindustrie zu arbeiten. Frau Langhans forderte eine Überprüfung dieser Fälle und gegebenenfalls Entschädigung. Der KPD-Antrag in der Bürgerschaft wurde ohne Diskussion abgelehnt. [1]
Text: Rita Bake
Quelle:
1 Inge Grolle, Rita Bake: „ich habe Jonglieren mit drei Bällen geübt“. Frauen in der Hamburgischen Bürgerschaft 1946 bis 1993. Hamburg 1995, S. 53.
 

Namen und Zeitepochen

Personensuche

  • (am besten nur Vor- ODER Nachname)

Historisch

 

Geografische Spuren

Meine Straße

Geografisch

 

Schlagworte und freie Suche

Thematische Suche

  • (z.B. Berufe, Gebäude, spezielle Ort)

Leichte Sprache
Gebärden­sprache
Ich wünsche eine Übersetzung in:

Datenbank Hamburger Frauenbiografien

Leichte Sprache
Gebärden­sprache
Ich wünsche eine Übersetzung in:

Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

Quiz

Ihre Mitarbeit ist gern gesehen

Haben Sie Anregungen, Neuigkeiten, Ergänzungen?
Sind Ihnen neue Namen begegnet, hüten Sie alte Briefe, Akten etc., dann nehmen Sie gerne Kontakt auf:
Dr. Rita Bake,
Rita.Bake@hamburg.de

Zuletzt eingetragene Namen

Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann
Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

Wie nutzen Sie die Datenbank?

  • Sie kennen den Namen einer Frau – und möchten mehr wissen?
    Dann geben Sie den Namen ein. Sie finden: Wohn- bzw. Wirkungsstätte und mehr oder weniger ausführlich biografische Daten, ggf. mit Hinweisen auf weitere Veröffentlichungen, Webseiten.
  • Sie möchten wissen, wer in einer bestimmten Straße oder einem bestimmten Stadtteil/Bezirk gewohnt hat? Dann geben Sie den Straßennamen ein oder wählen einen Stadtteil oder Bezirk aus.
  • Sie interessieren sich für bestimmte Themen, Berufsgruppen, Orte/Gebäude, Vereine oder Institutionen, die im Zusammenhang mit Frauen eine Rolle spielen? Dann nutzen Sie das Schlagwortregister, die freie Suche oder das Namens-/Sachregister.

Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

rechte spalte

 Teaserbild Kontakt

Ansprechpartnerin Kontakt

Haben Sie Anregungen, Neuigkeiten, Ergänzungen? Sind Ihnen neue Namen begegnet, hüten Sie alte Briefe, Akten etc., dann nehmen Sie gern Kontakt auf:
Dr. Rita Bake
rita.bake@hamburg.de

Themenübersicht auf hamburg.de

Service-Angebote im Überblick