Schlagwortregister

Frauenbios

Erna Martens

( Ernestine (Erna), Auguste, Josephine Martens )
(11.4.1861 Futterkamp – 29.1.1941 Bergedorf)
Gründerin der Luisenschule in Hamburg Bergedorf
Jacobsstraße 1, 1947 umbenannt in: Duwockskamp (Wohnadresse)
Glindersweg 6 (Wohnadresse)
Bergedorfer Friedhof, August-Bebel-Straße 200, Abteilung 32, Nr. 77-82 (Grabstätte)
Erna Martens und Mathilda Hipp, Quelle: Luisen-Gymnasium
1885 beschlossen die damals 24-jährigen Lehrerinnen Erna Martens und Mathilde Hipp in Bergedorf eine private Höhere Mädchenschule zu gründen. 1888 war es dann so weit, die beiden Frauen eröffneten diese Schule am 13.4.1888 in der Parterrewohnung im Gebäude Am Baum 1 und nannten sie „ Luisenschule“ nach Luise Prinzessin zu Mecklenburg u. Strelitz (1776-1810), die 1793 als Siebzehnjährige den späteren König Friedrich Wilhelm v. Preußen geheiratet hatte. Luise Pusch schreibt in ihrer fembio über Prinzessin Luise: „Die bis heute bei weitem beliebteste deutsche Königin war Luise – schön, anmutig, sanft, heiter, natürlich, charmant, ohne Allüren und Dünkel und ihrem überforderten und oft verstimmten Gatten, dem preußischen König Friedrich Wilhelm III., bedingungslos ergeben – nach einer kurzen Phase jugendlichen Aufbegehrens, das ihr bald restlos ausgetrieben wurde. Sie war das genaue Gegenbild der selbstbewussten Machthaberinnen Isabella, Elizabeth, Maria Theresia oder Katharina und eignete sich daher besonders gut zum geliebten, bald mythisch verklärten Vorbild deutscher Frauen.“ ( www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/luise-von-preussen/)
Zur Eröffnung der Schule gab es 46 Anmeldungen, fünf Lehrerinnen und vier nebenamtlich tätige Lehrer. Das Schulgeld betrug vierteljährig 20/30/40 RM für die Unter – Mittel- Oberstufe.
Das Erziehungsideal der Gründerinnen lautete: „Erziehung der Zöglinge zu echter Weiblichkeit nach dem Vorbild und zum Gedächtnis der Königin Luise von Preußen.“
Tätiges Christentum, Vaterlandsliebe, Pflichtgefühl, Ordnung und Gehorsam wurden vermittelt. Auch sollte soziales Mitgefühl für die Armen und Schwachen erlernt werden. So nähten und sammelten die Schülerinnen im Cholerajahr 1892 für verwaiste Hamburger Kinder.
Religion und Deutsch, Französisch, Englisch, Geographie, Geschichte, Naturlehre und Zeichnen/Kunst/Musik/Handarbeit standen auf dem Lehrplan. Auch wurde geturnt und gerechnet.
In der Schulordnung hieß es u. a.:
„Die Schülerinnen der Luisenschule haben sich des Gehorsams, der Bescheidenheit und der Freundlichkeit gegen alle ihre Lehrerinnen und Lehrer sowie gegen sonstige Angestellte der Anstalt zu befleißigen, und untereinander verträglich und gefällig zu verkehren.
In den Stunden ist eine ruhige Körperhaltung zu beachten; jegliches Plaudern, Spielen und Vorsagen während des Unterrichts ist strengstens verboten.
Die Pausen sind durch Bewegungsspiele auszufüllen, wobei lautes Schreien und Toben zu vermeiden ist. (…)
Auf dem Schulwege sowie namentlich beim Betreten und verlassen des Schulhauses wird ein gesittetes, ruhiges Betragen verlangt. Umherstehen auf der Straße ist untersagt.“
1889 wurde das Haus Am Baum 1 gekauft und alle Etagen für Schulzwecke genutzt, die Schule wurde 9-klassig und hatte 1892 schon 100 Schülerinnen.
1909 wurden Latein und Mathematik fakultativ für die oberste Klasse eingeführt und es wurde erforderlich, die Luisenschule in eine 10-klassige Höhere Mädchenschule mit der Möglichkeit einer Lyzeumsbildung umzuwandeln. Das Haus wurde räumlich zu klein. Die letzte gemeinsame Arbeit von Erna Martens und Mathilde Hipp bestand in der Planung für den Schulneubau und in der Aufstellung eines Lehrplans für eine 10-klassige Höhere Schule auf der Grundlage der Hamburger und der Preußischen staatlichen Lyzen. Am 1.1.1911 wurde der Schulneubau in der Jacobsstraße (heute: Duwockskamp) bezogen. Ostern 1911 wurde die Schule 10-klassig. Mathematik für die Klassen 7 bis 10 wurde Pflichtfach. Mathilde Hipp ging aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand. „Fräulein“ Martens schritt voller Energie und ungebrochener Vitalität als „Der Gewaltige“ durch das neue Haus.
Zum 25-jährigen Schuljubiläum 1913 erreichte Erna Martens ihr nächstes Ziel. Nach eingehender Prüfung erteilte die Oberschulbehörde der Luisenschule die Anerkennung als Lyzeum und Erna Martens fungierte nun als „Frau Lyzealdikretor“. 1913 hatte die Schule 295 Schülerinnen und 21 Lehrkräfte.
Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, verordnete Erna Martens: „möglichst in Ruhe im eingefahrenen Geleise die Arbeit fortzusetzen“ und „alle Kraft für Kriegshilfearbeit einzusetzen“. Die Schülerinnen strickten, sammelten, packten Pakete für die Soldaten, schrieben ihnen Briefe und leisteten Erntehilfe.
Nachdem nach jahrzehntelangen Kämpfen von Frauen, diese das Frauenwahlrecht erstritten hatten und im November 1919 das Frauenwahlrecht für die Nationalversammlung verkündet worden war, war es wichtig, dass Frauen über ihr Wahlrecht aufgeklärt wurden. In Bergedorf engagierte sich besonders Erna Martens auf diesem Gebiet und hielt Vorträge auf parteilosen Versammlungen zum Thema „Wahlrecht und Wahlpflicht der Frauen“.
Am 3.9.1921 wurde die Luisenschule verstaatlicht und in „Staatliches Lyzeum in Bergedorf“ umbenannt, da Königin Luise nicht mehr in die republikanische Landschaft passte. Erna Martens setzte mit Hilfe des Elternrates durch, dass die Luisenschule ihren alten Namen zurückerhielt, indem sie den Behörden glaubhaft machen konnte, mit Luise sei nicht die Königin Luise gemeint gewesen, sondern Luise Soltau, die eine verdienstvolle Förderin gewesen war.
Erna Martens kämpfte dafür, dass das Kollegium geschlossen in den Staatsdienst übernommen wurde. 1921 musste Erna Martens den Schulleiterinnenposten aufgeben, denn zur Direktorin bestimmte die Oberschulbehörde die jüngste Lehrerin des Kollegiums, die damals 30-jährige Helene Popkes (Schulleiterin von 1921- 1933).
Erna Martens war damals 60 Jahre alt und 33 Jahre lang Schulleiterin gewesen. Zu ihrem sechzigsten Geburtstag ließen Eltern und Ehemalige ein Bronzerelief von Erna Martens anfertigen. Auf eigenen Wunsch arbeitete Erna Martens noch fünf Jahre lang bis zu ihrem 65zigsten Lebensjahr als „schlichte“ Oberlehrerin an ihrer verstaatlichten Schule und meisterte die neue Situation mit Humor und Anstand. 1925 ging Erna Martens dann in den Ruhestand.
 

Namen und Zeitepochen

Personensuche

  • (am besten nur Vor- ODER Nachname)

Historisch

 

Geografische Spuren

Meine Straße

Geografisch

 

Schlagworte und freie Suche

Thematische Suche

  • (z.B. Berufe, Gebäude, spezielle Ort)

Leichte Sprache
Gebärden­sprache
Ich wünsche eine Übersetzung in:

Datenbank Hamburger Frauenbiografien

Leichte Sprache
Gebärden­sprache
Ich wünsche eine Übersetzung in:

Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

Quiz

Ihre Mitarbeit ist gern gesehen

Haben Sie Anregungen, Neuigkeiten, Ergänzungen?
Sind Ihnen neue Namen begegnet, hüten Sie alte Briefe, Akten etc., dann nehmen Sie gerne Kontakt auf:
Dr. Rita Bake,
Rita.Bake@hamburg.de

Zuletzt eingetragene Namen

Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann
Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

Wie nutzen Sie die Datenbank?

  • Sie kennen den Namen einer Frau – und möchten mehr wissen?
    Dann geben Sie den Namen ein. Sie finden: Wohn- bzw. Wirkungsstätte und mehr oder weniger ausführlich biografische Daten, ggf. mit Hinweisen auf weitere Veröffentlichungen, Webseiten.
  • Sie möchten wissen, wer in einer bestimmten Straße oder einem bestimmten Stadtteil/Bezirk gewohnt hat? Dann geben Sie den Straßennamen ein oder wählen einen Stadtteil oder Bezirk aus.
  • Sie interessieren sich für bestimmte Themen, Berufsgruppen, Orte/Gebäude, Vereine oder Institutionen, die im Zusammenhang mit Frauen eine Rolle spielen? Dann nutzen Sie das Schlagwortregister, die freie Suche oder das Namens-/Sachregister.

Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

rechte spalte

 Teaserbild Kontakt

Ansprechpartnerin Kontakt

Haben Sie Anregungen, Neuigkeiten, Ergänzungen? Sind Ihnen neue Namen begegnet, hüten Sie alte Briefe, Akten etc., dann nehmen Sie gern Kontakt auf:
Dr. Rita Bake
rita.bake@hamburg.de

Themenübersicht auf hamburg.de

Service-Angebote im Überblick