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Cläre Meyer

( Cläre Meyer, verh. Wohlmann )
(5.2.1904 Hamburg -16.2.2007 Zürich)
Juristin, Journalistin
Cläre Meyers Eltern hießen Henrietta Meyer-Bachrach und Israel Meyer. Sie besuchte die jüdische Schule und ein jüdisches Gymnasium. Von 1923 bis 1925 studierte sie Nationalökonomie und von 1925 bis 1930 Jura. [1]
Als Cläre Meyer 1930 Assessorin im Justizdienst werden wollte, hatte es vorher schon erhebliche Schwierigkeiten wegen der Anstellung von Assessorinnen gegeben. So gehörte Hamburg neben Oldenburg und Bayern zu den Ländern, die noch keine Richterinnen oder Assessorinnen beschäftigten. Auf eine entsprechende Beschwerde der Ortsgruppe Hamburg des Deutschen Juristinnenvereins erwiderte der Vorstand der Hamburgischen Landesjustizverwaltung am 3.12.1929, „‚zwar sei die Justizverwaltung grundsätzlich der Meinung, daß … auch Frauen für den Richterdienst sehr wohl geeignet seien:. Als Gründe für die bisher unterlassene Beschäftigung von Assessorinnen wurde die (im Vergleich zu Preußen) sehr viel stärkere Geschäftslast hervorgehoben, die besondere Anforderungen an die Leistungsfähigkeit stelle, auch sei die Beschäftigung von Hilfsrichtern in Hamburg gesetzlich nicht zugelassen. Die Bewährung bei der Betreuung von Frauen in den öffentlichen Rechtsauskunfts- und Gütestellen könne als Maßstab für die Beurteilung der Leistungsfähigkeit im Richterberuf nicht ausreichen. Damit verweigerte Hamburg den Frauen die Chance, ihre Bewährung im Richterdienst zu erproben. (…) Die unermüdlich für das Recht der Frauen tätige Marie-Elisabeth Lüders wandte sich in ihrer Eigenschaft als Reichstagsabgeordnete an den Reichsminister des Innern, übersandte ihm die Abschrift des Schreibens des Vorstandes der Hamburger Landesjustizverwaltung und warf dabei die Frage auf, ob nicht der Inhalt des Bescheides eine Verletzung der verfassungsmäßigen Rechte der Frauen darstelle. Der Minister wandte sich mit Schreiben vom 11.2.1930 an das Staatsamt für auswärtige Angelegenheiten in Hamburg und bat um Äußerung. Er wies ‚ergebenst‘ darauf hin, daß nach Art, 128 Abs. 1 und Art, 109 Abs. 2 WRV ein Unterschied zwischen Frauen und Männern bei der Zulassung zur Justizlaufbahn nicht gemacht werden dürfe.“ [2]
Als am 1. März 1931 Cläre Meyer, „die am 12.3.1930 die große Staatsprüfung bestanden hatte, als erste Frau in den Justizdienst“ [3] eingestellt wurde, wurde ihr jedoch wegen der damals herrschende Abbaumaßnahmen, „schon zum 30.9.1931 gleichzeitig mit 10 männlichen Assessoren gekündigt. Oberschulrätin Emmy Beckmann und Mathilde Möller-Bing als Vorsitzende der Hamburger Ortsgruppe des Deutschen Juristinnenvereins nahmen gegen diese Kündigung Stellung, weil sie die erste Frau betraf, die in Hamburg wenigstens die Aussicht auf Anstellung als Richter hatte. Die Assessorin Meyer wurde vom 1. bis 30.4.1932 in der Wohlfahrtsbehörde und vom 1.5.1932 an wieder am Amtsgericht im Vormundschaftsamt beschäftigt. Im April 1933 musste die einzige Frau, die bis dahin in Hamburg in der Justiz am richterlichen Dienst gearbeitet hatte, nach den Bestimmungen des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums ausscheiden.“ [4] Cläre Meyer. Die wegen ihrer jüdischen Herkunft aus dem Dienst entlassen worden war emigrierte nach England. 1934 heiratete sie „Leon Wohlmann, einen langjährigen Mitarbeiter des Zürcher IW (Israelitisches Wochenblatt) und späteren Präsidenten des Schweizerischen Zionistenverbandes“ [5]. Mit ihm hatte sie zwei Kinder, geboren 1936 und 1942
Im Archiv für Zeitgeschichte der Eidgenössischen Technischen Hochschüle Zürich, in der Archivalien zu Cläre Meyer aufbewahrt werden, heißt es in einer Kurzvita über ihren weiteren Werdegang: „Ab 1936 am Bezirksgericht Zürich tätig und am Aufbau der WIZO-Frauenorganisation (Women's International Zionist Organisation) beteiligt. 1942/43 Flüchtlingsbetreuung und Mitarbeiterin der ORT (Organisation, Reconstruction, Travail / Organisation, Reconstruction, Training), der Schweizerischen Gesellschaft zur Förderung handwerklicher, industrieller und landwirtschaftlicher Arbeit unter den Juden. Seit 1948 Vorstandsmitglied der WIZO, später Ehrenpräsidentin. 1949-1980 journalistische Tätigkeit für das IW; 1966-1989 zweimal in der Kulturkommission der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich; Leitung der Bibliothek der ICZ. Seit 1997 bis zum Tod von Cläre Wohlmann pflegte das AfZ engen Kontakt zu ihr und übernahm in kleinen Tranchen Dokumente zum Leben und Wirken von Cläre Wohlmann.“ [6]
Quelle:
1 Vgl.: AfZ: NL Cläre Wohlmann, unter: http://onlinearchives.ethz.ch/detail.aspx?guid=bf6f662fa8cf462c8922115f083df34aarchoiv Archiv für Zeitgeschichte Eidgenössische Technische Hochschule Zürich.
2 Deutscher Juristinnenbund e. V. (Hrsg.): Juristinnen in Deutschland. Die Zeit von 1900 bis 1998. 3. Völlig neubearb. Aufl. Baden-Baden 1998, S. 21f.
3 AFZ: NL Cläre Wohlmann, a. a. O.
4 Deutscher Juristinnenbund, a. a. O., S. 22.
5 AfZ: NL Cläre Wohlmann, a. a. O.
6 Ebenda.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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