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Clara Stern

( Clara Stern, geb. Joseephy )
(12.3.1877 Berlin - 8.12.1945 New York)
Wissenschaftlerin
Bei St. Johannis 10 (Wohnadresse)
In dem Wikipedia-Eintrag zu Clara Stern wird ihre Bedeutung für die Wissenschaft hervorgeht. So heißt es dort: Sie „leistete an der Seite ihres Mannes William Stern Hervorragendes auf dem Gebiet der Entwicklungspsychologie. Dies tat sie ohne einen eigenen akademischen Abschluss gemacht zu haben, denn das war vor 1900 für Frauen in Deutschland noch nicht möglich.“ [1]
Obwohl es sich bei dem Ehepaar Stern um ein gleichberechtigt forschendes Wissenschaftler-Ehepaar handelte, wurde nur nach ihm in Hamburg eine Straße benannt: die Sterntwiete in Bergedorf/Lohbrügge, benannt im Jahr 1964. Die Straße könnte auch nach Sterns Ehefrau Clara, geb. Joseephy mitbenannt werden, da der Straßenname nur den Nachnamen angibt.
Erfreulich ist: Am Max Planck Institut für Psycholinguistik in Nijmegen (Niederlande) wurde Clara Stern als einzige Frau in die Ahnengalerie aufgenommen. Eine Voraussetzung für die Aufnahme war nicht nur der Tod der „Ahnen“, sondern die hier Geehrten mussten „Bahnbrechendes für die Psycholinguistik geleistet haben“ [2].
Der Lebensweg für Clara Joseephy war - wie für viele andere bürgerliche Töchter aus „Gutem Haus“ ebenso vorbestimmt und hieß: Ehefrau und Mutter. Ein Studium war nicht möglich, weil für Frauen verboten; eine Berufsausbildung für bürgerliche Töchter aus gutsituierten Haushalten wurde als nicht „angebracht“ angesehen.
Clara Joseephy hatte bei der Wahl ihres Ehepartners Glück, denn mit ihm konnte sie wissenschaftlich tätig werden. Aber zuerst einmal musste sich die Tochter von Friederike Joseephy, geborene Benjamin und des Bankiers Julius Joseephy gegen ihre Eltern durchsetzen, denn diese waren mit dem zukünftigen Ehemann ihrer Tochter nicht einverstanden.
1899 kam es zur Heirat mit William Stern. Das Ehepaar ging nach Breslau, wo William Stern als Professor für Pädagogik tätig wurde. Das Paar bekam drei Kinder, darunter die Tochter Hilde, die in der NS-Zeit in den Widerstand gegen den Nationalsozialismus ging (siehe unter: Hilde Marchwitza) (7.4.1900 Breslau- 8.9.1961 Ost-Berlin).
Das Ehepaar Stern forschte gemeinsam. Doch in der Öffentlichkeit und auch unter den Fachwissenschaftlern wurde sie nur als die Ehefrau des Psychologen William Stern und als Mutter der drei Kinder bemerkt und bekannt, „deren Entwicklung sie zusammen mit ihrem Mann 18 Jahre lang in Tagebüchern dokumentiert hat (…). Ihrem Mann hat sie nicht nur wissenschaftlich zugearbeitet und seine keineswegs glatt laufende Karriere unterstützt. Das entwicklungs-psychologische Werk der Sterns ist eine gemeinschaftliche Leistung, bei der die Anteile der einen oder der anderen Person nicht klar voneinander zu trennen sind“, schreibt der Psychologie-Professor Werner Deutsch.2)
Werner Deutsch zeigt in seinem Portrait über Clara Stern die hohe wissenschaftliche Bedeutung der Werke des Ehepaares Stern auf und macht dabei deutlich, dass Clara Stern es war, die der Motor des Ganzen war. So schreibt er: „(…) das vom Ehepaar Stern verfasste Buch ‚Die Kindersprache‘ ist ein Meilenstein der Spracherwerbsforschung. Es enthält die Darstellung von drei Entwicklungsverläufen, deren Umfang und Genauigkeit damals ohne Vergleich war. Es enthält eine Gesamtübersicht zum damaligen Stand der Spracherwerbsforschung. Schließlich beinhaltet es eine theoretische Konzeption, die die Einseitigkeiten empiristischer und nativistischer Theoriebildung überwindet. Kein Zweifel, dieses Buch allein rechtfertigt einen Platz im Himmel der Psycholinguistik! Erstautorin dieser Monographie wie auch der zwei Jahre später erschienenen Monographie zu ‚Erinnerung, Aussage und Lüge‘ (1909) ist Clara Stern. Die Sterns hatten sechs Monographien geplant, von denen nur die beiden genannten erschienen sind. Das gesamte entwicklungspsychologische Werk der Sterns - einschließlich des Bestsellers ‚Psychologie der frühen Kindheit‘ von William Stern (1914) - basiert auf einem Forschungsprojekt, das sie unter ihrer Federführung am Tag der Geburt ihrer ersten Tochter Hilde in Breslau begonnen haben. (…)
Die Sternschen Tagebücher sind ein gelungener Versuch, Entwicklungsphänomenologie zu betreiben, die subjektive Beobachtungen möglichst objektiv wiedergibt, und zwar in einer Sprache, die sich jeglichen Psychologiejargons enthält. William Stern schreibt in einem handschriftlichen Entwurf seiner Selbstdarstellung das Verdienst für diese Art der Darstellung Clara Stern zu. Ich zitiere aus dem Manuskript, weil die Textpassage in der publizierten Version aus dem Jahre 1927 - aus welchen Gründen auch immer- weggelassen ist:‘ Um die Aufzeichnungen besonders wertvoll zu gestalten, kamen Eigenschaften meiner Frau hinzu, die ich hier erwähnen muß: ein intuitives mütterliches Verstehen für die Regungen der Kinder ging hier die seltene Verbindung ein mit einer unbeirrbaren Objektivität der Beobachtung und mit Vorsicht im Deuten des Beobachteten; hinzu kamen eine plastische und lebendige Darstellungsweise und eine unermüdliche Konsequenz in der Durchführung der einmal begonnenen Aufgabe. So entstanden nun Bücher auf Bücher, Aufzeichnungen in einem Umfang und einer Vielseitigkeit, wie sie wohl weder vorher noch nachher zustande gekommen sind. Sie erstrecken sich weit über die frühe Kindheit hinaus, tief in die Schulzeit hinein und bilden so einen Schatz an psychologischem Material, das bis heute erst zu einem ganz kleinen Bruchteil ausgeschöpft ist.‘ (…)
Wir wundern uns heute, daß am Anfang die Tagebuchmethode eine Domäne von Männern gewesen ist (…). Frauen wurde die Fähigkeit abgesprochen, überhaupt objektiv beobachten zu können. James Mark Baldwin hat diese Auffassung mit besonderer Vehemenz vertreten. Trotzdem hat er nicht verhindern können, daß über den Weg von Tagebuchstudien Frauen in die Psychologie als akademische Wissenschaft eingedrungen sind. (…)
Die überaus fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Clara und William Stern, die zuhause in einem Raum an gegenüberliegenden Schreibtischen gearbeitet haben, ist auf die Zeit des Tagebuchprojekts beschränkt. Danach hat William Stern das Tagebuchmaterial weiter für Vorträge und Publikationen verwendet, nicht ohne Hinweis auf die ungedruckten Tagebücher seiner Frau. Doch Clara Stern tritt als Mitarbeiterin und Koautorin nicht mehr aktiv in Erscheinung. Ihre wissenschaftlichen Ambitionen kamen zum Stillstand, als ihr Mann sein (und ihr!) Lebensziel erreicht hatte. Er wurde 1916 ordentlicher Professor in Hamburg. (…)
Clara Stern hatte ihren wissenschaftlichen Gegenstand verloren, für den sie sich von Beginn dieses Jahrhunderts bis um die Zeit des 1. Weltkrieges so konsequent und intensiv engagiert hatte. Aus der Amateurwissenschaftlerin war, (…), die Frau und Mutter geworden.
Zusammen mit ihrem Mann emigriert sie über die Niederlande in die USA. Dort findet William Stern in einem Alter, in dem Professoren normalerweise sich auf den Ruhestand einstellen, eine neue Position an der Duke University in Durham/North Carolina. (…). Clara Stern zieht nach dem plötzlichen Herztod ihres Mannes 1938 nach New York, wo bereits eine ihrer Schwestern, ihre Kinder Günther und Hilde sowie ihre Enkel leben. Während des 2. Weltkrieges verdient sie ihren Lebensunterhalt als Briefzensorin für deutschsprachige Briefe, nachdem sie amerikanische Staatsbürgerin geworden war. Sie verstarb in der Nacht zum 8. Dezember 1945 in New York. (…).“ [2]
Werner Deutsch weist in seinem Aufsatz auf eine Erfreulichkeit hin: Am Max Planck Institut für Psycholinguistik in Nijmegen (Niederlande) wurde Clara Stern als einzige Frau in die Ahnengalerie aufgenommen. Voraussetzung für die Aufnahme war nicht nur der Tod der „Ahnen“, sondern die hier Geehrten mussten „Bahnbrechendes für die Psycholinguistik geleistet haben“ [2].
Quellen:
1 Wikipedia, unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Clara_Stern abgerufen 4.6.2021.
2 Werner Deutsch: Nicht nur Frau und Mutter – Clara Sterns Platz in der Geschichte der Psychologie, unter: www.psycharchives.org/bitstream/20.500.12034/107/1/156-641-1-PB.pdf
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann
Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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Verantwortlich für die Datenbank:

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stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
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