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Martha Glass

( Martha Glass, geb. Stern )
(31.1.1878 Mönchen-Gladbach – 7.4.1959 New York)
Opfer des Nationalsozialismus, deportiert ins KZ Theresienstadt.
Modehaus Glass, Mönckebergstraße/Ecke Bergstraße
Abteistraße (Wohnadresse)
Stolperstein vor dem Kontorhaus Mönckebergstraße
Gegenüber der St. Petri Kirche steht noch heute an der Ecke Mönckebergstraße/ Bergstraße das Kontorhaus Glass, erbaut von dem Architekten Fritz Höger. 1911 eröffnete Hermann Glass dort sein Modegeschäft, das aber bereits 1912 Konkurs machte. Der Name „Haus Glass“ hatte der Besitzer als Mosaik in den Bürgersteig einfügen lassen. Es überstand unbeschadet die Zeit des Nationalsozialismus und den Krieg und befand sich dort mindestens noch bis in die 50-er Jahre.
Hermann Glass war seit 1903 mit Martha Glass verheiratet, die er 1902 in Mönchen-Gladbach kennen gelernt hatte. Sie kam aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie und hatte nach dem Besuch des Lyceums in Düsseldorf eine Ausbildung zur Sängerin und Pianistin absolviert. Nach der Hochzeit zog Martha Glass zu ihrem Mann nach Hamburg, der Anfang des 20. Jahrhunderts an der Stadthausbrücke sein Modegeschäft betrieb. 1904 und 1912 wurden ihre Töchter Edith und Ingeborg geboren.
Nach dem Konkurs des Modegeschäftes „Haus Glass“ in der Mönckebergstraße verlagerte Hermann Glass seine Tätigkeit in die Immobilienbranche, erwarb Gebäude und verpachtete sie.
Das Ehepaar Glass hatte einen großen Bekannten- und Freundeskreis, zu dem auch der Zahnarzt Dr. Max von Brandenstein gehörte, dessen Tochter Dr. med. Hedwig von Brandenstein 1913 eine der ersten zugelassenen Ärztinnen Hamburgs war und eine eigene Praxis in der Straße An der Alster Nr. 29 eröffnete.
Martha Glass, Quelle: aus Martha Glass: "Jeder Tag in Theresin ist ein Geschenk". Hrsg. von Barbara Müller-Wesemann. Hamburg 1996.
Da Martha Glass nach der Heirat auf eine Karriere als Künstlerin verzichtet hatte, widmete sie sich ganz den Aufgaben einer Hausfrau, Mutter und Ehefrau. Ihr künstlerisches Talent als Sängerin und Pianistin zeigte sie im Familienkreis und vor Freunden und ab und an im Musikhaus Steinway, das sie zeitweise als Pianistin engagierte, damit sie vor potentiellen Käufern in ihrem privaten Musiksalon Steinway-Flügel vorführte, schrieb die Theaterwissenschaftlerin Barbara Müller-Wesemann. [1]
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten im Jahre 1933 musste die Tochter Ingeborg wegen ihrer jüdischen Herkunft ihr Studium in München abbrechen. Die Tochter Edith lebte in zweiter Ehe mit einem „nichtjüdischen“ Mann in Berlin. Hermann Glass wurde –wie alle Juden – aus dem Reichsbund deutscher Makler ausgeschlossen, hatte aber bis 1938 noch seine Zulassung als Hypotheken-Makler. 1939 wurde das Haus Glass an der Mönckebergstraße „arisiert“, d. h. an einen Hamburger Kaufmann zwangsverkauft. „Die Verkaufssumme wurde vom neuen Eigentümer auf ein ‚Sicherungskonto‘ überwiesen, über das Hermann Glass nur mit Zustimmung des Oberfinanzpräsidenten, also gar nicht verfügen konnte. Hermann Glass mietete sich nun im Haus an der Mönckebergstraße ein Kontor und ging den Verwaltungsaufgaben nach, die ihm noch geblieben waren. Im Juni mußte er ein weiteres Haus am Steindamm/ Kleiner Pulverteich verkaufen, dessen Eigentümer er zur Hälfte war. Ende Juni 1941 wurde er gezwungen, sein Büro aufzugeben.“ [1]
Das Ehepaar Glass stellte nur halbherzig einen Auswanderungsantrag, denn „Mutter ist kein Auswanderungsmensch; sie verzichtet ungern“, [1] schrieb Hermann Glass an seine Tochter Inge, die 1938 nach Italien emigriert war. Der Antrag wurde abgelehnt. Ab dem 23. Oktober 1941 verbot eine reichsweite Anordnung der jüdischen Bevölkerung die Auswanderung. Zwei Tage später begannen die Deportationen. Martha Glass war damals 63 Jahre, ihr Mann 78 Jahre alt. Am 18. Juli 1942 erhielten sie „den Befehl, sich zwecks ‚Wohnsitzverlagerung‘ in der Sammelstelle einzufinden. Einen Tag später, (...) wurden sie mit rund 800 anderen Hamburger Juden nach Theresienstadt deportiert (...). Das Haus in der Abteistraße wurde versiegelt; Wohnungseigentum und Vermögen wurden gemäß Verfügung des Reichsstatthalters vom Oberfinanzpräsidenten ‚zugunsten des Deutschen Reiches‘ eingezogen“. [1]
Hermann Glass starb am 19.1.1943 im KZ Theresienstadt an schwerem Durchfall und Herzschwäche infolge des Hungers. Martha Glass überlebte. Sie schrieb im KZ Tagebuch. Diese drei kleinen Oktavhefte blieben erhalten und wurden von der Theaterwissenschaftlerin Dr. Barbara Müller-Wesemann 1996 bei der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg in Buchform herausgegeben.
Nach der Befreiung kam Martha Glass am 12. August 1945 nach Berlin zu ihrer Tochter Edith. Im Februar 1948 wanderte sie – wahrscheinlich wegen der großen Not im Nachkriegsdeutschland – zu ihrer Tochter Inge nach New York aus. Dort lebte sie von dem „Wiedergutmachungs“ Geld, welches sie für das Haus in der Mönckebergstraße und andere zwangsverkaufte Grundstücke erhalten hatte. Im Sommer 1953 kehrte Martha Glass auf einer Reise nach Bad Gastein und Baden-Baden noch einmal nach Hamburg zurück. „In ihrem Geschäftshaus Mönckebergstraße/Ecke Bergstraße wohnten (...) noch fast alle alten Mieter. (...) Neue Eigentümerin war eine Krankenversicherung, die dort bereits seit 25 Jahren untergebracht war.“ [1]
Text: Rita Bake
Zitate:
1 Barbara Müller-Wesemann (Hrsg.): Martha Glass: “Jeder Tag in Theresien ist ein Geschenk”. Die Theresienstädter Tagebücher einer Hamburger Jüdin 1943-1945. Hamburg 1996.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann
Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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