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Frauenbios

Anneliese Tuchel

( Anneliese Tuchel, geb. Meyer-Blake )
(5.4.1926 Hamburg – 27.2.2000 Hamburg)
Buchhändlerin, Chefin der Evangelischen Buchhandlung Anneliese Tuchel bis Mitte 1998, vormals „Agentur des Rauhen Hauses“
Adressen der Buchhandlung „Agentur des Rauhen Hauses“ vor Annelieses Geburt: Hahntrapp 7, Große Bleichen 31, Gänsemarkt 51 (Quelle: Hamburger Adressbücher sowie Quelle 1)
Valentinskamp 20/ St. Anscharplatz (ehemals Standort der Kapelle St. Anschar, hier wurden alle Kinder konfimiert, Quelle 2, S. 5)
Grindelhof 103 (Wohnadresse von Eltern und Familie, Quelle 2, S. 5 und S. 16)
Jungfernstieg 50 (ab 1926 Adresse Buchhandlung „Agentur des Rauhen Hauses“ und Treff des Widerstandskreises, später als „ Weiße Rose Hamburg“ bezeichnet; Gedenktafel); nach dem Tod des Seniorchefs und Vaters ab 1950 Übernahme der Buchhandlung durch Tochter Anneliese Tuchel, bis 1943 leitete der Seniorchef gemeinsam mit Reinhold Meyer als Juniorchef die Buchhandlung. Seit 1960 Umbenennung in „Buchhandlung am Jungfernstieg Anneliese Tuchel.“
Hallerplatz 15 (Wohnadresse, z.B. Hamburger Adressbuch 1960, Bd. II, S.1915)
Alsterarkaden 21 (fortgeführt nach ihrem Tod als Buchhandlung Tuchel & Kerckhoff GmbH, hervorgangen aus der Fusion mit Buchhdlg. Hermann Kerckhoff, seit 1953 geführt von Gertrud K; Insolvenz und Auflösung 2003)
Bestattet auf dem Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756, Grablage: Y 15-603
Namensgeberin für: Anneliese-Tuchel-Weg, in Farmsen/Berne, benannt Mai 2017.
Anneliese Tuchel, Quelle: privat
Als „Löwin“ ist die „Eiserne Lady des Buchhandels“ in die Annalen des norddeutschen Buchhandels eingegangen. „Bücher waren ihr Leben“ und „Sie war eine Hamburger Institution und eine ziemlich unbequeme dazu“, stand in einem Nachruf der Tageszeitung Die Welt vom 29.2.2000 [3]. Verbunden ist der Name Anneliese Tuchel mit der „Agentur des Rauhen Hauses“, später umbenannt in „Buchhandlung am Jungfernstieg Anneliese Tuchel“, zuletzt beheimatet in den Alsterarkaden. Zusammen mit der Bücherstube Felix Jud, Colonaden 104, und der früheren Buchhandlung Conrad Kloss, Dammtorstraße 13, steht die Buchhandlung der Agentur des Rauhen Hauses unter der Leitung Ihres Vaters Johannes Paul Meyer sowie ihres älteren Bruders Reinhold Meyer als Symbol entschlossener Gegnerschaft zum NS-Regime.
Der Vater, Johannes Paul Meyer, ( ? –1950), war offenbar geborener Schwabe und stammt aus einer bäuerlichen Familie. 1904 war er aus Basel nach Hamburg gekommen [1] und übernahm die Leitung der Buchhandlung „Agentur des Rauhen Hauses“. Er erweiterte das Sortiment und formte die einstige Vertriebsstelle der Publikationen des „Rauhen Hauses“ erfolgreich um zur größten Evangelischen Buchhandlung Norddeutschlands.
Da die Dörfer Horn und Hamm, auf deren Grenze der Theologe und Gründer der Inneren Mission der Evangelischen Kirche, Johann Hinrich Wichern, 1833 das „Rauhe Haus“ gegründet hatte, noch außerhalb der Stadt Hamburg lagen, und damit Bestellungen und Waren zwischen Horn und Hamburg vermittelt werden mussten, wurde um 1841 in Hamburg eine Botenstelle eingerichtet – die „Agentur des Rauhen Hauses“, in der Altstadt, Hahntrapp Nr. 7. Wenig später gründete Wichern in Hamm/Horn einen Verlag und in Hamburg eine Buchhandlung. „Diese etablierte er in eben jener Botenstelle. Damit hatte die Buchhandlung ihren Namen: ‚Agentur des Rauhen Hauses’(...) Die ‚Agentur’ verbreitete zunächst Bibeln und christliche Druckschriften. Mit dem neuen Jahrhundert trat 1903 in Ernst Fischer ein Mann auf den Plan, der ihr neue Impulse gab. Der wohl entscheidende Impuls war ein zierlicher, lateinisch gebildeter Schwabe bäuerischer Provenienz: Johannes Paul Meyer, ein Humanist und Pietist, unter dessen literatur- und kunstkundiger Leitung die kleine Sortimentsabteilung der ‚Agentur des Rauhen Hauses’ zur größten evangelischen Buchhandlung in Norddeutschland wurde. Denn früher als andere hatte Johannes P. Meyer erkannt, daß, sowenig die Welt nur christlich war, sowenig eine christliche Buchhandlung nur mit christlichen Schriften handeln durfte.“ [1] Nach Umzügen in die Große Bleichen 31 und Gänsemarkt 51, etablierte sich die Buchhandlung zwischen 1928 und 1998 in den repräsentativen Räumen am Jungfernstieg 50.
Einen Schlüssel zur Haltung (des mutigen und konsequenten Widerstands sowohl gesellschaftlich als auch politisch) der Buchhändler-Familie Meyer/Tuchel mag in ihrer weltanschaulichen Prägung zu finden sein. Anneliese Tuchels Vater, Johannes Paul Meyer, war Mitglied der Freien Evangelisch-Lutherischen Bekenntnis-Gemeinde St. Anschar mit der Adresse Valentinskamp 20, St. Anscharplatz [5]: „Sie entstand durch Privatinitiative Hamburger Bürger: Zum biblischen Christusglauben erweckt, war ihnen die offizielle Kirche der Stadt in Lehre und Leben fremd geworden. So entschlossen sie sich, auf eigene Kosten sogenannte ‚Kapellen’ zu errichten als Stätten einer an die Heilige Schrift gebundenen Verkündigung. Eine von ihnen war die St. Anscharkapelle hinter dem Gänsemarkt in der Hamburger Innenstadt: 1860 geweiht, bildete sie über Jahrzehnte das geistliche Zentrum eines Kreises von Männern und Frauen, die nicht durch ihren Wohnort dieser Gemeinde zugeordnet waren, sondern sich ihr freiwillig angeschlossen hatten. Bindung an Schrift und Bekenntnis geben der St. Anschargemeinde bis heute ihre Farbe“ [6]. Antrieb des Zusammenschlusses von Christen zu Freikirchen war die Erweckungsbewegung vor dem Hintergrund des Pietismus: "Als Erweckungsbewegungen werden Strömungen im Christentum bezeichnet, die die Bekehrung des Einzelnen und praktische christliche Lebensweise besonders betonen. Gemeinchristliche oder konfessionelle Dogmen treten hinter ein ‚ursprüngliches’ Verständnis eines direkt aus der Bibel entnommenen Evangeliums zurück. Erweckungsbewegungen gehen davon aus, dass lebendiges Christentum mit der Antwort des Menschen auf den Ruf des Evangeliums zu Umkehr und geistiger Erneuerung beginnt" [7].
Auch Anneliese Tuchels Mutter, Luise Meyer, geb. Barklage, war freikirchlich geprägt: Sie war Tochter eines Methodistenpredigers und Mitglied der Methodistenkirche. Diese Freikirche legt das Hauptgewicht ihrer Theologie nicht auf Meinungen, Lehren und Dogmen, sondern auf Gesinnung und Lebensführung. Ihr Prinzip lautet: Gottes Gnade gilt allen Menschen. Alle drei Kinder der Familie Meyer wurden in St. Anschar konfimiert (Quelle [2], S. 5).
Der sechs Jahre ältere Bruder Reinhold (18.7.1920 -12.11.1944) besuchte das Wilhelm-Gymnasium (heute Altbau der Staatsbibliothek Hamburg an der Moorweide) bis zum Abitur. Auf Wunsch seines Vaters absolvierte er ab April 1940 eine Lehre in der väterlichen Buchhandlung, die er Ende März 1942 mit Auszeichnung abschloss. Zum Wintersemester 1942/43 begann er an der Universität Hamburg ein Germanistikstudium mit dem Ziel der Promotion. Zugleich trat er als Juniorchef in das Geschäft seines Vaters ein (vgl. Quelle [2], Seite 5 und 8).
In der „Agentur des Rauhen Hauses“ wurde auch moderne Kunst ausgestellt, der Kunsthandel machte einen Großteil des Umsatzes aus. Reinhold Meyer verstärkte diesen Geschäftsbereich. Er erhielt Kontakt zu zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern (vgl. Quelle [2], S. 8). Ab 1939 stellte sein Vater mit „Zähigkeit und Standvermögen“, unterstützt durch namhafte Journalisten und Architekten, sogenannte entartete Kunst aus. „Wie die Besucherbücher ersehen lassen, in die sich auch NS-Anhänger und Gegner moderner Kunst eintrugen, fanden die Ausstellungen in Hamburg und auch außerhalb starke Beachtung. Die zweite Schau im Jahre 1942 zeigte etwa den verfemten und als ,entartet' geltenden Maler F. [Friedrich} K [Karl] Gotsch [1900-1984).
Reinhold Meyer und ein Freund retteten während der Bombenangriffe im Sommer 1943 Hunderte von Aquarellen Eduard Bargheers (1901-1979), der seit 1940 in Italien lebte, aus dessen brennendem Atelier am Jungfernstieg. Sie trugen sie zunächst in den Keller der Buchhandlung und lagerten sie später nach Worpswede aus (...): ‚Es war ihm [dem Vater] vergönnt, in den Räumen der Agentur des Rauhen Hauses am Jungfernstieg etwas von einer echten freien Kulturgesinnung über chaotische Zeitläufte hinweg zu retten. (...) Er verlor den Sohn Reinhold im Widerstandskampf, war persönlich unaufhörlich von Bomben, geschäftlichen Widrigkeiten und Nazityrannei aufs schwerste bedroht. Doch führte er das Ausstellungsprogramm in der Agentur fort und sprach das unvergessene Wort: Solange diese einzige Ausstellungsstätte im Stadtzentrum von Bomben verschont bleibt, soll die Kunst nicht untergehen‘“, so erinnerte sich ein Zeitzeuge (Quelle [3], S. 225). “Die Buchhandlung ‚Agentur des Rauhen Hauses’ war zu einem Refugium geworden für potentielle und engagierte Gegner der NS-Diktatur. ‚Das andere Hamburg’ ging bei ihr ein und aus, der Musiker Olaf Hudtwalker, die Maler Apelles Sobeczko und Adolf Wriggers (..) und – verhängnisvoller Weise – Maurice Sachs, der einstige Freund Jean Cocteaus und Sekretär André Gides, Sympathisant der Antinazis und Spitzel der Gestapo in einer Person !“ [1].
Der zweite Bruder von Anneliese und Reinhold, Walter Meyer, galt nach der Schlacht um Stalingrad Anfang 1943 als vermisst. Unter dem Eindruck von familiärem Verlust, angesichts der Kriegswende 1942/43 und der Bombenangriffe auf Hamburg 1943 waren die Reihen enger Freunde um Reinhold Meyer zunehmend zum Widerstand bereit. In diesem Zusammenhang spielte der Franzose Maurice Sachs eine verhängnisvolle Rolle. Er hatte sich im November 1942 von Paris aus für einen freiwilligen Einsatz als „Fremdarbeiter“ nach Hamburg verpflichtet – eventuell war er ein bereits angeworbener Gestapo-Spitzel. Nach kurzer Tätigkeit als Kranführer für die Deutsche Werft logierte er schon in einer Pension in der Alten Rabenstraße „im teuren Stadtteil Rotherbaum und verfügte offensichtlich über bessere Kleidung und Geld“. Er soll eine der Schlüsselfiguren an Verrat und Verhaftung der Mitglieder der „Weißen Rose Hamburg“ gewesen sein: Im Keller des Kunsthändlers Friedrich Huelsmann in den Hohen Bleichen mietete er einen Raum; dorthin lud er zu Diskussionsveranstaltungen über weltanschauliche Fragen ein. Dem Franzosen gelang es, engeren Kontakt zur Gruppe um Reinhold Meyer zu finden. Im August 1943 nahm er an deren Diskussionen in der Buchhandlung der Agentur des Rauhen Hauses am Jungfernstieg teil [8].
Das weitere Schicksal berührt eine Gedenktafel an der Wand des Gründerzeithauses Jungfernstieg 50 mit der Aufschrift: Treff des Hamburger Zweiges der „Weißen Rose“: In der Buchhandlung dieses Hauses trafen sich während des zweiten Weltkrieges Gegner des NS-Regimes bei dem Junior-Chef und Studenten Reinhold Meyer. Als Widerstandskreis verbreiteten sie u. a. die Flugblätter der „Weißen Rose“ aus München. Ende 1943 verhaftete die Gestapo etwa 30 Angehörige der Gruppe. Durch unmenschliche Haftbedingungen oder Hinrichtung fanden den Tod: Frederik Geussenhainer, Elisabeth Lange , Dr. Kurt Ledien, Hans Leipelt, Dr. Katharina Leipelt, Reinhold Meyer (Bruder von Anneliese Tuchel, geb. Meyer), Margarethe Mrosek und Margaretha Rothe.
Reinhold Meyer wurde am 19. Dezember 1943 verhaftet und beschuldigt, an einem „hochverräterischen Unternehmen“ teilgenommen zu haben. Im Juni 1944 wurde er ins KZ Neuengamme verbracht; erst 24 Jahre alt, erlag er im Polizeigefängnis Fuhlsbüttel angeblich den Folgen einer Diphtherie-Erkrankung; vermutlich starb er jedoch infolge brutaler Verhörmethoden.
Zwar war dem „Rauhen Haus“ bereits 1940, gleich nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges, die Verlagstätigkeit untersagt worden (Anordnung Nr. 133 der Reichsschrifttumskammer) – verbunden mit der Auflage, in privaten Besitz zu übergehen. Schließlich erwarb Johannes P. Meyer zum 1. Januar 1944 „seine“ Buchhandlung. „Aber der Verlust seiner beiden Söhne brach ihm die Kraft. Nur noch wenig Jahre blieben ihm, um das jüngste und nunmehr einzige seiner drei Kinder – seine Tochter Anneliese – in die Geschäfte der ‚Agentur’ einzuarbeiten“ [1]. Nach dem Tod ihres Vaters übernahm Anneliese Tuchel 1950 den Betrieb. Gleichzeitig hielt sie die Erinnerung an ihren Bruder und das Unrechtsgeschehen der Nazizeit wach. Sie veranstaltete weiterhin Kunstausstellungen. In der Festschrift „Bücher und Zeiten – 125 Jahre Buchhandlung am Jungfernstieg“ würdigten namhafte Autoren und Schriftstellerinnen sie als „Mittlerin der Literatur, der Wissenschaft und der Kunst“ [9].
Jenseits dieser historischen Ereignisse gab es ein weiteres Dilemma. Anneliese Meyer war inzwischen verheiratet mit dem evangelischen Theologen Klaus Tuchel (1927-1971), der wegen seiner Homosexualität 1958 aus der Evangelischen Kirche entlassen wurde. Es war ein Kirchenausschluss- und Amtsenthebungsverfahren unter „Verzicht auf die Rechte des geistlichen Standes“. Klaus Tuchel verließ Hamburg, arbeitete als Lektor bei einem Verlag und später als Professor für Philosophie in London; 1971, mit 44 Jahren, beging er Suizid, dessen Motive offiziell nie geklärt worden sind [10]. “Unmittelbar betroffen vom Schicksal dieses Mannes war vor allem auch seine Ehefrau, die Inhaberin der ehemaligen evangelischen Buchhandlung am Jungfernstieg. (...) Das Wegsehen in der Öffentlichkeit von kirchlichen Bekannten, ja das Ausradieren aus dem kirchlichen Gedächtnis ist Anneliese Tuchel als schlimmste Verletzung in Erinnerung geblieben“ [11].
Bis zuletzt hatten ihre Freunde, darunter der Kreis der Hamburger Buchhändler, Anneliese Tuchel finanziell unterstützt, weil sie, die polarisierte und für ihren unbeugsamen Willen berühmt und berüchtigt war, zwar „ihre Durchsetzungskraft für ihre Profession eingesetzt hatte, weniger aber für sich selbst“ [3]. Mitte 1998 hatte sie sich aus dem Geschäft in den Alsterarkaden zurückgezogen. „Sie war auch verletzbar“, sagte der damalige Hauptpastor Helge Adolphsen auf ihrer Trauerfeier im Hamburger Michel am 10. März 2000. Und er fuhr fort: „Es war sehr viel Angst in ihr gewesen, das Geschehene ist nie zu Vergangenheit geworden“. In dem würdigenden Nachruf der Tageszeitung Die Welt hieß es weiter: „Eine Tragik, die vielleicht auch ihr privates Leben überschattet hatte: Ihr Mann, ein Theologe, trennte sich von ihr, mit ihrem Sohn hatte sie seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr. Die Bücher waren ohnehin ihr Leben. (...) Neben der Theologie aber lagen ihr Schriftsteller am Herzen, deren Werk religiös geprägt war. So war sie es, die Albrecht Goes [12] nachdrücklich gefördert hatte. Auch Siegfried Lenz und Marcel Reich-Ranicki gehörten zu ihren Freunden. Streitbare im Geist und mit der Feder. Das hatte Anneliese Tuchel gefallen“ [3].
Im Alter von 73 Jahren starb sie nach langer Krankheit in einem Hamburger Pflegeheim. Anneliese Tuchel wurde auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt.
Text: Dr. Cornelia Göksu
Quellen:
1 Müller, Thorsten: Die Weiße Rose von Hamburg. Aus der 125-jährigen Geschichte der Buchhandlung am Jungfernstieg. In: DIE ZEIT Nr. 37/12.9.1969; online unter zeit.de/1969/37/die-weisse-rose-von-hamburg
Am 15. September 1969 beging die Buchhandlung Anneliese Tuchel ihr 125-jähriges Jubiläum.
2 media.offenes-archiv.de/Reinhold%20Meyer%20Biomappe.pdf
Eine ausführliche Dokumentation des Lebensweges der Familie von Anneliese Tuchel und ihren Brüdern Reinhold und Walter Meyer bietet die Biographie des ehemals im KZ Neugamme internierten Reinhold Meyer unter diesem LINK. Die Mappe ist Teil des „Offenen Archivs“ der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Jean-Dolidier-Weg 75, 21039 Hamburg. In der Mappe „Reinhold Meyer“ befinden sich auch Detailinformationen zu Familie, Wohnadresse, Kirchenzugehörigkeit, Hintergrund der Ausstellungen etc. in den Räumen der „Agentur des Rauhen Hauses“ mit Innenaufnahme aus der Zeit um 1940 sowie Originaldokumente und Familienfotos zu -> Anneliese Tuchel. Die Anschrift der elterlichen Wohnung ist entnommen dem Faksimile einer Postkarte, die Reinhold Meyer aus „Hamburg-Neuengamme, Heeresweg 60, Nr. 0455“ an den Vater „Johs. P. Meyer, 24 Hamburg 13, Grindelhof 103 III“ sandte.
3 Nellissen, Monika: Trauer um die Eiserne Lady des Buchhandels. Anneliese Tuchel starb im Alter von 73 Jahren – Die Bücher waren ihr Leben – Streitbar, aber auch verletzlich. In: DIE WELT v. 29.2.2000; online unter welt.de/print-welt/article504807/Trauer-um-die-Eiserne-Lady-des-Buchhandels
4 Bake, Rita: Verschiedene Welten II. 109 historische und aktuelle Stationen in Hamburgs Neustadt, Landeszentrale für politische Bildung, Hamburg 2010, Kapitel „ Jungfernstieg 50“, S. 221-227 = Bake 2010
5 Die Kirchengemeinde St. Anschar hatte von Anfang an eine diakonische Ausrichtung, 1899 gründete sie als „Kolonie der Barmherzigkeit“ unweit des damaligen Dorfes Eppendorf die Anscharhöhe, in der Alte, Behinderte und Kranke wohnten. Das Gelände erwarb Emilie Jenisch für ihr Emilienstift ( Tarpenbekstraße) und veräußerte 1885 ein Teilstück an St. Anschar weiter.
Vgl. hierzu: de.wikipedia.org/wiki/St._Anschar_(Hamburg-Eppendorf)
6 Zitat aus stanscharhamburg.de/geschichte.html
Die als konservativ-lutherisch charakterisierte Gemeinde trennte sich 1924 von der Hamburger Landeskirche, 1971 trat sie wieder bei, gehört heute zum Kirchenkreis Hamburg-Ost der Nordkirche.
7 Zitat aus: de.wikipedia.org/wiki/Erweckungsbewegung
8 vgl. hierzu ausführlich den Passus „Als Gestapo-Spitzel in Hamburg“ unter „Maurice Sachs, 1906 Paris – 1945 Deutschland“, auf de.wikipedia.org/wiki/Maurice_Sachs).
9 Bücher und Zeiten: 125 Jahre Buchhandlung am Jungfernstieg. Hamburg 1969.
– Zum 150. Firmen-Jubiläum und 50. Todestag von Reinhold Meyer erschien der Gedenkband: „Der braucht keine Blumen: in Erinnerung an Reinhold Meyer, Hamburg 1994.
10 Rosenkranz, Bernhard und Gottfried Lorenz, Kapitel: „Klaus Tuchel: Kirche und Homosexualität. In: Bake 2010, S. 226-227; dort heißt es auf S. 297: „Erst die gesellschaftliche Entwicklung seit Beginn der 70er Jahre schlug sich auch in der Kirche nieder: Im März 1996 bekannte sich die Nordelbische Synode zur Schuld der Kirche an der Verfolgung Homosexueller. Die ehemalige Präsidentin der Synode der Nordelbischen Kirche und Hamburger Senatsdirektorin Elisabeth Lingner (geb. 1939) setzte sich später vehement für die Einführung der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft durch den Staat ein.“
11 Rosenkranz, Bernhard und Gottfried Lorenz: Hamburg auf anderen Wegen. Die Geschichte des schwulen Lebens in der Hansestadt. 2. Auflage, Hamburg 2006, Kapitel „Kirche und Homosexualität: Der Fall Tuchel, S. 74-75.
12 Albrecht Goes, protestantischer Theologe, Schriftsteller; engagierte sich u.a. zusammen mit Gustav Heinmann nach dem 2. Weltkrieg gegen die Wiederaufrüstung; regelmäßiger Sprecher der ARD-Sendung „Das Wort zum Sonntag, vgl. hierzu de.wikipedia.org/wiki/Albrecht_Goes
 

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Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

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