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Frauenbios

Hertha Feiner-Asmus

(geb. 8.5.1896 in Hamburg, gestorben wahrscheinlich am 12.3.1943, durch Suizid auf dem Transport nach Auschwitz)
Lehrerin
Kollegin Julia Cohn
Stammannstraße 27 (Wohnadresse) Stolperstein
Meerweinstraße, Schule (Wirkungsstätte)
Namensgeberin für: Hertha-Feiner-Asmus-Stieg
Hertha Feiner-Asmus, Bildquelle: Gedenkstätte Ernst Thälmann
Hertha Feiner war die Tochter des bekannten Pädagogen Josef Feiner und Schwester von Hermann Feiner (s. Feiner Hermann). Sie studierte Pädagogik und erhielt ihre erste Anstellung 1923 in einem Internat in Bad Harzburg. 1924 kehrte sie nach Hamburg zurück und arbeitete hier an verschiedenen Schulen als Lehrerin, unter anderem ab 1930 an der neu eröffneten Reformschule Meerweinstraße im Winterhuder Ortsteil Jarrestadt.
1924 heiratete sie den nicht-jüdischen Verleger Johannes Asmus. Die beiden Töchter Inge und Marion kamen 1925 und 1927 zur Welt, Inge wurde 1931 an der Schule Meerweinstraße eingeschult. Die Ehe war nicht glücklich und wurde Anfang 1933 geschieden, die Kinder blieben zunächst bei der Mutter.
Da sie jüdischer Herkunft war, wurde Hertha Feiner Anfang April 1933 aus dem Hamburger Schuldienst entlassen, auch ihre Tochter Inge wurde der Schule verwiesen. Bald darauf arbeitete Hertha Feiner als Hilfslehrerin an der jüdischen Schule Johnsallee. Trotz der widrigen Lebensumstände versuchte sie ihren Töchtern ein unbeschwertes Aufwachsen zu sichern und strahlte ihnen gegenüber Lebensmut und Optimismus aus.
Im April 1935 bot sich ihr die Möglichkeit einer Anstellung an einer jüdischen Schule in Berlin, und sie wagte gemeinsam mit ihren Kindern den Umzug. Bis Mitte 1938 konnte sie an der „Jüdischen Waldschule“ in Grunewald tätig sein, danach wechselte sie an eine Schule in der Nähe des jüdischen Gemeindezentrums in der Fasanenstraße. Sie versuchte weiter, mit ihren Töchtern ein halbwegs normales Leben zu führen und die wachsenden Repressionen der Nationalsozialisten von ihrer Welt fernzuhalten. Der Novemberpogrom 1938 veranlasste sie allerdings, nach einer Möglichkeit zu suchen, ihre Kinder außer Landes zu bringen. Durch die Vermittlung des Vaters konnten die Mädchen ab Anfang 1939 auf ein Internat in der Schweiz wechseln. Im Sommer 1939 besuchten sie noch einmal ihre Mutter in Berlin, danach waren nur noch Briefkontakte und gelegentliche Telefonate möglich. Dennoch nahm sie aus der Ferne lebhaften Anteil am Wohlergehen der Töchter, erkundigte sich, wie es ihnen auf der Schule erging und versuchte, ihnen Rat und Hilfe mit auf den Lebensweg zu geben.
Die Lebensumstände von Hertha Feiner in Berlin wurden weiter erschwert, insbesondere seit dem Kriegsbeginn im September 1939: Über jüdische Bürgerinnen und Bürger wurde eine abendliche und nächtliche Ausgangssperre verhängt, und sie durften nur noch in bestimmten Läden einkaufen. Die jüdische Gemeinde konnte Hertha Feiner ihr knappes Gehalt nicht immer pünktlich zahlen, sodass sie Untermieter in ihre Wohnung aufnahm. Bei alldem genoss sie noch das „Privileg“, ihre Wohnung behalten zu dürfen, da ihre „halbjüdischen“ Kinder weiterhin zu ihrem Haushalt zählten. Seit dem Frühjahr 1940 begann sie, ihre Auswanderung in die USA vorzubereiten – zu spät, um noch vor dem im Oktober 1941 verhängten Auswanderungsverbot Deutschland verlassen zu können.
Das jüdische Schulwesen wurde zu Beginn der 1940er Jahre stark eingeschränkt, sodass zahlreiche Lehrer und Lehrerinnen entlassen werden mussten. Im November 1941 traf dies auch Hertha Feiner, die daraufhin zur Arbeit in der jüdischen Gemeinde zwangsverpflichtet wurde. Dort musste sie bei den administrativen Vorbereitungen der Deportationen mitarbeiten. Seit dem Sommer 1942 versuchte sie zu erreichen, dass zumindest die jüngere ihrer Töchter zu ihr zurückkehrte, da sie sich Schutz vor der Deportation durch das „halbjüdische“ Kind erhoffte. Gleichzeitig erkannte sie, dass ihr Ex-Mann mit Hilfe von Harald Baruschke, dem Internatsleiter in der Schweiz, versuchte, ihren Briefkontakt zu den Töchtern zu behindern oder gar zu unterbinden. In einem geradezu verzweifelten Brief, den sie ihren Töchtern auf Umwegen zukommen ließ, schrieb sie:
„Wenn ihr mich wiedersehen wollt, muss eine von Euch zu mir kommen und zwar so schnell wie möglich. Dringt in Harald [Baruschke], daß er Euch ein Visum besorgt, oder einer von Euch; und es gibt Visen, besonders für Euch, da Vati Soldat ist, er muss nur wollen, denn meinen Erkundigungen nach und nach meiner Meinung liegt es an seinem Wollen. ... wenn es uns jetzt nicht gelingt, uns wiederzusehen, so ist keinerlei Hoffnung für später. Nur die Tat beweist die Liebe!“
Anfang 1943 unterbanden der Vater und seine zweite Frau Hermine Asmus jeden Briefkontakt zwischen Hertha Feiner und ihren Kindern, ihre letzten Briefe aus Berlin wurden den Mädchen vorenthalten.
Am 10. März 1943 wurde Hertha Feiner verhaftet und am 12. März 1943 auf den Transport nach Auschwitz geschickt. Während der Zugfahrt nahm sie sich das Leben mit einer Zyankalikapsel, die ihr ein befreundeter Apotheker beschafft hatte.
Seit 1992 ist ihr in der Jarrestadt der „ Hertha-Feiner-Asmus-Stieg“ gewidmet. An der Schule Meerweinstraße erinnern eine Gedenktafel und das „Denk-Mal gegen Ausgrenzung“ an Hertha Feiner und ihre ebenfalls ermordete Kollegin Julia Cohn.
Text: Ulrike Sparr
Quellen:
Rita Bake, Wer steckt dahinter? Hamburgs Straßen, die nach Frauen benannt sind. 4. aktual. Aufl., Hamburg 2005; Hertha Feiner, Vor der Deportation, Briefe an die Töchter Januar 1939–Dezember 1942, Frankfurt 1993; Hertha Feiner-Asmus (Dokumentation einiger Briefe, zusammengestellt von Schülerinnen und Schülern der Schule Meerweinstraße, ca. 1990); Auskünfte von Frau Dr. Inge Flehmig, August 2008.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Zuletzt eingetragene Namen

Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann
Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

Wie nutzen Sie die Datenbank?

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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