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Anna Rebecca Claudius

( Anna Rebecca Claudius, geb. Behn )
(12.6.1754 Barmbek - 26.7.1832 Wandsbek)
Ehefrau von Matthias Claudius.
Lübecker Steindamm (Wohnadresse)
Wandsbeker Marktstraße 20/22 (Wohnadresse)
Historischen Friedhof an der Robert-Schumann-Brücke: Grabsteine
Namensgeberin für: Rebeccaweg, Marienthal, seit 1970
Anna Rebecca Claudius; Bildquelle: Hamburg Museum (Ölgemälde von Friederike Leisching, um 1797)
Anna Rebecca war die älteste Tochter des Zimmermeisters Joachim Friedrich Behn und seiner Frau Ilsabe Martens. Matthias Claudius, der Redakteur des „Wandsbecker Bothen“, lernte seine Rebecca kurz vor Weihnachten 1770 kennen, als er sich die Haustürschlüssel für sein zu mietendes Haus am Lübecker Steindamm in Wandsbek beim örtlichen Zimmermann Behn abholen wollte. Die damals sechzehnjährige Anna Rebecca war allein zu Hause und versuchte gemeinsam mit Claudius, den verschlossenen Wandschrank zu öffnen, in dem sich die Schlüssel befanden. Die beiden verliebten sich ineinander.
Am 15. März 1772 heiratete Rebecca den vierzehn Jahre älteren Claudius und wurde „sein Bauernmädchen“ sowie Adressatin vieler seiner Gedichte und Ruhepol, an dem er Halt und Frieden fand. Sechs Monate nach der Hochzeit, im September 1772, wurde ihr Sohn Matthias zu früh geboren. Er starb wenige Stunden nach der Geburt. Im Laufe der Jahre kamen noch elf weitere Kinder auf die Welt – Fehlgeburten nicht mitgerechnet: 1774 Karoline, 1775 Christiane, 1777 Anna, 1779 Auguste, 1781 Henriette (Claudius wünschte sich nun sehnlichst einen Jungen), 1783 Johannes, 1784 Rebekka, 1786 Matthias (starb im Alter von zwei Jahren), 1789 Friedrich, 1792 Ernst, 1794 Franziskus.
Wegen der ständigen Geldsorgen nahm Matthias Claudius, der hin und wieder Lotto spielte, in der Hoffnung, damit Geld zu gewinnen, 1776 eine Stelle in Darmstadt als Beamter bei der Land-Commission und als erster Redakteur der Hessen-Darmstädtischen privilegierten Land-Zeitung an. Doch das Ehepaar wurde krank vor Heimweh und kehrte 1777 nach Wandsbek zurück. Dort lebte es mit seinen Kindern in einer kleinen Idylle. Der Dichter Johann Heinrich Voß, der zwischen 1775 und 1778 mit seiner Frau Ernestine in Wandsbek wohnte und mit Rebecca und Matthias Claudius befreundet war, beschreibt ein sonniges Gartenidyll bei Claudius in Wandsbek: „Wir sind den ganzen Tag bei Bruder Claudius und liegen gewöhnlich bei seiner Gartenlaube auf einem Rasenstück im Garten und hören den Kuckuck und die Nachtigall. Seine Frau liegt mit ihrer kleinen Tochter im Arm neben uns (…). So trinken wir Kaffee oder Thee, rauchen ein Pfeifchen dabei, und schwatzen oder dichten (…).“ [1]
Diese Inszenierung der ländlichen poetischen Idylle war ohne die im Hintergrund stattfindende unermüdliche Arbeit Rebeccas nicht möglich. Rebecca Claudius, die sich aufrieb zwischen Hausarbeit, Schwangerschaften, Niederkünften und Kindererziehung und als Hilfe nur eine Magd hatte, „konnte keine geistige (nur physische) Zuarbeit für die literarische Karriere des Mannes leisten; sie half ihm nicht bei der literarischen Korrespondenz, und sie stand bei Claudius’ adeligen und literarischen Freundschaften abseits (als liebenswerte Gattin) (…).
Matthias war wohl auch nicht an der geistigen Förderung und eigenständigen Entwicklung Rebeccas interessiert; seine verhüllende, gleichsam oblique Darstellung des Ehe- und Familienglücks läßt auch auf fehlende Wahrnehmung der Ehefrau als Person (…) schließen“. [2]
Freundschaftlichen Kontakt pflegte das Ehepaar Claudius auch mit Margarethe Milow, geb. Hudtwalcker, und ihrem Mann Johann Milow, Pastor in Wandsbek.
Claudius hatte nur einen schmalen Ertrag aus seinen Werken und Übersetzungen. So unterrichtete er nebenbei Kinder, die Rebecca und er in Pension nahmen. Daneben gab es noch einige adlige Gönner, die ihn finanziell unterstützten.
Mit der Zeit reichten die gemieteten Räumlichkeiten am Lübecker Steindamm nicht mehr aus, und Matthias Claudius kaufte 1782 ein Haus an der Lübecker Straße. Die Weide hinterm Haus hatte das Ehepaar Claudius unentgeltlich von Gräfin Caroline Tugendreich von Schimmelmann bekommen, dazu noch eine Kuh, die dort weiden konnte. Den Hauskauf finanzierten Freunde.
Als Matthias Claudius 1788 eine Bankrevisorstelle bei der Schleswig-Holsteinischen Speciesbank in Altona erhielt, gab dies mehr materielle Sicherheit. Doch die finanzielle Situation blieb angespannt. Noch 1810, als Rebecca 56 Jahre und Matthias 70 Jahre alt waren, mussten sie für vier Söhne das Studium finanzieren und drei Töchter unterhalten, da diese noch nicht durch Heirat versorgt waren. Diese Töchter (damals 31 Jahre, 29 Jahre und 26 Jahre alt) lebten im elterlichen Haushalt und gingen zeitweise zu ihren zwei verheirateten Schwestern als „Tanten“, um dort bei der Kinderpflege zu helfen. Der Musikwissenschaftler Martin Geck schreibt in seiner Biographie über Matthias Claudius: „Dem Denken der Zeit gemäß ist es für Claudius eine reine Selbstverständlichkeit, dass die Töchter seiner Gattin bei der Versorgung der Söhne zu helfen haben. Gleichwohl wachsen sie nicht bildungslos auf: Zum einen versteht sich das Wandsbeker Haus als ein permanentes Erziehungsinstitut; zum anderen tragen die Eltern Sorge, dass ihre Töchter in gebildeten Kreisen verkehren und am gesellschaftlichen Leben teilhaben, soweit es dort gesittet zugeht. Da spielt die Musik eine große Rolle: Sowohl im kleinen Wandsbek als auch im großstädtischen Hamburg gehen die Claudius-Töchter nicht nur in Konzerte, wirken vielmehr beim Singen und Musizieren aktiv mit.“ [3]
Haushalt und Kinder zehrten an Rebeccas Kräften. Sie litt an chronischen Kopfschmerzen und wurde mehrmals von lebensbedrohlichen Erkrankungen heimgesucht. Ihr Mann machte sich große Sorgen, und so schrieb er an seinen Sohn Franz im Februar 1810: „Gott erhalte uns die Mama, wir finden so eine nicht wieder.“ [4]
Damit sich Rebecca auch von den kräftezehrenden Entbindungen erholen konnte, unternahm das Ehepaar Claudius Kuraufenthalte – zum ersten Mal im Sommer 1792 nach der Geburt des zweitjüngsten Sohnes Ernst. Es ging nach Bad Pyrmont. Solche Kuraufenthalte konnte sich das Ehepaar nur leisten, weil Freunde Reisegeld dazugaben.
Nach dem Tod ihres Mannes stand Rebecca Claudius fast mittellos da. Finanziell unterstützt wurde sie von ihrem Schwiegersohn Friedrich Perthes. Auch die Wintermonate verbrachte die kranke und gebrechliche Witwe bei ihm und ihrer Tochter Caroline, verheiratete Perthes, am Jungfernstieg und nicht in ihrem kaum beheizbaren Haus in Wandsbek.
Grabstein Anna Rebecca Claudius, Quelle: GeorgHH, gemeinfrei, via Wikimedia Commons
Im Sommer übernahm Rebecca Claudius gerne Omapflichten und ließ ihre Enkel zu sich kommen. Auch unternahm sie – finanziert von ihrem Schwiegersohn – Reisen zu ihrer verheirateten Tochter Anna nach Düsseldorf. Betreut wurde Rebecca Claudius im Alter von einer ihrer ledigen Töchter. Rebecca Claudius starb siebzehn Jahre nach dem Tod ihres Mannes. Ihre Gräber befinden sich auf dem ehemaligen Friedhof hinter der evangelisch-lutherischen Christuskirche in Wandsbek.
Text: Rita Bake
Quellen:
1 Abraham Voß (Hrsg.): Briefe von Johann Heinrich Voß. Halberstadt 1829, S. 192
2 Barbara Becker-Cantorino: Rebecca Claudius. Zur sozial-geschichtlichen Realität des „Bauernmädchen“, in: Jörg-Ulrich Fechner (Hrsg.): Matthias Claudius: 1740–1817: Leben, Zeit, Werk. Tübingen 1996, S. 90. (Wolfenbütteler Studien zur Aufklärung, Bd. 21.)
3 Martin Geck: Matthias Claudius. Biographie eines Unzeitgemäßen. München 2014, S. 242.
4 Martin Geck, a.a.O., S. 243.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae

Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons

März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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