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Frauenbios

Olga Beschütz

( Olga Helene Beschütz )
(28.6.1876 in Hamburg - am 6.12.1941 nach Riga deportiert)
Lehrerin
Husumer Straße 37 (Wohnadresse) Stolperstein
Schule Schwenckestraße 100 (Wirkungsstätte) Stolperstein
Namensgeberin für: Geschwister-Beschütz-Bogen
Auch seiner unvergessenen Patentante widmete Gert Beschütz ein liebevolles Andenken in seinen Erinnerungen. Wenn man sich die kleinen, anschaulich erzählten Erlebnisse, die ihn mit seiner Tante Olga verbanden, vor Augen führt, so hat diese ihr Amt als Patentante sehr ernst genommen. Er erinnerte sich an ihren Auftritt als gütiger Weihnachtsmann, an pädagogische Museumsbesuche und Stadterkundungen, an einen eindrücklichen Ausflug mit der Hochbahn zu den Landungsbrücken, um an einem eiskalten Wintertag im Hafen das riesige Passagierschiff "Cap Polonio" an der Überseebrücke zu bewundern, an ihre liebevollen, wenngleich vergeblichen Versuche, in ihm durch Klavierunterricht sein Interesse an Musik zu wecken oder durch "Ermahnungen und gutes Zureden" seine Abneigung gegen sportliche Wettkämpfe zu überwinden.
Noch als 69-Jähriger hat er in ein Büchlein geschaut, das ihn bei seiner Ankunft im Schullandheim Marienau empfing. "In ihrer großen Güte", so schrieb er, hatte sie ihm "ein Büchlein mit selbstverfassten Ratschlägen" geschrieben, nachdenkenswerten Ratschlägen "nicht nur für den nun vor mir liegenden Abschnitt, sondern für mein ganzes zukünftiges Leben". Und er resümierte: "Ich war zutiefst gerührt über so viel Liebe und beschloss, ihren Anregungen zu folgen." Er nannte sie eine praktizierende Christin und schrieb ihr eine entscheidende Rolle da¬bei zu, dass er bei dem "befreundeten und wohl gesonnenen Pastor Bernitt", in dessen Wohnung an Wochenenden Konfirmandenunterricht erhielt und Ostern 1937 in der St. Andreas-Kirche zu Harvestehude konfirmiert wurde. Auch die Auswahl des Konfirmationsspruches, der ihm "oft im Leben Rückenstärkung" gegeben habe, meint er ihr zu verdanken: "Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark!" (1. Kor. 16, 13)
Olga Beschütz war zu dieser Zeit bereits aus dem Hamburger Schuldienst entlassen, in dem sie seit 1904 tätig gewesen war. Sie arbeitete von 1908 bis 1911 an der privaten Höheren Mädchenschule von Elsa Weismann, Weidenallee 56, von 1911–1920 an der Schule von Marie Busse in der Papenhuder Straße 10, danach an der Volksschule Dehnhaide 60 und schließlich ab 1926 an der Volksschule Schwenckestraße 100. Das Lehrerverzeichnis von 1935/36 führt sie nicht mehr auf.
Olga Beschütz wurde am 6. Dezember 1941 mit dem vierten Hamburger Deportationstransport, der 753 Menschen umfasste, nach Riga deportiert und gilt seitdem als verschollen. Sie wurde am 8. Mai 1945 für tot erklärt.
Vor ihrer ehemaligen Schule Schwenckestraße 100 befindet sich ein Stolperstein, der an sie erinnert.
Nach ihr und ihrer Schwester Marie wurde 1993 im Stadtteil Groß Borstel eine Straße benannt, der Geschwister-Beschütz-Bogen. In der Erläuterung zum Straßenschild wird erwähnt, Olga und Marie Beschütz seien als "jüdische Lehrerinnen" in Hamburg tätig gewesen. Dazu hatten sie allerdings erst die Gesetze der Nationalsozialisten gemacht. Als sich Siegmund Beschütz 1880 mit Frau und Kindern taufen ließ, war Olga vier Jahre alt und Marie noch nicht geboren. In einer Zusammenstellung zur Tätigkeit der beiden Schwestern an Hamburger Schulen anlässlich der Straßenbenennung schrieb der Neffe Gert Beschütz: "Beide Schwes¬tern waren gläubige und praktizierende Christen. Sie vermittelten ihren Schülern im Religionsunterricht Ehrfurcht vor einer höheren Macht, vor der Natur, den Menschen und ihren Werken, hielten jedoch nichts von Frömmelei."
Seit 1993 gibt es in Hamburg Groß Borstel einen Gewister-Beschütz-Bogen.
Text: Christiane Pritzlaff
Quellen:
Beschütz, Gert: Lebenserinnerungen eines artigen Hamburger Knaben, 1920–1945, unveröffentlichtes Manuskript; Beschütz, Gert, Zusammenstellung zur Tätigkeit von Olga und Marie an Hamburger Schulen anlässlich der Straßenbenennung, Beilage in einem Brief an mich vom 29.4.1996; Bake/Rottmann, Wer steckt dahinter? 1996.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Zuletzt eingetragene Namen

Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann
Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

Wie nutzen Sie die Datenbank?

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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