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Werk- und Zuchthaus

Alstertor 10 (ehemals)
Eine Art "Bettelbrief". Seit 1641 wurden die "zum Ehestande verlobten Personen" aufgefordert, von "ihrem Überfluss" eine "milde Gabe beim Eintritt ihres veränderten Standes diesem Hause zufließen zu lassen"; Bildquelle: Staatsarchiv Hamburg
Wo sich heute eine Privatbank befindet, stand zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert direkt an der Alster – der Ballindamm wurde erst später gebaut – das 1618 erbaute und 1842 zerstörte Werk- und Zuchthaus, ein viereckiges, dreistöckiges Gebäude mit einem Innenhof. Aufgenommen wurden Bettlerinnen und Bettler und Arbeitslose. Arbeitslose konnten um Aufnahme bitten, wurden aber nur aufgenommen, wenn sie voll arbeitsfähig waren. Arme meldeten sich zum Teil freiwillig, wurden aber auch zwangseingewiesen. So diente das Haus auch als Zwangsarbeitshaus. „Um die armen verlassenen Schäflein von den stinkenden Böcken zu unterscheiden, ist befunden, daß dies am besten geschehen könne, wenn die rechten Armen mit gebührlicher Unterhaltung versehen, die anderen unverschämten Mäuler aber, die sich nicht mit Ehren zu ernähren gedenken, entweder zu nötiger Arbeit angetrieben, oder mit billiger Strafe belegt werden“, [1] hieß es im Programm des Werk- und Zuchthauses, das ein „ehrliches“ Haus, also kein Gefängnis war und erst ab Beginn des 18. Jahrhunderts auch als Strafanstalt für Kriminelle genutzt wurde. Mitunter kamen Frauen und Mädchen, die von der Allgemeinen Armenanstalt an Hamburger Manufakturunternehmer vermittelt worden waren, ins Werk- und Zuchthaus. Nach Aussagen ihrer Arbeitgeber waren sie nicht tüchtig genug und wurden nun von der Armenanstalt zur 8-14tägigen Zwangsarbeit ins Werk- und Zuchthaus geschickt.
Ansicht des Werk- und Zuchthauses sowie des Spinnhauses, Bildquelle: Staatsarchiv Hamburg
Was im Mittelalter noch erlaubt war: nämlich das Betteln, wurde im 18. Jahrhundert streng bestraft. Um sie von der Straße zu holen, wurden sie ins Werk- und Zuchthaus gebracht. Von den Bettlerinnen mit KIndern, wurden aber nur diejenigen mit arbeitsfähigen Kindern aufgenommen.
Die Insassinnen und Insassen sollten durch Gebet, Arbeit und Strafen zu arbeitsamen Mitgliedern der Gesellschaft erzogen werden. Die häufigsten Disziplinarstrafen waren das Fesseln der Beine an Blöcken, das Einschließen der Insassen in Strafkojen, das Schlagen und der Nahrungsentzug. „Ernähre dich durch eigene Erwerbsarbeit“ hieß das Lebensmotto. Nur so war nach Meinung von Kirche und Staat ein gottgefälliges Leben möglich. Entsprechend stand über dem Eingangsportal des Werk- und Zuchthauses: „Ich ernähre mich durch die Arbeit, ich werde durch die Arbeit gezüchtigt.“ Durch dieses Arbeitsethos sollte u. a. das merkantilistische Wirtschaftssystem befördert werden, dessen Credo hieß: möglichst den größten Teil der Güter und Waren im eigenen Lande zu produzieren und den geringsten Teil zu importieren, damit das aus dem Gewerbe gewonnene Kapital dem eigenen Lande erhalten blieb. Um dieses Ziel durchzusetzen, musste die Arbeitsproduktivität gesteigert werden, was durch Beschäftigung möglichst vieler Menschen erreicht werden sollte. Da jedoch ein großer Teil der Armutsbevölkerung außerhalb des Produktionsprozesses stand, wurden Werk- und Arbeits/Zuchthäuser errichtet, in denen Bettlerinnen, Bettler und Arme arbeiten mussten. Gleichzeitig trug die Obrigkeit mit der Errichtung von Werk- und Zuchthäusern ihrem „Wohlfahrtsgedanken“ Rechnung, indem sie den Armen Beschäftigung bot. Die Idee, Bettler und Bettlerinnen nicht zu bloßen AlmosenempfängerInnen zu machen, sondern ihnen Arbeit zu geben, war im Prinzip eine löbliche Einstellung. Sie wurde für die Armen jedoch fatal, weil sie nur 1/4 des ortsüblichen Lohns erhielten und somit kaum eine Chance hatten, aus ihrer elenden Lage herauszukommen.
In verschiedenen Arbeitssälen wurde für die Fabrikation von Tuch, Rasch, Leinwand, Strümpfen, handschuhen, Feultüchern und Haar- und Feuerdecken gewebt, gesponnen, Wolle gekratzt und genäht. Die Arbeitsbedingungen waren schlecht und die Gesundheit oft gefährdet. Besonders das Haareklopfen und das Verspinnen der Kuhhaare für haarene Decken, was Zwangsarbeit war und von Frauen und Kindern verrichtet wurde, war sehr gesundheitsgefährdend. Bei diesen Arbeiten wurde sehr viel Staub aufgewirbelt, der sich in den Lungen festsetzte und "Lungensucht" zur Folge hatte. Zwangsarbeit mussten solche Frauen udn Kinder verrichten, die als "faul" und "widerspenstig" betrachtet wurden.
Frauen, die keine Zwangsarbeit verrichten mussten, spannen Wolle im großen Frauenspinnsaal oder strickten Strümpfe.
Die Arbeitszeit dauerte im Sommer von sechs Uhr früh bis 20 Uhr und im Winter von sieben Uhr bis 21 Uhr.
Im Werk- und Zuchthaus wurden auch Bürgersfrauen eingewiesen, wenn sie ihren Ehemännern unbequem wurden:
Für solche Frauen, die meist vom Ehemann eines "liederlichen" Lebenswandels beschuldigt worden waren, zahlte der Ehemann ein Kostgeld ans Werk- und Zuchthaus. Beispiel: Seit dem Jahr 1733 saß eine Ehefrau mit "gutem Betragen" im Zuchthaus. Der Provisor wollte sie befreien. Der Ehemann, der 40 Mark Kostgeld bezahlte, war dagegen. Von dem Bruder der Frau erfuhr der Jahrverwalter, dass der Senat dem Zuchthaus eine Visitation abstatten wollte. Als diese stattfand, kam der Bruder dazu, die beiden Herren Commissare verglichen die Parteien, und die Frau wurde entlassen. Der Bruder der Frau nahm seine Schwester auf und der Ehemann, der seine Frau nicht zurück haben wollte, zahlte nun an seinen Schwager das Kostgeld.
1721 wurde die Frau eines Schneiders auf Anstiften ihres Ehemannes von ihm bestochenen Vögten ins Zuchthaus gebracht.
Text: Rita Bake
Anmerkung:
1 Zit nach: Alfred Streng: Geschichte der Gefängnisverwaltung in Hamburg von 1622-1872. Hamburg 1890.
- Rita Bake: Vorindustrielle Frauenerwerbsarbeit. Arbeits- und Lebensweise von Manufakturarbeiterinnen im Deutschland des 18. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung Hamburgs. Köln 1984.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae

Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons

März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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