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Frauenbios

Clara Benthien

( Tante Clara - Clara, Gertrud, Antoinette Benthien, geb. Vetter )
(27.9.1887 Düsseldorf – 16.11.1962 Hamburg)
Gemeinsam mit ihrem Mann Hans Benthien war sie Inhaberin des Künstlerkellers „Weinprobierstube Benthien - Tante Clara“, Wirtin
Raboisen/Ecke Brandsende (Lokal/Wirkungsstätte)
Sandweg 33, dann Warburgstraße 45 (Wohnandresse)
Fuhlsbüttler Straße 756, Friedhof Ohlsdorf: Grabstätte N 26, 60-72
Clara Benthien wurde als Tochter des Düsseldorfer Architekten Carl Vetter und seiner Frau Christine Antoinette Josephine Henriette (Nachname unbekannt) geboren. Die Mutter verstarb früh und sie wuchs zusammen mit einer etwas jüngeren Stiefschwester auf und erlernte – wegen ihrer künstlerischen Begabung - den Beruf der Hutmacherin.
Foto: Clara Benthien um 1905, Foto aus: Clara Benthin: Muse und Mutter zwischen Moritat und Widerstand 1925-1944. Nele Lipp; Hrsg. Vom Verein Garten der Frauen.
Bei einem Ferienaufenthalt an der Ostsee lernte sie den Hamburger Fabrikantensohn und Maler Hans Carl Louis Benthien kennen, den sie 1912 in Hamburg heiratete. 1913 wurde ihre Tochter Henni Karla Louise, genannt Henriette, geboren.
Vom Kriegsdienst an der russischen Front nach dem Ersten Weltkrieg heimgekehrt begann ihr Mann mit dem Weinhandel. Inspiriert dazu hatte ihn die Erinnerung an eine alte Familientradition – Vorfahren seiner Mutter waren Besitzer des Heusshof, einer berühmten Gastwirtschaft in Eimsbüttel gewesen nach welcher der Heußweg benannt ist. Bald gründete er „Benthiens Weinprobierstube“ am Brandsende 13/Ecke Raboisen. Von 1925 bis zu dessen Ausbombung 1944 führte er zusammen mit Clara den allmählich weltbekannt gewordenen Künstlerkeller „Tante Clara“, der sich daraus entwickelt hatte und dessen Zentrum sehr schnell seine originelle und einfallsreiche Frau wurde.
Sieben Stufen stieg man hinab, um in einen Raum mit Weinfässern als Tische zu gelangen, mit selbst entworfenen Hockern und Lampen und mit großem von dem Hamburger Maler und Architekten Robert Schneller (1901-1980) mit Decken- und Wandgemälden ausgestatteten Haupt- und kleinen verwinkelten Nebenräumen (genannt „Neue Loge“ und „Alte Loge“, da sich hier nach 1935 auch unerkannt Hamburger Freimaurer treffen konnten).
Clara Benthien war die Seele des Ganzen. Für ihre Gäste sang sie mit rauchig-herber Stimme ab 1930 von Künstlern ihres Kellers extra nur für sie und für diesen Ort gestaltete Moritaten, angeregt von Kurt Pabst Film „Dreigroschenoper und bestärkt von ihrer Freundin der Berliner Chansonsängerin Claire Waldoff und begleitet von einem Akkorde on. Auch den Klängen einer Laute konnte man dort lauschen.
Clara Benthien, eine Moritat singend, 1939 mit ihren Gästen.
Foto: Hans Gerhardt, München
Es sind mehr als 136 Bekanntheiten des kulturellen und wissenschaftlichen Lebens als ihre Gäste identifiziert worden: Publizisten wie Erich Lüth, Julius Jacobi und Hugo Sieker, Schriftsteller wie Johannes R. Becher, und Carl Brinitzer, die Verleger Hilde und Eugen Claassen, Schauspieler wie Siegfried Arno, Anita Berber, Heinrich George, Brigitte Helm, Marianne Hoppe, Leopold Jessner, Victor de Kowa und Conrad Veidt und neben Robert Schneller Maler und Zeichner wie Hannes Runge, Jan Laß, Elzie Crisler Segar (der Erfinder von „Popeye“), Tetjus Tügel und Otto Wild. Endlich wurde Clara Benthien – im wesentlichen um Künstler zu unterstützen – auch zur Kunsthändlerin.
Während der NS-Zeit fanden hier Unangepasste und in Opposition zum NS-Staat Stehende einen verschwiegenen Ort, an dem sie sich mit Gleichgesinnten treffen konnten. Hier fanden und entwickelten sie sogar einen Humor, der draußen vor „Draußen vor der Tür“ verloren gegangen war. Hier konnte man offen miteinander sprechen und erfuhr Unterstützung, die von einer warmen Mahlzeit für Verarmte und Ausgebombte bis hin zu Wegen ins Exil nach London oder in die USA reichten.
In einem Hinterzimmer wurden jüdische Mitbürger beraten und selbst im Feld fühlte man sich in der Erinnerung an diesen Sehnsuchtsort geborgen:
Foto aus: Clara Benthin: Muse und Mutter zwischen Moritat und Widerstand 1925-1944. Nele Lipp; Hrsg. Vom Verein Garten der Frauen.
Nach der Ausbombung 1944 und dem Tod ihres geliebten Mannes 1947 lebte Clara Benthien nur noch für die Familie ihrer Tochter. Zusammen mit ihr und mit den aus den Trümmern geretteten Kunstwerken, Foto- und Gästebüchern sorgte sie dafür, dass ihre 1948 geborene Enkelin Nele Lipp (geb. Cornelia Gabriele Müller) noch einen Einblick in diese Welt bekam, um endlich 2013 aus ihrer ererbten Privatsammlung die Ausstellung „Treffpunkt Tante Clara Hamburgs Sphinx“ in der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek realisieren zu können.
Clara Benthien, Foto aus: Clara Benthin: Muse und Mutter zwischen Moritat und Widerstand 1925-1944. Nele Lipp; Hrsg. Vom Verein Garten der Frauen. Hamburg 2014, S. 27.
Ein Film über Clara Benthien, auf Initiative von Stephan Mathies, einem Enkel des Malers Otto Wild, der dort ein häufiger Gast war, ist in Vorbereitung.
Mehr zu „Tante Clara“, auch mit Hörbeispielen von 1937: http://blog.sub.uni-hamburg.de/?p=10717
Text: Nele Lipp
Literatur:
- Hans Richter: Reeder Badong, Berlin 1935, S. 86 und 100.
- Konrad Tegtmeier: ABC der christlichen Seefahrt, Hamburg 1948.
- Ingrid Warburg-Spinelli: Erinnerungen 1910-1989. Die Dringlichkeit des Mitleids und die Einsamkeit, nein zu sagen, Hamburg 1990, S. 59: Ich erinnere mich, dass ich Jahre später, als ich in Hamburg studierte (Wintersemester 1930/1931 bei Ernst Cassirer und Erwin Panofski), mit meinem Vater einen Vortrag von Paul Tillich (1886-1965, protestantischer Theologe) hörte. Nach dem Vortrag ging Professor Tillich mit den Studenten und meinem Vater [Dr. Fritz Warburg] zu „Tante Klara“, einem Kellerlokal, das damals sehr beliebt war. Als es ihm zu rauchig wurde, sagte mein Vater: Warum gehen wir nicht alle zu uns nach Hause?
- In der 1. Auflage von Claire Waldoff: Weeste noch..!, Düsseldorf 1953, zeigte neben S. 104 eine Abbildung aus der Künstlerkneipe „Bei Tante Klara“, die in der von Volker Kühn 1997 in Berlin herausgegebenen neuen Auflage jedoch aus nicht nachvollziehbaren Gründen fehlt.
- Im Katalog der Ausstellung „Entfesselt. Expressionismus in Hamburg um 1920“ findet sich eine Abbildung (S. 17.), die eine Nische der Künstlerkneipe zeigt. Bildunterschrift: Künstlertreff „Tante Klara“ (in allen drei Fällen fälschlich mit K geschrieben).
- Maike Bruhns: Kunst in der Krise, Hamburg 2001, S. 327 finden sich sechs Zeilen zu Tante Clara, in denen sich allerdings sechs Fehler bzw. unrichtige Aussagen befinden.
- Relativ ausführlich wird der Künstlerkeller beschrieben in: Ragnar Tessloff: Als Hitler meine Geige verspielte, Berlin 2003, S.138 -139 und auf den Seiten 149 und 153.
- Erwähnung findet „Tante Clara auch in: Ingeborg Hecht: Als unsichtbare Mauern wuchsen, Hamburg 2007, S. 71.
Nele Lipp, 15.06.2013
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Dr. Rita Bake,
Rita.Bake@hamburg.de

Zuletzt eingetragene Namen

März 2023: Traute Lafrenz, Astrid von Beckerath, Melanie Weist, Heike Mundzeck, Charlotte March

April 2023: Liesel Deidesheimer, Anny Breer, Meta Stölken

Wesentlich aktualisiert im Mai 2023: Hedwig Voegt

Juni 2023: Lea Manti, Erna Nakoinzer
August 2023: Gertrud Troplowitz, Irma Wulff, Isa von der Goltz, Minna Plambeck, Amtsvormundschaften für Frauen, Gisela Litz-Finkemeier, Christa Knauer
September 2023: Margarete Schweichler
Oktober 2023: Lore Peschel-Gutzeit, Maria Holst, Marianne Schuller, Mary Kid
Wesentlich aktualisiert im Oktober 2023: Gisela Trowe, Eva Maria Bauer

Dezember 2023: Helga Schwarz

Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae

Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons

März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

Wie nutzen Sie die Datenbank?

  • Sie kennen den Namen einer Frau – und möchten mehr wissen?
    Dann geben Sie den Namen ein. Sie finden: Wohn- bzw. Wirkungsstätte und mehr oder weniger ausführlich biografische Daten, ggf. mit Hinweisen auf weitere Veröffentlichungen, Webseiten.
  • Sie möchten wissen, wer in einer bestimmten Straße oder einem bestimmten Stadtteil/Bezirk gewohnt hat? Dann geben Sie den Straßennamen ein oder wählen einen Stadtteil oder Bezirk aus.
  • Sie interessieren sich für bestimmte Themen, Berufsgruppen, Orte/Gebäude, Vereine oder Institutionen, die im Zusammenhang mit Frauen eine Rolle spielen? Dann nutzen Sie das Schlagwortregister, die freie Suche oder das Namens-/Sachregister.

Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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