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Frauenbios

Minna Specht

(22.12.1879 Schloss Reinbek – 3.2.1961 Bremen)
Pädagogin, Sozialistin, Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime
Hammer Steindamm 62 (Wohnadresse)
Pädagogisches Institut der UNESCO: Feldbrunnenstraße 58 (Wirkungsstätte)
Minna Specht, Quelle: AdsD/Friedrich-Ebert-Stiftung
Über Minna Specht gibt es mehrere Einträge im Internet. So heißt es in dem Artikel von Ilse Fischer über Minna Specht:
„Minna Specht (…) zählte zu den profiliertesten Persönlichkeiten der deutschen Reformschulbewegung. In der Nachkriegszeit war ihr Name mit der Wiedergründung der Odenwaldschule verbunden, deren Leitung sie mit 66 Jahren im Frühjahr 1946 übernahm. In der schwierigen Zeit nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus und in der materiellen Not der Nachkriegsjahre schuf sie dort die Grundlagen für den Wiederaufbau dieser reformpädagogischen Institution und für die soziale Öffnung der Schule. Doch dies war nur eine Seite ihres Wirkens. Hinter Minna Spechts pädagogischen Intentionen stand ein dezidiertes philosophisch-politisches Konzept.“ [1]
In Wikipedia liest man über Minna Spechts Werdegang: „Minna Specht war das siebte Kind des Ehepaares Wilhelm Specht († 1882) und Mathilde Specht. Die Familie bewohnte das Schloss Reinbek, das sie 1874 aus dem Erlös des Jagdschlosses Friedrichsruh erworben hatte und zu einem Hotel umbauen ließ. Nach ihrer Seminarausbildung zur Lehrerin von 1896 bis 1899, war Minna Specht von 1902 bis 1906 als Lehrerin an einer Höheren Töchterschule in Hamburg tätig. Von 1906 bis 1909 studierte sie Geographie, Geschichte, Geologie und Philosophie an den Universitäten in Göttingen und München. Danach war sie von 1909 bis 1914 als Lehrerin an derselben Schule in Hamburg tätig.“ [2]
Ilse Fischer schreibt weiter über Minna Specht: „Da das Studium ihr nach eigener Einschätzung keine ausreichende Einführung in wissenschaftliche Methoden geboten hatte, nahm sie 1914 mit 35 Jahren ein zweites Studium in Göttingen auf, diesmal das der Mathematik, das sie gleichfalls mit einer Prüfung abschloss.“ [3]
Hier in Göttingen lernte Minna Specht 1915 den Philosophen Leonard Nelson kennen. Sie wurde seine enge Mitarbeiterin und auch Lebensgefährtin. Ilse Fischer dazu: „Was sie an Nelson beeindruckte, war – wie sie später schrieb - vor allem ‚sein Wille, die Theorie seines Systems der philosophischen Ethik und Pädagogik der Probe der Erfahrung zu unterwerfen, indem er junge Menschen bilden wollte, die in ernster Erziehungsarbeit sich schulen sollten, den Gefahren des politischen Lebens als Sozialisten standzuhalten und sich dort zu bewähren‘.“ [4]
Laut Wikipedia und auch Ilse Fischer gründeten Nelson und Specht 1917 gemeinsam den Internationalen Jugendbund (IJB). Laut Eintrags der Gedenkstätte Deutscher Widerstand zu Minna Specht sei es nur Nelson gewesen, „der 1917/18 einen Internationalen Jugendbund als neue Erziehungsgemeinschaft auf lebensreformerischer Grundlage geschaffen hat.“ [5] Ilse Fischer weiter: „In ihm [IJB] sammelten sich ehemalige Wissenschaftler und Freunde Nelsons. In der Philosophie und Politik Leonard Nelsons, an der sie Zeit ihres Lebens festhalten sollte, fand Minna Specht auch die Grundlage für ihre eigene pädagogische Arbeit. Dabei kam es ihren eigenen Intentionen zweifellos entgegen, das der IJB als ‚Partei der Vernunft‘ nach den Vorstellungen seines Gründers vor allem politische Erziehungsarbeit zu leisten hatte. Zu seinen Zielen gehörte als oberste Maxime die Propagierung einer ‚Politik des Rechts, deren leitende Idee die Unverletzbarkeit jeder Person ist und die also die Ausbeutung der Person als bloßes Mittel verwirft‘. Zu den Programmpunkten im einzelnen zählten die Bekämpfung wirtschaftlicher Ausbeutung, uneingeschränkte Meinungsfreiheit, die Durchsetzung der Gleichheit von Mann und Frau, der Schutz der Kinder vor jedem ‚Missbrauch elterlicher Gewalt‘ und eine Gesetzgebung zum Schutz der Tiere. ‚Zur Ausschließung des politischen Dilettantismus‘ sei eine Auslese und Ausbildung politischer Führungspersönlichkeiten anzustreben. Die auf dem Mehrheitsprinzip basierende Demokratie, wie sie 1918/19 in Deutschland nach der Revolution entstanden war, lehnten Nelson (wie auch Minna Specht) grundsätzlich ab. Nach ihrer Meinung war die Durchsetzung des Rechtsprinzips bei Mehrheitsentscheidungen nicht gesichert – das Prinzip der ‚Führerauslese‘ als solches wurde allerdings nicht problematisiert. Der IJB – eine ‚Erziehungs- und Gesinnungsgemeinschaft‘ – war stets nur ein kleiner, elitärer Kreis mit ordensähnlichen Strukturen und einem strikten Reglement, dem sich die Mitglieder zu unterwerfen hatten. Dies bedeutete allerdings keine Auslese nach sozialer Herkunft, denn zu dem Eintreten für einen auf ethischen Grundsätzen basierenden Sozialismus gehörte gerade auch die Mitarbeit in den Arbeiterparteien, d.h. in der Praxis vor allem in der SPD. Die hohen Anforderungen, die der IJB an seine Mitglieder stellte (Verzicht auf Alkohol und Nikotin, vegetarische Lebensweise, Kirchenaustritt und zölibatäre Lebensweise) sollten die Willenstärke und Charakterfestigkeit der Mitglieder fördern. 1918 ging Minna Specht im Einvernehmen mit Nelson an das Landerziehungsheim von Hermann Lietz nach Haubinda (Thüringen), mit dessen Erziehungsprinzipien sich Nelson schon länger befasst hatte.
Im Zentrum der Bestrebungen von Leonard Nelson und Minna Specht stand die Errichtung einer eigenen Bildungsinstitution, einer philosophisch-wissenschaftlichen Akademie zur Ausbildung von Führungspersönlichkeiten. Ab Ende 1922 wurde das Gelände der Walkemühle in Nordhessen zur Schulungsstätte ausgebaut. Die Leitung übernahm 1924 Minna Specht. Bis 1931 war sie sowohl für die Kinder- als auch für die Erwachsenenabteilung der Schule zuständig; im wesentlichen allerdings widmete sie sich der Unterrichtung der erwachsenen Schüler. Lehrer, Schüler und Hilfspersonal stellten eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft dar, zu der eine politische Ausrichtung des gesamten privaten Lebens ebenso gehörte wie die ethische Begründung der Erziehung und die von Leonard Nelson entwickelte sokratische Methode des Lernens und Lehrens. Die Kinderschule der Walkemühle sollte nach Nelsons Ideal eine Schule sein, ‚in der man nicht zu lügen braucht‘. Ihre Hauptaufgabe sollte in der Erziehung der Schüler zu freien, mutigen Persönlichkeiten bestehen, die auch als Erwachsene an ihren Überzeugungen festhielten. Dazu gehörten Einfachheit im Lebensstil, Solidarität mit dem Nächsten und die Weckung des Gerechtigkeitsempfindens bei den Kindern.
Auch wenn die Bewohner der Walkemühle immer wieder durch Teilnahme an politischen Veranstaltungen und Diskussionen oder Studienreisen den Kontakt zum politischen Alltag hielten, waren sie doch von ihrer unmittelbaren Umgebung abgeschirmt. Nicht zuletzt deshalb stand das Landerziehungsheim Walkemühle, wie es offiziell hieß, unter ständiger argwöhnischer Beobachtung der Behörden, die darin eine kommunistische Rednerschule oder gar Waffen- und Sprengstoffvorräte vermuteten. Die Mitarbeit der IJB-Mitglieder in den Organisationen der SPD fand 1925 durch einen Unvereinbarkeitsbeschluss von Seiten der Sozialdemokratie und dem Ausschluss der IJB-Mitglieder ein Ende. Anfang 1926 gründete Leonard Nelson den Internationalen Sozialistischen Kampfbund, der sich trotz seiner geringen personellen Kapazitäten sehr aktiv an der politischen Diskussion in der Weimarer Republik beteiligte.
Minna Specht nahm an pädagogischen Kongressen teil, kritisierte die unpolitische Einstellung auch reformorientierter Pädagogen in der Weimarer Republik und engagierte sich im ISK-nahen ‚Lehrerkampfbund‘, der sich gegen die Konfessionsschulen wandte, für die freie weltliche Schule eintrat und für den Kirchenaustritt agitierte. (…)
1931 wurde die Erwachsenenabteilung der ‚Walkemühle‘ geschlossen. Die Kräfte der Lehrer und Schüler sollten sich ganz auf die politische Auseinandersetzung mit den Nationalsozialisten konzentrieren. Minna Specht übersiedelte nach Berlin, wo der ISK unter Leitung von Willi Eichler von Januar 1932 bis Februar 1933 eine eigene Tageszeitung, ‚Der Funke‘, herausgab. Minna Specht bearbeitete das außenpolitische Ressort und engagierte sich für die Versuche des ISK, eine Einheitsfront der Arbeiterparteien gegenüber dem Nationalsozialismus zustande zu bringen. Im Herbst 1932 kehrte sie jedoch wieder in die Walkemühle zurück und übernahm die Leitung der dort noch verbliebenen Kinderschule. Im März 1933 wurde die Schule von den Nationalsozialisten besetzt, (…).“ [6]
Minna Specht emigrierte 1933 mit einigen Kindern nach Dänemarkt, wo sie „in Möllewangen nördlich von Kopenhagen eine Schule für die ehemaligen Walkemühle-Kinder [gründete]. 1934 übersiedelte die Schule nach Östrupgaard auf der Insel Fünen. Die Zahl der Schüler (hauptsächlich Kinder deutscher Emigranten und NS-Gegner) stieg in den folgenden Jahren auf rund 30 Personen an; zusätzlich wurde eine eigene Kindergartenabteilung eingerichtet. Aber auch in Dänemark sah sich Minna Specht immer wieder der misstrauischen Beobachtung durch die Behörden ausgesetzt, die zudem unter dem Druck des Deutschen Reichs standen. Hinzu kam die Sorge wegen der drohenden deutschen Invasion. Minna Specht suchte gemeinsam mit dem Lehrer Gustav Heckmann dänische Familien, die im Fall eines Überfalls der Deutschen auf Dänemark jüdische Kinder und Kinder von NS-Gegnern aufnehmen konnten – etwa die Hälfte der in der Schule untergebrachten Kinder stammte aus jüdischen Elternhäusern.
Im Frühjahr 1938 wurde die Kindergarten-Abteilung nach Wales (England) verlegt, kurze Zeit später folgten die älteren Kinder nach. Minna Specht arbeitete zunächst mit der Settlementbewegung von Peter Scott zusammen, die dieser für die Arbeitslosen in dem Bergarbeitergebiet von Wales initiiert hatte. In „White House“ in Cwmavon wurde ein Teil der Kinder untergebracht. Im April 1940 übersiedelte die Schule nach Butcombe Court bei Bristol. Doch schon kurze Zeit später wurde Minna Specht mit anderen deutschen Lehrern auf der Isle of Man interniert. Ein erstes Verhör hatte bereits einige Wochen nach Kriegsbeginn, im November 1939, stattgefunden. Damals waren Minna Specht und die deutschen Lehrkräfte ihrer Schule als ‚der britischen Sache gegenüber eindeutig loyale Hitlergegner ohne jede Restriktion‘ eingestuft worden. Nach Beginn des Frankreichfeldzugs wurden sie Anfang Juni erneut verhört, als ‚enemy aliens‘ eingestuft und nach wochenlangem Aufenthalt in britischen Gefängnissen in das Internierungslager gebracht. Die Kinder aus der Emigranten-Schule wurden auf Quäker-Familien, befreundete Sozialisten oder Kinderheime verteilt. Auch im Internierungscamp, wo sie Lagerälteste wurde, errichtete Minna Specht erneut eine Schule und leitete sie.
Nach ihrer Entlassung im Sommer 1941 lebte Minna Specht zunächst an wechselnden Orten in England, verdiente sich ihren Lebensunterhalt durch Forschungsarbeiten über pädagogische Fragen bei der ‚Notgemeinschaft deutscher Wissenschaft‘, (…) Trotz Phasen großer Verzweiflung über die politische und militärische Lage in Europa, der Sorge über die im Widerstand arbeitenden Freunde in Deutschland, (…), wandte sie sich nun intensiv der Frage einer Neuordnung des deutschen Erziehungswesens nach dem Krieg zu. Ab Oktober 1942 arbeitete sie als ‚Education Officer‘ für die Fabian Society eine Studie über ‚Private Schools and the national system‘ aus, (…). Vor allem aber entwickelte sie im Rahmen des ISK und für das ‚German Educational Reconstruction Committee‘ (G.E.R.) Konzepte zur Schulpolitik im Nachkriegsdeutschland und zur Umerziehung der in der NS-Ideologie aufgewachsenen deutschen Jugend (..).
Nach Kriegsende erreichte Minna Specht, dass die alte Schule in Butcombe Court, die von den britischen Behörden beschlagnahmt worden war, wieder freigegeben wurde und dort eine Schule für Kinder aus den Konzentrationslagern und von politischen Gefangenen eingerichtet werden konnte. (…). In Gesprächen mit dem früheren Gründer und Leiter der Odenwaldschule, Paul Geheeb, entschloss sie sich, den Neuaufbau dieses Landerziehungsheims zu übernehmen. Im Frühjahr 1946 begann sie in Absprache mit den Besatzungsbehörden mit der Arbeit. Die Entlassung des NS-Lehrpersonals, die Gewinnung neuer Lehrer, die Sorge um die materielle Ausstattung der Schule, die Anschaffung von Büchern für den Unterricht und die Bibliothek bis hin zur Sicherung der materiellen Versorgung und Ernährung der Kinder in der Notsituation nach dem Krieg, der ungewohnte Umgang mit zum Teil verwahrlosten oder noch vom Nazisystem geprägten Jugendlichen – dies alles gehörte zu ihren Aufgaben und nahm sie die nächsten Jahre in Anspruch, bevor sie 1951, gesundheitlich schwer angeschlagen, die Leitung der Schule aufgab.
Das Ende ihrer pädagogisch-politischen Arbeit bedeutete dies allerdings noch nicht. Gemeinsam mit der gleichfalls aus der ISK-Arbeit kommenden Martha Friedländer gründete sie die pädagogische Schriftenreihe ‚Kindernöte‘, gehörte von 1952 bis 1954 dem UNESCO-Institut für Pädagogik in Hamburg an und war (bis 1959) Mitglied der Deutschen UNESCO-Kommission. Dem politischen Engagement ihrer ISK-Freunde innerhalb der SPD, in der die meisten nach dem Krieg eine politische Heimat gefunden hatten, stand Minna Specht lange skeptisch gegenüber. (…).“ [7]
Quellen:
1 Ilse Fischer: Minna Specht – eine politische Pädagogin, unter: www.fes.de/archiv/adsd_neu/inhalt/newsletter/newsletter/NL%202006/NL%2001%202006/html12006/specht.html
2 Wikipedia: Minna Specht, abgerufen 12.1.2018.
3 Ilse Fischer, a. a. O.
4 Ilse Fischer, a. a. O.
5 Eintrag zu Minna Specht unter: www.gdw-berlin.de/vertiefung/biografien/personenverzeichnis/biografie/view-bio/minna-specht/?no_cache=1
6 Ilse Fiscvher, a. a. O.
7 Ilse Fischer, a. a. O.
 

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Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

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Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

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