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Frauenbios

Gertrud Klempau

( Gertrud Henriette Dorothea Klempau )
(3.12.1888 – 30.11.1970 Hamburg)
Reformpädagogin
Lehmweg (Elternhaus; alle Daten aus Quelle (1); leider keine Einträge in HHer Adressbuch von 1880-1890 gefunden! CG 4.5.2017)
Schule Tornquiststraße 19a (Wirkungsstätte 1908-1914)
Schule Osterstraße 68 (Wirkungsstätte mindestens 1914-1915, vgl. Quelle 1, S. 232)
Reformschule Telemannstraße 10 und Schule Meerweinstraße 26/28 (Wirkungsstätten)
Kremper Straße 2 (Wohnadresse, vgl. Quelle 1 + 2 sowie z.B. HHer Adressbuch 1953, Bd. II, S. 683)
Ottersbekallee 31 (Wohnadresse zusammen mit ihrer Schwester Erna Suhrbier, gefunden z.B. in: Amtl. Fernsprechbuch, HH und Kiel, Band I, S. 447)
Manshardtstraße 200, Öjendorfer Friedhof (bestattet)
Gertrud Henriette Dorothea Klempau wurde am 3. Dezember 1888 in Hamburg geboren.
Sie hatte zwei Geschwister, einen Bruder und eine Schwester. „Sie wuchs am Lehmweg in Eppendorf, einem Arbeiterviertel der Hansestadt, auf, wo ihr Vater als Sielarbeiter tätig war. Um den Gestank in den Abwässerkanälen ertragen zu können, aber auch als Schutz gegen die Cholera, tranken die Sielarbeiter viel Alkohol. Gertrud Klempaus Vater wurde dadurch zum Alkoholiker. Sie lernte also früh das Elend kennen, das den Alltag der Arbeiterfamilien bestimmte. Gleichzeitig lernte sie auch Arbeitersolidarität und organisiertes Eintreten für die Forderungen der Arbeiter kennen. (...)
Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen entstand Gertrud Klempaus Wunsch, in der Sozialarbeit tätig zu werden. Vermutlich ist es dem politischen Bewußtsein ihres Elternhauses zuzuschreiben, daß Gertrud Klempau nicht z.B. einen kirchlichen Fürsorgeberuf ergriffen hat, sondern Lehrerin wurde. Ihren Eltern fiel es nicht leicht, ihrer Tochter das Studium am Lehrerbildungsinstitut am Lerchenfeld zu finanzieren, aber auch den beiden anderen Kindern, einem Sohn und einer Tochter, eine berufliche Ausbildung zu ermöglichen. Das gelang nur dadurch, daß die Mutter als Waschfrau dazuverdiente.
Am 1. April 1908 wurde Gertrud Klempau in den Schuldienst aufgenommen, aber erst an ihrem 25. Geburtstag fest angestellt. Von 1908 bis 1914 unterrichtete sie an der Schule Tornquiststraße 19a, im Schuljahr 1914/15 war sie an der Schule Osterstra8e 68 tätig. (...) Als nach dem Sturz des Kaiserreiches, nach der Novemberrevolution in der jungen deutschen Republik auch in Hamburg die ersten Reformschulen als Versuchsschulen eingerichtet wurden, bewarb sich Gertrud Klempau um einen Platz im Kollegium der Schule. (...) Die Zusammenarbeit mit den Eltern, das Leben in der Schulgemeinde lagen Gertrud Klempau besonders am Herzen. In einer Beilage zur Hamburger Lehrerzeitung vom 10. November 1956 schrieb Gertrud Klempau: ‚Ja, viele Eltern bekamen einen anderen Lebensstil. Ein Maschinist am Hafen hatte sonst nach seiner schweren Arbeit abends seine Zeitung gelesen und war dann bald eingeschlafen. Nach der Einschulung seiner Kinder bei uns widmeten er und seine Frau ihre ganze freie Zeit der Schule, sogar der Schrebergarten, das Hobby für den Sonntag, wurde aufgegeben. Die Freizeitgestaltung war jetzt für sie und mehrere hundert Menschen kein Problem mehr. Fast jeden Abend war das Schulhaus bis 22 Uhr beleuchtet’.
Gertrud Klempau war die Initiatorin der Herausgabe einer die Schulgemeinde Telemannstraße verbindenden Elternzeitung. Damit wurde ab 1925 unter Gertrud Klempaus alleiniger Verantwortung, ab 1932 mit Unterstützung eines Presseausschusses unter Mitarbeit der Eltern, Lehrer und Schüler eine Zeitung geschaffen, die über pädagogische Probleme, Klassenfahrten, Reisen der Elternwandergruppe, über Veranstaltungen, Ferienlager, Aufführungen der Eltern-Schüler-Theatergruppe sowie über allgemeine Vorkommnisse und schulpolitische Themen berichtete.
Neben dieser Tätigkeit fand Gertrud Klempau auch Zeit, sich gewerkschaftlich zu engagieren und verschiedene Artikel für die Hamburger Lehrerzeitung zu schreiben. (...) Aus dem einzigen erhaltenen Konferenzprotokollbuch, welches die Jahre 1931 bis 1933 umfaßt, geht hervor, daß Gertrud Klempau stets energisch für die Interessen der Kinder eingetreten ist: Als die finanzielle Lage in vielen Elternhäusern immer kritischer wurde, schlug Gertrud Klempau auf einer Konferenz am 18. August 1931 vor, wegen der hohen Kosten auf das alljährliche Fest der Schulgemeinde zugunsten eines Sportfestes für die Kinder zu verzichten. Als im Dezember 1931 neue Richtlinien für die Vergabe des Schulessens die genaue Überprüfung der wirtschaftlichen Verhältnisse sowie des Körpergewichtes der Kinder verlangten und dadurch für viele die kostenlose oder stark verbilligte Mahlzeit in Gefahr war, setzte sich Gertrud Klempau dafür ein, daß jeder einzelne Fall mit aller Energie durchgekämpft wurde.
Ebenso befürwortete sie die Anschaffung eines Radios und eines Plattenspielers, um den Kindern eine Möglichkeit zu bieten, die klassische Musik kennenzulemen. Während ihrer gesamten Tätigkeit war Gertrud Klempau immer bemüht, den Schülern Musik und überhaupt Kunst nahezubringen. obwohl sie nach Aussagen ehemaliger Schülerinnen selbst musisch kaum begabt gewesen sein soll. Sie hatte jedoch viele Ideen und verstand es meisterlich, ihre Schülerinnen und Schüler zu schöpferischem Tun anzuregen. Es ging Gertrud Klempau vor allem darum, den Erfahrungshorizont der Kinder zu erweitern. (...) Wenn es jedoch um politische Fragen ging, war Gertrud Klempau eher zurückhaltend. Das Konferenzprotokollbuch enthält zu derartigen Themen keine Redebeiträge von ihr. Bei weltanschaulichen Kontroversen unter den Eltern oder im Kollegium stand sie meist auf Seiten der Sozialdemokraten. Ob Gertrud Klempau schon zu dieser Zeit Mitglied der SPD gewesen ist, ließ sich bislang noch nicht herausfinden. Die Angst um den Fortbestand der Schule oder auch damalige eher antikommunistische Vorbehalte ließen sie, als die Entlassung Rudolf Klugs aus der Schule Telemannstraße auf der Tagesordnung stand, nicht für ihn Partei ergreifen. Als es dann für den Kollegen Klug zum Schulstreik kam, war sie damit einverstanden, daß den am Streik beteiligten Schülern die Schulspeisung verweigert wurde, und diese Kinder an andere Schulen versetzt wurden.
Gertrud Klempau engagierte sich schon in den Jahren der Weimarer Republik gegen den aufkommenden Faschismus. (...) Ehemalige Schülerinnen und Kollegen aus der Zeit an der Schule Telemannstraße schildern Gertrud Klempau als hervorragende Lehrerin. Eng befreundet war sie mit der etwas älteren Kollegin Mathilde Langenberg. Mit ihr zusammen hatte sie ein Haus in der Heide, das heute noch steht. Dort trafen sich immer wieder Freunde der Reformpädagogik zu Gesprächen. Wolfgang Albrecht, der seinen Schulhelferdienst Ende der Zwanziger Jahre unter der Anleitung Gertrud Klempaus abgeleistet hat, berichtet, daß er oft mit seinem Freund Alwin Sellenschloh, der später Gertrud Klempaus Schülerin Anita Vogt heiratete, auf dem Motorrad in die Heide gefahren ist. Auch Fritz Köhne, der von 1920 bis 1925 Schulleiter der Schule Telemannstraße 10 war, ehe er als Oberschulrat an die Hamburger Schulbehörde berufen wurde, nahm oft an diesen Gesprächen teil.
(...) Ostern 1933 lösten die Nazis die Versuchsschule auf. Die Lehrerinnen und Lehrer wurden an andere Schulen versetzt oder aus dem Schuldienst entlassen. (...) Gertrud Klempau wurde dem Kollegium der Schule Meerweinstraße 26/28 zugeteilt. Auch dort unterrichtete sie, soweit es im Rahmen der Regelschule möglich war, nach den Prinzipien der Reformpädagogik. (...) Gertrud Klempau legte es zwar nicht auf Konflikte an, doch hat sie sich selbst und ihre Vorstellungen von Unterricht und Schulleben nicht aufgegeben. Sie machte weiterhin Hausbesuche, gerade bei den ärmsten Leuten, half mit Kleidung und Geld und bestärkte Schülerinnen und Eltern in ihrem antifaschistischen Denken und Handeln. Im Unterschied zu ihrem Verhalten im Fall Rudolf Klugs änderte sich nach den ersten Erfahrungen mit dem Hitlerregime Gertrud Klempaus Einstellung zu den Kommunisten. Wenn es darum ging, Familien zu unterstützen, fragte sie nicht, ob es sich um Sozialdemokraten, Juden oder Kommunisten handelte. Dabei blieb sie im Rahmen des legalen Spielraums, den die Schule ihr ließ, aber wenn es notwendig war, zeigte sie Zivilcourage. Sie ließ bei ihren Freunden keinen Zweifel aufkommen, auf wessen Seite sie stand.
Als sich Katharina Jacob, die Mutter von Gertrud Klempaus Schülerin Ursel Hochmuth, in den Jahren 1938/39 in Haft befand, erklärte sich Gertrud Klempau sofort bereit, die Vormundschaft für ihre Schülerin, die sonst von den Nationalsozialisten zu linientreuen Pflegeeltern oder in ein Heim gegeben worden wäre, zu übernehmen (3).
In den Kriegsjahren ist Gertrud Klempau noch ein weiteres Mal versetzt worden. Dem Einfluß Fritz Köhnes, mit dem sie eine lebenslange Freundschaft verband, soll es zu verdanken sein, daß sie keine Klasse in die Kinderlandverschickung zu begleiten brauchte, als die Meerweinschule nach den schweren Luftangriffen 1943 geschlossen wurde. Statt dessen wurde Gertrud Klempau in ein Dorf in der Marsch, nach Kremper Heide, geschickt, wo sie eine einklassige Dorfschule unterrichtete. In dieser Zeit wohnte sie im Haus des Dorfapothekers. Der Kontakt zu den Hamburger Freunden und Kollegen riß nicht ab. Im Gegenteil, zusammen mit Anita Sellenschloh, Fritz Köhne und zwei weiteren Kolleginnen entstand um Gertrud Klempau gegen Ende der NS-Zeit ein Gesprächskreis, der sich Gedanken über Möglichkeiten eines fortschrittlichen Schulneubeginns nach Kriegsende machte.
Nach 1945 kam Gertrud Klempau wieder an die Mädchenschule in der Meerweinstraße, 1948 übernahm sie dort ein fünftes Schuljahr, das sie bis zur neunten Klasse führte. Obwohl der Schulbeginn nach dem Kriege im allgemeinen aus pädagogischer Sicht kein Neubeginn, kein Umsetzen reformpädagogischer Theorien war, blieb Gertrud Klempau ihrem fortschrittlichen Stil treu. Sie unternahm Klassenfahrten, obwohl sie beim Gehen schon einen Stock benutzte, war offen für alle Impulse der Kinder und bevorzugte Sitzordnungen an Gruppentischen. An Elternabenden durften die Schülerinnen nicht nur zu Aufführungen anwesend sein. Obwohl die Klasse etwa sechzig Schülerinnen zählte, hatte Gertrud Klempau keine Disziplinschwierigkeiten. Sie war der Auffassung, ein guter Lehrer könne alle gleichzeitig fördern, wenn er die Eigenart und Bedürfnisse eines jeden Kindes respektierte. So kam es vor, daß eine Schülerin sich während des Unterrichts in den Schrank setzte, um Mundharmonika zu spielen. Mit ruhigen Worten erklärte Gertrud Klempau der Klasse die Lage: Das Mädchen war zu Hause derartigen Spannungen ausgesetzt, daß es sich zurückziehen mußte, um wieder zu sich zu finden. Nach einiger Zeit holte sie das Mädchen dann aus dem Schrank. und setzte den Unterricht mit der ganzen Klasse fort“ (1). Eine frühere Schülerin aus dieser Klasse erinnerte sich später so an ihre Lehrerin: „Gertrud Klempau (war) eine stabile Erscheinung mit graumeliertem, zu einem Knoten aufgestecktem Haar, einer energischen Nase und klaren, freundlichen blauen Augen. Wir gewöhnten uns schnell an ihre besondere Art ... Sie war eine sogenannte pädagogische ‚Zehnkämpferin’, eine Lehrkraft, die fähig war, Unterricht in verschiedenen Fächern zu erteilen. Ich erlebte sie in Deutsch, Rechnen, Heimatkunde, Religion, Zeichnen, Singen, Nadelarbeit und später in Biologie, Geographie und Geschichte. Wir empfanden Frau Klempau als Klassenmutter und nannten sie heimlich ‚Mutter modern’. Dies bezog sich nicht auf Äußerlichkeiten, sondern auf ihren persönlichen Stil, mit uns umzugehen... Soziales Lernen stand bei ihr im Vordergrund. Nächstenliebe und Gerechtigkeit lebte sie vor, niemand wurde diskriminiert, Auslachen gab es nicht, Offenheit war selbstverständlich (wir durften sogar ins Klassenbuch gucken), mit Gruppenarbeit wurden wir vertraut gemacht. Zu bestimmten Anlässen durften wir Spielzeug, Haustiere und Geschwister in die Schule bringen. Unsere langen Erzählungen von persönlichen Erlebnissen hörte sie sich stets mit Geduld an. Durch Elternabende (auch mit Schülerinnen), viele Ausflüge und Fahrten verband Frau Klempau uns als Klassengemeinschaft... Alle Themen (der Sexualerziehung) wurden angesprochen. ...Über biologische Dinge hinaus sprach Frau Klempau auch über Gefühle, Erotik und Liebe. ‚Persönlichkeit werden’ stand nicht im Lehrplan. Trotzdem verhalf uns Frau Klempau dazu. Sie erzählte uns beispielsweise von den Ergebnissen ihrer Elternbesuche und ließ uns so fühlen, wie wichtig wir ihr waren ... Offene Meinungsäußerung war stets möglich, berechtigtes Schimpfen erlaubt, Kritik konnte angemeldet werden. Wir lernten, Konflikte auszutragen’“ (Quelle 1, S. 236/237).
In den Jahren nach dem Krieg lebte Gertrud Klempau zunächst in der Kremper Straße 2, nahe der Hoheluftchaussee, „von dort aus ging sie jeden Tag zu Fuß zur Schule und zurück, um mit dem gesparten Geld anderen, besonders ihrem Neffen und dessen Familie durch Geschenke und andere Aufmerksamkeiten Freude machen zu können.
Die Erfahrung mit dem NS-Reich und die Enttäuschung über die Adenauerära, besonders die Tatsache, daß die Aufarbeitung der jüngsten deutschen Geschichte im Unterricht ausgeklammert werden sollte, veranlaßten Gertrud Klempau, sich auch öffentlich politisch zu äußern. Bestürzt über die Wiederaufrüstung in der Bundesrepublik setzte sie sich für Abrüstung und Frieden ein. Vor Gruppen sozialdemokratischer Frauen hielt Gertrud Klempau Vorträge, u. a. zu dem Thema ‚Sozialdemokratische Frauen und Schule’, wobei sie viel über ihre eigene Unterrichtspraxis berichtete. Immer schon auf Seiten der Gewerkschaft, trat sie offen für die Gesamtschule ein. Sie war gegen Ausleseverfahren in der Schule und sprach sich entschieden gegen die bis 1967 für Zehnjährige in Hamburg übliche Aufnahmeprüfung für Gymnasien aus. Ihrer Ansicht nach entwickelte sich die sogenannte Begabung bei vielen Kindern erst später“ (1).
Am 31. Dezember 1953 wurde sie in den Ruhestand entlassen: „Auch nach ihrer Pensionierung blieb Gertrud Klempau am Thema Schule und an der Pädagogik interessiert. An einigen Treffen des 1952 von Dr. Fritz Helling initiierten ‚Schwelmer Kreis’ – hat sie teilgenommen (4). In Eisenach besuchte sie in diesem Zusammenhang eine gesamtdeutsche Lehrerkonferenz und hospitierte in Schulen der DDR. Zu ihren ehemaligen Schülerinnen, Schülern und Kollegen behielt Gertrud Klempau Kontakt, mit vielen stand sie in Briefwechsel. An ihren Geburtstagen stand ihre Wohnung in der Ottersbekallee am Weiher in Eimsbüttel, die sie mit ihrer Schwester Erna Suhrbier bewohnte, allen ihren Freunden und Bekannten zu einem alljährlichen Treffen offen. Bis zuletzt nahm Gertrud Klempau regen Anteil am Leben ihrer Mitmenschen und stand ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Und als ihr Ende 1969 längeres Sprechen schwerer fiel, war sie trotzdem als Zuhörerin nicht ausgeschlossen. ‚Sehen Sie, ich schaffe es nicht mehr! Nun reden Siel Aufnehmen kann ich noch gut’, sagte sie einem Geburtstagsgast.
Als Gertrud Klempau am 30. November 1970 starb, hielt Hans-Georg Geisler, langjähriger Schulleiter der Schule Meerweinstraße, die Grabrede auf dem Öjendorfer Friedhof. Mit warmen Worten schilderte er Gertrud Klempaus Wesen und das Ziel ihrer pädagogischen Bemühungen, wobei er ein Wort Günter Eichs zu Hilfe nahm: ‚Nein – schlaft nicht, während die Ordner der Welt geschäftig sind! Seid mißtrauisch gegen ihre Macht, die sie vorgeben, für euch erwerben zu müssen. Wacht darüber, daß eure Herzen nicht leer sind, wenn mit der Leere eurer Herzen gerechnet wird. Singt Lieder, die man aus eurem Munde nicht erwartet. Seid unbequem, seid Sand, nicht Öl im Getriebe der Welt!’
Zehn Jahre später in der Festschrift zum fünfzigjährigen Bestehen der Schule Meerweinstraße schrieb Geisler und gab damit dem Empfinden vieler, die Gertrud Klempau gekannt haben, Ausdruck: ‚Der Mensch, der mich wegen seines großen Mutes am meisten beeindruckte und dem ich bis zu seinem Tode freundschaftlich verbunden bleiben durfte, war die Kollegin Gertrud Klempau’“(1).
Text: Dr. Cornelia Göksu
Quellen:
(1) Pries, Bettina: Gertrud Klempau. Zivilcourage. In: Ursel Hochmuth und Hans-Peter de Lorent (Hg.): Hamburg: Schule unterm Hakenkreuz. Beiträge der „Hamburger Lehrerzeitung“ (Organ der GEW= Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) und der Landesgeschichtskommission der VVN = Verein der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten e.V. Mit einem Geleitwort von Professor Joist Grolle. Hamburg 1985, S. 232 – 238 (das Inhaltsverzeichnis dieser Buchpublikation steht online unter http://d-nb.info/860351017/04, abgerufen am 4.5.2017 CG) – die Schreibweise wurde übernommen.
(2) Freundlicher Hinweis von Hans-Peter de Lorent, Mail v. 3.9.2016
(3) Vgl. hierzu die Kurzbiografie zu „Franz Jacob“ unter www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?&MAIN_ID=7&BIO_ID=1241
(4) Der „Schwelmer Kreis“ war eine sich zur demokratischen Schulreform bekennende Initiative. Ziel des Kreises war eine gesamtdeutsche (Friedens-)Pädagogik, zunächst vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und einer möglichen Wiedervereinigung beider deutscher Staaten. Später wurden Erfahrungen und Positionen ausgetauscht. Die Arbeitsgruppen in einzelnen Städten arbeiteten eng mit den Friedensausschüssen von Gewerkschaften zusammen (vgl. Quelle 1, Fußnote „Schwelmer Kreis“, S. 238).
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae

Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons

März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
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