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Frauenbios

Emilie Rücker

( Emilie Rücker, geb. Jenisch )
(22.12.1790 Hamburg – 15.6.1864 Hamburg)
Stifterin, Reisetagebuchschreiberin
Katharinenstraße 17 (Elternhaus)
Fehlandtstraße 28 (Wohnadresse)
Elbchaussee in Flotbek (Landwohnsitz)
Emilie Rücker, Quelle: Familie von Jenisch
Emilie Jenisch wird am 22.12.1790 in Hamburg geboren, Eltern sind Martin Johan Jenisch und Catharina Dorothea Rendtorff. Nach Catharina Dorothea und Maria Caroline ist sie das 3. Kind ihrer Eltern. Am 29.12.1790 wird sie in der Katharinenkirche zu Hamburg getauft, Paten sind: 1. Frau Bürgermeister Regina Schlüter, 2. Susanna von Sonne, 3. Bernhard Nertengel.
Am 10. Juni 1808 startet die 17jährige Emilie Jenisch mit ihrem Bruder Gottlieb und dem Vater Martin Johan Jenisch d.Ä. zu einem Kuraufenthalt nach Carlsbad. Über die Reiseerlebnisse vom 10. Juni bis zum 19. September 1808 ist ein 32seitiges Reisejournal überliefert. Durch zwei Briefe der Mutter vom 8. und 22. Juli 1808 ist belegt, dass dieses Journal im Jahre 1808 von Emilie Jenisch angelegt wurde.
Befreundet ist Emilie Jenisch mit den Töchtern anderer großbürgerlicher Familien, wie Louise Meyer, Charlotte Doorman, Marianne Hagedorn oder Gretchen Binder. Emilies Talent für’s Zeichnen und Malen wird allseits gerühmt, sie nimmt Unterricht bei den bekannten Malern Aldenrath und Gröger. Auch die Musik und das Tanzen gehören zu ihren großen Leidenschaften, auf Gesellschaften erfreut sie die Gäste mit ihrem Gesang, mit ihrer wunderschönen Stimme und dem Klavier, ausgebildet beim Konzertpianisten und Komponisten Johann Hermann Clasing.
Nachdem ihre Mutter 1811 bei der Geburt ihres 13. Kindes im Kindbett verstirbt, zur gleichen Zeit auch ihre älteste Schwester Dorothea und die erst 9jährige Sophie sterben, muss Emilie Jenisch sich nun um den Haushalt und um die jüngeren Geschwister kümmern, da der Vater -- trotz dieser Schicksalsschläge -- sich nicht von Napoleons Hof in Paris entfernen darf. Einige schwer leserliche Briefentwürfe der Emilie Jenisch und die Antwortbriefe des Vaters aus Paris sind erhalten. Am 14. Januar 1813 reist Emilie zu ihrem Vater nach Paris, begleitet ihn zur Eröffnungsfeier des Corps Legislativ an Napoleons Hof. Die Adresse in Paris lautet: Rue Cerutti No 40 bei Ms. Jenisch, Membre de consil legislatif. Emilie besucht die Pariser Theater, fertigt Porträts ihrer Berliner Freundin Auguste Schultze an. Im August 1813 kommen auch die Geschwister nach Paris, nur Bruder Gottlieb bleibt im Genfer Internat. Die Cousine Charlotte Doormann berichtet über die Verwüstungen in Hamburg. Erst im August 1814 kehrt die Familie Jenisch wieder nach Hamburg zurück.
Nach Kindheit und Jugend, nach den schrecklichen Ereignissen während der Franzosenzeit, dem Tod der Mutter, dem Tod der Schwestern Caroline, Dorothea und Sophia übernimmt die erst 21jährige Emilie die Haushaltsführung und die Erziehung der jüngeren Geschwister.
Aber die junge Frau ist auch auf der Suche nach dem richtigen Mann, wie wir aus der Korrespondenz mit den Freundinnen Luise Sieveking, geb. Meyer und Auguste von Scheliha, geb. Schultze erfahren.
Im Februar 1816 erst die Verlobung, dann am 22. Mai 1816 die Heirat mit dem Hamburger Kaufmann Johann Wilhelm Rücker in der St. Catharinenkirche zu Hamburg, zu diesem Zeitpunkt befindet sich die Wohnung des Kaufmanns in der Admiralitätsstrasse, das Elternhaus der Braut in der Catharinenstrasse in Hamburg. Schwerpunkt des Briefwechsels der Emilie erfolgt in dieser Zeit mit der Berliner Freundin Auguste von Scheliha, geb. Schultze. Die beiden Freundinnen erleben viele Gemeinsamkeiten: Heirat im gleichen Jahr und auch die Geburten der ersten Kinder zur gleichen Zeit.
Noch vor dem Hochzeitstermin wird am 20. Mai 1816 beim Notar Soltau in Hamburg ein Ehe- und Erbvertrag geschlossen. Im Büro des Notars sind neben dem zukünftigen Brautpaar, der Vater der Braut Martin Johan Jenisch, der Schwager des Bräutigams, J.C.D. Eckmeyer und als Vertreter der Rücker-Geschwister Bruder Peter Rücker anwesend.
Die Geburten der Kinder Alida, Emilie, Wilhelm, Louise, Antonia, Alfred und Oskar, sowie die Heiraten der Geschwister Martin, Gottlieb, Marianne und Bertha bestimmen den Inhalt der Briefe in den Jahren 1817 – 1831.
1827 stirbt der Vater Martin Johan Jenisch, 1834 und 1838 stürzt der Tod der Töchter Alida und Emilie Marie deren Mutter Emilie Rücker in tiefe Trauer. Fürst Bülow berichtet darüber in seinen Denkwürdigkeiten: „Meine Großmutter Rücker war eine gute sanfte und liebe Frau. Sie hatte den Schmerz gehabt, zwei Töchter im blühendsten Alter zu verlieren, denen sie in ihrem Flottbeker Park ein Denkmal errichtete, das ein italienischer Bildhauer in italienischem Marmor ausgeführt hatte und das wir mit Wehmut betrachteten.“ Die schöne zarte Alida verstirbt in ihrem achtzehnten Lebensjahr und Emilie Maria folgt ihrer Schwester noch vor Vollendung ihres zwanzigsten Geburtstages. Die trauernden Eltern lassen im Park ihres Elbsitzes ein schlichtes, klassizistisches Denkmal errichten. Die erschütternden Briefe des Johann Wilhelm Rücker an seine Frau Emilie nehmen einen traurigen Platz in den Aufzeichnungen über Emilie Rücker ein.
Bereits am 10. Juni 1845 verfassen die Eheleute Emilie und Johann Wilhelm Rücker ein Testament und errichten zum Wohle ihrer geliebten Kinder mit einem Kapital von 1 Million Mark die „Johann Wilhelm Rücker und Emilie Rücker, geb. Jenisch Familien-Capital-Stiftung“. Am 8. September 1847 verstirbt Johann Wilhelm Rücker auf seinem Landsitz in Flottbek. Am 13. September wird er im Martin-Johan-Jenisch Gewölbe auf dem St. Catharinenkirchhof vor dem Dammtor beigesetzt.
Seine Witwe Emilie Rücker behält das große Anwesen in Flottbek noch 14 Jahre, verkauft 1861 den kleineren östlichen Teil an Wilhelm Theodor Schiller. Nach dem Tode der Frau Konsul 1864 wird auch der größere Teil mit dem alten Voss’schen Landhaus an Johannes Eduard Mutzenbecher verkauft.
Auf dem westlichen Teil lässt sich der Sohn Alfred Rücker durch den Architekten Meuron ein neues Haus erbauen. Diese Elbparkvilla dient später jahrzehntelang dem Reichskanzler Fürst von Bülow als Sommersitz.
Nach einer bereits 1839 begonnenen Reise nach Italien und in den Orient bestimmen überwiegend familiäre Ereignisse die nächsten Jahre: Schwester Marianne und deren Mann Carl Godeffroy erwerben im Februar 1841 ihr Stadtpalais in der Wilhelmstraße 59 in Berlin und das Gut Lehmkuhlen in Holstein. Sohn Alfred besucht die Schule in Lübeck und beginnt sein Studium an der Humboldtuniversität in Berlin.
Am 5. Mai 1842 vernichtet der große Hamburger Brand auch das Stadthaus ihres Bruders Martin Johan an den Großen Bleichen.
In den Jahren 1843 und 1844 stehen Kuren in der Schweiz, in Travemünde und auf Helgoland im Vordergrund. Am 13. Mai 1845 wird die Silberne Hochzeit von Bruder Martin und seiner Frau Fanny gefeiert.
Dann folgen erneut sehr schwere, traurige Jahre für Emilie Rücker: am 3. April 1846 stirbt 15jährig der geliebte Sohn Carl Oscar, am 8. September 1847 ihr Ehemann Johann Wilhelm Rücker und am 27.08.1848 der geschätzte Schwager Carl Godeffroy.
In den folgenden Jahren heiraten die ihr verbliebenen 4 Kinder: Louise am 30.04.1848 den Kammerherrn Bernhard von Bülow, Antonie am 14.12.1854 Benjamin von Rieß, Wilhelm am 25.08.1855 Auguste Mackeldey und Alfred am 02.03.1858 Olga d’ Aranjo.
Für Emilie Rücker wird es einsam in Hamburg: Louise lebt in Frankfurt, Antonie in Dillich bei Kassel, Wilhelm auf dem von den Eltern geerbten Gut Perdoel in Holstein und Alfred als Diplomat in Berlin und London.
Am 03.05.1849 wird das erste Enkelkind geboren: Bernhard von Bülow, der spätere Reichskanzler. Es folgen 22 weitere Enkelkinder, 19 zu ihren Lebzeiten.
Am 15. Juni 1864 verstirbt Emilie Rücker, geborene Jenisch. Im Nachruf des Senats heißt es: „ Das Glück ihres Alters wurde gestört durch eine zunehmende Erschöpfung ihrer Kräfte und machte ihrem irdischen Dasein ein Ende. Sie war durch die ausgezeichneten Eigenschaften ihres Geistes und Herzens eine Zierde ihrer Familie. Ihr Andenken wird noch lange in dem Kreise der Ihrigen und Aller, welche sie kannten, in Segen fortleben.“
Text: Karl-Heinz Schult
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Zuletzt eingetragene Namen

Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann
Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

Wie nutzen Sie die Datenbank?

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    Dann geben Sie den Namen ein. Sie finden: Wohn- bzw. Wirkungsstätte und mehr oder weniger ausführlich biografische Daten, ggf. mit Hinweisen auf weitere Veröffentlichungen, Webseiten.
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  • Sie interessieren sich für bestimmte Themen, Berufsgruppen, Orte/Gebäude, Vereine oder Institutionen, die im Zusammenhang mit Frauen eine Rolle spielen? Dann nutzen Sie das Schlagwortregister, die freie Suche oder das Namens-/Sachregister.

Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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