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Agneta Willeken

( Agneta Willeken, geb. Radkens )
(geb. vor 1500 - gest. vor 1562)
Eine Frau verklagt den Senat
Trostbrücke
(Trostbrücke: Ausschnitt aus dem Szenischen Rundgang "Alles nur Theater mit den Frauen")
In der Zeit, als der Rat der Stadt seinen Sitz noch im Alten Rathaus, dort, wo heute das Gebäude der Patriotischen Gesellschaft steht, hatte, begann am 5. Dezember 1548 vor dem Reichskammergericht in Speyer, der höchsten Instanz des kaiserlichen Deutschlands, gegen die Hansestadt Hamburg ein höchst denkwürdiger Prozess, der ca. 42 Jahre dauern sollte.
Szenenbild mit Herma Koehn aus dem Szenischen Rundgang "Alles nur Theater mit den Frauen"
Es ging um „schwere tätliche Beleidigung“. Als Klägerin trat auf: die Witwe Agneta Willeken im Namen ihrer beiden Töchter Anna und Margaretha. Agneta Willeken forderte 24.000 Gulden Entschädigung, heißt es in Heinrich Reinckes Aufsatz über Agneta Willeken. (Heinrich Reincke: Agneta Willeken. Ein Lebensbild aus Wullenwevers Tagen. In: Pfingstblätter des Hansischen Geschichtsvereins, Blatt XIX. 1928. Lübeck 1929.)
Stich von 1700 von dem alten Hamburger Rathaus, das 1842 dem Großen Brand zum Opfer fiel; Kupferstich von F. Ladomin um 1690. Abgebildet in dem Buch: Joist Grolle: "Das Rathaus der Freien und Hansestadt Hamburg", Hamburg 1997, Seite 25; Quelle: Hhbrmbk / CC BY-SA
Was war vorgefallen? Vom 1. bis 9. Mai 1538 hatte der dänische König Christian III. in Hamburg geweilt. Ihm zu Ehren war am Abend des 4. Mai ein Bankett mit Tanz im Eimbeck’schen Haus gegeben worden, zu dem auch Agneta Willeken mit ihren beiden sich im heiratsfähigen Alter befindenden Töchtern erschienen war. Doch die drei waren des Saales verwiesen worden. Daraufhin verklagte Agneta Willeken den Rat der Stadt wegen der ihr zugefügten Schande und forderte Entschädigung für die entgangenen Heiratschancen ihrer Töchter.
Agneta Willeken geb. Radkens war die Tochter eines vermögenden Brauers und hatte 1510 mit ihren fünf Schwestern ihren Vater beerbt. Neun Jahre später heiratete sie Hans Willeken, einen Schiffer und Islandfahrer. Das Paar bekam die Töchter Anna (geb. um 1520) und Margaretha (geb. um 1522). Während ihrer Ehe begann Agneta eine Affäre mit dem ebenfalls verheirateten Schmiedemeister Marx Meyer. Nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1531 ging Marx Meyer nach Kopenhagen und trat bei den Holsteinern in den Dienst, wurde später in Lübeck Hauptmann der Stadtknechte und heiratete eine reiche Lübecker Bürgermeisterwitwe. Agnete Willeken blieb weiterhin seine Geliebte, Vertraute und Beraterin bei seinen kriegerischen Unternehmungen in den Jahren 1533 bis 1536. Zusammen mit dem Lübecker Bürgermeister Jürgen Wullenwewer plante Marx Meyer, der Stadt Lübeck die Vorherrschaft im nordischen Raum zu verschaffen. Agneta Willeken, die in dieser Zeit Witwe wurde, riet ihrem Liebhaber, Krieg gegen Herzog Christian von Schleswig-Holstein zu führen. Marx Meyer nahm ihren Rat an, eroberte Trittau, Reinbek und Eutin und marschierte durch Südschweden, wo er gefangen genommen und auf Burg Warberg festgesetzt wurde. Dort gelang es ihm, nachdem er die Ehefrau des Burgherrn verführt hatte, dem heimkehrenden Ehemann den Zutritt zur Burg zu versperren. Als Agneta davon erfuhr, schrieb sie ihrem Geliebten vergnügt, sie würde ihn bald besuchen kommen, denn: „wenn alle Kapellen besungen sind (damit meinte sie Marx Meyers Lübeckische Ehefrau und die Burgfrau von Warberg), werde ich doch die Hauptkirche bleiben“. Leider fiel dieser Brief den Dänen in die Hände, und Agneta wurde von nun an als „Hauptkirche“ verspottet. Im Mai 1536 nahmen die Schleswig-Holsteiner und die Dänen Marx Meyer gefangen und ließen ihn hinrichten.
Agneta Willeken begann nun eine Liebesbeziehung mit dem Hamburger Ratsherrn Joachim Wullenwever, dem Bruder des inzwischen enthaupteten Lübeckischen Bürgermeisters Jürgen Wullenwewer. Noch im selben Jahr ihres näheren Kennenlernens wurde Joachim Wullenwewer seines Amtes enthoben, weil er gegen Holstein und Dänemark intrigiert hatte. Nach diesem Karriereknick trennte sich Wullenwewer von Agneta Willeken, die ihn zu diesem politischen Machtspiel verleitet hatte.
Drei Jahre später, im Mai 1538, besuchte König Christian von Dänemark Hamburg. Da Marx Meyer König Christians ärgster Feind gewesen war, mussten Agneta Willeken und ihre Töchter das bereits erwähnte Fest zu Ehren des Königs verlassen. Agneta Willeken schwor Rache: Sie verheiratete ihre älteste Tochter mit dem Mecklenburger Hans Kopeke, der im Dienst des Hamburger Rates stand und zog mit dem jungvermählten Paar und ihrer jüngsten Tochter nach Schwerin. Dort riet sie ihrem Schwiegersohn, Krieg gegen Hamburger Kaufmannszüge zu führen. Einige Jahre später wurde Hans Kopeke wegen Landfriedensbruchs zum Tode verurteilt.
Nun versuchte Agneta Willeken auf dem rechtlichen Weg, Genugtuung für die ihr und ihren Töchtern zugefügte Schmach zu erhalten. 1548 verklagte sie den Rat der Stadt. 35 Jahre später verurteilte das Reichskammergericht den Hamburger Rat zur Zahlung von 1.000 Gulden. Die von Agnete Willeken geforderte Summe von 24.000 Gulden, die dem damaligen Jahresetat der Stadt Hamburg entsprach, hatte das Gericht als zu hoch empfunden. Die Streitigkeiten um die Prozesskosten dauerten noch bis 1587. Erst 1590 wurde der Prozess nach 42-jähriger Dauer beendet. Agneta Willeken und ihrer Töchter erlebten weder das Urteil noch das Ende des Prozesses. Sie waren bereits vor 1562 gestorben.
Text: Dr. Rita Bake
Quelle:
Heinrich Reincke: Agneta Willeken. Ein Lebensbild aus Wullenwevers Tagen. Lübeck 1928. (Pfingstblätter des hansischen Geschichtsvereins Blatt XIX, 1928).
 

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(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
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