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Anna Maria Pyrker

( Anna Maria Pyrker, geb. Geyerseck )
(27.1.1717 – 10.11.1782 Eschenau/Heilbronn)
Sopranistin
Gänsemarkt 66-69, Standort der Gänsemarktoper (Wirkungsstätte)
Anna Maria Pyrker [1], seit 1737 mit dem österreichischen Geiger Franz Joseph Karl Pyrker verheiratet, war eine der gefeiertsten Sängerinnen ihrer Zeit. Mit ihrem Mann bekam sie drei Kinder.
1740 kam sie erstmals mit der Truppe Angelo Mingottis nach Hamburg. Sie sang an den großen italienischen Bühnen, in Kopenhagen, London, Hamburg und Wien bis ihre Karriere am württembergischen Hof in Stuttgart ein trauriges Ende fand. 1750 hatte ein festes Engagement erhalten und auch ihr Ehemann wurde dort als Kapellmeister festangestellt. In dieser Zeit entwickelte sich eine Freundschaft zwischen der Sängerin und der Herzogin Friederike.
„Sechs Jahre lang ging alles gut, da ließ sich die gefeierte Sängerin von ihrem lebhaften Rechtsgefühl und den Freundschaftsempfindungen für die regierende Herzogin zu einer Unvorsichtigkeit hinreißen, |die sie sogleich büßen mußte und die, weil bald ein wichtiges Moment noch hinzutrat, ihr ganzes ferneres Leben zerstört hat. Herzog Karl Eugen war nämlich in intime Beziehungen zu der Tänzerin Auguste Agata geb. Gardela getreten und die P. berichtete der herzoglichen Gemahlin aus Theilnahme diese Sache in ihren Einzelheiten. Der Herzog brachte heraus, wer seiner Gemahlin den Freundschaftsdienst erwiesen habe, ließ die Sängerin in Stuttgart verhaften und war wahrscheinlich blos Willens, sie einige Zeit im Gefängnisse zu belassen. Die Herzogin nahm sich der Verlassenen an und bat nachdrücklich um ihre Loslassung, als das aber abgeschlagen ward, so dünkte ihr, der Herzogin, die eigene Lage hinfort unerträglich, sie verließ heimlich Hof und Land und rettete sich zu ihren Eltern nach Baireuth, von wo sie nie zurückgekehrt ist. Diese Entweichung geschah im September 1756, (…). Der aufgebrachte Herzog ließ nun seinen ganzen Zorn auf die Sängerin P. fallen, die zwar Vertraute seiner Gattin gewesen war, aber doch an deren Entweichung nicht Schuld trug; Anna Maria wurde aus ihrem Stuttgarter Gefängnisse nach der Festung Hohenasperg in strengen Arrest gebracht. (…)
Eine verbürgte Tradition sagt, daß die P. in der ersten Zeit ihrer Gefangenschaft auf Hohenasperg in ihrer Verzweiflung so geschrieen habe, daß eine Stimmbrechung bei ihr eingetreten und ihr prächtiger Sopran in einen tiefern Ton heruntergegangen sei, mit dem sie dann, nach ihrer Befreiung, in Heilbronn den Unterricht hätte ertheilen müssen. Im 8. Monate ihrer Gefangenschaft, am 28. April 1757 verehelichte sich ihre Tochter Rosalie Marianne mit dem Hof- und Kanzleibuchdrucker Christoph Friedrich Cotta: welch' trauriges Fest zu Stuttgart, während die Mutter der Braut weit weg von ihren Lieben und im Unglücke war! Indessen sollte es noch schlimmer mit ihr kommen. Auf den Verlust der Stimme folgte nach einiger Zeit der des Verstandes, die ewige Einsamkeit und Nichtbeschäftigung, in der sie auf ausdrücklichen Befehl gehalten wurde, machten ihren reich talentirten Geist erliegen. (…). Indessen gerieth doch das arme, irre Geschöpf in lichten Augenblicken auf ein Mittel, sich die harte Prüfung etwas zu erleichtern. Sie hatte nichts als das Stroh ihres Bettes, daraus zog sie Halme und nahm von ihrem eigenen Haare zum Festbinden. Mit diesem Material gelang es ihr Blumen zu bilden und als sie dies Spiel einige Zeit getrieben hatte, ließ ihr der Commandant Faden und Draht heimlich zustecken. Die Strohblumen, die sie nun in größerer Anzahl machen konnte, waren sehr künstlich verfertigt und erregten die allgemeine Aufmerksamkeit. Aber auch das nützte ihr nichts beim Herzoge, der ja dafür bekant ist, daß seine wichtigeren|Gefangenen immer nur durch fremde Verwendung wieder frei geworden sind. Es würde demnach Anna Maria höchstwahrscheinlich bis zum Tode in ihrer unnatürlichen Einengung und dem ihre Arbeiten öfter unterbrechenden Irrsinn verblieben sein, wenn nicht Intercession von außen gekommen wäre. — Und diese ward ihr durch die gedachte Kunstfertigkeit. Mitleidige Seelen wußten ihre Arbeiten in große Entfernungen hin zu verbreiten und was sie selbst betrifft, so hatte sie gelernt, auch verschiedene Sorten von Blumen nachzuahmen und daraus Sträuße zu bilden. Ein solcher Strauß kam nach Wien vor die Kaiserin Maria Theresia. Diese wunderte sich über das Talent der Künstlerin und ihr erbärmliches Gefängniß, sie verwandte sich alsbald für die Unglückliche. Auch die Kaiserin Katharina II. von Rußland, heißt es, hätte ebenfalls einen solchen Strauß empfangen und sich dadurch zur Intervention bewogen gefunden. Herzog Karl Eugen, der immer gut österreichisch gewesen war, auch wohl glaubte, so hohen Damen gegenüber den Cavalier spielen zu müssen, gab nach und so erhielt Anna Maria, nachdem sie von ihrem 39. Lebensjahre bis zum 47. gefangen gewesen, ihre Freiheit im Frühling 1765. Ihr Gatte, (…) durfte sie selbst abholen und brachte die Künstlerin nach Eschenau, (…). Hier befand sich ein reichsunmittelbares, dem schwäbischen Rittercanton Kraichgau incorporirtes Rittergut, dessen damalige Besitzer, der brandenburgisch-anspachische Kriegsrath Georg Friedrich von Killinger (geb. 1702) und seine Gattin Anna Elisabeth Sophie geb. v. Muck, schon früher mit dem Concertmeister befreundet gewesen scheinen. Sie nahmen das verfallene irre Geschöpf auf das liebreichste auf, und es folgt nun eine Zeit von zwei Jahren, die Anna Maria still in Eschenau verlebte, um von den Nebeln des Irrsinns wieder zu genesen. (…) Nach ihrer völligen Wiederherstellung, sie war jetzt fast 50 Jahre alt, verließ sie das gastliche Eschenau und zog nach der Reichsstadt Heilbronn, wohin ihr der Gatte, der von dem würtembergischen Herzoge die Entlassung erbeten und erhalten hatte, nachfolgte. Beide ernährten sich durch Musik- und Gesangunterricht. (…).
Auch in Heilbronn blieb die ehedem gefeierte Künstlerin Gegenstand der Theilnahme Aller, die von ihr hörten. (…). Sie starb, nur 65 Jahre alt, an einem Gallenfieber am 10. November 1782 (…).“ [1]
Quellen:
1 Siehe zur Schreibweise bei: Knoblauch zu Hatzbach, von, "Pyrker, Anna Maria" in: Allgemeine Deutsche Biographie 26 (1888), S. 787-790 [Online-Version]; URL: www.deutsche-biographie.de/pnd13590417X.html
 

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(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
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