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Frauenbios

Antoinette Sophie Schröder

( Antoinette Sophie Schröder, geb. Bürger )
(1.3.1781 Paderborn – 25.2.1868 München)
Tragödin am Stadttheater
Gänsemarkt 66-69, das dortige Comödienhaus wurde 1809 in Stadttheater umbenannt, Abriss 1877
Antoinette Sophie Schroeder, Lithographie von Josef Kriehuber, 1828, Bild: via Wikimedia Commons, Josef Kriehuber (Maler) / gemeinfrei
„Deutschlands größte Tragödin“, pflegte König Ludwig I. von Bayern sie anzureden, und viele Urteilsfähige haben diesen Titel bestätigt. Sophie Schröders Eltern waren Schauspieler gewesen, wenn auch nicht ganz freiwillig. Gottfried Bürger, der Vater, war Kandidat der Theologie gewesen und hatte bei seiner Probepredigt das Herz der Tochter des preußischen Hauptmanns von Lütkens gewonnen. Die Liebenden heirateten ohne väterlichen Segen und suchten beim Theater ihr Auskommen. Seit 1791 trat Sophie in Kinderrollen auf und heiratete mit vierzehn Jahren den verwitweten früheren Kriminalrichter Johann Nicolaus Smets, der unter dem Namen Johann Stollmers schauspielerte und das deutsche Theater in Reval leitete. 1799 ließ sich das Paar scheiden, Smets alias Sollmers trat wieder in bürgerliche Verhältnisse ein, während Sophie über Wien 1801 nach Hamburg kam, wo sie zunächst das Fach der Liebhaberinnen spielte. Von Jahr zu Jahr aber entwickelte sie ihre tragischen Fähigkeiten weiter und lieferte damit einen entscheidenden Beitrag zur Beförderung der Schauspielkunst, indem sie an die von Goethe und Schiller in Weimar entwickelte Schule anknüpfte, die in neuen Stücken die natürliche Darstellungsweise Friedrich Ludwig Schröders durch ein neues Maß des Adels und der Schönheit in Rhetorik, Mimik und Haltung zu erheben suchte. Eduard Devrient urteilte: „Alle Vorzüge der bisherigen Periode: die sinnliche Lebenswärme, tiefe Innigkeit und überwältigende Leidenschaftlichkeit des Ausdrucks verloren bei dieser merkwürdigen Frau durch die gemessenen Formen nicht das Geringste von ihrer Frische und Unmittelbarkeit. Hinreißend im Sturm der Zärtlichkeit, erschütternd im Schmerze, wahrhaft Schrecken und Grauen erregend in Zorn, Haß und Verachtung, hatte sie gleichwohl in der Rezitation des Verses eine Würde, Anmut und Flüssigkeit erworben, die kein Zögling der Weimarschen Schule erreichte (...). Sie war, in der Periode der Reife und Harmonie ihrer Ausbildung [bis in die zwanziger Jahre] gerade im poetisch-rhetorischen Rollenfache als Iphigenie, Phädra, Isabella usw. unübertrefflich (...).“ (Eduard Devrient: Geschichte der deutschen Schauspielkunst. Hrsg. v. Rolf Kabel und Christoph Trilse. 2 Bde. Bd. 2.: München, Wien 1967.)
Sophie Schröder verhalf der Tragödie, die seit Lessings bürgerlichem Trauerspiel auf der Bühne an Bedeutung verloren hatte, zu neuer Geltung.
1804 heiratete sie ihren zweiten Mann, den Bariton Friedrich Schröder aus Hannover, und brachte drei Töchter zur Welt, von denen Wilhelmine eine berühmte Sängerin werden sollte.
Eine Episode im Kriegsjahr 1813 zeigt, wie sehr die Bühne damals als neben der Kanzel einziger öffentlicher Ort für Fragen von allgemeiner politischer und moralischer Bedeutung verstanden wurde, eine Funktion, die insbesondere dort, wo eine Obrigkeit die Freiheit im Denken einschränkt, immer wieder wahrgenommen wird. Am 18. März 1813 erwies Sophie Schröder den in Hamburg einmarschierten Kosaken die Ehre, indem sie in Kotzebues Schauspiel „Der Russe in Deutschland“ mit der russischen Kokarde am Busen erschien. Als einige Wochen später die Franzosen Hamburg wieder besetzten, befahl der Gouverneur, dass sie die Bühne nunmehr mit der französischen Kokarde betreten solle. Wütend erschien sie mit einer tellergroßen Kokarde – in einer stummen Rolle. Danach verließ sie Hamburg und ging nach einem Übergangsaufenthalt in Prag 1815 ans Hofburgtheater nach Wien, das nach dem Stadttheater ihre zweite künstlerische Heimat wurde. Nachdem der zweite Gatte 1818 gestorben war, heiratete sie 1825 den Schauspieler Wilhelm Kunst, wurde aber bald wieder geschieden. „In idealen Welten weiß Sophie sich so gut zurecht zu finden, aber im wirklichen Leben stolpert sie ohne Unterlaß“, (Zit. nach: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB)) urteilte Costenoble über die Kollegin, deren Leben sich immer wieder um Geld und Männer drehte. 1829 verließ Sophie Schröder das Hofburgtheater und wurde 1831 Mitglied des Münchener Hoftheaters. 1836 war sie bis zu ihrer Pensionierung im Jahre 1840 wieder in Wien. Seit 1842 lebte sie in Augsburg, wo ihr Sohn Offizier war, und zuletzt in München. Als 1847 bekannt wurde, dass Sophie Schröder sich in Hamburg aufhielt, wurde sie gebeten zu spielen. Sie wählte die Fürstin in Schillers „Braut von Messina“ und Lessings Claudia Galotti, und „immer noch riß die Schröder durch ihren Vortrag den Kreis zu Entzücken hin (...) aber auch ihre Prosa ist wohlklingend wie Silber“. 1859 trat sie anlässlich von Schillers hundertstem Geburtstag zum letzten Mal in München auf.
Text: Brita Reimers
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann
Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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