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Frauenbios

Magda Thürey

( Magda Thürey, geb. Bär )
(4.3.1899 in Hamburg - 17.7.1945 in Hamburg)
Lehrerin, Politikerin (KPD), Mitglied der Bästlein-Jacob-Abshagen-Widerstandsgruppe
Fuhlsbüttler Straße 756, Ohlsdorfer Friedhof: Grab-Nr.: Bn 73, 93 (Geschwister-Scholl- Stiftung)
Lutterothstraße 80: Volksschule (Wirkungsstätte)
Methfesselstraße 28: Volksschule (Wirkungsstätte)
Emilienstraße 30 (Wohnadresse und Wirkungsstätte) Stolperstein
Kurt-Schill-Weg (Mahnmal)
Namensgeberin für: Thüreyweg
Magda und Richard Thürey, Bildquelle: Gedenkstätte Ernst Thälmann
Magda Thürey verbrachte ihre Kindheit zusammen mit ihrem Bruder Curt (geb. 1901) im Hamburger Stadtteil Harvestehude und ging auf das Emilie-Wüstenfeld-Lyzeum. Die Mutter kam aus einer Großkaufmannsfamilie, der Vater - aus einer Arbeterfamilie stammend - arbeitete als Kapitän und verstarb kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges.
Von 1914 bis 1919 besuchte Magda Thürey das Lehrerseminar Hohe Weide im Stadtteil Eimsbüttel. Auch war sie künstlerisch interessiert und schloss sich in der Studienzeit bohemearigen Kreisen junger Menschen mit kommunistischen Ideen an. Außerdem arbeitete sie in der Wandervogelbewegung und der Freideutschen Jugend mit. Anfang der 20er Jahre trat Magda Thürey in die KPD ein und war kurz vor 1933 zeitweilig für ihre Partei in der Hamburgischen Bürgerschaft als Spezialistin für Schulfragen tätig.
In den Jahren 1919 bis 1933 unterrichtete sie Volksschulklassen an den Schulen Lutterothstraße Nr. 80 und Methfesselstraße Nr. 28 (ab 1930) im Hamburger Arbeiterstadtteil Eimsbüttel. Sie nahm ihre Arbeit sehr ernst, orientierte sich an den Erziehungsidealen Pestalozzis und kümmerte sich gerade um die ärmsten Kinder. Außerdem trat sie der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens bei, heute: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
1933 wurde sie von den Nationalsozialisten sofort ohne jeglichen finanziellen Ausgleich aus dem Schuldienst entlassen. Als Begründung diente den "Machthabern" das "Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" dessen Pharagraph 2 eine Mitgliedschaft in der KPD verbot.
Magda Bär heiratete ihren langjährigen Freund Paul Thürey, der zu dieser Zeit bereits arbeitslos war, so dass die Eheleute nun, um sich eine Existenz aufzubauen von ihren Ersparnissen ein Seifengeschäft in der Osterstraße im Stadtteil Eimsbüttel kauften, welches sie später in die Eimsbüttler Emilienstraße Nr. 30 verlegten.
1939 fand Paul Thürey Arbeit in den Conz-Elektromotoren-Werken, einem Rüstungsbetrieb. Magda führte den Laden allein weiter.
Der Seifenladen war von vornherein nicht nur als Erwerbsquelle gedacht gewesen, sondern diente gleichzeitig als Treffpunkt für die illegale KPD. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges fungierte der Laden insbesondere als wichtige Verbindungsstelle für die kommunistische Bästlein-Jacob-Abshagen Widerstandsgruppe - in Seifenkartons wurden Flugblätter und illegale Druckschriften versteckt; es fanden Treffs statt, Informationen wurden ausgetauscht und neue Aktionen geplant.
1942 nahm die Hamburger Gestapo Paul Thürey fest. 1944 wurde er bei den Hamburger Kommunistenprozessen zum Tode verurteilt und am 26. Juni 1944, im Alter von 41 Jahren, im Hamburger Untersuchungsgefängnis enthauptet. Die 44jährige Magda Thürey war von der Gestapo am 30.10.1943 in "Schutzhaft" genommen und ins Gefängnis Fuhlsbüttel gebracht, der Seifenladen von der Gestapo zu einer Falle umfunktioniert worden, so dass es zu weiteren Verhaftungen kommunistischer Widerstandskämpfer und -kämpferinnen kam.
Durch die Haftbedingungen verschlechterte sich Magda Thüreys Gesundheitszustand rapide - sie litt seit ihrem 31sten Lebensjahr an multipler Sklerose. Aber erst als sie fast völlig bewegungslos war, wurde sie 1944 in das Krankenhaus Langenhorn auf die Station für Nervenkranke verlegt. Auch dort erhielt sie nicht die notwendige medizinische Versorgung. Magda Thüreys Bruder, ein Lehrer, der ebenfalls 1933 durch die Nazis aus dem Schuldienst entlassen worden war, konnte sie erst 1945 nach der Kapitulation Nazideutschlands, aus der Gefangenschaft nach Hause holen.
Am 17. Juli 1945 starb Magda im Alter von 46 Jahren an den Folgen der Gestapo-Haft. Ihr Begräbnis wurde die erste und einzige große Einheitskundgebung der linken Arbeiterparteien in Hamburg. Über ihrem Grab reichten sich die Vertreter von SPD (Karl Meitmann) und KPD (Fiete Dettmann) symbolisch die Hände und versprachen: "den Bruderkampf niemals wieder aufleben zu lassen."
Seit 1982 gibt es in Hamburg Niendorf den Thüreyweg, benannt nach Paul und Magda Thürey.
Text: Ingo Böhle
Quellen:
Vgl.: Gedenken heißt nicht schweigen. 11 neue Straßen in Niendorf zu Ehren von Frauen und Männern des Widerstandes. Schüler des Gymnasiums Ohmoor informieren. Gymnasium Ohmoor 1984.
Vgl.: Edith Burgard: Magda Thürey. "... und lehren, den Krieg zu verabscheuen". In: Ursel Hochmuth, Hans-Peter de Lorent (Hrsg.): Hamburg. Schule unterm Hakenkreuz. Hamburg 1985.
Vgl.: Ursel Hochmuth, Gertrud Meyer: Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand 1933-1945. Frankfurt a. M. 1969.
Im Kurt-Schill-Weg steht ein Mahnmal: ein Tisch mit 12 Stühlen, 1987 geschaffen von dem Düsseldorfer Künstler Thomas Schütte zum Gedenken an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Die Rückenlehnen sind mit Namen von Hamburger Widerstandskämpferinnen und -kämpfern versehen, hier auch der Name Magda Thürey.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Dr. Rita Bake,
Rita.Bake@hamburg.de

Zuletzt eingetragene Namen

Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae

Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons

März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

Wie nutzen Sie die Datenbank?

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  • Sie interessieren sich für bestimmte Themen, Berufsgruppen, Orte/Gebäude, Vereine oder Institutionen, die im Zusammenhang mit Frauen eine Rolle spielen? Dann nutzen Sie das Schlagwortregister, die freie Suche oder das Namens-/Sachregister.

Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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