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Frauenbios

Erika Etter

( Erika Etter, geb. Schulz )
(22.9.1922 - gehenkt in der Nacht vom: 21.4. auf den 22.4.1945 im KZ Neuengamme)
Hausfrau, Widerstandskämpferin, Mitglied der Etter-Rose-Hampel-Gruppe
Fuhlsbüttler Straße 756, Ohlsdorfer Friedhof: Grab-Nr.: L5, 256-310 (Ehrenhain der Widerstandskämpfer)
Alsterdorfer Straße 40 (Wohnadresse) Stolperstein
Namensgeberin für: Erika-Etter-Kehre
Erika Etter, Quelle: Gedenkstätte Ernst Thälmann Hamburg
Erika Schulz entstammte einer sozialdemokratischen Familie aus Barmbek, der Vater Adolf war Tischler, die Mutter Charlotte Hausfrau. Erika besuchte die Versuchsschule Tieloh und die Mädchenschule Langenfort und war Mitglied im Sportverein USC Paloma. Nach dem hauswirtschaftlichen „Pflichtjahr“ absolvierte sie eine Lehre als Verkäuferin. Beim Sport lernte sie den neun Jahre älteren Orthopädie-Mechaniker Werner Etter kennen und lieben. Dieser gehörte nach 1933 zur illegalen Leitung des KJVD-Unterbezirks Uhlenhorst-Winterhude und wurde deshalb 1935 zu zwei Jahren Haft verurteilt.
Erika Schulz und Werner Etter heirateten im September 1941 und zogen in die Alsterdorfer Straße 40. Gemeinsam arbeiteten sie in der Widerstandgruppe ‚Etter-Rose-Hampel‘ gegen die Nationalsozialisten.
Nach der Bombardierung Hamburgs 1943 verließ Erika Etter die Stadt und brachte am 8. März 1944 im Mütterheim Wittenburg ihren Sohn Jan zur Welt, am gleichen Tag erhielt sie auch Besuch von ihrer Mutter und Werner Etter. Ebenfalls am 8. März wurde in Hamburg ihr Vater verhaftet und nach Fuhlsbüttel gebracht. Am 21. März 1944 wurden ihre Mutter und ihr Ehemann inhaftiert.
Erika Etter kehrte daraufhin nach Hamburg zurück und erfuhr, dass man ihren Eltern und ihrem Mann vorwarf, den (ehemals zur Gruppe um Werner Etter gehörigen und jetzt zu Spitzeldiensten erpressten) Wehrmachtsdeserteur Herbert Lübbers beherbergt zu haben. In den letzten Märztagen wurden auch ihr Bruder Erich Schulz und seine Verlobte Lotte Becher festgenommen. Erika Etter war nun jedes menschlichen und wohl auch materiellen Rückhalts beraubt. Als ihr erst wenige Wochen altes Kind an Diphterie erkrankte, schrieb sie einen Brief an die Gestapo, und bat um Haftunterbrechung für ihren Mann. Das Kind starb am 7. Mai 1944, ohne dass sein Vater es noch einmal gesehen hatte.
Am 17. Mai suchte Erika Etter das Ziviljustizgebäude auf, um sich für ihre Verwandten zu verwenden. Dort traf sie zufällig auf den Verräter Lübbers und fuhr ihn unbedacht an: „Du hast meine Familie auf dem Gewissen!“ Sie wurde auf der Stelle festgenommen und nach Fuhlsbüttel gebracht. Sie blieb ohne Prozess und ohne Anklage in Haft. Als Hamburg kurz vor der Übergabe an die Engländer stand, wurde ihr ihre Verlegung angekündigt und sie glaubte an ihre baldige Freilassung. Tatsächlich stand sie mit 12 weiteren Frauen und 58 Männern auf einer Liste von Häftlingen, die noch vor der Kapitulation exekutiert werden sollten. Sie wurde mit ihren Leidensgefährten nach Neuengamme gebracht. Über das, was dort folgte schreibt Gertrud Meyer: „Aus den Aussagen von Beteiligten geht folgendes hervor: Die Morde fanden in den Nächten zwischen dem 21. und 24. April 1945 statt. Die Frauen waren die ersten Opfer. Sie mussten sich völlig entkleiden. Dann wurden sie in zwei Gruppen, je sechs nebeneinander, gehängt. Erika Etter, die jüngste, war noch übriggeblieben, da für sie kein Haken mehr frei war. [Es gelang ihr zunächst, sich unter einer Bank zu verstecken.]
Die Männer wußten, was ihnen bevorstand. Sie verbarrikadierten die Bunkertüren und setzten sich zur Wehr, als die Türen gewaltsam von der SS geöffnet wurden. [...] Die SS warf schließlich Handgranaten durch die Bunkerfenster [...] Dann fand man Erika Etter, deren Fuß unter Mauerstücken hervorragte. Man zerrte sie heraus. Erika Etter lebte noch. Mit einem Steinbrocken wurde sie erschlagen.“
Nach dem Krieg wurde die Urne mit der Asche Erika Etters im Ehrenhain der Widerstandskämpfer auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt.
Werner Etter wurde in Hamburg geboren. Sein Vater fiel 1915 in Frankreich, die Mutter zog ihn und seinen Bruder Ewald allein auf. Er erlernte den Beruf des Orthopädie-Mechanikers, schloss sich dem Kommunistischen Jugendverband Deutschland (KJVD) an und wurde in Arbeitersportvereinen aktiv. Nach 1933 leitete er zusammen mit Werner Stender den illegalen KJVD-Unterbezirk Uhlenhorst-Winterhude. Er wurde deshalb am 16. Juni 1934 verhaftet und im Januar 1935 zu zwei Jahren Haft verurteilt, die er im Jugendgefängnis auf Hahnöfersand absaß. Nach seiner Entlassung nahm er wieder Kontakt zu seinen Freunden auf, u. a. Willy Haase, Max Kristeller, Ernst Hampel, Lisbeth Rose (‚Gruppe Etter-Rose-Hampel‘). Man traf sich im Sportclub USC Paloma oder auf Wanderungen. In dieser Zeit lernte er auch seine spätere Frau Erika Schulz kennen. Überlebende der Gruppe beschrieben ihn später als frohe, starke Persönlichkeit mit klaren politischen Vorstellungen und Führungsqualitäten. Die Gruppenmitglieder schulten sich politisch und entwickelten Strategien, wie mit Einberufungen zum Kriegsdienst umzugehen sei: „Wenn sich „Soldatsein“ nicht mehr vermeiden lässt, ist die Truppe unser politischer Arbeitsplatz.‘ Ziel der Gruppe war eine möglichst schnelle Beendigung des Krieges und der Sturz des Hitler-Regimes.
Im September 1941 heirateten Werner Etter und Erika Schulz. Sie bezogen eine Wohnung in der Alsterdorfer Straße 40. Werner wurde im Februar 1943 als Sanitäter zur Wehrmacht einberufen, aber bald wieder freigestellt, weil er in seinem Zivilberuf als Prothesenbauer gebraucht wurde. Er unterstützte seine Schwiegereltern, als diese Erwin Ebhardt, ein Mitglied der Gruppe Bästlein-Jakob-Abshagen, versteckten und ahnungslos den von der Gestapo „umgedrehten“ Herbert Lübbers aufnahmen. Am 21. März 1944, kurz nach der Geburt seines Sohnes (8. März) wurde Werner Etter aufgrund von Lübbers’ Denunziation gemeinsam mit Willy Haase und seiner Schwiegermutter Charlotte Schulz festgenommen und ins Polizeigefängnis Fuhlsbüttel eingeliefert. Am 31. Mai 1944 wurde er ins KZ Neuengamme überstellt, im Dezember 1944 befand er sich im Landgerichtsgefängnis Potsdam. Der Prozess gegen Werner Etter, Ernst Hampel und Lisbeth Rose endete für alle Angeklagten mit dem Todesurteil. Am 19. Februar 1945 wurde Werner Etter im Zuchthaus Brandenburg-Görden enthauptet.“
Text: Ulrike Sparr aus der Datenbank: www.stolpersteine-hamburg.de
Quellen:
AfW (Amt für Wiedergutmachung) 220184; Rita Bake u. Brita Reimers: Stadt der toten Frauen, Hamburg 1997, S. 309f; Herbert Diercks: Gedenkbuch Kola-Fu, Hamburg, 1987; Ursel Hochmuth: Niemand und nichts wird vergessen, Biogramme und Briefe Hamburger Widerstandskämpfer 1933–1945, Hamburg 2005; Ursel Hochmuth u. Gertrud Meyer: Streiflichter aus dem Hamburger Widerstand 1933–1945 Frankfurt 1980, S. 422ff; Gertrud Meyer: Nacht über Hamburg, Berichte und Dokumente 1933–1945, Frankfurt 1971, S. 106; Totenliste Hamburger Widerstandskämpfer und Verfolgter 1933–1945, Hamburg 1968.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Rita.Bake@hamburg.de

Zuletzt eingetragene Namen

Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann
Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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