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Frauenbios

Margaretha Treuge

( Amalie Margaretha Treuge )
(4.8.1876 Elbing - 2.4.1962 Hamburg)
Direktorin der Sozialen Frauenschule in Hamburg
Garten der Frauen, Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756 (Erinnerungsstein)
Mittelweg 35a, Soziale Frauenschule/Sozialpädagogisches Institut (Wirkungsstätte)
Heinrich-Hertz-Straße 37 (Wohnadresse)
Namensgeberin für: Margaretha-Treuge-Weg
Margaretha Treuge, Foto: Staatsarchiv Hamburg
„Ich bin gebürtige Westpreußin. Meine Eltern habe ich früh verloren. Aber wir drei Kinder erhielten bei Verwandten eine liebevolle und sorgfältige Erziehung" 1), erzählte Margaretha Treuge an ihrem 80. Geburtstag.
Als 13-Jährige kam sie mit ihren Geschwistern zu ihrem Großvater nach Marienburg, ging auf die Höhere Handelsschule, besuchte das Lehrerinnenseminar, erwarb die Lehrbefähigung an Mädchenschulen und absolvierte eine dreijährige Berufsausbildung, um die Befähigung zum Studium zu bekommen. Mittlerweile 23 Jahre alt, ging sie mit ihrem 2ojährigen Bruder nach Berlin zum Studieren. Dort belegte sie - formal getrennt von der Universität - in Oberlehrerinnenkursen die Fächer Geschichte, Deutsch und Philosophie. Nach dem Staatsexamen wurde sie 1904 Lehrerin an einem Berliner Lyzeum und unterrichtete nebenamtlich an der Frauenschule von Alice Salomon.
Margaretha Treuge schloss sich dem ADLV (Allgemeiner Deutscher Lehrerinnenverein) an und war von 1910 bis 1921 Schriftleiterin der Verbandszeitschrift „Die Lehrerin".
Für die vom ADF 1909 herausgegebene Publikation: „Politisches Handbuch für Frauen“ schrieb Margaretha Treuge umfangreiche Abhandlungen zu den Themen „Verfassung in Gemeinde, Staat und Reich" und „Die deutschen politischen Parteien". Außerdem veröffentlichte Margaretha Treuge im selben Jahr eine „Einführung in die Bürgerkunde - ein Lehrbuch für Frauenschulen", welches zu einem Standardwerk wurde.
Margaretha Treuge wollte in ihren Publikationen weder sozialdemokratischen noch konservativen Parteien das Wort reden. Das Schwergewicht legte sie auf die Darstellung der kommunalen Selbstverwaltung. Denn sie war der Überzeugung, die Betätigung auf dieser untersten politischen Ebene sei für Frauen, die sich gerade erst politisierten, angemessen - zumal auf dieser Ebene die Arbeit im sozialen Bereich im Vordergrund stand, wofür nach damaliger Geschlechtsrollenzuweisung Frauen besonders geeignet erschienen.
Gerade in Zeiten des Krieges erhielt die soziale Arbeit eine neue Wichtigkeit. Und so begrüßten es auch die Vertreter der Stadt Hamburg, dass im Kriegsjahr 1917 die Doppellehranstalt Soziale Frauenschule/Sozialpädagogisches Institut gegründet wurde. An dieser Doppellehranstalt wurde Margaretha Treuge Oberlehrerin für Geschichte und Bürgerkunde.
Als 1919/1920 die Schulleiterinnen Gertrud Bäumer und Dr. Marie Baum Hamburg verließen - Gertrud Bäumer wurde 1920 als erste Frau Deutschlands Ministerialrätin in Berlin und Dr. Marie Baum ging 1919 als Referentin für Wohlfahrtspflege in das badische Arbeitsministerium, übernahm die 44-jährige Margaretha Treuge die Leitung der Sozialen Frauenschule. Im selben Jahr wurde die Schule als Wohlfahrtsschule staatlich anerkannt, was bedeutete, dass die Schülerinnen nun die Qualifikation einer staatlich geprüften Wohlfahrtspflegerin erwerben konnten. Margaretha Treuge betrachtete diese Entwicklung zur Verstaatlichung mit gemischten Gefühlen, denn sie befürchtete eine allzu starke Schematisierung und Routine in der Ausbildung. Am 1.4.1923 wurde die Schule verstaatlicht und war damit die erste deutsche Wohlfahrtsschule unter staatlicher Leitung.
Als der Hamburger Senat 1926 Nachschulungslehrgänge für männliche Angestellte der Wohlfahrtsbehörde beschloss, weil die meisten der männlichen Angestellten nach den Lehrsätzen der alten Armenpflege arbeiteten, bedeutete dies für das Sozialpädagogische Institut, Lehrgänge auch für Männer einzurichten. Das fiel Margaretha Treuge und ihren Mitarbeiterinnen schwer. Für sie galt das Berufsfeld Sozialpädagogik als ein typisch weibliches, das die den Frauen angeborene Mütterlichkeit, die sich in Pflege und Hege ausdrückte, professionalisierte. Margaretha Treuges Vorbehalte, die „berufsethische Vertiefung" könne durch die Koedukation beeinträchtigt werden und der gesamte Unterricht verflachen, fand in den verantwortlichen Kreisen kein Gehör. Und so musste Margaretha Treuge Ostern 1930, nachdem Preußen 1927 bereits die staatliche Anerkennung männlicher Wohlfahrtspfleger geregelt hatte, fünf bis zehn männliche Schüler in die Unterklasse des Sozialpädagogischen Instituts aufnehmen.
Im Herbst 1933 wurde Margaretha Treuge, die 1918 der Deutschen Demokratischen Partei beigetreten war und ihre Vorstellungen von einem demokratischen Staat weiterhin öffentlich vertrat, von den Nationalsozialisten ihres Amtes enthoben. Die „Hamburger Lehrerzeitung“ schrieb dazu 1961 in einer Grußadresse zum 85. Geburtstag Margaretha Treuges: „Es half nichts, dass die jungen Frauen und Männer, die damals im Sozialpädagogischen Institut ausgebildet wurden, sie beschworen, ‚vorsichtig` zu sein. Sie konnte nicht schweigen, wenn ihrer Meinung nach Unrecht geschieht." Margaretha Treuge wurde an eine Volksschule strafversetzt und ein Jahr darauf vorzeitig in den Ruhestand entlassen. Während der Zeit des Nationalsozialismus hielt sie in Privathäusern Kurse zu Literatur, Geschichte, Frauenbewegung und Nationalökonomie ab. Während des Krieges wurde ihre Wohnung ausgebombt und sie verlor ihre Schwester - ihre engste Lebenskameradin.
Nach 1945 arbeitete die nun über 70-Jährige noch kurze Zeit erneut als Dozentin am Sozialpädagogischen Institut. 1946 gehörte Margaretha Treuge zu den Mitbegründerinnen des Hamburger Frauenringes e.V., dessen Presseausschuss sie leitete. 1949 initiierte sie mit anderen die Bildung der Arbeitsgemeinschaft Hamburger Frauenorganisationen (ahf). Außerdem war Margaretha Treuge aktive Mitarbeiterin der WOMAN.
2007 beschloss der Ortsausschuss Fuhlsbüttel, dass in dem neuen Wohngebiet in Klein Borstel, welches neben dem Ohlsdorfer Friedhof entstand, Straßen nach Frauen benannt werden sollten, die auf dem Ohlsdorfer Friedhof bestattet wurden. Als Quelle hierzu wurde das Buch von Rita Bake und Brita Reimers „Stadt der toten Frauen“ genommen. So wurde auch nach Margaretha Treuge eine Straße benannt: Margaretha-Treuge-Weg.
Text: Rita Bake
Zitate:
Wesentliches aus: Stubbe-da Luz, Helmut: Die Stadtmütter: Ida Dehmel, Emma Ender, Margaretha Treuge. Hamburgische Lebensbilder in Darstellungen und Selbstzeugnissen. Hrsg. vom Verein f. Hamburgische Geschichte. Bd.7. Hamburg 1994.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Zuletzt eingetragene Namen

Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann
Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

Wie nutzen Sie die Datenbank?

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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