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Frauenbios

Helma Steinbach

( Franziska Wilhelmine (Helma) Steinbach, geb. Steiner )
(1.12.1847 Hamburg - 7.7.1918 Glünsing/Lauenburg)
Gründungsmitglied der „Produktion“ (PRO), Gewerkschaftsfunktionärin
Garten der Frauen, Ohlsdorfer Friedhof, Fuhlsbüttler Straße 756 (Erinnerungsstein)
Berliner Tor, Konsumgenossenschaft „Produktion“ (Wirkungsstätte)
Schäferstraße 19 (Wohnadresse)
Besenbinderhof: Gewerkschaftshaus (Wirkungsstätte)
Helma-Steinbach-Weg 1 (Gedenktafel)
Namensgeberin für: Helma-Steinbach-Weg
Helma Steinbach, Quelle: Hamburger Genossenschaftsmuseum
Im Hamburger Stadtteil Horn befindet sich seit 1929 der Helma-Steinbach-Weg, eine kleine Straße in einer unscheinbaren Arbeitersiedlung. Am Haus Nr. 1, versteckt hinter Sträuchern, ist ein Schild angebracht: Mitbegründerin der Hamburger „Produktion“, einer gewerkschaftsnahen Konsumgenossenschaft, gegründet um die Jahrhundertwende. Die Schneiderin Helma Steinbach war die einzige Frau unter den Gründungsmitgliedern.
Auch in der Gewerkschaft und der Sozialdemokratischen Partei setzte sie sich für die Interessen der Arbeiter und besonders der Arbeiterinnen ein. Sie war eine beliebte Rednerin, leidenschaftlich und resolut und arbeitete mit so berühmten Personen wie Emma Ihrer, Clara Zetkin, Luise Zietz, Carl Legien und Adolf von Elm zusammen.
Wilhelmine Franziska, genannt Helma, wurde am 1. Dezember 1847 als Tochter der verarmten Hamburger Kaufmannsfamilie Steiner geboren. Da die Familie, um nicht aus bürgerlichen Kreisen ausgeschlossen zu werden, den wirtschaftlichen Bankrott vor der Gesellschaft möglichst verbergen wollte, wuchs Helma unter großen Opfern und Entbehrungen auf. Eine vermutlich aus finanziellen Gründen geschlossene Ehe verlief unglücklich, und schon nach kurzer Zeit ließ Helma Steinbach sich scheiden - ein für damalige Zeit sehr mutiger Schritt.
Wie die meisten bürgerlichen Mädchen ihrer Zeit hatte auch Helma Steinbach eine Erziehung in Haushaltsführung und Handarbeit erhalten, konnte rechnen, lesen und schreiben. Daher war sie nach ihrer Scheidung in der Lage, sich als Wirtschafterin, Näherin, Schneiderin, Plätterin (Bügelfrau) und Vorleserin ihren Lebensunterhalt in harter Arbeit selbst zu verdienen. In vielen Werkstätten ließen sich Arbeiter und Arbeiterinnen, um sich politisch zu bilden, von einer Kollegin oder einem Kollegen, deren/dessen Arbeit sie in der Zwischenzeit mit übernahmen, aus Büchern und Zeitungen vorlesen. Bei dieser Tätigkeit lernte Helma Steinbach Anfang der 1980er-Jahre den aus dem Exil in den USA zurückgekehrten Zigarrensortierer Adolf von Elm (1857-1916) kennen, der später als Gewerkschaftsführer, sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter (1894-1907) und Mitbegründer der Genossenschaft Produktion und der Versicherungsgesellschaft Volksfürsorge bekannt werden sollte. Mehr als 30 Jahre einte diese beiden ungewöhnlichen Menschen eine seltene Freundschaft, konnten sie sich gegenseitig in ihrer Arbeit unterstützen und in ihrem Denken beflügeln.
Helma Steinbach wurde immer mehr politisiert und erkannte bald die Notwendigkeit, dass sich Arbeiterinnen in Berufsfachvereinen zusammenschließen müssten, wenn sie bessere Arbeitsbedingungen erreichen wollten. Besonders in der Textilbranche, speziell der Heimarbeit, waren die Arbeitsbedingungen durch besonders lange Arbeitszeiten und extrem niedrige Löhne gekennzeichnet. Frauenlöhne lagen oft unterhalb des Existenzminimums.
Besonders aktiv wurde Helma Steinbach im Verein der Hand-, Weiß- und Maschinennäherinnen Hamburgs, einem 1887 gegründeten Fachverein, der aus dem 1885 gegründeten Verein für Vertretung der gewerblichen Interessen der Frauen und Mädchen Hamburgs (mit 150 Mitgliedern) hervorgegangen war. Dort wurden die Arbeiterinnen nicht nur in ihren gewerblichen Interessen unterstützt, es fand auch Aufklärungs- und Erziehungsarbeit im Sinne der Sozialdemokratie statt.
Zwischen den beiden Vereinen und unter den Frauen kam es jedoch schon bald zu Streitigkeiten. Ein Grund hierfür liegt wohl darin, dass die Frauen erst in einem mühsamen Prozess lernen mussten, ein weibliches Politikverständnis zu entwickeln. Helma Steinbach bekam Schwierigkeiten mit den Genossinnen wegen ihres „unweiblichen" Auftretens und wurde bereits 1888 wegen „Eigenmächtigkeit" aus dem Verein ausgeschlossen.
Sie ließ sich jedoch nicht entmutigen und gründete im Februar 1890 den Zentralverein der Plätterinnen. Der Plätterinnenverein besaß einschließlich der Zweigstellen in Winterhude und Eimsbüttel an die 1.000 Mitglieder. Die Polizei versuchte zu verhindern, dass Helma Steinbach, die als gelernte Näherin kein Mitglied des Vereins sein konnte, dort eine Ansprache hielt. Aber der Polizeischreiber Rosalowsky musste feststellen, dass sie „am 15. April ihren Platz in der Versammlung wieder einnahm und als einzige Rednerin auftrat". Auch Adolf von Elm hielt im Plätterinnenverein eine Rede.
Zwar konnten einige Arbeiterinnenvereine im Laufe der Jahre einige Verbesserungen der konkreten Arbeitsbedingungen für Fabrikarbeiterinnen erreichen, hatten jedoch weniger Einflussmöglichkeiten auf die Sozialdemokratische Partei als die Fachvereine der Männer. Obwohl damals ein Drittel der Erwerbsarbeit von Frauen geleistet wurde, waren zahlenmäßig viel weniger Arbeiterinnen in Vereinen organisiert. Dies lag zum einen an der miserablen Finanzlage der Frauen, die sich selbst geringe Beitragszahlungen einfach nicht leisten konnten. Andererseits definierten sich damals nur wenige Arbeiterinnen über ihren Beruf und hatten daher wenig Interesse, einem Fachverein beizutreten. Außerdem ließ die Doppel- und Dreifachbelastung durch Haushaltsführung und Kindererziehung vielen keine Zeit für Vereinstätigkeit.
Auch politisch aktive Frauen gab es nur wenige. Das hatte u. a. auch seinen Grund darin, dass mit Ausnahme von Hamburg und Bremen Frauen wegen des bis 1908 geltenden Vereinsgesetzes keiner politischen Vereinigung beitreten durften. Um die Frauen aber trotzdem politisch zu motivieren, wurde auf dem ersten Sozialdemokratischen Parteitag, der 1890, nachdem das Sozialistengesetz aufgehoben worden war, in Halle abgehalten wurde, die Gründung einer Zeitschrift für sozialdemokratische Frauen beschlossen. Durch die Frauenzeitschrift, Frauenbildungsvereine und weibliche Vertrauenspersonen wurde der Zusammenhalt der Sozialdemokratischen Frauenbewegung ermöglicht. Über 30 Jahre lang erschien die Zeitschrift „Die Gleichheit“, die lange Zeit von Clara Zetkin herausgegeben wurde. Auch Helma Steinbach schrieb immer wieder Artikel für „Die Gleichheit“.
Als eine von 4 Frauen unter 208 Delegierten nahm die 55jährige Helma Steinbach 1892 am ersten Gewerkschaftskongress in Halberstatt teil und vertrat dort die Interessen der Arbeiterinnen. Sie war der Meinung, dass Frauen vorläufig gemeinsam mit den Männern in einer Organisation arbeiten sollten. Bei einem Zusammenschluss von Männern bestünde zwar die Gefahr, dass die Frauen überstimmt würden, eine eigene durchsetzungsfähige Frauengewerkschaft ließe sich im Moment jedoch nicht organisieren. Mit sachbezogenem Elan forderte sie, auch weibliche Mitglieder in die Gewerkschaften aufzunehmen und machte außerdem darauf aufmerksam, verstärkt auch Frauen für die Gewerkschaften zu werben. Ihre Resolution wurde gegen eine Stimme angenommen. Bis 1923 wuchs der Frauenanteil in der Gewerkschaft von 2 % auf 20 %.
Als es 1896 zum Hamburger Hafenarbeiterstreik kam, weil die Arbeitgeber den Lohnforderungen der Arbeiter nicht nachkommen wollten und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen ablehnten, hielt Helma Steinbach engagierte Reden und forderte die Arbeiter auf, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Sie organisierte auch für die Frauen der streikenden Hafenarbeiter und Seeleute Versammlungen, um die vom Streik genau so hart getroffenen Frauen zu unterstützen und für den Streik zu gewinnen.
Die Arbeitgeber blieben jedoch hart. Vermittlungsversuche des Senats scheiterten. Helma Steinbach bemühte sich weiterhin in ihren Reden um eine gewerkschaftliche Organisation der Hafenarbeiter: „Ihr waret eine führerlose Schar, jetzt aber haben Euch die zehn Wochen zusammengebracht, da seid Ihr erst etwas. Vorher waret Ihr Sklaven, die Hunde, für die Euch Eure Arbeitgeber noch heute ansehen. Da Ihr nun heute aber durch die Abstimmung gelobt, dass Ihr in Zukunft keine Hunde mehr sein wollt, so habt Ihr dadurch den Anfang zu einer Organisation gemacht."
Da wegen schlechten Wetters weniger Arbeiter im Hafen benötigt wurden und Streikbrecher eingestellt werden konnten, erzielte der Streik nicht den erhofften Druck auf die Arbeitgeber. Als schließlich das Geld in der Unterstützungskasse knapp wurde, entstand die Idee, ob es nicht sinnvoller wäre, die Unterstützung der Streikenden in Form von Lebensmitteln vorzunehmen. Im Großen eingekaufte Waren hätten dann vorteilhaft an die Arbeiterfamilien abgegeben werden können.
Der Streik musste mangels finanzieller Mittel erfolglos aufgegeben werden, die Idee von einer Großeinkaufsmöglichkeit blieb jedoch bestehen, und es entwickelte sich daraus eine Initiative für einen Konsum- und Sparverein. Im August 1897 wurde ein Ausschuss von neun Personen gewählt, der den Satzungsentwurf für eine Kosumgenossenschaft ausarbeiten sollte. Neben Adolf von Elm und anderen Arbeitern, die sich in der Gewerkschaftsbewegung einen Namen gemacht hatten, war Helma Steinbach die einzige Frau im Ausschuss, der von dem Hamburger Kaufmann Raphael Ernst May und von dem Rechtsanwalt Bleicken unterstützt wurde. Nachdem ein Entwurf von 134 Paragraphen ausgearbeitet worden war, konnte am 3. Februar 1899 die „Produktion“ ins Register eingetragen werden.
Das besondere an der Genossenschaft „Produktion“ war: nur ein Teil der Gewinne wurde an die Mitglieder zurückgezahlt, mit dem anderen Teil sollte das Eigenkapital erhöht und für die Mitglieder ein Notfonds eingerichtet werden. Im Laufe der Zeit eröffneten viele Verkaufsstellen: eine Kaffeerösterei, eine Schlachterei und eine Großbäckerei ( Wendenstraße) wurden in Betrieb genommen. 1905 konnte die Genossenschaft der „Pro“ den ersten Wohnblock (Schleydenstraße) mit 254 Wohnungen, 7 Läden und einer Gaststätte erbauen lassen. 1909 verwaltete die Genossenschaft bereits 4 Millionen Mark Spargelder und hatte 35.000 Mitglieder.
Für Helma Steinbach, die dem Aufsichtsrat der Produktion mit kurzen Unterbrechungen von der Gründung bis zu ihrem Tode angehörte, bedeutete die Genossenschaftsbewegung nicht nur eine materielle Unterstützung der Arbeiterfamilien, sondern darüber hinaus ein Stück Arbeiterkultur. Ihr besonderes Anliegen war es, die Arbeiterfrauen von der Notwendigkeit des konsumgenossenschaftlichen Zusammenschlusses zu überzeugen.
Auch nach der Gründung der „Produktion“ setzte sich Helma Steinbach für die Interessen der Arbeiterinnen ein und versuchte, diese für die Gewerkschaft zu gewinnen. Von seiner ersten und ihn beeindruckenden Begegnung mit Helma Steinbach erzählte Wilhelm Kaisen, der langjährige Bürgermeister von Bremen, in einem Interview mit Anke Martiny. 1905 hatte der damals 15jährige einen Auftritt Helma Steinbachs in ihrer Funktion als Vertreterin des Fabrikarbeiterverbandes und einer Schuhcremefabrik erlebt. Die Fabrikarbeiterinnen besaßen keine Umkleideräume und kaum Waschgelegenheiten, trauten sich jedoch aus Angst vor Kündigungen nichts zu sagen. Helma Steinbach wurde gebeten, nach dem Rechten zu sehen: „Und Helma kam. Ich sehe sie noch vor mir, so 'ne große Gestaltung. Damals trug man solche Hüte wie Wagenräder, und sie hatte einen Sonnenschirm in der Hand. (...) Und dann kam er an, der Fabrikbesitzer: ‚Was wollen Sie hier? – ‚Wieso, wer sind Sie denn?` -‚Ich bin der Inhaber!` -‚Ja, und ich bin die Vertreterin der Arbeiterinnen hier. Sie haben hier Zustände, die gegen jede Fabrikordnung und Gewerbeordnung verstoßen. Das ist erstmal zu bemängeln, und zum anderen, wie kommen Sie eigentlich dazu, diese Menschen wie das liebe Vieh zu behandeln?` Und sie hat ihn erstmal runtergeputzt, so dass die Frauen Nasen und Ohren aufsperrten und hörten, dass es noch etwas anderes gibt. ‚Ich bin Herr in meinem Hause, und Sie haben sofort das Haus zu verlassen.` Da nahm Helma ihren ollen Sonnenschirm her und haute auf den Tisch, und da ließ sie denn eine Rede los, die sich gewaschen hatte, nach meinem Begriff. Na, kurzum, das war meine erste Begegnung mit einer Frau, die für die Organisation der Fabrikarbeiterinnen eintrat und es sich zur Aufgabe gemacht hatte, diese zu organisieren."
Als 1908 das Vereinsgesetz abgeschafft worden war, stellte sich erneut die Frage nach der Art der Integration der Sozialistischen Frauenbewegung in der SPD. Frauen konnten jetzt problemlos der SPD beitreten. Sollten da die von den Frauen geschaffenen Strukturen (Frauenagitation, Frauenversammlungen, Vertrauenspersonen, Frauentage, usw.) erhalten bleiben? Hinderten Sonderrechte die Gleichstellung mit den Männern oder waren sie eine notwendige Voraussetzung, um Gleichheit zu erlangen?
Auch Helma Steinbach mischte sich in die entstehende Debatte ein. Sie war der Ansicht, dass Frauen keine eigenen Arbeiterinnenvereine, Frauenbildungsvereine („Klatsch- und Zankvereine") und Frauengewerkschaften gründen, sondern Seite an Seite mit den Männern marschieren sollten. Ebenso forderte sie die Aufgabe des Sonderrechtes, dass Frauen eigene Vertreterinnen zu den Parteitagen entsenden können. Ob sie in diesem Punkt wohl von ihrem Lebensgefährten Adolf von Elm beeinflusst worden war? Er vertrat jedenfalls die Ansicht, Frauen sollten endlich aufhören, Sonderrechte zu verlangen, wenn sie Gleichberechtigung forderten. Er hatte Angst, die Partei könne: „unter den Pantoffel der Frau" gebracht werden.
1912 erkrankte Adolf von Elm schwer und wurde von Helma Steinbach gepflegt. Als er im September 1916 verstarb, richtete sich die Ansprache der Trauerfeier im Gewerkschaftshaus auch namentlich an Helma Steinbach: „Sie teilte seine verantwortungsreiche Arbeit und alle damit verknüpften Sorgen und Kümmernisse. Sie war ihm eine Stütze und Helferin in Drangsalen aller Art. (...) Wo er kämpfend stand, da stand auch Frau Steinbach neben ihm und mit ihm für die große Sache, die uns alle verbindet."
Helma Steinbach starb 70jährig während eines Erholungsaufenthaltes in Glünsing/Lauenburg an einem Herzschlag. Sie lebte zuletzt in der Schäferstr. 19 in Hamburg. Zu ihrer Einäscherung im alten Krematorium in Hamburg am 10. Juli 1918 versammelten sich neben vielen Frauen auch die Vertreter der politischen, gewerkschaftlichen und genossenschaftlichen Organisationen der Arbeiterinnen und Arbeiter.
Seit 1929 gibt es im Hamburger Stadtteil Horn der Helma-Steinbach-Weg.
Text: Helene Götschel
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

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Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
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