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Frauenbios

Gertrud Bäumer

(12.9.1873 Hohenlimburg – 25.3.1954 Bethel)
Frauenrechtlerin, Politikerin
Scheffelstraße 30 (Wohnadresse)
Klärchenstraße 22 (Wohnadresse)
Oberstraße 88 (Wohnadresse)
Namensgeberin für: Gertrud-Bäumer-Stieg in Hamburg-Bergedorf seit 1984
Gerdrud Bäumer, Quelle: aus: Agnes von Zahn-Harnack: Die Frauenbewegung. Berlin 1928, S. 24.
Gertrud Bäumer entstammte einer protestantischen Theologenfamilie und hatte noch zwei Geschwister. „Entsprechend den sozial-liberalen Ansichten ihres Vaters besucht Bäumer (…) statt der höheren Töchterschule die Volksschule, wo sie mit Kindern aus allen Schichten in Berührung kommt.“ [1]
Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1883 geriet die Familie in finanzielle Schwierigkeiten. Die Mutter zog mit ihren drei Kindern zur Großmutter nach Halle an der Saale, wo die damals zehnjährige Gertrud „ihre weitere Kindheit im Kreis einer Großfamilie mit ‚matriarchalem Charakter‘ [so Bäumer selbst] und protestantisch-konservativer, asketischer Grundhaltung unter großmütterlichem Regiment verbringt“. [1]
Nach dem Besuch einer höheren Mädchenschule absolvierte Gertrud Bäumer ein Lehrerinnenseminar und unterrichtete ab 1892 an Mädchenvolksschulen. Sie engagierte sich im Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenverein und bekam durch ihn Kontakt zur bürgerlichen Frauenbewegung. In diesen Kreisen lernte sie auch die Frauenrechtlerin Helene Lange kennen. Als sie 1898 von deren Augenkrankheit erfuhr, bot sie sofort ihre Hilfe an. „Innerhalb kürzester Zeit wird sie zu Langes engster Mitarbeiterin und zieht schon 1899 zu ihr in die [Berliner] Wohnung, die Helene Lange damals noch mit ihrer Lebensgefährtin Dora Sommer teilte.“ [1]
1900 bestand Gertrud Bäumer die Oberlehrerinnenprüfung und begann daraufhin ein Studium der Philosophie und Theologie. Vier Jahre später schloss sie das Studium mit der Promotion ab.
Während des Studiums und danach schrieb sie für die von Helene Lange herausgegebene Zeitschrift „Die Frau“ und übernahm ab 1907 die Redaktion der Zeitschrift „Neue Bahnen“.
1910 wurde Gertrud Bäumer Vorsitzende des Bundes Deutscher Frauenvereine (BDF). Als der Erste Weltkrieg begann, gehörte Gertrud Bäumer zu den Befürworterinnen des Krieges. Unter ihrer Leitung wurde gleich nach der Mobilmachung 1914 der Nationale Frauendienst gegründet. „Er soll die soziale Arbeit im Innern des Reiches koordinieren, die Folgen der Mobilmachung auffangen und die Umstellung auf die Kriegswirtschaft mit organisieren. Den internationalen Frauenfriedenskongress, der 1915 im Haag stattfindet, lehnt Bäumer wie viele ihrer Vorstandskolleginnen ab und ist maßgeblich an dem Beschluss beteiligt, den Funktionsträgerinnen des Bundes die Teilnahme zu untersagen.“ [1]
In (Hamburg)-Altona baute Bäumer 1916 das „Frauenreferat des Kriegsamtes“ auf, das 1916 wie in allen Städten des Deutschen Reichs gegründet worden war, um Frauen für die Industrie und die Übernahme von fürsorgerischen Maßnahmen zu rekrutieren. „Unter ihrer Führung fordert der BDF 1917 auf seiner Kriegskonferenz das Stimmrecht [Wahlrecht für Frauen] mit dem Hinweis auf die Leistungen, die die Frauen an der ‚Heimatfront‘ erbrächten“. [1] Selbst noch im Jahre 1918 verfasste Gertrud Bäumer Durchhalteparolen für die Frauenorganisationen.
Als im Kriegsjahr 1917 in Hamburg die Doppelinstitution Soziale Frauenschule und Sozialpädagogisches Institut gegründet wurde, wurde Gertrud Bäumer als Leiterin eingesetzt. Die Frauenschule bot eine zweijährige allgemeine soziale Ausbildung, das Institut eine fachliche Ausbildung für Sozialarbeiterinnen. Neben Gertrud Bäumer unterrichtete am Sozialpädagogischen Institut auch ihre Freundin Helene Lange.
1918 gründete Gertrud Bäumer mit Friedrich Naumann die Deutsche Demokratische Partei (DDP). Zwei Jahre später wurde sie als erste Frau in Deutschland zu einer Ministerialrätin ernannt und betreute im Reichsinnenministerium das Schulreferat. Gleichzeitig fungierte sie zwischen 1919 und 1933 als Abgeordnete (DDP) des deutschen Reichstages.
Zur Novemberrevolution 1918/19 äußerte sie in einem Brief vom 11. April 1919 an die Frauenrechtlerin und Rechtshistorikerin Marianne Weber, die am 15. Januar 1919 vor der badischen verfassungsgebenden Nationalversammlung in Karlsruhe als erste Frau eine Rede im demokratisch neu gewählten Parlament gehalten hatte: „Wenn wir zu einer anständigen Revolution jetzt imstande wären, hätte ich nichts dagegen, aber dieses mörderische Bündnis mit dem Marodeurtum eines aufgelösten Heeres und die Hypertophie der gemeinsten Raubgelüste! Hier in Hamburg haben wir ein winziges Feuerchen wirklichen Kommunismus, aber Brände von einfachem St. Pauli-Mobismus.“ 2a)
Gertrud Bäumer zog in dieser Zeit wieder nach Berlin und wohnte dort mit Helene Lange zusammen. „Als Lange, mit der sie zuletzt zusammengelebt hat, 1930 stirbt, zieht Bäumer mit ihrer Freundin Gertrud Hamer, geb. von Sanden, die sie seit 1922 kennt, in eine gemeinsame Wohnung in Berlin.“1)
Aus einem Brief vom 14. September 1931 an Irmgard Rathgen, Nationalökonomin, die zwischen 1917 und 1920 bei Gertrud Bäumer am Sozialpädagogischen Institut in Hamburg eine Ausbildung zur Wohlfahrtspflegerin absolviert hatte, später dann im Fach Nationalökonomie studierte und promovierte und in der Zeit, als Gertrud Bäumer ihr diesen Brief schrieb, Leiterin der Familienfürsorge der Stadt Hannover war, wird deutlich, wie scharf Gertrud Bäumer das bürgerliche Eheleben beobachten und interpretieren konnte. Sie schrieb aus Bad Gastein, wo sie Urlaub machte: „Hier ist es wunderschön, trotz der vielen Regentage, mit Schnee bis tief herunter. Das Publikum illustriert die andere Seite des Lebens (im Vergleich zu Ihrem Milieu). Studieren kann man die Ödigkeit der bürgerlichen Ehe. Es gibt kaum ein Ehepaar, das bei Tisch noch ein Wort miteinander redet. Stumm und gelangweilt essen sie ihr Menü. Mir kommt vor, daß es dann noch beinahe besser ist, sie prügeln sich einmal gelegentlich, als dies Abgestorbensein füreinander. Ein Engländer würde seine Frau aus Höflichkeit unterhalten, wenn er mit ihr in einem Speisesaal sitzt. Aber dazu sind die unsrigen zu bequem und zu schlecht erzogen heutzutage.“ 2b)
„Am 14. März 1933, kurz nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten, wird sie [Gertrud Bäumer] beurlaubt und am 21. April 1933 wegen ‚politischer Unzuverlässigkeit‘ aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums mit verkürztem Ruhegeld aus dem Staatsdienst entlassen.“1) Über diese ihre Situation schrieb Gertrud Bäumer am 13. April 1933 an die Hamburger Frauenrechtlerin und Lehrerin Emmy Beckmann, mit der sie eine Freundschaft verband und der sie 1923 das „Du“ angeboten hatte. Ebenso formulierte sie in diesem Brief eine beängstigend naive Sicht auf den Nationalsozialismus und seine Gefahr für Leib und Leben Andersdenkender und dem Regime nicht gemäßen Menschen: „Liebste Emmy, ja, das war wohl vorauszusehen, aber es ist dann doch ein peinliches Gefühl, wenn man den Brief in der Hand hat. Mir hat auch das Amt als Amt, die Dauer und Sachlichkeit der Arbeit, Freude gemacht. Es gibt schon ein gewisses, anderswo nicht so leicht zu gewinnendes Rückgrat für das Leben und vermittelt am stärksten das gute Gefühl, in einem staatlichen Zusammenhang zu stehen. Ich weiß, daß ich mich auch wieder in die andere Lebensform des ‚freien‘ Schriftstellers hineinleben werde, obgleich die ‚Freiheit‘ heute eine sehr zweifelhafte Sache ist. Vielleicht haben wir, die wir alle ersten Versuche auf einmal machen mußten, darüber das Persönliche ein bißchen zu sehr versäumt. Jetzt kommt eine Zeit, in der man ganz einfach seelsorgerisch aus persönlicher Verbundenheit arbeiten muß, das Äußere wird unwichtiger, weil man da nicht viel wird machen können. Die alte Form der Verbundenheit in der Frauenbewegung, gesinnungsmäßig, wird auch das Vereinsleben wieder bestimmen. Das kann eigentlich ganz lebendig und reich sein. Wir sollten in unseren Angelegenheiten ruhig einmal in die Tiefe arbeiten, um so mehr, als ja nun die Tausende von ‚aufgelockerten‘ Frauen zu erziehen sind. Ich glaube, daß ich Dich, wenn erst einmal die gewisse Distanz zu den ‚verworfenen‘ Menschen des ‚alten Systems’ überwunden ist, ein dankbares Arbeitsfeld entsteht. Denn Du bist doch in ganz besonderem Maße Mittelpunkt von Liebe, Vertrauen und Verehrung, und das wird sich auch wieder durch alle politischen Wälle und Angsthemmungen hindurchfressen, dessen bin ich sicher. Du wirst es gewiß auch schon zu Deinem Geburtstag zu spüren bekommen haben. (…) Daß sich die ganzen Entlassungen in unserer Reihe der höheren Beamtinnen gegen die Frauen als solche richten, ist mir gestern bei uns im Ministerium noch einmal bestätigt worden, Frick hat gegenüber den Ambitionen anderer Frauen in bezug auf meinen Posten mit schöner Offenheit gesagt: ‘Was haben die Damen in den Ministerien verloren?‘ Dabei müssen sie zu meiner Genugtuung für meine Arbeit zwei Männer einberufen, einmal, weil keiner alle die Gebiete beherrscht, und dann, weil sie auch keiner arbeitsmäßig bewältigt.
Über den ADLV Allgemeiner Deutscher Lehrerinnen Verband] denke ich sehr viel nach. Ich glaube doch, daß es das Richtigste ist, wir treten ruhig einmal in die Front zurück und nehmen die Arbeit unter anderer Führung von daher wieder auf. Die nationalsozialistischen Frauen werden, wenn sie wirklich Frauenbewegung sind, und das werden die Lehrerinnen beinahe notgedrungen sein, selbst genug zu kämpfen bekommen. Ich zweifle keinen Augenblick daran, daß sie den Kampf aufnehmen müssen. Es kommt eine neue, seelisch anders gefärbte Phase der Frauenbewegung, und ich persönlich habe Lust, sie mitzumachen, so weit man es generationsmäßig kann. Ich glaube nicht, daß der ADLV als ‚Wesen‘ begraben wird, und komme mehr und mehr zu der Überzeugung, daß man ihn geschlossen auf den neuen Boden stellen soll, mit bestimmten Bedingungen. Geschieht das, so müßte es doch mit dem Teufel zugehen, wenn sein Geist nicht dies Unkrautfeld zu beackern imstande wäre. Der Beweis muß eben erbracht werden. Laß uns die Aufgabe so sehen!
Gestern war Dr. Blochmann bei mir, der die Entlassung ohne jede Pension bevorsteht, weil ihre Mutter Jüdin ist – sie ist erst seit drei Jahren im öffentlichen Dienst, hat also keinen Anspruch. Bei einem solchen Fall wird einem die Ungeheuerlichkeit der Bestimmungen ja deutlich. (…).“ 2c)
Wenige Monate später, so schrieb Gertrud Bäumer in einem Brief vom 30. Juni 1933 aus Kampen auf Sylt an Emmy Beckmann, musste sie erfahren, dass „das Auswärtige Amt (…) geantwortet hat], wir könnten bei der Umorganisation der Frauenverbände niemanden vorschlagen. Von meinem Ministerium bekam ich die Nachricht über die Pensionshöhe. Sie haben es so knapp wie möglich gemacht, frühere Lehrtätigkeit im öffentlichen Schuldienst nicht gerechnet. Man ist also im wesentlichen wieder ‚freier Schriftsteller‘. Na, das wird auch gehen und ist nicht das Schlimmste.“ 2d)
Aber immer noch träumte Gertrud Bäumer von einer Zusammenarbeit mit den NS-Frauen. So schrieb sie sieben Tage später von Kampen aus an Emmy Beckmann: „Könnten wir nicht in Hamburg die in Berlin eingegangene Akademie für sozialpädagogische Frauenarbeit wieder aufmachen? Ich glaube, bei den NS-Frauen wird sich sehr rasch ein Bedürfnis nach so etwas entwickeln, und mein 1920 abgebrochener Plan des Instituts fände eine nachträgliche Realisation.“ 2e) Im selben Brief machte Gertrud Bäumer Emmy Beckmann auf eine nationalsozialistische Schrift aufmerksam, die Emmy Beckmann doch lesen sollte: „Bitte verschaff Dir doch die Schrift von Dr. phil. Getrud Baumgart, Wintersche Universitätsbuchhandlung Heidelberg, ‚Frauenbewegung gestern und heute‘. Ist eine Apologie der Frauenbewegung vom nationalsozialistischen Standpunkt aus und heftige Propaganda für ‚Die Frau‘. [Herausgegeben u. a. von Gertrud Bäumer, Zeitschrift der bürgerlichen Frauenbewegung] Mit Hakenkreuz ausgestattet. Erstaunlich. Die Verfasserin hat es mir vorgestern geschickt.“ 2f) – und trotz alledem sah Gertrud Bäumer weiterhin eine Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten.
Gertrud Bäumer, die 1934 nach Gießmannsdorf bei Bunzlau in Niederschlesien gezogen war und dort mit Frau von Sanden und deren Tochter und Enkeln in einem kleinen Schloss lebte, widmete sich während der NS-Zeit der Schriftstellerei. „(…) Bis 1944, als Papiermangel eintritt, kann sie ihre Zeitschrift ‚Die Frau‘ mit Genehmigung der Nationalsozialisten weiterführen. Darin kommen nicht nur Frauen aus der alten Frauenbewegung zu Wort, sondern auch aktive Nationalsozialistinnen, häufig ehemalige Schülerinnen, die unter dem neuen Regime Karriere gemacht haben. (…).“ 1)
Trotz dieser Zugeständnisse an das NS-Regime entwickelte Gertrud Bäumer dann doch noch Vorbehalte gegen das NS-Regime, ohne allerdings – wie so viele - scharfsichtig die wirkliche Gefahr zu sehen, denen Menschen jüdischer Herkunft ausgesetzt waren. So schrieb sie 1934 aus Berlin an Helene König: „Liebe Frau König, herzlichen Dank für ihre interessanten Mitteilungen. Es ist Tatsache, daß die erste Frauengründung bei der NSDAP der Orden vom roten Hakenkreuz war, zu genau dem Zweck der Ambulanz bei Schlägereien oder Schießereien. Man kann das doch nicht anders nennen, als Bürgerkrieg. Es ist übrigens erstaunlich, wie empfindsam diese Frauen gegenüber solchen Feststellungen über sich sind, während sie selbst einfach hemmungslos die übelsten Verleumdungen ausgestreut haben und weiter ausstreuen. Wir hätten mittun sollen in dieser Bewegung? Vielleicht mitschreien: Juda verrecke! Und in den Frauenangelegenheiten unsere eigenen Totengräber sein? Es zeigt eben doch Weltfremdheit von Dr. Baumgart, so anständig sie persönlich ist, wenn sie wirklich meint, daß mein Dabeisein (ganz abgesehen von allem anderen!) die Haltung zu den Frauen verändert hätte. Das Unglück ist, daß ein richtiger Kern – das Nationalsoziale – sich mit unmöglichen Unanständigkeit der Menschenbehandlung verbunden hat, die gerade wir nicht mitverantworten konnten. Dr. Baumgart selbst hat in einem Aufsatz für ‚die Frau‘ den – von mir natürlich gestrichenen – Satz geschrieben, man dürfe bei Paulus – ‚das Weib schweige in der Gemeinde‘ – nicht vergessen, daß diese Mahnung an ‚die geschwätzigen Jüdinnen‘ gerichtet sei! Ich habe sie darauf aufmerksam gemacht, daß der betreffende Brief an eine heidenchristliche Gemeinde geschrieben sei und daß bestimmt jede Griechin geschwätziger gewesen wäre als die orientalischen Frauen in der strengen Zurückhaltung ihrer Sitte.
Die ‚notwendige Antwort‘ ist sehr beachtet und sogar in der gleichgeschalteten preußischen Lehrerzeitung vom 1. März ohne Bemerkung abgedruckt worden, derselben Zeitung, die am 30. Januar einen Aufsatz des Inhalts brachte, daß man froh sein könne, die Parteibuchbeamten und Staatsfeinde los zu sein. Die Zivilcourage der Männer kann einem ja überhaupt imponieren! Jetzt schreiben sie einem: es mußte natürlich erst wieder eine Frau kommen, um ein Manneswort zu reden – bewundernd, aber im Grunde erleichtert, daß sie es nicht zu tun brauchen.
Von dem Geld ihres Vereins habe ich eben Frau Else Ulich-Beil geholfen, ihr Mann ist in Amerika, und plötzlich wurde sein Konto gesperrt; er bezahlt aber alles für die Jungen, denn ihre Pension ist nur 180 Mark. (…) Das Schwierige ist bei diesen Fällen, daß man sie vertraulich behandeln muß, im strengstens Sinne. Weil ja den Betroffenen selbst verboten ist, über solche Geschehnisse zu reden.“ 2g.)
Der Brief, den Gertrud Bäumer im April desselben Jahres 1934 an Emmy Beckmann schrieb, macht zwar die Vorbehalte gegen das NS-Regime deutlich, aber ebenso auch die weitere Naivität, dem Gertrud Bäumer diesem Regime entgegenbrachte, im Gegensatz zu diversen Frauen der radikalen bürgerlichen Frauenbewegung und natürlich ganz im Gegensatz zu denjenigen Frauen, die sich bereits 1934 in den Widerstand begeben hatten. Gertrud Bäumer schreibt an Emmy Beckmann: „Ich bin immer ganz unsicher, ob man einander wirklich ‚baldige Wiedereinschaltung‘ wünschen soll – ob nicht die Krisis sich erst noch tiefer durchwühlen muß, um eine echtere – nicht nur kompromißliche Rehabilitation zu ermöglichen, und ob es sich nicht darum handelt, diese Zeit, für sich selbst und für andere fruchtbar zu machen. Ich persönlich empfinde es immer als sehr heilsam, wirklich für eine grundsätzlichere Besinnung über alle entscheidenden Dinge Spielraum zu haben, ehe man wieder an praktische Gestaltung geht. Man kann sich eben nur wünschen, daß man einen Weg findet, um in dieser Zeit aus dem innersten Kern zu leben.“ 2h)
Mit Ausbruch des zweiten Weltkriegs 1939 spürte Gertrud Bäumer die Schrecken des Kriegs in ihrer Seele. Aber nun stand der Krieg als das schlimme Verbrechen im Vordergrund, nicht aber wurde der Zusammenhang zwischen nationalsozialistischer Ideologie und Politik und Krieg gesehen. So schrieb sie am 1. Advent 1939 an Emmy Beckmann: „Ich war in vielen Städten, zuletzt noch in Dresden – dort war Veranstalter eine Buchhandlung, und es verlief ähnlich wie in Hamburg in der Patriotischen Gesellschaft – aber sonst immer evangelische Vereine, und man sah einmal in den Strom dieser Frauengefühle in der ungelösten Spannung zwischen Mitgehen (die Mütter von Söhnen!) und innerer Verlassenheit und Ratlosigkeit. Wenn ich jetzt an diese Versammlungen denke und an die vielen Gespräche in der Zwischenzeit, so bleibt der Gesamteindruck einer Aufwühlung der letzten Sinnfragen des Lebens und des schmerzvollen Hingeführtwerdens zu der Einsicht, die eine Schülerin von mir so aussprach: ‚Die Welt ist ein Ort zwischen Himmel und Hölle, aber keine Heimat.‘ Doch ich bin dabei sicher, daß in dieser Aufgeschlossenheit etwas sehr Großes wachsen kann – wenn die Relativität alles Hiesigen einmal bis ins Letzte, so daß nichts mehr bleibt, durchlebt werden muß. Und auch dies spürt man: der Kontakt unter den Frauen ist dringender als je.“ 2i)
1940 starb Gertrud Bäumers Freundin Gertrud von Sanden, mit der sie in Grießmannsdorf zusammenwohnte und sie betreute fortan den Enkel der an Krebs Verstorbenen. Wie Gertrud Bäumer auf die verschärfende politische Haltung der Nationalsozialisten gegenüber Nicht-Nationalsozialisten reagierte, wenn es sie selbst betrifft, beschreibt sie in einem Brief an Emmy Beckmann vom 5. September 1941: „Liebe Emmy, ich wollte Dir nur sagen, daß ich es nun doch endgültig für richtiger halte, mich in Hamburg auf das Reden im privaten Kreis zu beschränken. Die grundsätzliche Entscheidung, die über meine Vortragstätigkeit an der obersten Stelle, das heißt, bei dem Nachfolger von Heß getroffen werden soll, steht noch aus. Ich bin ziemlich sicher, daß man die Sache in der Schwebe lassen wird, wenn die Entscheidung nicht negativ ausfällt. Man wird sich aber die Möglichkeit wahren wollen, in jedem Fall zuzugreifen. Es kommt hinzu – doch wohl als Symptom -, daß Bruckmann bei einer zweiten Revision der schon erteilten Papierbewilligungen die für mein Dante-Buch nicht bekommen hat. Ich weiß noch nichts Näheres über seine Verhandlung und will deshalb in der nächsten Woche nach München fahren. Es trifft sich merkwürdig, daß die Mitteilung die letzte war, die ich von dem eigentlichen Chef der Firma bekommen habe. Heute steht sein Tod in der Zeitung. Das wird aber an sich für das Buch keine Veränderung ausmachen. Es ist bis auf ein Achtel etwa schon gesetzt (…). Irgendwann einmal wird es also erscheinen. Aber natürlich ist die Auswahl, die bei den Bewilligungen getroffen wird, ausgesprochen politisch, und diese Entscheidung ist sicher ein Symptom des neuerlichen energischen Vorgehens gegen alles, was christlich ist. Ich bin im Augenblick so erleichtert, daß ich für den Schluß noch etwas Zeit zur Arbeit habe, daß mich der Aufschub des Erscheinens nicht sehr bekümmert.“ 2j)
Nach dem großen Bombenangriff auf Hamburg im Juli 1943, wobei besonders der Stadtteil Rothenburgsort sehr stark getroffen wurde und insgesamt über 30.000 Menschen – in der Hauptsache Frauen und Kinder - in Hamburg starben, besuchte Gertrud Bäumer im Oktober desselben Jahres Emmy Beckmann und ihre Zwillingschwester Hanna. Wieder zurück auf Schloss Obergießmanndorf schrieb sie an Emmy Beckmann am 2. Oktober 1943: „Es war schön, einmal wieder bei Euch zu sein. Die Gemütlichkeit hat wirklich nicht gelitten – nur die Frage, wie Ihr auf den Sofas geschlafen habt, die eigentlich nicht als Schlafgelegenheit gedacht sind, hat mich etwas bedrückt.
Bei der Rückfahrt hatte ich noch den Eindruck von Rotenburgsort. Wie im Nebel diese himmelhohen Wände aufstiegen, die mit den leeren Fensterausschnitten ganz frei, nur eine Mauer, dastehen und nicht einstürzen, das war phantastisch zu sehen. Man müßte viele Aufnahmen machen wegen des seltsam stimmungsvollen Ausdrucks dieser Gebilde. Ein Gericht über alles, was man Kultur genannt hat. Und dann denkt man wieder an den Kreis in dem Gemeindesaal. Es ist doch eigentlich merkwürdig, daß die Mächte der Innenwelt so wenig bedeuten für die Gestaltung des Lebens!“ 2k)
Dann kam das Kriegsende. Getrud Bäumer floh mit dem Enkel ihrer verstorbenen Freundin „vor den Russen“ in den Westen und wurde von einer Bekannten in Bamberg aufgenommen.
Bereits schon wenige Monate nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wollte Gertrud Bäumer an die alte Frauenbewegung vor 1933 anknüpfen – ohne eine Reflektion des politischen Geschehens in der Zeit des Nationalsozialismus. So schrieb sie Emmy Beckmann am 18. Dezember 1945: „Nach dem ADLV haben mich unterwegs schon viele gefragt, aber ich habe mir selbst auch gedacht, daß eine gemeinsame Organisation geschaffen werden wird, und halte das für richtig. Es muß doch möglich sein, daß die Frauen als solche irgendeine Form des Zusammenschlusses bzw. der Vertretung finden – die, nach den Eindrücken, die ich habe, doch wohl notwendig ist. Denn es wird hie und da sehr brutal zugehen. (…)
Das Wiedererscheinen der ‚Frau‘ ist beantragt. Scheint Schwierigkeiten zu machen (vertraulich!), Die Zeitschrift sei zu ‚politisch‘ gewesen (was von dieser Seite aus eigentlich ein überraschender Einwand ist). Ich habe nun eine Darstellung unserer Einstellung – ganz sachlich und kühl – gegeben und warte ab.
Wie stehst Du eigentlich zu der ‚Christlich-Sozialen Union‘ – bzw. Christlich-Demokratischen Partei? Hier ist sie unter dem ersten Namen sehr gut aufgezogen, von einem jungen Kreis von Katholiken, die nicht Zentrum und nicht Bayerische Volkspartei wollen, auch nicht die Bekenntnisschule. Sie haben zunächst – in der Überzeugung, daß es für das ‚Politische‘ im engeren Sinne zu früh ist und das Volk sich erst einmal auf sich selbst besinnen und einen geistigen Grund unter die Füße bekommen soll, ehe es zu Wahlen kommt – eine Volkshochschule begründet, die von einem ‚christlichen Kulturbund‘ getragen wird. Dort arbeite ich mit. (…).“ 2l)
Gertrud Bäumer: „führt ihre schriftstellerische Tätigkeit weiter und reist (…) mit Vorträgen durch Deutschland, die vor allem die christlich-soziale Erneuerung im Nachkriegsdeutschland und die umstrittene Verteidigung der Frauenbewegung zum Inhalt haben (…).“ 1)
1946 setzte sich Gertrud Bäumer für eine Frau ein, die in der NS-Zeit Leiterin der Reichsschule des weiblichen Arbeitsdienstes gewesen war und die nun in Haft saß. Dazu schrieb Gertrud Bäumer am 1. Mai 1946 an Emmy Beckmann: „Liebe Emmy, ich schreibe Dir heute in einer besonderen Angelegenheit. Ich erfahre, daß Gertrud Bode, (…) schon seit längerer Zeit verhaftet ist. (…) Sie war bis vor kurzem in einem Lager in der Nähe von Hamburg und ist jetzt in Staumühlen bei Paderborn. Ich bin ja einmal einige Tage in der Reichsschule gewesen und habe mich mit Gertrud Bode viele Stunden lang unterhalten. Die Arbeit der Reichsschule ist in einem Sinne geführt worden, der in keiner Weise zu solchen Maßnahmen Veranlassung gibt. Der Arbeitsdienst, auf den die Partei-Instanzen bei der vollen Selbständigkeit von Hierl überhaupt keinen Einfluß hatten, ist in seinem eigenen Geiste durchgeführt worden. Die Idee stammt ja schon aus der Zeit vor dem Nationalsozialismus. Diese Selbständigkeit bestand vielleicht für den weiblichen Arbeitsdienst in noch höherem Maße als für den männlichen, bei dem ja dann militärische Interessen eine Rolle spielten. Da es sich um eine Hamburgerin handelt: siehst Du irgendwelche Möglichkeiten, ihr wieder zur Freiheit zu verhelfen? Es müßte doch wohl Beziehungen von Hamburg aus zu den Instanzen geben, von denen sie verhaftet worden ist.
Ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du das einmal versuchen könntest. Sowohl ihre Persönlichkeit wie ihre Arbeit und der Geist der Reichsschule haben mir damals einen guten Eindruck gemacht. Sie hat ja auch in der ‚Frau‘ einmal über ihre Arbeit geschrieben. (…) Sie schrieb mir damals, daß die Zensur, durch die ihr Aufsatz hindurchgehen mußte, manches daran noch gestrichen hätte. Sie hat ihn zweimal zurückbekommen. Man müßte versuchen, ihr zu helfen.“ 2m)
Ein Jahr später, 1947, äußerte sich die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) sehr kritisch zu Gertrud Bäumers Haltung in der Zeit des Nationalsozialismus. Die IFFF, die sich 1919 gegründet hatte, und der Frauen wie Lida Gustava Heymann angehörten, hatten sich offiziell an die amerikanischen Besatzungsbehörden gewandt und sich gegen eine „erneute, organisatorische, publizistische Betätigung“ von Gertrud Bäumer ausgesprochen. Dazu verfasste Gertrud Bäumer eine Rechtfertigung „in eigener Sache“. Hier ein Auszug daraus: „In einige in Berlin erscheinenden Zeitungen ist in den letzten Monaten ein ‚Frontalangriff‘ gegen mich eröffnet worden – der, an meiner ‚politischen Haltung in den Jahren 1933-1945 gemessen‘, mich als ‚eine bedingungslose Vertreterin des Chauvinismus in seiner krassesten Form‘ darzustellen versucht und zu den ‚Gauklern und Gesinnungsakrobaten‘ rechnet, den ‚Mollusken in Menschengestalt‘, den ‚Parasiten am deutschen Leben‘. ‚Eine nationale Gefahr – eine Lebensgefahr für Deutschland‘. Es wird folgendermaßen argumentiert: ‚Frau Gertrud Bäumer! Unter Wilhelm II. christlich-konservativ, Frauenrechtlerin, kriegsbegeistert, einsatzfreudig, Nationaler Frauendienst.‘
Daß ich nicht konservativ war, sondern, als der Eintritt der Frauen in politische Parteien möglich wurde, der freisinnigen Vereinigung angehörte, einer der liberalen Gruppen, aus denen sich 1918 die demokratische Partei bildete, hätte man wissen müssen, ehe man sich überhaupt erlaubte, meine politische Haltung zu kennzeichnen. Die Berliner Frauen waren bei Ausbruch des Weltkrieges nicht ‚kriegsbegeistert‘, aber wir schufen den ‚Nationalen Frauendienst‘, das war der Name für die Berliner Organisation zur Betreuung der Kriegerfrauen, der alle Parteien, bis zum linken Flügel der Sozialdemokratie einschließlich, angehörten und innerhalb dessen sie alle, unter Leitung von Frau Levy-Rathenau und mir, bis zum Kriegsende einmütig ihre Aufgaben durchgeführt haben.
Meine Charakteristik wird dann über die Weimarer Republik bis zur Stufe des Nationalsozialismus weitergeführt – in einem Ton und mit Vokabeln, die einem den Entschluß zu einer Auseinandersetzung schwer machen. Aber ich will sie mir nicht nur von anderen abnehmen lassen.
‚Unter Hitler christlich – nationalsozialistisch – einsatzfreudig – kriegsbegeistert, rassisch-mystisch – gleichgeschaltet, Schülerin von Goebbels und Rosenberg.‘
Ich kann mich diesen und den folgenden Ausführungen gegenüber, die sich zu bloßen Beschimpfungen steigern, darauf beschränken, einige Tatsachen festzustellen.
1.) Ich bin als Mitglied und Abgeordnete der Demokratischen Partei nach der Machtergreifung mit der ersten Auslese der Beamten aus dem Dienst des Reichsinnenministeriums entlassen worden. Außer mir hat diese Entscheidung nur noch einen der Ministerialräte getroffen. Mich traf – berechtigterweise – das Los derjenigen, die, politisch am Gegenpol stehend, den Nationalsozialismus Hitlers von Anbeginn offen bekämpft hatten.
2.) Unter den Worten ‚rassisch-mystisch – gleichgeschaltet‘ kann ich mir nichts vorstellen. Ich muß aber aus einem der gegen mich gerichteten Angriffe entnehmen, daß ich als ‚rassisch-gleichgeschaltet‘ des Antisemitismus geziehen werden soll. Das ist grotesk. Ich bin vom Elternhaus, da mein Vater ein leidenschaftlicher Kämpfer gegen den Antisemitismus war, auf das nachdrücklichste in diesem Sinne erzogen und, solange ich denken kann, gegen jede Herabsetzung der Juden eingetreten. Ich habe, zuerst durch den Zufall der sich anbietenden Kräfte, dann zur Zeit des Nationalsozialismus prinzipiell, jüdische Sekretärinnen gehabt. Dabei war mir natürlich durchaus bewußt, daß ich damit meine Zeitschrift schwer gefährdete. Es gab außerdem Möglichkeiten genug, sei es finanziell zu helfen, sei es sonst Beistand zu leisten, also zum Beispiel Verfolgte zu retten – etwa eine junge Frau, die auf dem Lande Zuflucht bei mir suchte. Ich habe sie in meinem Wagen nachts aus der Gefahrenzone gebracht. Solche Dinge zu berichten wird einem schwer, aber ich kann diese, der Wahrheit ins Gesicht schlagenden Behauptungen nur durch Tatsachen widerlegen.
Und dazu komme ich auf die grundsätzliche Frage nach meiner Haltung während der nationalsozialistischen Herrschaft.
Es gab nach der Machtergreifung für die Gegner des Nationalsozialismus drei Möglichkeiten. Die eine war der offene Widerstand. Die andere, daß man sowohl sein ‚Für‘ wie sein ‚Wider‘ verschwieg. Die dritte: den in der deutschen Öffentlichkeit etwa noch vorhandenen Raum für die Vertretung abweichender Anschauungen auszunutzen. Der offene Widerstand hätte nach der Machtergreifung nur von kurzer Dauer sein können.
Die große Mehrzahl wählte die passive Haltung. Sie war die bequemste und gefahrloseste.
Und hier muß ich aussprechen, daß ich, trotz des indiskutablen Tons und der leichtfertigen Verdrehungen meiner Worte und Taten in diesen Angriffen, nicht bedauere, daß sie mir Gelegenheit geben, die Sache, um die es sich handelt, näher zu beleuchten. Denn sie betrifft noch weit wesentlichere Fragen als die mich selbst angehenden.
Die Tatsache, die mir in meiner Erwiderung die wesentlichste ist, betrifft die Stadien in der Entwicklung des Nationalsozialismus. Sie werden immer übersehen. Er scheint wie die Athene fix und fertig aus dem Haupt des Zeus entsprungen zu sein. Und die größten Irrtümer in der Beurteilung der Menschen, die von der Bewegung ergriffen waren, sind in dieser Verkennung der Stadien beschlossen.
Ich glaube an eine Möglichkeit, nicht von Hitler her, sondern von der demokratischen, national-sozialen Idee Friedrich Naumanns her, des späteren Führers der demokratischen Partei. Und eine solche ‚innere Möglichkeit‘ haben eben Tausende gefühlt. Sie hat die Jugend angezogen. Man soll sich einmal vergegenwärtigen, daß Sofie Scholl und ihr Kreis begeisterte BDM-Führerinnen gewesen sind, bis sie zu der bitteren Erkenntnis kamen.
Aus den Erwägungen, die um diese Tatsachen kreisen, habe ich nach der Machtergreifung ‚Die Frau‘ weitergeführt – im vollen Bewußtsein der äußeren Schwierigkeiten durch die Machthaber und der Möglichkeit der Mißdeutung durch die Leser. Daß in gewissen Grenzen auch eine Kritik möglich war, habe ich immerhin selbst erlebt. Das Wesentliche war mir, in der ‚Frau‘, anknüpfend an ihre Vergangenheit, gegen die nationalsozialistische Beeinflussung ein positives Gegengewicht zu erhalten: in der Herausstellung von Persönlichkeiten, Auffassungen, geistigen Gütern und Schöpfungen, die vom Nationalsozialismus unterdrückt, übergangen und bekämpft wurden. Man mag über Sinn und Möglichkeit eines solchen Versuches denken, wie man will. Daß ich dabei mehr gewagt und mich ganz anders exponiert habe, nicht nur als die Schweiger, sondern auch als die meisten andern ‚neutralen‘ Herausgeber von Zeitschriften, darf ich für mich in Anspruch nehmen.
Denn die Aufgabe, die Zeitschrift auf dem eingeschlagenen Wege durchzuhalten, war nicht einfach, und die Frage unseres Fortbestehens wurde kritisch, als ein allgemeiner, geheimer Erlaß anordnete, daß nunmehr alle Zeitschriften – wie man sich ausdrückte – ‚in die antijüdische Front einzusteigen hätten‘. Ich bin dieser Aufforderung nicht gefolgt und habe das in einer sehr dringlichen Unterredung im Propagandaministerium ein für allemal abgelehnt.
Zum Inhalt der ‚Frau‘ habe ich nur zu sagen: In der ‚Frau‘ steht nichts, was ich nicht vertrete. Die zahlreichen Auseinandersetzungen mit den Instanzen des Propagandaministeriums über ihren Inhalt haben mir immer wieder bewiesen, daß hier trotz aller Beschränkungen noch etwas zu verteidigen war, das dem Nationalsozialismus entgegenwirkte und seiner Führung im Wege stand. *Überdies war ja die ‚Frau‘ nur das eine Organ meines Kampfes; ein wirksameres und freieres war die Rede (vor der nicht öffentlichen Propaganda gegen den Nationalsozialismus ganz zu schweigen) und von nachdrücklicherer Wirkung das Buch. Ich habe wesentlich in Büchern ein Gegengewicht gegen die Geschichtsbetrachtung des Nationalsozialismus zu schaffen versucht. ‚Der ritterliche Mensch‘, ‚Die Frauengestalt der deutschen Frühe‘, ‚Adelheid‘, ‚Der Berg des Königs‘, ‚Dante‘. Alle sehr unbequem, weil sie das Christentum als entscheidende geistige Führungsmacht der deutschen Entwicklung zeigen und damit die Grundthese des nationalsozialistischen Dogmas von der Artfremdheit zwischen Christentum und Germanentum erschütterten, jene These, die den Nationalsozialisten von jeder religiösen Bindung freisprach und dadurch letztlich die Ruchlosigkeit der Konzentrationslager ermöglichte.
Auch das Interesse der nationalsozialistischen Behörden beschränkte sich nicht auf die Zeitschrift, sondern umfaßte das ganze öffentliche Auftreten. Ich bekam im Jahre 1939 ein Redeverbot. Ich habe deswegen Einspruch erhoben. Eine Antwort kam jedoch nicht. Ich habe indessen weiter Vorträge gehalten - in allen Teilen Deutschlands.
Die Gebundenheit des Inhalts der ‚Frau‘ durch die Zensur hat mich im übrigen in meiner Haltung auch da nicht bestimmt, wo diese Haltung mich unmittelbar gefährdete. Ich habe im November 1944 im Potsdamer Krematorium auf die Bitte der Kinder die Ansprache am Sarge meiner Schülerin Eva Maaß gehalten, die wenige Tage nach der Hinrichtung ihres Mannes Hermann Maaß starb, und habe selbstverständlich den Vater der Kinder in diese Feier einbezogen.
Die Angriffe der beteiligten Organe der Berliner Presse charakterisieren sich selbst als Dokumente einer Gegnerschaft, die sich insbesondere das weltanschauliche Gebiet zum Kampffeld ausgewählt hat. Es war in Deutschland bisher – auch bei starker politischer Gegensätzlichkeit – im politischen Kampf nicht üblich, in solchen Formen über Glaubens- und Überzeugungsfragen zu diskutieren. Dieser Kampf wurde unter dem Motto geführt: ‚Repräsentantinnen Deutschlands?‘ Und unter der Parole: ‚Für oder wider Gertrud Bäumer.‘ Nun, ich habe niemals den Anspruch erhoben, als ‚Repräsentantin‘ des ganzen Deutschlands angesehen zu werden, ebensowenig wie ich den Anspruch erhebe, daß alle deutschen Frauen für mich sind. So einfach ist unser deutscher Marsch durch die Geschichte nicht, daß wir ihn wie eine Herde zurücklegen könnten. Also meinetwegen ‚wider‘ – vorausgesetzt, daß es das Ergebnis der gleichen ehrlichen Auseinandersetzung ist, ohne die mir auch das ‚für‘ wertlos erschiene.“ 2n)
Gertrud Bäumer wurde rehabilitiert und erhielt von den Besatzungsbehörden die Freiheit zu publizieren und sich politisch zu betätigen.
„1947 erhält Bäumer (…) zusammen mit ihrer Schwester Else (…) eine gemeinsame Wohnung in Bonn/Bad-Godesberg.“ [1] 1949 wurde Bäumer Mitbegründerin der CSU.
Heutige Einschätzungen der Zeitschrift „Die Frau“ in der Zeit des Nationalsozialismus und Gertrud Bäumers Haltung lesen sich z. B. so: 1933 waren „alle kritischen Frauenorgane (..) verboten worden oder hatten ihr Erscheinen schon vorher eingestellt. Die konservativbürgerlichen, die weiter bestanden, hatten sich selbst gleichgeschaltet wie z. B. DIE FRAU unter Gertrud Bäumer oder FRAU UND GEGENWART, eine Mode- und Kulturzeitschrift.
Gleichgeschaltet hieß nicht, daß in Blättern wie der Frau ein abrupter Umschwung auf die NS-Linie passierte. Im Gegenteil: durch eine konservative Kritik an der jungen Republik und ein traditionelles Frauenbild war schon längst vor 1933 eine Art Geistesverwandtschaft entstanden.
Gertrud Bäumer, eine der führenden Vertreterinnen der bürgerlichen Frauenbewegung, kam in ihrer Schrift ‚Die Frau im deutschen Staat‘, die sie bereits 1932 verfaßte, zu folgendem Ergebnis: ‚Es handelt sich zunächst nicht um die Gleichberechtigung, das Frauenstimmrecht, das Parlament und alle äußeren Betätigungsfelder, die der Frau heute die Demokratie eröffnet . . . Das ist die letzte Frage - sie empfängt ihre Bedeutung aus der Beziehung zu jener primären Verantwortung, die hier als >existentielle< bezeichnet ist. Und diese beginnt bei Ordnung und Sinngebung von Ehe und Mutterschaft.‘ An anderer Stelle derselben Schrift kommt die Verfasserin, nach dem 2. Weltkrieg CSU-Mitglied, zu dem Schluß: ‚Es ist beinahe tragisch, daß . . . der Nationalsozialismus sich so einseitig unter reaktionär männlichem Vorzeichen entwickelt hat!‘
Gertrud Bäumer war — wie die Nationalsozialisten - überzeugt von der Rolle der Familie als Keimzelle des Staates, als entscheidender Faktor bei der Vermittlung kultureller Werte. Beide Strömungen beklagten den Verfall der Familie und sahen dessen Ursachen im ‚herrschenden Materialismus.‘ Dagegen betonten sie den sakralen Charakter der Mutterschaft und eine Verantwortlichkeit der Frau gegenüber dem ‚Volkstum‘.
DIE FRAU, konnte als einziges ideologisches Organ der bürgerlichen Frauenbewegung über die Weimarer Republik hinaus bestehen. Begründet von Helene Lange wird sie während der faschistischen Ära von Gertrud Bäumer und Frances Magnus- von Hansen in der Herbig Verlagsbuchhandlung Berlin herausgegeben. Sie erscheint als Vierteljahresschrift und kostet im Einzelheft zwei Reichsmark. Die Schriftleitung, wie es unter den Nazis hieß, hatte Gertrud Bäumer, ihre Stellvertreterin war Ilse Reicke, und man kann annehmen, daß ihr der Herr von Hansen als Kontrolle zur Seite gestellt war. Die Mitarbeiter waren hauptsächlich Frauen, so Gertrud Bode, Anna Bahr-Mildenburg, Annemarie Wald, und Emmy Beckmann.
In der Ausgabe vom Oktober-Dezember 1943, also mitten im Zweiten Weltkrieg wird im Leitartikel ‚Fünfzig Jahre Die Frau‘ von Gertrud Bäumer eine Kontinuität von einigen Gedanken Helen Langes zur neuen Frau beschworen. Dabei ist verbindendes Glied die ‚Mutterschaft‘ und der ‚tätige Dienst für's Vaterland‘, mit dem schon während des Ersten Weltkrieges die Frauenrechtlerinnen eine politische Berechtigung erworben hätten.
Die Weimarer Republik wird als nationales Unglück auch für die Frauenbewegung im Nachhinein gewertet, der Nationalsozialismus als ‚neue Zeit‘ für die Frauen: ‚Eine tragische Wendung der Geschichte hat den deutschen Frauen den in Jahrzehnten erstrebten weiten Raum für ihren Einsatz in einem äußerlich zusammengebrochenen Staat erschlossen. Die Entfaltung ihrer Kräfte überschatten die Erschütterungen der Nachkriegszeit, die auch die im Kriege verwirklichte Einheit der Frauen wieder zerriß. Während der Bund Deutscher Frauenvereine an zusammenfassender Kraft einbüßte, konnte die Zeitschrift ihren Leserkreis in diesen Jahren erweitern; ihr Charakter als Vereinsorgan hatte immer nicht soviel bedeutet wie das geistige Band, das die stärkste Persönlichkeit der deutschen Frauenbewegung um eine >Personalgemeinde< geschlungen hatte, die ihr Erbe nicht nur Gewährtes sondern in neuen Generationen unter neuen Formen auferstehen ließ.‘
Im Klartext heißt das: Der BDF war in der Weimarer Republik zur Bedeutungslosigkeit geschmolzen, ein kleiner Kreis aufrechter Konservativer bewahrte gegen die radikalbürgerlichen und sozialistisch-kommunistischen Frauengruppen seine Mutterschafts- und Weiblichkeitsideologie und konnte sie in den Frauenverbänden der Faschisten (‚in neuen Generationen unter neuen Formen‘) wiederbeleben!
Gleich anschließend an den Leitartikel über die Kontinuität Der FRAU finden wir dann auch einen sehr aufschlußreichen Beitrag von Gertrud Bode über ‚Die erzieherische Aufgabe des Reichsarbeitsdienstes der weiblichen Jugend‘.
War die bürgerliche Frauenbewegung und mit ihr Die Frau im Ersten Weltkrieg noch stolz, ihren Rotkreuz-Dienst geleistet zu haben, so gilt jetzt das ganze weibliche Hochgefühl der lebensvernichtenden Unmittelbarkeit eines Kriegsdienstes. Beschwor man in den zwanziger Jahren noch die weibliche, Leben spendende und schützende Kraft, so ist es jetzt höchstes Ziel, daß die Frau auch ihren Beitrag in der Kriegsmaschinerie leistet. (…)
Signifikant für die Anpassung an nationalsozialistische Alltagspolitik sind die Mitteilungen auf den letzten Seiten, unter der Rubrik ‚Frauenschaften und Frauenfragen‘: Hier werden weibliche Hochschullehrer im Kriegseinsatz, sozusagen als leuchtende Vorbilder der Emanzipation vorgestellt. Es ist wieder die typische in Teilen der bürgerlichen Frauenbewegung eingeübte Art, sich vor der Verunglimpfung als Doppelverdienerin und ‚Schmutzkonkurrentin‘, durch die ‚tätige Hilfe am Vaterland‘ quasi als Vorleistung zu schützen.
Die Mutterschaft stand allerdings auch im Krieg, der die Meldepflicht zum Arbeitseinsatz für fast alle Frauen mit sich brachte, an höchster Stelle. (…) Die Meldepflicht seit 1943 führte dazu, daß viele Frauen, die Kinder hatten, zumindest halbtags für Staat und deutsche Industrie arbeiteten. Dazu heißt es in der FRAU: ‚Die halbtätig eingesetzten Frauen arbeiten im allgemeinen gewissenhaft und erreichen gute Leistungen, da sie während der Kurzschicht nicht übermüdet werden. . . . Über die zweckmäßige Dauer der Arbeitszeit äußerte sich Oberdienstleiter Hupfauer von der Deutschen Arbeitsfront. Er stellte fest, daß ‚eine Verlängerung der Arbeitszeit für Frauen über die Normalzeit hinaus problematisch ist. Sie bedeutet zudem keineswegs immer eine Steigerung der Leistung. . . . betriebliche Versuche haben gezeigt, daß in einer verkürzten Arbeitszeit Frauen sehr viel intensiver arbeiten können.‘ Und darüber hinaus: ‚In einem sächsischen Betrieb sind 47 % aller Verbesserungsvorschläge für die technische Gestaltung der Arbeit von Frauen gemacht worden‘, wird stolz für die Kriegsarbeit betont.
Die Bücherschau der Zeitschrift stellt erstaunlich viele Werke weiblicher Verfasser vor, beschränkt sich jedoch auf historisch-heroische und ansonsten unpolitisch-‚überzeitliche‘ Literatur. Nationalsozialistische Kampfschriften und Ideologiebücher stehen sehr im Hintergrund.
Insgesamt jedoch hat dieses Journal den Faschismus und seine Frauenpolitik im Dienste des Staates nicht nur stillschweigend toleriert oder gar taktisch umgangen, Die Frau ist eine aktive ideologische Unterstützung in den Reihen der konservativen Bürgerinnen gewesen, die aus einem Standesdünkel heraus sich vielleicht nicht direkt in der Partei oder den NS-Organisationen einfanden, jedoch gegen die neue Frauenpolitik nichts einzuwenden hatten.“ 3)
Zusammengestellt von: Rita Bake
Quellen:
1 Margit Göttert: Macht und Eros. Frauenbeziehungen und weibliche Kultur um 1900 – ein neue Perspektive auf Helene Lange und Gertrud Bäumer. Königstein/Taunus 2000, S. 31-36.
2a) Gertrud Bäumer: des Lebens wie der Liebe Band. Briefe. Hrsg. Von Emmy Beckmann. Tübingen 1956, S. 31.
2b) Gertrud Bäumer, a. a. O., S, 44.
2c) Gertrud Bäumer, a. a. O., S. 49ff.
2d) Gertrud Bäumer, a. a. O., S. 53.
2e) Gertrud Bäumer, a. a. O., S. 54.
2f) ebenda.
2g) Gertrud Bäumer, a. a. O., S. 63f.
2h) Gertrud Bäumer, a. a. O., S. 67f.
2i) Gertrud Bäumer, a. a. O., S. 127.
2j) Gertrud Bäumer, a. a. O., S. 154f.
2k) Gertrud Bäumer, a. a. O., S. 204.
2l) Gertrud Bäumer, a. a. O., S. 308f.
2m) Gertrud Bäumer, a. a. O., S. 317.
2n) Gertrud Bäumer, a. a. O., S. 339ff.
3) "Stolz und freudig unter das Gesetz des Nationalsozialismus..." Frauenzeitschriften im Nationalsozialismus, in: ars feminia. Online Frauenbibliothek. Abrufbar unter: https://arsfemina.de/sind-das-noch-damen/stolz-und-freudig-unter-das-gesetz-des-nationalsozialismus
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Zuletzt eingetragene Namen

Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae

Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons

März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

Wie nutzen Sie die Datenbank?

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    Dann geben Sie den Namen ein. Sie finden: Wohn- bzw. Wirkungsstätte und mehr oder weniger ausführlich biografische Daten, ggf. mit Hinweisen auf weitere Veröffentlichungen, Webseiten.
  • Sie möchten wissen, wer in einer bestimmten Straße oder einem bestimmten Stadtteil/Bezirk gewohnt hat? Dann geben Sie den Straßennamen ein oder wählen einen Stadtteil oder Bezirk aus.
  • Sie interessieren sich für bestimmte Themen, Berufsgruppen, Orte/Gebäude, Vereine oder Institutionen, die im Zusammenhang mit Frauen eine Rolle spielen? Dann nutzen Sie das Schlagwortregister, die freie Suche oder das Namens-/Sachregister.

Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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