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Gertrud Pardo

( Gertrud Henriette Pardo )
(10.7.1883 Hamburg – am 25.10.1941 deportiert nach Lodz, am 3.6.1942 weiter deportiert)
Jüdisches Opfer des Nationalsozialismus. Gewerbeoberlehrerin
Rainweg 9 (Wohnadresse, Stolperstein)
Kellinghusenstraße 11, Schule (Wirkungsstätte, Stolperstein)
Heimhuderstraße 70, Haushaltungsschule (Wirkungsstätte)
Schrammsweg 34, Berufsschule (Wirkungsstätte)
Namensgeberin für: Gertrud-Pardo-Weg (seit 1985)
Im Jahre 2013 beschäftigten sich zwei Klassen (HH11/1 und HH11/2) der Höheren Handelsschule der Beruflichen Schule Eppendorf mit dem Schicksal der an der Gewerbeschule Eppendorf tätig gewesenen jüdischen Lehrerin Gertrud Pardo, die 1942 ins Vernichtungslager Chelmno deportiert wurde. Dieses Schulprojekt mündete in einer Ausstellung, die vom 27. Mai bis zum 7. Juni 2013 im Erdgeschoss der Beruflichen Schule Eppendorf gezeigt wurde, und in einem Begleitheft zur Ausstellung. [1]
Gertrud Pardo war das älteste Kind von fünf Kindern der Eheleute Isaac (1858–1938) und Sophie (1853–1931), geb. Fränckel. Isaac Pardo ernährte seine Familie durch seine Regen- und Sonnenschirmfabrik.
Gertrud Pardo besuchte die Höhere Mädchenschule, danach das Lehrerinnenseminar, welches sie 1903 mit dem Lehrerinnenexamen für höhere und mittlere Schulen abschloss. Anschließend unterrichtete sie zwei Jahre in einer Privatschule und ging dann für ein Jahr als Lehrerin in ein Internat nach Paris.
Zurück in Hamburg war sie von 1906 bis 1919 an einer Volksschule angestellt. Gleichzeitig absolvierte sie auf Veranlassung der Schulbehörde eine Ausbildung zur Gewerbelehrerin. Nach Abschluss dieser Ausbildung war sie dann dreizehn Jahre bis 1933 als Gewerbelehrerin an der Gewerbeschule Eppendorf am Schrammsweg 34 tätig.
Um die Interessen der Gewerbelehrerinnen zu vertreten, war Gertrud Pardo im Verein der Lehrerinnen an beruflichen Schulen in Hamburg aktiv tätig. So war sie z. B. eine Zeitlang auch dessen erste Vorsitzende.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde Gertrud Pardo im April 1933 aufgrund des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ als Jüdin aus dem Staatsdienst entlassen.
Nach der Entlassung richtete sie im Oktober 1933 „auf Veranlassung der Beratungsstelle für jüdische Wirtschaftslehre eine jüdische Haushaltsschule in Hamburg ein, die es sich zur Aufgabe setzte, jüdische Frauen und Mädchen für die Auswanderung vorzubereiten“. [2]
Bevor Gertrud Pardo die Leiterin der Haushaltungsschule in der Heimhuder Straße 70 wurde, hatte sie bereits den Haushaltungskursus der Beratungsstelle für jüdische Wirtschaftshilfe, ebenfalls in der Heimhuder Straße 70, geführt.
Das Ziel der jüdischen Wirtschaftshilfe war es, berufliches Wissen und Können zu vermitteln, damit sich die Auswanderungswilligen in den Kibuzim von Palästina oder in den Emigrationsländern eine neue Existenz aufbauen konnten.
Die Häuser Heimhuder Straße 70 und 68 hatte die Deutsch-Israelitische Gemeinde von Privatleuten zur Verfügung gestellt bekommen. In Nr. 70 richtete die Beratungsstelle für jüdische Wirtschaftshilfe zwei Ausbildungslehrgänge ein: im Keller einen hauswirtschaftlichen Kurs, und im zweiten Stock fanden Nähkurse statt.
Um 1937 wurden die beiden Ausbildungslehrgänge zu Schulen erweitert: in die jüdische Haushaltungsschule, Abt. B: Externat, und in die jüdische Fachschule für Schneiderinnen. Die Haushaltungsschule bot hauswirtschaftliche und hauswirtschaftlich-gewerbliche Jahreskurse an. Ausbildungsziele waren a) Grundlagenkenntnisse für soziale und pflegerische Berufe sowie für den Beruf der Hausgehilfin zu vermitteln und b) Frauen auf handwerkliche Berufe vorzubereiten (z. B. durch Zeichnen, Schneidern, Wäschenähen). Diese Ausbildung wurde als Hachscharah anerkannt, d. h. als Vorbereitung jüdischer Jugendlicher auf ein Leben in Palästina.
Gertrud Pardo, die während ihrer Tätigkeit als Gewerbelehrerin an der Beruflichen Schule Eppendorf in der Eppendorfer Landstraße 12 gewohnt hatte, zog 1937 in den Rainweg 9, dorthin, wo sie nach dem Tod der Mutter 1931 bereits mit ihrem Vater gelebt hatte. Zwei Jahre später zog auch ihre Schwester Angela Pardo, die bis dahin in Leipzig als Oberin in einem Krankenhaus gearbeitet hatte, zu ihr in den Rainweg.
Am 1. Juni 1941 wurde die Haushaltungsschule auf Anweisung der Gestapo geschlossen. Vier Monate später, am 25.10.1941, wurden die Schwestern Pardo ins Ghetto Lodz deportiert, wo sie mit elf weiteren Personen in einem Zimmer in der Rauchgasse 27 wohnen mussten. Acht Monate später wurden die Schwestern ins Vernichtungslager Chelmno deportiert.
Text: Rita Bake
Quellen:
1 Vgl.: Die Pardos. Vom osmanischen Reich über die neue Welt nach Hamburg. Begleitheft zur Ausstellung Spurensuche. Ein Stolperstein für Gertrud Pardo. Bearbeiter: Nicol Trepka, Maria Koser, Michael Halévy, Lutz Thalacker. Hamburg 2013.
2 Handschriftlicher Lebenslauf von Gertrud Pardo, erstellt am 30.12.1938; abgedruckt in: Die Pardos, a. a. O., S. 29.
 

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(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

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Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

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