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Frauenbios

Tatiana Ahlers-Hestermann

(28.3.1919 Hamburg - 30.1.2000 Hamburg)
Textil-, Mosaik- und Glaskünstlerin, Bildstickerin
Hochhausring 4a (Grindelhochhäuser, Wohnadresse mit ihrem Vater)
Fuhlsbüttler Straße 228 (ab 1955 eigene Atelierwohnung)
Werke zu sehen u. a.: Glasfenster in einer Jugendstilvilla Osterfeldstraße 70
Tapisserie: St. Elisabeth Kinderheim, Grasredder 13
Bestattet in Berlin
Tatiana Ahlers-Hestermann, Quelle: Symmar, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
„Tatiana Ahlers-Hestermann war die Tochter des deutsch-russischen Künstlerehepaares Alexandra Povòrina und Friedrich Ahlers-Hestermann. Ihr Bruder Andreas, der 1916 geboren wurde, lebte nur wenige Wochen. Beide Elternteile waren anerkannte Maler. Tatiana Ahlers-Hestermann entschied sich für eine eigene Ausdrucksform: Zunächst wählte sie die Textilkunst, später entwarf sie auch Mosaike und Glasfenster für Kirchen,“ so steht es in wikipedia über Tatiana Ahlers-Hestermann.
Und Karin von Behr schreibt in ihrem Portrait über die Künstlerin, die mit ihren Eltern 1928 nach Köln zog, wo der Vater eine Professur an den Kölner Werkschulen erhalten hatte: „Die starke Bindung zwischen Vater und Tochter blieb lebenslang bestehen.“ [1]
Margot Schmidt hingegen betont in ihrem Buch über Tatiana Ahlers-Hestermann auch die starke Bindung zu der Mutter, also zu beiden Elternteilen: „Tochter (…) und Eltern waren sich zu Lebzeiten und darüber hinaus geistig, seelisch innig verbunden. In ihrer Symbiose gaben sie sich gegenseitig Lebenskraft. (…) Nach dem Tod ihrer Eltern bleibt die geistig, seelische Verbindung, sie waren ständig gegenwärtig. Künstlerleben enden nie mit dem Tod, danach beginnt das zweite Leben, für welches die Nachkommen verantwortlich sind. Wie zu Lebzeiten der Eltern, in denen sie sich mit besonderer Liebe und Sorgfalt den beiden widmete, nimmt sie nun die Verantwortung für die Pflege der umfangreichen künstlerischen Nachlässe der Eltern auf sich. Bis zu ihrem Ableben im Jahr 2000, während der 37 und 27 Jahre nach dem Tod von Alexandra und Friedrich Ahlers-Hestermann widmet sich Tatiana der mühseligen Arbeit des ‚Marketings‘ der elterlichen Kunstwerke. Vereint sind Eltern und Tochter wieder im Senatsgrab der Stadt Berlin auf dem Dankes- und Nazareth-Friedhof in Berlin-Reinickendorf.“ [2]
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde Friedrich Ahlers-Hestermann aus dem Dienst entlassen, Tatiana durfte kein Abitur machen, weil sie nicht dem BDM beitrat. Sie trat in der Zeit des Nationalsozialismus in keine NS-Organisation ein. (Staatsarchiv Hamburg 221-11 F (P) 4933). Sie wurde nur Zwangsmitglied der Reichskulturkammer.
„Die künstlerische Arbeit der Eltern, deren geistige Haltung waren ausschlaggebend für Tatianas Berufsentscheidung und ihren Lebensweg. Es war ganz selbstverständlich, dass sie Künstlerin werden würde. Sie entschloss sich kompromisslos für Freiheit. Unterordnen, sich fügen in von Menschen gemachte, unsinnige Reglements war ihr zuwider.“ [3]
Zwischen 1936 und 1938 absolvierte Tatiana Ahlers-Hestermann in Köln eine Ausbildung zur Textilkünstlerin. Daran schloss sich ein Jahr textiles Arbeiten an der Hochschule für Angewandte Kunst in München an, wo sie Stickkunst studierte.
Ihre Eltern, die von den Nationalsozialisten beobachtet wurden, weil sie z. B. keine Hakenkreuzfahren aus ihren Fenstern hängten, waren 1939 nach Berlin gezogen, um in der Anonymität der Großstadt untertauchen zu können. Tatiana lebte in Berlin bei ihren Eltern, wo sie zwischen 1939 und 1942 Abendkurse in Malen und Zeichnen an der Reimann Schule besuchte.
Die Künstlerin beschäftigte sich intensiv mit kirchlichen Themen. „Angeregt durch die Beschäftigung des vaters mit Glaubensfragen suchte auch die junge Tatiana in einer Zeit, die alle bisherigen Werte negierte, unchristliche Maßstäbe aufzwang, einen Weg, einen Halt für sich zu finden. Während des Studiums wird sie sich häufig mit christlichen Themen beschäftigt haben, denn die textilkunst fand im hohen Maße Anwendung im kirchlichen Bereich.“ [4] 1944 konvertierte sie vom russisch-orthodoxen Glauben zum katholischen Glauben.
1945 floh sie mit ihrer Mutter vor den Bombenangriffen nach Worpswede/Fischerhude zu der Bildhauerin Clara Westhoff.
Als Friedrich Ahlers-Hestermann 1946 als Direktor an die Hamburger Landeskunstschule berufen wurde, zog Tatiana zu ihm und wohnte mit ihm im Schulgebäude am Lerchenfeld. Die Mutter hatte in Berlin eine Dozentur an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee erhalten.
Über die weiteren Aktivitäten von Tatiana Ahlers-Hestermann heißt es in wikipedia: „In Hamburg kümmerte sich Tatiana Ahlers-Hestermann zunächst um den Haushalt des Vaters, sie selbst bezeichnete sich als ‚Haustochter‘. Beruflich verlief die erste Zeit in Hamburg für sie sehr schwierig. Erst im Laufe der fünfziger Jahre mit dem Wiederaufbau von Wirtschaft und Kultur bekam sie lukrative Aufträge.“ Und Karin von Behr schreibt über das künstlerische Schaffen von Tatiana Ahlers-Hestermann, die Mitglied der GEDOK war und 1976 als einzige Frau berufenes Mitglied der Kunstkommission des Hamburger Kirchenverbandes wurde: „Neben Tapisserien, Messgewändern, Altar- und Kanzelantepedien, entwarf sie […] Glasfenster und Mosaiken, oft mit religiösen Bildinhalten, für Klöster und Kirchen beider Konfessionen.“ [1]
Viele ihrer Werke sind heute noch erhalten, so z. B. die Tapisserie im St. Elisabeth Kinderheim in Bergedorf, aus dem Jahre 1948 und Glasfenster in den Kirchen St. Franziskus (1979), St. Stephan (1980), St. Martin (1997).
Quellen:
de.wikipedia.org/wiki/Tatiana_Ahlers-Hestermann abgerufen 27.2.2018
1 Karin von Behr: Tatiana Ahlers-Hestermann, in: Hamburgische Biografie: Personenlexikon. Hrsg. von Franklin Kopitzsch und Dirk Brietzke. Bd. 2. Hamburg 2003, S. 24.
2 Margot Schmidt: Tatiana Ahlers-Hestermann. Künstlerin in Hamburg. Berlin 2003, S. 6.
3 Margot Schmidt, a. a. O., S. 13.
4 Margot Schmidt, a. a. O., S. 22.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Zuletzt eingetragene Namen

Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann
Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

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Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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