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Lise Lotte Möller

( Lise Lotte (Liselotte) Möller )
(18.11.1912 Friedrichskoog – 8.3.1996 Hamburg)
Kunsthistorikerin, erste Frau als Museumsdirektorin in Hamburg
Uhlenhorster Weg 2 (Wohnadresse)
Steintorplatz 1, Museum für Kunst und Gewerbe (Wirkungsstätte)
Als Schülerin und als Studentin der Philosophie und Kunstgeschichte in die Wirren der aufkommenden nationalsozialistischen Herrschaft, der Kriegs- und Nachkriegszeit gestellt, verfolgte Lise Lotte Möller geradlinig ihre akademische Laufbahn. Nach zwei Volontariaten und der Tätigkeit als Hauptkustodin am Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe wurde sie schließlich dessen Direktorin. Sie war damit die erste Frau, die in Hamburg als Direktorin eines großen renommierten Museums amtierte.
Zunächst in ihrem Geburtsort Friedrichskoog in Süderdithmarschen aufgewachsen, kam Lise Lotte Möller 1920 als Achtjährige nach Hamburg, wo sie 1931 am „Städtischen Oberlyceum Wandsbek“ ihr Abitur bestand. Am Anfang des Studiums begegnete sie 1932 ihrem prägenden Mentor, dem Kunsthistoriker Erwin Panofsky, der sie bereits in ihrem ersten Semester als Zuhörerin zu seinen Doktorandenübungen einlud.
In der NS-Zeit trat Lise Lotte Möller nicht der NSDAP bei. Während ihres Studiums gehörte sie von 1933 bis 1937 der Deutschen Studentenschaft an.(Staatsarchiv Hamburg 221-11 F (P) 382)
Zur Deutschen Studentenschaft, Auszug aus Wikipedia: „war von 1919 bis 1945 der Zusammenschluss der Allgemeinen Studentenausschüsse aller deutschen Hochschulen (…). Ursprünglich gegründet als demokratische Interessenvertretung, geriet die DSt bereits Anfang der 1920er Jahre in schwere innere Auseinandersetzungen zwischen republikanischer Minderheit und völkischem Mehrheitsflügel. Seit 1931 vom NS-Studentenbund beherrscht, wurde die DSt 1936 faktisch mit diesem zusammengelegt und schließlich 1945 als NS-Organisation verboten. (…)
Im Mai 1933 organisierte die Deutsche Studentenschaft die öffentliche Bücherverbrennung in Berlin und 21 weiteren Städten. (…)“ Im November „1934 (…übertrug Reichserziehungsminister Bernhard Rust dem NS-Studentenbund ‚die Führung und Richtunggebung der gesamten studentischen Erziehung‘. Damit war die politische Entmachtung der DSt vollzogen. In den folgenden Jahren spielte sie in der Studentenpolitik keine entscheidende Rolle mehr. Schließlich wurden 1936 die DSt und der NS-Studentenbund unter einer einheitlichen ‚Reichsstudentenführung‘ zusammengeführt. Danach bestand die DSt als eigenständige Körperschaft (der alle eingeschriebenen deutschen und ‚arischen‘ Studenten als Beitragszahler automatisch angehörten) zwar formal weiter; faktisch verlor sie jedoch jeglichen Gestaltungsspielraum an den NSDStB.“ (wikipedia, abgerufen am 26.2.2018)
1937 wurde die junge Wissenschaftlerin in Hamburg promoviert. 1938 veröffentlichte sie ihre Dissertation „Die Wandlungen des Kunstgedankens in der italienischen Kunsttheorie vom fünfzehnten bis zum Ende des sechzehnten Jahrhunderts“. Zugleich begann sie ihr erstes Volontariat im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. Von 1941 bis 1943 führte sie ein Stipendium ans Deutsche Kunsthistorische Institut in Florenz. 1945 wirkte sie noch in den kurfürstlichen Kellern des Berliner Schlosses an der Kunstdenkmäler-Ausgabe von Georg Dehio und Ernst Gall mit, bis die näher rückenden Kämpfe um Berlin sie zur Flucht in ihre Heimat nach Dithmarschen bewogen.
Nach Kriegsende trat Lise Lotte Möller 1945 ein zweites Volontariat im Museum für Kunst und Gewerbe an. Unter dem ersten Nachkriegsdirektor Erich Meyer wurde sie zum 1. August 1946 zur Leiterin der Europäischen Abteilung bestellt. Als seine rechte Hand stieg sie 1959 zur Hauptkustodin auf. Nach der Pensionierung Erich Meyers wurde sie auf seine Empfehlung 1962 Direktorin des Hauses und erhielt durch ihr Amt zugleich den Professorentitel verliehen.
Neben den Spezialgebieten Ikonologie und Möbelkunde setzte Lise Lotte Möller auf einen weiteren Schwerpunkt: die europäische Kleinplastik vom Mittelalter bis zum 18. Jahrhundert. Persönliche Vorlieben zielten auf Renaissance und Barock. Im Fokus der Sammlung standen zeitweise Jugendstil und japanische Grafik. Die erste Ausstellung im Sommer der Internationalen Gartenschau IGA 1963 versammelte »Die wilden Leute des Mittelalters« am Steintorplatz. Die »Zeit« resümierte begeistert: „Der schönste interessanteste künstlerische Beitrag zur IGA. Die wilden Männer und Frauen aus dem Wald als Kontrast zum gezähmten Garten“.
Nach der Rückeroberung einiger kriegsbedingt zweckentfremdeter Räume und Museumsetagen setzte ein neuer Ausstellungsboom ein. Zu den beachteten Präsentationen gehörten „Plakat- und Buchkunst um 1900“ (1963), „Ägyptische Kunst. Aus der Zeit des Königs Echnaton“ (1965), „König David und die Musik in der Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts mit den „Fächern für Alma Mahler“, den Radierungen zu „Penthesilea“ und dem „Zauberflöten“-Gobelin (1969). Neben der renommierten Jugendstilsammlung etablierte das Museum für Kunst und Gewerbe 1969 die neue Abteilung „Kunst des 20. Jahrhunderts“.
Zu fast allen Ausstellungen steuerte die Museumsdirektorin wissenschaftliche Aufsätze, Vorworte, Bearbeitungen oder Kommentare bei. Sie publizierte zahlreiche Texte, Aufsätze und Übersetzungen in Fachzeitschriften, Jahrbüchern und Festschriften.
Zum 31. März 1971 zog Lise Lotte Möller sich aus gesundheitlichen Gründen aus der Museumsleitung zurück. In den folgenden Jahren widmete sie sich dem Studium und der Übersetzung der Werke Erwin Panofskys, der von 1935 bis zu seinem Tod am „Institute for Advanced Study“ in Princeton/New Jersey geforscht und gelehrt hatte. Nachdem sie 1964 sein Alterswerk »Grabplastik« übersetzt hatte, entschloss sie sich im Alter von 65 Jahren, auch die einbändige Dürer-Monografie ins Deutsche zu übertragen. „Das Leben und die Kunst Albrecht Dürers“ erschien 1977, acht Jahre nach dem Tod des Autors Panofsky, und wurde ob der eloquenten und eigenständigen Leistung der Übersetzerin in Fachkreisen lobend aufgenommen.
Lise Lotte Möller, die als deutsche Statthalterin der ikonologischen Forschungsrichtung galt. Dieser Zweig der Kunstgeschichte beschäftigt sich mit dem Bildgegenstand und dem Bedeutungsgehalt von Kunstwerken. Ihre letzten zwanzig Lebensjahre verbrachte sie mit ihrer umfangreichen Privatbibliothek in Kellinghusen an der Stör. Lise Lotte Möller starb in Hamburg und wurde wunschgemäß in heimatlicher Erde, auf dem Friedhof Kronprinzenkoog in Dithmarschen, bestattet.

Publikationen von Lise Lotte Möller (Auswahl):
Der Wrangelschrank und die verwandten süddeutschen Intarsienmöbel des 16. Jahrhunderts, Berlin1956; Bestiarium. Tiere in der Kunst der letzten fünf Jahrtausende. Katalog zur Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, vom 1. Januar bis 26. August 1962, Hamburg 1962; Die wilden Leute des Mittelalters. Katalog zur Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, vom 6. September bis 30. Oktober 1963, Hamburg 1963; Die Campe'sche historische Kunststiftung. Erwerbungen seit 1945. Hamburger Kunsthalle - Museum für Kunst und Gewerbe, Juni bis August 1964, Hamburg 1964.
Text: Dr. Cornelia Göksu
Literatur:
Eberhard von Wiese, Schatzkammer am Steintorplatz, in: ders., Hamburg. Menschen - Schicksale, Frankfurt a.M./Berlin 1967, S.91-93
Wolfgang Eckhardt u. a. (Hg.), Ausgewählte Werke aus den Erwerbungen 1962-1971, Festgabe für Lise Lotte Möller zu ihrem 60. Geburtstag am 18. November 1972, Hamburg o.J.

Quelle für diesen Beitrag ist die leicht modifizierte Fassung von
Karin von Behr: Artikel: Möller, Lise Lotte, in: Hamburgische Biografie. Personenlexikon. Band 6. Hg. v. Franklin Kopitsch und Dirk Brietzke, Göttingen 2012, S. 218-219.
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Zuletzt eingetragene Namen

Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann
Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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