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Frauenbios

Eva Gaehtgens

( Eva Gaehtgens, verheiratete Bertels )
(4.11.1872 Stomersee, jetzt Stämeriena/ Republik Lettland, laut Friedhofsunterlagen soll der Geburtsort Riga/Lettland gewesen sein – 31.1.1951 Hamburg)
Schriftstellerin, Verfasserin sehr beliebter Kinderbücher
St. Anscharplatz 9 (Wohnung von Pastor Max Glaga)
Fuhlsbüttler Straße 40 Haus 1 (Wohnung der Witwe E. Bertels im Jahre 1924)
Fuhlsbüttler Straße 756, Garten der Frauen, Ohlsdorfer Friedhof (Grabstein)
Eva Gaehtgens war Tochter des Gutsbesitzers Johann Friedrich Gaehtgens. Zusammen mit ihren sieben Geschwistern [1] lebte sie in der Nähe des legendären Schlosses Stomersee im damaligen Livland bzw. Kurland. Eine andere Quelle versetzt ihre Kindheit auf die Güter Stomersee, Mahlenhof und Lubey (vgl. Anm. [2]. Ihr Vater war Gutsverwalter und Kreischef in Wenden, dem heutigen Cesis (ausgesprochen „Cest“) im Norden Lettlands. Ihre Mutter Caroline war eine geborene Schilling.
Zu Hamburg bestanden enge Verbindungen, so war Evas Vetter, Sohn des Bruders väterlicherseits, Carl Gustav Gaehtgens – der Dramatiker und Erzähler Hermann Gaehtgens, seit 1897 „Behördenangestellter in Hamburg“ sowie seit etwa 1909 „Oberlehrer der Realschule in Altona und Feuilletonredakteur des Altonaer Tageblatts“ [3].
Zwischen 1906 und 1914 lebte die Schriftstellerin demnach im deutschsprachigen Livland, das damals bis 1919 zu Südrussland gehörte [4]. Die romantische Seite ihrer Kindheit beschrieb die Schriftstellerin in ihren Büchern mit Erzählungen wie „Alt Livland. Heitere Bilder aus dem Baltikum“ oder den Bänden „Großmutters Landgut“ oder „Winterleben“. Diese Bücher wurden ab 1918 im Verlag der Agentur des Rauhen Hauses, Hamburg, verlegt. Es erschien also in der Reihe der Publikationen, die das Rauhe Haus zum Unterhalt der diakonischen Arbeit druckte und im Rahmen der „Inneren Mission“ als pädagogische Literatur vertrieb. In „Livland“ beschreibt Eva Gaehtgens ihre kindliche Umgebung: „Das Haus steht in der Ebene, in einer flachen, unschönen Gegend. Tageweite Forste, unerforscht, undurchdringlich, unzugängliche Sümpfe umgeben es. Ein Junggeselle, der ein leidenschaftlicher Jäger war, baute es. Er dachte es für seine Jagdgesellschaften, geräumig, großzügig. Der zweistöckige Bau ist Schweizerstil, unten graue Ziegeln, oben graues Holz mit weißem Schnitzwerk, weißen Balkonen. Das Dach ist schwarz geteert. Die Räume darin sind alles Säle. Breite Wendeltreppen führen in den Oberstock, die klingen, wenn man sie tritt. Oben ist es fast unheimlich. Lange, dämmernde Korridore, klirrende Glastüren, dunkle Ecken leiten zu den Zimmern, die regellos, fast überraschend aneinander gelegt sind. In den Giebeln sitzen zwei Böden, das Paradies der Kinder. Zu den Kellern steigt man schlüpfrige steinerne Stufen hinab. Ewige Finsternis herrscht unten. Es hallt, wenn man spricht“.
Filmartig anschaulich, auch idealisiert schilderte sie die Innenwelt ihrer Kindheit „vor dreißig, zwanzig Jahren, als Livland dem sorglos spielenden Kinde glich, das mit jedermann gut Freund ist. Damals gab es keinen Druck von oben, keine Feindschaft nach unten. Die gute, alte Zeit!“ (a. a. O).
Ihre autobiografischen Erinnerungen beziehen sich auf die Ära zwischen etwa 1885 und dem Ende des 19. Jahrhunderts. Sie entwarf volkskundliche Skizzen von Festen im Jahreslauf, etwa Osterzeit, Bauernhochzeit, Frühling, Ostern auf dem Lande, unsere Spiele, Silberhochzeit auf dem Lande, Kartoffelernte. Ein wenig Abwechslung bot zum Beispiel der jährliche Jahrmarkt in der Stadt, oder die Einquartierungen anreisender Pastoren zur „Synode in Wenden“. Da die Geschichten kurz und in sich geschlossen sind, hätten sie auch in einem der zeitgenössischen Magazine im Stil der „Gartenlaube“ abgedruckt werden können.
Im abschließenden Kapitel von „Livland“ beschreibt Eva Gaehtgens den „Kommers“, einen Studentenball in der Stadt Wenden. Sie selbst heiratete im Alter von 35 Jahren, am 9. Februar 1906 in Wenden/Livland Julius Bertels, der 1918 auf dem Gut seines Vetters von Bolschewiki ermordet wurde. Eva sei ihrem Mann an seinen Wohnort Rostow am Don gefolgt und habe ihn auf seinen Reisen durch das damalige Südrussland und Persien begleitet [5]. Vor dem Ersten Weltkrieg lebte Eva Gaehtgens wieder in Wenden, während des Krieges
„zu Besuch bei ihrem Schwager Pastor Max Glage in Hamburg“ [6].
Nach 1919 übersiedelte endgültig nach Hamburg. Kurzzeitig hielt sie sich von 1918 bis 1919 wieder in Wenden auf. Die für sie traumatischen Revolutionsereignisse verarbeitete sie in der Schrift „Unter dem roten Grauen“. Das Buch erschien 1925.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Eva Gaehtgens zweimal ausgebombt und lebte danach in Posen (früher Ostpreussen, heute Posznan/ Westpolen). Die Familie soll sechs Kinder gehabt haben (Qu: Anm. 5).
Auch die weiteren Werke von Eva Gaehtgens sind offenbar autobiografische Quellen. Ihre Bücher sind in alten Ausgaben, teils illustriert mit Kupferstichen von Elisabeth Voigt (de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth Voigt, Grafikerin, Malerin und humanistische Kunstpädagogin, lebte von 1893-1977 in Leipzig), antiquarisch zu erwerben. In ihrem schriftstellerischen Oeuvre verwob sie zahlreiche Details ihrer Lebenserinnerungen, denn sie schrieb Kinderbücher, in denen sie, wie „Alt-Livland“ (Hamburg 1918) oder „Auf Großmutters Landgut“ (1910, 1921) sowie „Winterleben auf Großmutters Landgut“ volkskundlich Interessantes über Feste und Bräuche der Ära bis zum Ersten Weltkrieg in kurze Episoden reihte. Dasselbe gilt später für ihre Hamburg-Literatur, wo sie auch nicht den Zweiten Weltkrieg aussparte; nun aber „kindgerecht“ und tröstlich als soziales Ereignis, das den Vater von zu Hause wegnimmt bzw. verändert zurückkehren lässt.
In „Tante Adas Pflegekinder“ verbringt die Hamburger Familie ihre Sommerferien auf die Insel Föhr, Nähe Nieblum, auf die Hallig Langeness oder bricht zur Sommerfrische ins Ostseebad Timmendorf. Die Spielorte wechseln zwischen den Gütern der Verwandten in Livland, Hamburgs vornehmen Villenadressen in Eppendorf oder Harvestehude mit Exkursen nach Schleswig Holstein oder an die Ost- und Nordsee. Wie auf einem Stadtplan lernen die jungen Leserinnen und Leser in „Kleine Hamburger daheim“ oder in dem 1946 erschienen Buch „Sind der Kinder dreie“ ihre Heimatstadt kennen. Das Pastorat an der Ernst-Merck-Straße, mit dem Boot auf der Alster, Gänsemarkt und Jungfernstieg, pendeln die Kinder zwischen Maria Louisen- und Overbeckstraße, mit der „Elektrischen“ nach Stellingen in den Tierpark Hagenbeck. Sie halten andächtig Picknick auf dem Parkfriedhof Ohlsdorf oder unternehmen einen Ausflug zum Anwesen der von Bismarcks nach Friedrichsruh. Stets sind Eltern und Erwachsene einfühlsam, verständnisvoll und nachsichtig belehrend.
In den Entwicklungsromanen „Hansel und Heino“ oder „Dita Frohmut“ arbeitete Eva Gaehtgens das Kriegserleben ein. So wird z. B. die Ausquartierung nach „Hermannsburg“ bei Reinfeld in Holstein abgemildert und behutsam aus der Sicht der kleinen Protagonisten erzählt. Allgemein weisen die Verlage Agentur des Rauhen Hauses und Ernte-Verlag darauf hin, dass diese Schriften religionspädagogische Kinder- und Jugendschriften waren. Sie erlebten weite Verbreitung, worauf die hohen Auflagen (10.000) hinweisen. Mit Beispielerzählungen sollten Kinder etwa zu Fairness, Mut, Sparsamkeit und Frömmigkeit angehalten werden.
Werke von Eva Gaehtgens
Erschienen bei der Verlagsdruckerei „Agentur des Rauhen Hauses“:
– Kleine Hamburger auf Reisen (1906; Nachdruck bei Hirschheydt, Hannover 1960)
– Auf Großmutters Landgut (1919)
– Winterleben auf Großmutters Landgut (1911, 4. Aufl. 1913)
– Tante Adas Pflegekinder (1913)
– Kleine Hamburger daheim (1916; Nachdruck 8.-10. Tsd. im Ernte Verlag, Hamburg 1923)
– Dita Frohmut und ihre Geschwister. Was sie im Krieg erlebten. (1917)
– Alt-Livland, Heitere Bilder aus dem Baltikum (1918) (zitiert als „Livland“)
– Die goldene Hochzeit. Ihre kleinen Freuden (1919)
Sonnenland, Lichtbilder aus einem alten Hause (1920), Ähnlich wie „Alt Livland“ und die Bände über „Großmutters Landgut“ sind darin Erlebnisberichte, Erinnerungssequenzen aus der Kindheit und Mädchenzeit im väterlichen Gutshaus aus der Zeit etwa zwischen 1875 und 1890 zusammengestellt.
– Tommy-Foxterrier erzählt seine Lebensgeschichte (1921, 1923 Ernte-Verlag)
– Evamarie (?1922)
– Tante Lina (1924)

Veröffentlichungen in anderen Verlagen:
– Unter dem roten Grauen, Erlebtes aus Livlands dunklen Tagen (Verlagsbuchhandlung Hellmuth Wollermann, Reihe „Das Echo“, Braunschweig/Leipzig 1925, Anm. 2);
– Sind der Kinder dreie (mit schönen kolorierten Abbildung, Eckardt + Messtorf Verlag, Hamburg 1946)
– Hansel und Heino (Eckardt + Messtorf Verlag, Hamburg 1948)
Text: Dr. Cornelia Göksu
Anmerkungen:
1 Eva Gaehtgens: Alt Livland, Hamburg 1918, S.8 + allgemein zu Eva Gaehtgens: Baltisches Biographisches Lexikon Digital BBLD unter „Gaehtgens, Eva“ = https://bbld.de/0000000119948182. Ein weiterer Verwandter ist möglicherweise Prof. Dr. Walter G., Im HHer Adressbuch von 1925 als Abteilungsvorsteher am Hygieneinstitut, Sierichstr. 30, aufgeführt.
2 Carola L. Goltzmann und Petra Hörner: Lexikon der deutschsprachigen Literatur des Baltikums und St. Petersburgs vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 3 Bände, Berlin-New York 2007, Reprint 2011. Artikel „Eva Gaehtgens, Bd. 1, S 448. Online-Version unter: books.google.de/books?id=5RP2WiMSi_MC&pg=PP9&lpg=PP9&dq=Car+Lexikon+der+deutschsprachigen+Literatur+des+Baltikums
3 Baltisches Biographisches Lexikon digital BBLD unter „Gaehtgens, Hermann“ = https://bbld.de/0000000398280655
4 Im Jahre 1721 fiel die Gegend durch Eroberungen Peters des Großen an Russland und bildete mit dem damaligen Estland (dem heutigen Nordteil der Republik Estland) und Kurland (seit 1795) eines der drei Ostseegouvernements, die vom deutsch-baltischen Adel jeweils autonom verwaltet wurden. Das von 1721 bis 1919 bestehende kaiserlich russische Gouvernement Livland mit der Hauptstadt Riga (die vorher unter wechselnden Oberherrschaften eine gewisse Autonomie genossen hatte) und der Universitätsstadt Dorpat (Tartu) umfasste in etwa das heutige Südestland (mit Dorpat) und das nordöstliche Lettland bis zur Düna. Der lettische Teil dieses waldreichen Gebiets ist (unter dem einheimischen Namen Vidzeme) eine der vier historischen Landschaften dieses Landes. Sie nimmt die Gegend um Valmiera (Wolmar), Sigulda (Segewold) und Cēsis (Wenden) sowie um den Fluss Gauja (Livländische Aa) ein. Der bei Polen verbliebene Teil Livlands kam erst 1772 im Zuge der Ersten Polnischen Teilung zum Russischen Reich und wurde Teil des Gouvernements Witebsk Dieses Gebiet kam 1919 an Lettland, wo es mit dem Landschaftsnamen Lettgallen (lett. Latgale) bezeichnet wurde. Großgrundbesitz und Stadtbürgertum Livlands (und damit auch die Geistlichkeit und das Erziehungswesen) waren weitgehend deutschsprachig dominiert (Zitat aus Wikipedia-Artikel „Livland“, aufgerufen am 6.10.2015 CG)
5 Hierzu gibt es nur eine Quelle: Vgl. Goltzmann/Hörner, Bd. 1, S. 448. Allerdings dürften die Figuren „Tante Hedchen und Onkel Julius“ im Buch „Kleine Hamburger daheim“ diesem Lebenslauf nachgezeichnet sein. Sie reisen aus der Ferne an und „leben in Asien“, d.h. in China (a. a. O. S.13). Sie besuchen die Schwester mit dem Schwager Pastor Reißner, wohnhaft in der Merckstraße.
6 Er wirkte in der St. Anschargemeinde, Tarpenbekstraße 107; nach ihm benannt ist die Diakonische Einrichtung Max-Glage-Haus Anscharhöhe
Quellen und weiterführende Literatur:
– Schloss Stomersee wurde berühmt im Zusammenhang mit der Psychologin Alexandra von Wolff-Stomersee, verh. mit Guiseppe Tomasi di Lampedusa. Vgl. dazu de.wikipedia.org/wiki/Alexandra_von_Wolff-Stomersee
– Wilhelmi, Anja: Lebenswelten von Frauen der deutschen Oberschicht im Baltikum (1800-1939). Eine Untersuchung anhand von Autobiografien. Wiesbaden 2008
– Alzheimer-Haller, Heidrun: Handbuch zur narrativen Volksaufklärung. Moralische Geschichten 1780 – 1848 (Fundgrube zur Gattung der pädagogischen Kinder- und Jugendliteratur).
– „Alt-Livland“ und „Rotes Grauen“ stehen in der Tradition der „baltischen Literatur“, sind also aus der Sicht des Landadels verfasst; vgl. dazu die Rezension von Armin v. Ungern-Sternberg: Ein Überfall der Wirklichkeit? Erscheinungen der Revolution von 1905 in der ‚deutschbaltischen’ Literatur und die Ausformung des ‚baltischen’ Romans. In: Jb d. Bundesinst. f. Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, Bd. 14/2006, Mnch 2007, S. 107 ff.
 

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

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