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Frauenbios

Hedwig Klein

( Dr. Hedwig Klein )
(12.9.1911 Antwerpen/Belgien - am 11.7.1942 deportiert nach Auschwitz/Polen, dort ermordet)
Islamwissenschaftlerin
Parkallee 23 (Wohnadresse)
Edmund-Siemers-Allee 1 (Stolperstein: „Hier lernte Hedwig Klein/Jg. 1911/Missglückter Fluchtversuch 1939 nach Indien/deportiert 1942 Auschwitz ermordet)
Karolinenstraße 35 (1884-1.4.1939 „Schrödersche“ Töchterschule der Deutsch-israelitischen Gemeinde, vgl. Anm.1)
Grasweg 72 (ehem. Lichtwarkschule)
Parkallee 23 (Wohnadresse)
„Hedwig Klein kam 1911 in Antwerpen zur Welt. Ihr Vater war Ungar, ihre Mutter Deutsche. 1914 zogen ihre Eltern mit ihr und ihrer ein Jahr älteren Schwester Therese zur Großmutter nach Hamburg. [Der Vater wurde während des Ersten Weltkriegs 1916 als Soldat getötet.]
Hedwig besuchte die israelitische Mädchenrealschule und wechselte 1928 zur Lichtwarkschule, wo sie 1931 das Abitur bestand. Mit dem Berufswunsch, Bibliothekarin zu werden, nahm sie an der Universität Hamburg das Studium auf. Nachdem sie zunächst philologische und philosophische Vorlesungen belegte, wählte sie 1933 die Islamwissenschaft als Hauptfach sowie Semitistik und Anglistik. Sie begann 1935 ihre Dissertationsschrift abzufassen, die Edition eines Kapitels aus einer arabischen Chronik. Die hochbegabte junge Frau stellte den Antrag auf Durchführung eines Promotionsverfahrens, der im Mai 1937 auch bewilligt wurde. Obwohl die Professoren Strothmann, Schaade und Wolff ihr im Rigorosum alle das Prädikat ‚ausgezeichnet’ erteilten und es ihr gelang, die Dissertationsschrift drucken zu lassen, verweigerte ihr der Dekan der Universität Hamburg im November 1938 den Doktorbrief und den Titel Dr. phil. Hedwig Klein beschloss auszuwandern. Mit Hilfe von Dr. Carl Ratjens (selbst nach 1933 als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Hamburger Weltwirtschaftsarchivs entlassen) erhielt sie schließlich ein Visum für Indien. Sie nahm Abschied von ihren Angehörigen und bestieg am 20. August 1939 ein nach Indien fahrendes Handelsschiff, mit dem sie bis in ihre Geburtsstadt Antwerpen gelangte. Aber es sind die Tage vor Beginn des zweiten Weltkrieges, und durch eine zentrale Order wurden alle Schiffe nach Deutschland zurückberufen. Die Freiheit so nah vor Augen, muss Hedwig Klein die Rückreise nach Hamburg antreten.
Wieder mit ihrer Mutter, Großmutter und Schwester in der Parkallee wohnend, trug sie durch ihre Mitarbeit an einem deutsch-arabischen Wörterbuch zum Unterhalt ihrer Angehörigen bei. Am 6. Dezember 1941 griff die Gestapo unmittelbar in ihr Leben ein: Ihre 31jährige Schwester Therese wurde nach Riga deportiert. Im März 1942 muss die Familie ihre Wohnung in der Parkallee räumen und in eins der sogenannten ‚Judenhäuser’ in der Kielortallee [2] einziehen. Vier Monate später wurde Hedwig Klein auf die Deportationsliste gesetzt und am 11. Juli auf Transport in das Vernichtungslager Auschwitz geschickt. Auch ihre Mutter und Großmutter sind im Konzentrationslager umgekommen“ (Zitat aus: Ursel Hochmuth: Lichtwarkschule/Lichtwarkschüler „Hitler führt ins Verderben – Grüßt nicht !“, darin Einzelartikel ‚Hedwig Klein’ in: Ursel Hochmuth/Hans-Peter de Lorent: Hamburg: Schule unterm Hakenkreuz. Hamburg 1985, S. 97-98).
Text: Dr. Cornelia Göksu
Anmerkungen:
1 Vgl. Ursula Randt: Talmud Tora Schule. Die Zerschlagung des jüdischen Schulwesens. In: Ursel Hochmuth/Hans-Peter de Lorent: Hamburg: Schule unterm Hakenkreuz. Hamburg 1985, S. 60-61
2 Zum Stichwort „Judenhäuser Kielortallee“ vgl. Beate Meyer: Die Arbeit des Jüdischen Religionsverbandes zur Zeit der Deportationen. In: Beate Meyer (Hg.): Die Verfolgung und Ermordung der Hamburger Juden 1933-1945: Geschichte. Zeugnis. Erinnerung. Göttingen 2006, S. 50. „Die Umquartierung der jüdischen Bevölkerung in ‚Judenhäuser’, die bereits vor den Deportationen begonnen hatte, musste der Religionsverband weiterführen. (...) Bis 1942 lebte mehr als die Hälfte der jüdischen Bevölkerung Hamburgs in einem solchen Gebäude. “Die Häuser mussten ab 1942 mit einem ‚Judenstern’ gekennzeichnet sein. Sollten die Bewohner deportiert werden, erfuhren sie dies durch Aushang im Treppenhaus. Bis September 1942 registrierte die Sozialbehörde 900 beschlagnahmte ‚Judenwohnungen’, deren Bewohner umquartiert bzw. deportiert worden waren. (...) Die Belegungsdichte wurde ständig erhöht, die vorgesehenen 8 qm pro Person oft unterschritten. (...) Mit den ‚Judenhäusern’ verbanden die Nationalsozialisten unterschiedliche Zielsetzungen: Die jüdische Bevölkerung ‚verschwand’ aus ihrer bisherigen Umgebung, wurde von gewachsenen sozialen Bindungen isoliert, durch die enge Zusammenlegung gedemütigt und sie konnte hier gut überwacht und kontrolliert werden“ (Zitatende Beate Meyer aaO.). Ihre Verdrängung und Beraubung aus dem Wirtschafts- und Berufsleben war damit abgeschlossen (vgl. vaterstaedtische-stiftung.de/Geschichte)
 

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Frauen, die in Hamburg Spuren hinterlassen haben
(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

Hammonia

Hamburger Frauenbiografien-Datenbank

Erklärung zur Datenbank

Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Dr. Rita Bake,
Rita.Bake@hamburg.de

Zuletzt eingetragene Namen

März 2023: Traute Lafrenz, Astrid von Beckerath, Melanie Weist, Heike Mundzeck, Charlotte March

April 2023: Liesel Deidesheimer, Anny Breer, Meta Stölken

Wesentlich aktualisiert im Mai 2023: Hedwig Voegt

Juni 2023: Lea Manti, Erna Nakoinzer
August 2023: Gertrud Troplowitz, Irma Wulff, Isa von der Goltz, Minna Plambeck, Amtsvormundschaften für Frauen, Gisela Litz-Finkemeier, Christa Knauer
September 2023: Margarete Schweichler
Oktober 2023: Lore Peschel-Gutzeit, Maria Holst, Marianne Schuller, Mary Kid
Wesentlich aktualisiert im Oktober 2023: Gisela Trowe, Eva Maria Bauer

Dezember 2023: Helga Schwarz

Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae

Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons

März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann

Was erwartet Sie in der Frauenbiografie-Datenbank?

Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

Wie nutzen Sie die Datenbank?

  • Sie kennen den Namen einer Frau – und möchten mehr wissen?
    Dann geben Sie den Namen ein. Sie finden: Wohn- bzw. Wirkungsstätte und mehr oder weniger ausführlich biografische Daten, ggf. mit Hinweisen auf weitere Veröffentlichungen, Webseiten.
  • Sie möchten wissen, wer in einer bestimmten Straße oder einem bestimmten Stadtteil/Bezirk gewohnt hat? Dann geben Sie den Straßennamen ein oder wählen einen Stadtteil oder Bezirk aus.
  • Sie interessieren sich für bestimmte Themen, Berufsgruppen, Orte/Gebäude, Vereine oder Institutionen, die im Zusammenhang mit Frauen eine Rolle spielen? Dann nutzen Sie das Schlagwortregister, die freie Suche oder das Namens-/Sachregister.

Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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