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Recha Lübke

(6.3.1880 - am 19.7.1942 deportiert nach Theresienstadt, am 9.10.1944 weiter deportiert nach Auschwitz und dort ermordet)
Lehrerin an der staatlichen Mädchenschule Rosenallee 11
Isestraße 21 (Wohnadresse) Stolperstein
Rosenallee 11 (Schule Wirkungsstätte) Stolperstein
Hermann J. Mayer ließ den Stolperstein für seine Tante verlegen. Er schrieb: "meine sel. Mutter Hedwig Mayer-Luebke stammte aus Hamburg. Sie ist leider bereits 1923, als ich 8 Jahre alt war, in Berlin verstorben … Nach ihrem Tode bin ich 2 Jahre (bis mein Vater wieder heiratete) bei meiner Tante RECHA LUEBKE gross geworden und habe die Talmud Tora Schule besucht. Wir wohnten in der Isestraße 21 …". Dort wohnte zu dieser Zeit auch noch Recha Lübkes verwitwete Mutter.
Recha Lübke war Lehrerin. Von 1901 bis 1934 gehörte sie dem Kollegium der staatlichen Mädchenschule Rosenallee 11 an. Mitten im Ersten Weltkrieg wurde ihr eine Stellung als Leiterin eines jüdischen Waisenhauses angeboten. Hierfür schrieb ihr der Rektor ihrer Schule, A. Pfau, ein Zeugnis: "Frl. Recha Lübke ist seit dem 1. Oktober 1901 an der Volksschule für Mädchen Rosenallee 11 tätig. Während dieser Zeit hat sie sich stets ausgezeichnet durch ihre Pflichttreue. In den 16 Jahren ihrer Wirksamkeit hat sie nicht ein einziges Mal gefehlt. Pünktlich u. wohl vorbereitet ist sie stets zur Stelle gewesen u. alle ihr aufgetragenen Arbeiten hat sie stets willig und zur grössten Zufriedenheit erledigt.
Dazu kommt ihr erfolgreiches unterrichtliches u. erzieherisches Wirken. Frl. Lübke hat ihre jetzige Kinderschar, 12–13 jährige Mädchen – seit deren Schuleintritt unter ihrer Obhut, u. ich muss gestehen, dass die Klasse sich nicht nur in der Schrift, in Deutsch, Rechnen u. Handarbeiten auszeichnet u. abhebt, sondern auch in ihrem Äussern, in ihrem Auftreten u. Verhalten. Besonders möchte ich noch hinweisen auf Frl. Lübkes Befähigung und Neigung, Neues einzurichten u. übersichtlich zu ordnen. Seit Kriegsbeginn untersteht die hier eingerichtete Schulspeisung ihrer Leitung, u. täglich ist Frl. L. auf ihrem Posten u. alles geht ohne Störung vor sich. Frl. Lübke gehört zu den Lehrkräften, die der Schule ihr Gepräge gegeben haben."
Für ihren besonderen Einsatz in der Heimat während des Ersten Weltkriegs wurde Recha Lübke ein Verdienstkreuz verliehen.
So, wie sie sich in der Schule einsetzte und sich ganz selbstverständlich um den kleinen Neffen kümmerte, engagierte sich Recha Lübke auch im Rahmen der Jüdischen Gemeinde. Sie war Mitglied des Repräsentanten-Kollegiums der Deutsch-Israelitischen Gemeinde und wurde im März 1921 in das Jugendamt gewählt.
Vielleicht bewahrte sie die Auszeichnung im Ersten Weltkrieg 1933 vor der sofortigen Entlassung. Aber am 30. Juni 1934 wurde sie mit 54 Jahren aufgrund des § 6 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums entlassen. Noch einmal erhielt sie ein ausgezeichnetes Zeugnis: " Frau Lübke hat in diesen [33 Dienst] Jahren auf allen Stufen mit gutem Erfolg unterrichtet. Und wiederholt Klassen von der 8. bis zur 1. Klasse durchgeführt … Etwa 25 Jahre widmete sie sich mit besonderem Interesse der Erholungsfürsorge unserer Schülerinnen, auch leitete sie die Milchspeisung. Neben ihrer unterrichtlichen Tätigkeit widmete sich Frau L. mit besonderem Erfolg der Erziehung ihrer Schülerinnen, hielt sie in straffer Zucht und war für ihr Fortkommen, auch noch über deren Schulzeit hinaus, stets sehr besorgt."
Jörn Hass, dessen Mutter, Ella Teves, von 1911 bis 1919 Schülerin von Recha Lübke war, berichtet, seine Mutter habe bis an ihr Lebensende die Erinnerung an die geliebte und verehrte Lehrerin wachgehalten.
Der spätere nationalsozialistische Schulsenator Karl Julius Witt war zwölf Jahre lang in der Rosenallee ihr Kollege gewesen. Auf seine Hilfe hoffte sie, als sie 1939 den Versuch unternahm, nach Palästina auszuwandern. Das konnte nur gelingen, wenn sichergestellt war, dass ihre Pension in das britische Mandatsgebiet überwiesen wurde und ihr Lebensunterhalt somit gesichert war. Ende Juli 1939 zeichnete sich eine entsprechende Regelung ab. Allerdings benötigte Recha Lübke noch Zeit, um ihre Wohnung aufzulösen und den Umzug zu organisieren. Unterdessen begann der Zweite Weltkrieg und an eine Einwanderung in britisches Gebiet war nicht mehr zu denken.
Seit ihrer Entlassung aus dem Schuldienst betreute sie die älteren Bewohnerinnen des Frauen-Wohnheims des Israelitischen Humanitären Frauenvereins in der Innocentiastraße. Das blieb weiterhin ihre Hauptaufgabe. Sich selbst bezeichnete sie als "Vice" des Heimes. Als das Wohnheim im Februar 1942 zwangsweise aufgegeben werden musste, wurde sie für die ordnungsgemäße Übergabe des Hauses verantwortlich gemacht.
Der Deportationsbefehl nach Theresienstadt erreichte sie am 19. Juli 1942 im Kleinen Schäferkamp 32. Sie hatte also zuvor aus der Isestraße in ein "Judenhaus" umziehen müssen. Von dort wurde sie nach Theresienstadt deportiert. Aus Theresienstadt berichtete sie, dass sie trotz ihrer 64 Jahre einen Posten in der "Krankenkartei" habe. Sie richtete auf dieser Karte auch Grüße an die Familie Anker aus. Otto Anker wohnte mit seiner nichtjüdischen Frau und deren Schwester im Parterre der Isestraße 21. Er und Inge Pein, Kind aus einer Mischehe, sind die einzigen "Nichtarier" von denen wir wissen, dass sie nicht aus der Isestraße deportiert wurden und das Ende des Krieges im eigenen Zuhause erlebten.
Recha Lübke wurde am 19. Oktober 1944 weiter nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Text Christa Fladhammer, aus der Datenbank www.stolpersteine-hamburg.de
Quellen:
1; 2; Hermann J. Mayer, Jerusalem, an Peter Hess, 17.6.2004; StaH, 522-1, 992 q Gemeindegrundstücke 43: Innocentiastraße 19/21 und Abl.1993, Ordner 15: Postkarten aus Theresienstadt; Ina Lorenz, Die Juden in Hamburg zur Zeit der Weimarer Republik, Hamburg 1987; Der lachende Drache, Stadtteilzeitung für St. Georg, 21. Jg. Nr. 212, 5/2007 S. 8; Wilhelm Mosel, www.uni-uni-hamburg.de/rz3a035; mündliche Auskunft von Jörn Hass, Hamburg, am 19.8.2009.
 

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(Datenbank Stand: März 2024) Frauen stellen mindestens die Hälfte der Menschheit. Wenn es aber um Erinnerungen geht, sind es immer noch in der Mehrzahl Männer, die die Spitzenplätze einnehmen.

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Stand März 2024: 1316 Kurzprofile von Frauen und 437 sonstige Einträge z. B. Vereine, Aktionen, Zusammenschlüsse und Überblicksdarstellungen zu Themen der Frauenbewegungen.

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Wesentlich aktualisiert im Januar 2024: Emma Gertrud Eckermann
Januar 2024: Astrid Matthiae
Februar 2024: Gisela Engelin-Hommes, Barbara Ahrons
März 2024: Abel Margaretha Sophia Forsmann
Wesentlich aktualisiert im März 2024: Albertine Kruse

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Die Zahlen allein für Hamburg sind ernüchternd: 2868 Verkehrsflächen sind nach Männern und Jungen (8) benannt (darin enthalten: Literarische Gestalten (86), frei gewählte männliche Vornamen (12) sowie nach Familien benannte Straßen (198). Letztere wurden zu den Männerstraßennamen zugezählt, weil hier in erster Linie die männlichen Familienangehörigen gemeint sind, die in vielen Fällen mit Namen genannt werden bzw. ihre Berufe aufgezählt werden).
Nur 474 Straßen sind nach Frauen und Mädchen (9) benannt. (Das sind 14% der nach Personen benannten Straßen. Darin enthalten sind: Literarische Gestalten (39), frei gewählte weibliche Vornamen (21) sowie nach Frauen und Männern benannte Straßen (66). Bei Letzteren handelt es sich in erster Linie um nachträglich nach Frauen mitbenannte Straßen, die ehemals nur nach den Nachnamen von bedeutenden männlichen Familienangehörigen benannt worden waren) (Stand: Januar 2024).

Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Anzahl der Denkmäler und Erinnerungstafeln. Auch bei Ehrungen und Auszeichnungen wird oft an IHN und nur wenig an SIE gedacht.

Trotz aller Leistungen von Frauen scheint die Erinnerung an sie schneller zu verblassen, sind die Archive und Netze der Erinnerung besonders löchrig - erweist sich die Wertschätzung weiblichen Wirkens als gering. Wie oft heißt es, wenn auch Frauen geehrt werden könnten:

„Uns ist dazu keine Frau von Bedeutung bekannt!“

Ein Argument, das in Zukunft keine Chancen hat, denn es gibt jetzt diese Datenbank. Eine Bank, die ihren Anlegerinnen und Anlegern hohe Renditen verspricht, denn das Kapital ist das historische Wissen. Geschöpft aus Archivmaterialien, Lexika, Zeitungsartikeln und –notizen, aus veröffentlichten Biografien, zusammengetragen und erforscht von Einzelpersonen etc., bietet die Datenbank die beste Voraussetzung für eine hohe gesellschaftliche Wirksamkeit - im Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit. Die Früchte dieser Datenbank sollen die Bedeutung von Frauen für Hamburgs Geschichte leicht zugänglich machen und selbstverständlich in den Alltag von heute tragen.

Im Mittelpunkt stehen verstorbene Frauen, die in Hamburg gewirkt und/oder gewohnt und die Spuren hinterlassen haben. Das können Autorinnen, Schauspielerinnen, Wohltäterinnen, Kneipenwirtinnen, Politikerinnen, Wissenschaftlerinnen, bildende Künstlerinnen, Sängerinnen, Unternehmerinnen, Ärztinnen, Sozialarbeiterinnen, Juristinnen, Journalistinnen, Widerstandkämpferinnen gegen und Opfer des NS-Regime etc. sein – aber auch Täterinnen.

Wir stellen keineswegs nur „prominente“ Frauen oder hehre Vorbilder vor – sondern auch das Wirken und Leben der „kleinen Frau“ auf der Straße, die oft im Stillen gearbeitet hat, für die Familie, die Stadt, die Partei, die Kunst, für sich.

Darüber hinaus präsentieren wir Ihnen auch Orte, Einrichtungen, Vereine und Themen, die für Frauen von historischer Bedeutung waren und sind.

An dieser Datenbank wird kontinuierlich gearbeitet. Es werden laufend neue Namen und Rechercheergebnisse eingestellt.

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Die einzelnen Frauen sind in der Regel mit einer Adresse verzeichnet – für ihre Wohnung bzw. ihren Wirkungsort. Mehrere Umzüge und Ortswechsel können in der Regel nicht recherchiert werden.

Achtung: Die Namen und Verläufe von Straßen haben sich oft verändert. Wer wissen möchte, wo bestimmte Hausnummern heute zu finden sind, muss alte Stadtpläne oder u. U. Grundbucheintragungen einsehen. Es gibt beim Statistikamt Nord einen alte Kartei der so genannten "Hausnummerhistorien", in der sich alte und neue Hausnummern gegenüberstehen. Bei Umnummerierungen von Hausnummern aber auch bei Umbenennungen von Straßennamen kann hier eine raschere Auskunft möglich sein, als über den Vergleich von alten und neuen Lageplänen (freundliche Auskunft von Jörg-Olaf Thießen Staatsarchiv Hamburg). Wer dann noch nicht weiter kommt, sollte sich an das Staatsarchiv wenden. Viele Stadtpläne sind bereits online einsehbar.

Verantwortlich für die Datenbank:

Dr. Rita Bake
stellvertretende Direktorin der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg a. D.
Gründerin des Gartens der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof

Die Datenbank wurde von ihr zusammengestellt und wird laufend von ihr ergänzt und erweitert.
Diverse Frauenbiografien sind von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasst worden. Die Namen der Autorinnen und Autoren finden Sie jeweils am Ende ihrer Beiträge. Es gibt auch eine Rubrik: Autorinnen und Autoren, in der Sie deren biografische Angaben finden.

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