Auszeichnung 1983
Senatsantrag vom 14. Juni 1983 (Drs. 11/1402), Bürgerschaftsbeschluss vom 22. Dezember 1983, Verleihung am 22. Dezember 1983
Begründung von 1983
Für seine großen staatsmännischen Verdienste und um das Gemeinwohl Hamburgs.
Hintergrund
Helmut Schmidt war ein deutscher Politiker und Publizist mit weltweitem Renommee. Besonders in seinen Ämtern als Hamburger Innensenator, Bundesminister und Kanzler der Bundesrepublik Deutschland setzte er nationale und internationale politische Akzente.
Schmidt, 1918 in Hamburg geboren, war 14 Jahre alt, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Die jüdische Herkunft seines Vaters, eines Studienrats und Diplomhandelslehrers, vertuschte die Familie durch Urkundenfälschung. Nach dem Abitur an der Lichtwarkschule 1937 leistete Schmidt Reichsarbeitsdienst und Wehrdienst ab. Im Zweiten Weltkrieg war er als Soldat im Fronteinsatz sowie zeitweilig als Referent für Ausbildungsvorschriften im Reichsluftfahrtministerium tätig. 1942 heiratete er Hannelore „Loki“ Glaser, die 2009 ebenfalls Hamburger Ehrenbürgerin wurde. Nach Kriegsende geriet Helmut Schmidt mehrere Monate in Kriegsgefangenschaft. Nach eigener Aussage verlor er während dieser Zeit die letzten „Illusionen“ über den Nationalsozialismus.
Danach begann Schmidt in Hamburg ein Studium der Volkswirtschaftslehre und Staatswissenschaft, das er 1949 als Diplom-Volkswirt abschloss. Anschließend arbeitete Schmidt unter Senator Karl Schiller in der Behörde für Wirtschaft und Verkehr als Referent, Leiter der wirtschaftspolitischen Abteilung und zuletzt als Verkehrsdezernent. 1946 in die SPD eingetreten, zeitweilig Vorsitzender des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes, wurde Schmidt 1953 in den Deutschen Bundestag gewählt. Dort profilierte er sich unter anderem als Verkehrs- und Militärexperte. Von 1961 bis 1965 war er Innensenator in Hamburg, wo er sich während der Sturmflut 1962 als Krisenmanager bewährte und hohes Ansehen gewann. Ab 1965 setzte Schmidt seine politische Karriere auf Bundesebene fort. Er führte von 1966/67 bis 1969 die SPD-Bundestagsfraktion und war danach als Bundesminister für Verteidigung, Wirtschaft und Finanzen sowie zuletzt für Finanzen zuständig. Von 1974 bis 1982 übte er das Amt des Bundeskanzlers aus. Seit seinem Ausscheiden aus dem Bundestag 1983 betätigt sich Schmidt als Mitherausgeber der Wochenzeitung DIE ZEIT und wirkt unter anderem durch zahlreiche Buchpublikationen sowie als Mitglied privater internationaler Vereinigungen, die er teilweise selbst mit begründete, in die Öffentlichkeit.
Schmidt genoss bereits während seiner aktiven politischen Zeit hohe internationale Reputation. Sein Name ist verbunden mit wichtigen Schritten hin zur europäischen Integration und weltweiten wirtschaftspolitischen Initiativen wie den „G 7“. Innenpolitisch war Schmidt jedoch wiederholt sehr umstritten. Zu seinen größten Herausforderungen gehörte dabei der Umgang mit der Roten Armee Fraktion (RAF) und ihren terroristischen Aktivitäten in den 1970er Jahren. Er erregte ferner heftigen Widerspruch als entschiedener Befürworter der zivilen Kernenergienutzung und für seine Initiative für den NATO-Doppelbeschluss, der unter anderem die Aufstellung von Mittelstreckenwaffen in Westeuropa vorsah. In der Folge kam es zu jahrelangen Protesten der Friedensbewegung, auch das Entstehen der neuen Partei der Grünen wurde durch die Konflikte maßgeblich befördert.
Die Zahl der Ehrungen und Auszeichnungen Schmidts im In- und Ausland ist inzwischen kaum mehr zu überblicken, sie mehren sich bis in die Gegenwart. Rund 30-mal bekam er weltweit den Ehrendoktor verliehen. In Hamburg ist unter anderem seit 2005 eine Universität nach ihm benannt. Die Auszeichnung mit dem hamburgischen Ehrenbürgerrecht, die Schmidt anlässlich seines Ausscheidens aus der aktiven Politik erhielt, erfuhr in der damals aufgeheizten politischen Atmosphäre vereinzelte Kritik durch innenpolitische Gegner. Die Vergabe selbst ist seither nicht mehr Gegenstand von Debatten gewesen, wohl aber werden die Positionierungen des streitbaren Politikers Helmut Schmidt bis heute kontrovers diskutiert.