Der größte und modernste Speicher im Hafen
Mitte des 19. Jahrhunderts begann der Handel zu boomen und immer mehr Schiffe legten im Hamburger Hafen an. Die Kaianlagen mussten ausgebaut werden. Mit dem Sandtorhafen entstand 1866 das erste künstlich angelegte Hafenbecken, ein Jahr später folgte das Becken des Grasbrookhafens. Die ehemalige Johns’sche Ecke erhielt dadurch ihre bis heute vorhandene markante Trapezform. Hier entstand 1875 der Kaispeicher A, nach einem Entwurf des Wasserbaudirektors Johannes Dalmann. Zu Ehren von Wilhelm I. wurde der Speicher im Volksmund jedoch bald Kaiserspeicher genannt.
An seinen Außenseiten befanden sich moderne Dampfkrane, die Lasten mit bis zu 1,5 Tonnen direkt aus den Bäuchen der Schiffe hinauf zu den Luken der vier Böden heben konnten. Der Warenumschlag fand im Parterre statt, zur schnellen Weiterbeförderung wurden im Innenhof und auf beiden Seiten des Kais Schienen verlegt. Der Kaiserspeicher war der seinerzeit größte und modernste Speicher im Hafen und der einzige, der von Seeschiffen direkt angefahren werden konnte. Er war ein Wahrzeichen der Stadt. Wer heute eine historische Postkarte vom Hamburger Hafen in die Hand nimmt, sieht mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ein Bild des Kaiserspeichers.
Der Turm trug eine Zeitballuhr
Der Kaispeicher wurde von seinem Westturm überragt. Auf seiner Spitze trug der Turm eine Zeitballuhr, die damals den Takt im Hafen bestimmte. Bis 1934 fiel der Zeitball exakt Mittags um 12 Uhr. Er hatte einen Durchmesser von einem Meter und wurde jeweils kurz vorher hochgezogen. Mit dem Zeitball konnten in Sichtweite liegende Schiffe ihre Uhren äußerst genau stellen.
Im zweiten Weltkrieg wird der Speicher beschädigt, später neu gebaut
Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Speicher durch Bomben beschädigt. 1963 sprengte man die Ruine des alten Speichers und auch den eigentlich unzerstört gebliebenen Turm mit dem Zeitball. Es gab mittlerweile bessere Uhren und Radiosignale. Für den geplanten Neubau des Speichers wurde er nicht mehr gebraucht.
Der neue Kaispeicher wurde nach Plänen des Architekten Werner Kallmorgen errichtet. Es war ein moderner, schmuckloser Bau zur Lagerung von Kaffee und Kakao. Noch während des Bauarbeiten zeichnete sich wegen des neuartigen Containerumschlags die Verlagerung der Hafenanlagen elbabwärts ab. Der Magdeburger Hafen lag schon brach, der nah gelegene Strandkai wurde ab 1964 nicht mehr genutzt. Dann kam die HafenCity und der Kaispeicher A wurde zum Sockel der Elbphilharmonie. Ihre Glasfassade überragt den alten Speicher um 73 Meter.